Die Grundausstattung für Wintertouren
Als Basisausstattung reicht in unseren Breiten normale Wander- oder Trekkingkleidung, kältefest machst du sie mit dicker Thermowäsche und einem Paar dünner Handschuhe. Grundsätzlich gilt: Während du dich bewegst, nur so warm anziehen, dass du deine Sachen nicht durchschwitzt – "feucht isolieren sie kaum noch", sagt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Erst bei längeren Stopps sollte man eine Daunen- oder Kunstfaserjacke überziehen, damit der Körper nicht auskühlt. Auch eine Kunstfasershorts lohnt sich (siehe Testbericht unten). Deine Wander- oder Trekkingstiefel eignen sich in Kombination mit dicken Wollsocken ebenfalls für die kalte Jahreszeit. Im tiefen Schnee oder beim Schneeschuhgehen empfehlen sich zudem Gamaschen, die wie ein verlängerter Stiefelschaft wirken. Außerdem erleichtern dir Trekkingstöcke das Vorankommen. Im Winter brauchen sie größere Teller, damit sie nicht so tief einsinken, und auch der Verstellbereich muss üppiger ausfallen als im Sommer. Wir haben fünf Modelle getestet – vom Preistipp für 90 Euro über stabile Allrounder bis hin zum Leichtgewicht aus Karbon. Du findest sie hier auf dieser Seite ganz unten.
5 Basics für Winterwanderungen im Test
Profitipp: Lagen tragen
Durch die Kombination mehrerer Kleidungsschichten ist man selbst für eisige Minusgrade gewappnet.
Sich beim Wandern zu warm anzuziehen, zählt zu den größten Fehlern auf Wintertouren. Denn dann schwitzt man kräftig, durchnässt die Bekleidung – und in der nächsten Pause friert man erbärmlich. Abhilfe schaffen mehrere dünne Bekleidungsschichten nach dem Zwiebelprinzip, zum Beispiel warme Funktionsunterwäsche, darüber ein dünnes Microfleece und unter Umständen eine Weste, zum Schluss dann Softshell oder Funktionsjacke. Diese kombiniert man je nach Bedarf: In der prallen Sonne etwa kann man auf das Fleece verzichten, während man es im Schatten braucht. Wird es gegen Abend noch kühler, kommt zusätzlich die Weste zum Einsatz. Am besten nimmt man anfangs etwas mehr Bekleidung mit und experimentiert ein wenig, wie man sich am wohlsten fühlt – je nach Kälteempfinden und Aktivitätslevel gibt es hier von Person zu Person große Unterschiede.

Zusätzlich zu den Wander-Basics (zum Download oben) empfehlen wir euch im Winter noch das hier:
- Sonnenbrille, in den Bergen auch Gletscherbrille
- Sonnencreme
- Stirnlampe
- Winterstöcke mit Tellern (siehe Test unten)
- leichte Steigeisen oder Grödel, bei hohem Schnee auch Schneeschuhe
- Sitzkissen
- Erste-Hilfe-Set (eh klar!)
- evtl. auch eine Thermoskanne mit Heißgetränk, am besten Tee
- energiespendende Nahrung, wie Power-Riegel, o.ä.
FAQ Winterausrüstung
Brauche ich zum Winterwandern ein komplett neues Outfit?
Nein. Ein Großteil eurer Wander-Bekleidung kommt auch im Winter zum Einsatz: Funktionsjacke und Softshell werden mit dicker Funktionswäsche genauso winterfest wie Wander- oder Regenhose – ihr werdet staunen, wie warm es beim Wandern sein wird. Wichtig für Pausen: eine warme Jacke zum Überziehen, zum Beispiel ein dicker Fleece oder eine mit Kunstfasern/Daunen gefüllte Jacke wie z.B. die recht günstige, windabweisende Maier Sports Pampero 2.0 - eine Primaloft-Jacke mit wasserabweisender, PFC-freier Imprägnierung fürs Wandern, Trekking und den winterlichen Freizeit-Bereich.
Welche Hose zum Wandern im Winter?
