Bouldern auf Island

Klettern und Bouldern in Island

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Zuletzt aktualisiert am 31.08.2016

Im Sommer 2016 hat der Felskader Baden-Württembergs eine Reise nach Island getan; Hauptziel war dabei, neue Boulder und Routen zu klettern. Hier teilen sie ihre Erfahrungen vom Island-Trip. In der Fotostrecke finden sich einige Eindrücke des Trips.

Infos zum Bouldern und Klettern auf Island:

Klettergebiete wie Hnappavellir oder Vestrahorn liegen auf der östlichen Seite von Island, also entfernt von der Hauptstadt Reykjavik. Um in diese Gebiete zu kommen, empfiehlt es sich einen Mietwagen in Reykjavik zu nehmen, wenn man nicht gerade per Fähre und mit dem eigenem Auto nach Island fährt.

Zu beachten ist, dass in Island alles etwas teurer ist als in Deutschland und besonders für den Mietwagen mussten wir ein kleines Vermögen hinlegen. Für die Gebiete an der Küste direkt an der Ringstraße reicht ein normales Auto. Diese Gebiete lassen sich auch gut durch Trampen oder mit dem Bus (nach Höfn circa 100€) erreichen. Möchte man ins Inland fahren, dann ist ein Allrad-Fahrzeug zwingend notwendig.

Das Wetter auf Island

Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist das isländische Wetter. Dabei muss man sich auf häufigen Nieselregen einstellen. Das ist allerdings kein größeres Problem fürs Bouldern: die scharfen granitähnlichen Blöcke trocknen im Wind innerhalb von einer halben Stunde wieder. Trotzdem sind die Conditions, also Kletter-Bedingungen, in Island häufig suboptimal.

Der Wind kann teilweise orkanartige Ausmaße annehmen und man sollte besonders auf seine Zelte aufpassen – diese werden schnell plattgedrückt oder Zeltstangen brechen. Also immer schön nach einem geschützten Örtchen für das Zelt Ausschau halten. Wir hatten wohl sehr viel Glück mit dem Wetter, aber uns wurde auch gesagt, dass wir einen der besten Sommer in Island erwischt hätten und dies nicht normal sei.

Video: Klettern und Bouldern auf Island

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Die Klettercommunity in Island

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Tom Thudium

Die Klettercommunity in Island ist recht klein und spielt sich hauptsächlich in der Boulderhalle in Reykjavik ab. Einige wenige Kletterer, die sich auch untereinander fast alle kennen, klettern auch draußen am Fels. Fast alle Klettern bei Hnappavellir, was wohl das Haupt-Klettergebiet der Isländer ist. Nur eine Handvoll Kletterer erschließt neue Boulder und Gebiete (wir haben von fünf Kletterer gehört).

Die richtigen Locals um Informationen über neue und bestehende Gebiete zu erfragen, sollten also schnell gefunden sein. Außerdem muss man beachten, das eben sehr wenig und wenn dann direkt an der Ringstraße erschlossen ist. Im Inland ist noch nichts erschlossen. Das hat damit zu tun, dass die Locals aus Reykjavik viel zu weit fahren müssten, um an einem Wochenende im unwegsamen Inland auf die Suche gehen zu können. Wer also abenteuerlustig ist, genügend Zeit mitbringt und keine Mühen scheut, der kann noch viel Neues entdecken.

Die Klettergebiete Islands

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Tom Thudium

Bouldergebiet Vestrahorn

Eines der größten bestehenden Bouldergebiete Islands liegt bei Vestrahorn in der Nähe der Stadt Höfn. Das Gebiet ist gut von der Ringstraße zu erreichen. Wir haben bei dem Viking-Café auf einem kleinen Rasenstück gecampt. Dafür mussten wir knapp 8€ pro Nacht pro Person bezahlen. Beinhaltet hat dies auch ein Permit, dass man sonst für das Betreten des Landes bei Vestrahorn bezahlen muss. Vom Café zum Bouldergebiet sind es ungefähr sechs Kilometer Fußmarsch über schwarzen Sandstrand oder durch sumpfige Wiesen. Hat man ein Allrad-Auto, kann man auch über den Strand und einen „Weg“ ins Bouldergebiet fahren.

