Klar, wir wissen alle, dass man sich vor der Kletter- oder Bouldersession aufwärmen soll und auch einige andere Dinge, die man tun oder lassen sollten. Trotzdem sind viele wichtige Faktoren nicht ausreichend bekannt.
Deshalb haben wir einige grundlegende Wahrheiten gesammelt, die wir vielleicht ahnen, vielleicht auch wissen, aber trotzdem missachten. Doch ist das Anerkennen und Umsetzen dieser Erkenntnisse Voraussetzung zum Besserwerden.
Deshalb: Auf einen Blick, die 8 meist unterschätzten Wahrheiten im Klettern und Bouldern.
Scheitern gehört dazu
Versagensangst ist so eine Sache. Die meisten Menschen, die sie haben, sind sich dessen gar nicht bewusst. Denn es ist ja keine "richtige" Angst, sondern nur ein latent unangenehmes Gefühl. Ist es dir unangenehm, wenn dir viele Leute bei einem Versuch zusehen? Lässt du einen Boulder lieber sein, bevor du einen Misserfolg einstecken musst? Tja...
Das Problem daran ist, dass Versagensangst uns hindert, unsere Komfortzone zu verlassen, wir gehen lieber auf Nummer Sicher. Aber es ist logisch: Wenn wir nichts neues wagen, gewinnen wir auch nichts. In der Komfortzone gibt es keinen Fortschritt in Sachen Klettertechnik, keinen Trainingsreiz und kein Weiterkommen, sondern nur, ähm, Komfort. Um – in welcher Form auch immer – weiterzukommen, müssen wir aber das Scheitern riskieren.
Kletterschule oder Scheitern und daraus lernen: Fünf Boulder-Übungen zum Ausprobieren
Hüftbeweglichkeit ist wichtig
Wenn man gewöhnt ist, dass man den Körperschwerpunkt nur schlecht über die Füße bringen kann, fällt es einem vielleicht gar nicht auf. Außer an der Dachkante, wo der bewegliche Kletterpartner flugs drüberkletterte, und man selbst aber trotz aller Mühen den Fuß nicht hochbekommt. Aktive Beweglichkeit der Beine erfordert Hüftbeweglichkeit und auch einen nicht total festen unteren Rücken, der sich anpassen kann. Außerdem ist die Hüftbeweglichkeit ein wichtiger Faktor bei der Kraftübertragung, wie sich hier unter Tipp 1 nachlesen lässt.
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Übungen: Mehr Mobilität und aktive Beweglichkeit fürs Klettern
Der Kopf entscheidet das Match
Klar, so ganz ohne Kraft klettert sich's auch nicht. Aber immer wieder gibt es Menschen, die vor Kraft nur so strotzen, und doch nicht oben ankommen, während andere, vermeintlich schwache Kletterer doch am Ziel ankommen. Das Spiel entscheidet sich im Kopf. Besonders beim Klettern mit Seil, aber auch beim Bouldern, ist die innere Einstellung, der Kampfeswille und auch die Ausgangsstimmung von großer Bedeutung. So sagt schon Shauna Coxsey, dass das Klettern deshalb so anspruchsvoll ist, weil man einerseits die Lösung auf das Bewegungspuzzle finden und andererseits absolut alles geben muss. Try hard eben.
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Pause machen
Regeneration
Nicht beim Training wird der Körper stark, sondern in der Erholungsphase nach dem Training. Der Trainingsreiz veranlasst den Körper, sich so zu regenerieren und Anpassungen vorzunehmen, dass bei der nächsten intensiven Belastung ausreichend Kapazitäten vorhanden sind. Deshalb ist es wichtig, die Trainingsreize mit ausreichend Pause danach zu versehen.
Erwartungshaltung
Wie schon in Punkt 3 (Der Kopf) erwähnt, hat unsere Erwartung einen großen Einfluss auf unser Verhalten. Wenn wir erwarten, dass der Boulder superhart ist, geben wir uns mehr Mühe, als wenn wir erwarten, dass wir leichtes Spiel haben werden. Dementsprechend sieht dann auch die Performance aus...
Wissen, wann man lieber nicht klettern geht
Ob bei Überlastung, Müdigkeit oder und gerade wenn man es jemand anderes zugesagt hat: Es ist schwierig, aber es gibt tatsächlich gute Gründe, auch mal nicht klettern zu gehen. Wie im Punkt 4 (Regeneration) beschrieben, ist manchmal ein Pausentag sinnvoller als maßloses drauflos-Knüppeln. Und woher weiß man jetzt, was gerade Sache ist? Nun...
Kenne dich selbst
Sich selbst, seine Form und die eigenen Bedürfnisse gut einzuschätzen, ist hohe Kunst. Natürlich speist sich diese Art von Trainingsweisheit vor allem aus Erfahrung, doch muss man auch nicht jeden Fehler selbst machen. Sich selbst einschätzen zu lernen, hat jedenfalls Boulder-Weltmeisterin Petra Klingler als wichtigen Faktor ihrer Leistungsbereitschaft erkannt: Petra Klingler über ihren Weg zur Weltmeisterin
Gute Kletterpartner!
Klar, ein bisschen Motivation muss man schon selbst mitbringen. Aber es hilft schon immens, wenn ein/e gute/r Trainingspartner/in dabei ist, der mit guter Laune und einer gesunden Portion Ehrgeiz die Stimmung verbessert. Dabei wollen wir nicht zum Wettkampf anstacheln, sondern meinen vor allem die gute Dynamik, die entsteht, wenn man zu mehreren Spaß hat, an Lösungen tüftelt und nachher gemeinsam den Erfolg feiern kann.