Für Winterwanderungen empfehlen wir winddichte und wasserabweisende Wanderhosen aus Softshellmaterial. Man kann also mit seiner "normalen" Outdoor- oder Softshellhose auch im deutschen Winter auf Tour gehen. Bei extrem nasskalter Witterung noch verstärkt durch eine wasserdichte (3-Lagen-)Regenhose darüber. Für die Pausen im Schnee oder Bergtouren empfehlen wir zusätzlich so genannte (kurze) Thermo-Überhosen, wie bspw. die Schöffel Thermo Shorts Mitteregg - oder lange Merinounterwäsche unter der Hose an extrem kalten, eisigen Tagen.
Gibt es für Wintertouren die ideale Unterwäsche?
Ja, die 200er-Version von Woolpower. Sie isoliert bestens, trocknet fix und verhindert, dass der Körper bei Anstrengung heiß läuft. Reine Wollunterwäsche, etwa von Smartwool und Icebreaker, eignet sich dagegen nur für Wanderer, die unterwegs eher wenig schwitzen. Und Kunstfaserwäsche? Sie empfiehlt outdoor im Winter vor allem für sehr ambitionierte Outdoor-Sportler, die auf Tour das Letzte aus sich herausholen.
Muss ich spezielle Winterwanderstiefel kaufen?
Nein, in der Regel reichen Wander- oder Trekkingstiefel und ein Paar dicke Socken – vorausgesetzt, das Außenmaterial der Schuhe besteht ganz aus Leder oder sie besitzen ein atmungsaktives, wasserdichtes Futter, beispielsweise aus Gore-Tex. Durch die Gehbewegung kühlen die Füße weniger stark ab, als man denkt. Man sollte aber darauf achten, dass die Schuhe nicht zu eng geschnürt werden – sonst drohen kalte Füße/Zehen.
Socken sollten einen hohen Wollanteil besitzen – dieser sorgt für mollige Wärme. Produktempfehlungen: Falke TK4, Mountaineering extra heavy von Smartwool und von Woolpower die 600er Socks
Welche Aufgabe erfüllen eigentlich Gamaschen?
Gamaschen legen sich wie eine zweite Haut um den Schaft der Stiefel und den unteren Teil der Hosenbeine. Das verhindert, dass Schnee von oben in die Schuhe hineinrutscht, wenn man durch tiefen Schnee stapft – unverzichtbar beim Winterwandern.
Sparfüchse kaufen die Tatonka Gaiter 420 HD (ca. 30 Euro), wer hingegen Wert auf bestmögliche Funktion legt, entscheidet sich für die Outdoor Research Crocodiles – die Mutter aller Top-Gamaschen (ca. 90 Euro).
Kann man bereits vor der Tour absehen, dass unterwegs größere Schneefelder zu überwinden sind, sollte man auf alle Fälle Gamaschen und Trekkingstöcke mit breiten Tellern mitnehmen. Führt die Tour dazu über steile Pässe oder ist sogar mit eisigen Passagen zu rechnen, dann sollten auch Leichtsteigeisen oder Grödel sowie Handschuhe nicht fehlen. Wer sicher gehen will, nimmt noch einen Leichtpickel mit. Er erhöht das Rucksackgewicht zwar um rund 300 Gramm, spendet aber Sicherheit im Steilen.
Für leichte Winterwanderungen im Schnee empfehlen sich beispielsweise die Spikes Chainsen Trail vom Spezialisten Snowline. Diese Grödel überzeugen mit geringem Gewicht (170 g/Paar, Gr. M) und winzigem Packmaß. Sie lassen sich schnell am Schuh fixieren, 13 kurze Zacken aus rostfreiem Edelstahl liefern optimalen Grip. Preis: ca. 50 Euro
Wann braucht man zum Wandern Schneeschuhe?