Das Bouldergebiet zieht sich einige Kilometer an der Küste entlang und bietet von 6c bis 8b Bouldern ein Vielzahl von Problemen. Dabei ist ein Teil noch gar nicht erschlossen. Einen Führer gibt es derzeit noch nicht – eine Veröffentlichung ist für nächstes Jahr geplant. Man kann aber bei Locals nachfragen und Auskunft über so ziemlich jeden Boulder bekommen.

Klettergebiet Hnappavellir

Das wohl bekannteste und am besten erschlossenste Sportklettergebiet Islands mit rund 15 Meter hohen eingebohrten Routen und das ohne Zustieg. Die Routen sind überwiegend leicht bis mittelschwer (um 7b) – im hinteren Teil finden sich auch vereinzelte Routen bis 8b. Sonst bewegen sich die Routen hier im Bereich 6c/7a. Das Gebiet wird vom Isländischen Kletterverein gepflegt und bietet eine kleine Hütte zum Aufenthalt gegen ein kleines Entgelt und eine Wiese zum Zelten.

Das Gebiet ist wirklich liebevoll hergerichtet und lohnt auf jeden Fall einen Besuch, wenn man nicht gerade auf ultra harte Routen und Boulder aus ist. Außerdem ist man hier selten allein – fast jeden Tag sind hier Einheimische, die in der Nähe arbeiten und ihre Freizeit zum Klettern nutzen. In der Hütte liegt ein Führer aus, der alle Routen und einige Boulder beinhaltet.

Bouldergebiet Askja

Wir haben das Abenteuer gewagt und sind ins Inland nach Askja gefahren. Die Strecke führt über eine Dirt-Road mit Flussdurchfahrten und ist nur mit einem Allrad zu schaffen. Belohnt wird man für die lange Fahrt mit riesigen unberührten Lavafeldern. Das Gestein bietet unterschiedlichste Strukturen, wie man sie sonst wohl selten sieht.

Von säulenartigen Pfeilern über geschmolzene metallgraue Fingerlochboulder bis zu kratzigen Leistenboulern ist alles dabei. Und das ganze soweit das Auge reicht. Allerdings ist hier nichts erschlossen – heißt Auto hinstellen und einfach im Lavafeld losbouldern. Leider haben wir auf die Schnelle keine schweren Boulder entdeckt, sodass sich die Schwierigkeit eher bei 6a – 7a bewegt. Wem das genügt, dem ist ein Abenteuer und eine unvergessliche Szenerie garantiert.

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Tom Thudium

Basaltsäulen bei Hnappavellir

Fährt man von Hnappavellir eine Stunde in Richtung Höfn, kann man ungfähr 20 Kilometer nach der „Ice Lagoon“ auf der linken Seite einen Monolithen auf dem Berg sehen. Dieser ist ungefähr 80 Meter hoch und besteht aus sechseckigen Basaltsäulen. Wir haben den eingebohrten Standplatz einer bestehenden Route im linken Teil gesehen. Diese Route dürfte allerdings eher schwer sein. Ansonsten ist auch dieses Gebiet nicht erschlossen und es gibt kein Topo oder Führer (zumindest haben wir keinen gefunden).

Es steht zu hoffen, dass hierzu bald Führermaterial veröffentlicht wird, denn die Gesteinsformation mit den Basaltsäulen ist unvergesslich. Allerdings sollte man abenteuerlustig sein und das Tradklettern beherrschen. Des Weiteren ist gut ausgeprägte Rissklettertechnik gefragt (man kann es aber auch mit Bugklettern versuchen). Man sollte etwas Vorsicht walten lassen, denn es sind schon einige der Säulen umgefallen und einige stehen einfach frei.

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