Solange der Schnee nicht höher als 20 Zentimeter liegt, braucht man Schneeschuhe kaum. Sie spielen ihre Stärken vor allem dann aus, wenn der Schnee schon einige Zeit liegt und die Oberfläche durch Wind und Sonneneinstrahlung tragfähiger wird. Dann sinkt man als Winterwanderer mit Schneeschuhen nicht mehr ein, während man zu Fuß durchbrechen würde. Erfreulich: Viele Outdoor-Geschäfte vermieten Schneeschuhe gegen eine faire Gebühr. Fragt euren Händler, oder erkundigt euch in den Läden am Urlaubsort. Für alle, die sich ein neues Paar Schneeschuhe kaufen wollen, haben wir ein paar Kauftipps:
Was muss man beim Kauf von Winterhandschuhen beachten?
Der beste Handschuh ist der, der am besten passt. Die Isolierung darf an den Fingerspitzen nicht gequetscht werden, gleichzeitig muss der Handschuh so viel Feingefühl bieten, dass sich Reißverschlüsse, Schnürzüge oder Schnallen gut bedienen lassen und Trekkingstöcke sicher greifen lassen.
Vor dem Kauf ausprobieren! Für viele Winterwanderungen reicht ein leicht gefütteterter, stabiler Handschuh wie der Roeckl Koyo (ca. 40 Euro). Wird es extremer, empfehlen wir einen robusten Outdoor-Handschuh wie z.B. den Zanier Laserz.TW (110 Euro). Durch die Produktentwicklung mit der Bergrettung Tirol wurden an neuralgischen Stellen Lederverstärkungen angebracht, die optimalen Schutz und Langlebigkeit garantieren. Der Handschuh kommt mit Merino-Futter und Karabinerhaken.
Hilfreich bei hohem Schnee: Schneeschuhe
Die wichtigsten Tipps für den Schneeschuhkauf
- Welche Größe ideal ist: Die meisten Hersteller bieten ihre Modelle in verschiedenen Längen an. Große Schneeschuhe liefern mehr Auftrieb, kleinere sind wendiger. Aus diesem Grund eignen sich kleinere Schneeschuhe hervorragend fürs Gebirge oder für Anfänger. Wer dagegen etwas mehr auf die Waage bringt oder einen schweren Trekkingrucksack trägt, sollte zumindest eine mittlere Größe wählen – die wir getestet haben.
- Was bringen Damen-Schneeschuhe: Zwei der getesteten Schneeschuhe 2022/2023 (MSR Lightning Ascent + Tubbs Flexalp) gibt es als Damenversion. Bei ihr fällt der Rahmen insgesamt etwas schmäler und kürzer aus, weil bei Frauen die Füße in der Regel etwas enger beieinander stehen. Durch die schmälere Form stoßen der rechte und linke Schneeschuh beim Gehen nicht so oft zusammen – das steigert den Komfort enorm. Auch die Bindung ist an kleinere, weniger voluminöse Damenstiefel angepasst.
- Die richtigen Schuhe wählen: Feste Wanderschuhe oder Bergstiefel sind perfekt zum Schneeschuhgehen. Probier aber aus, ob deine Stiefel mit der Bindung harmonieren. Lässt sie sich ohne Druck auf dem Fuß eng genug zuziehen? Stimmt die Position der aufgeklappten Steighilfe unter der Ferse? Gerade bei kleinen Größen oder sehr großen Füßen kann das problematisch sein. Wichtig: der Fußballen muss direkt über der beweglichen Bindungsachse liegen.
- Wann das Packmaß wichtig ist: Wer im schneefreien Tal startet und die Schneeschuhe an den Rucksack schnallt, profitiert von einem Modell mit einer klein verstaubaren Bindung, wie sie MSR oder Komperdell bieten. Wuchtige Kunststoffschalen, dicke, leicht bedienbare Automatikschnallen oder Drehverschlüsse beanspruchen deutlich mehr Platz und lassen sich an vielen Rucksäcken nicht befestigen – oft sind schlicht die Riemen nicht lang genug dafür.
Im Winter sind Wanderstöcke besonders wichtig: Sie geben auf rutschigen Wegen extra Halt und erleichtern den Vortrieb. Fünf Modelle im Test: