Ob man Klettergriffe nun wie Peter Brunnert als "ungünstig geformte Kunststoffbatzen" oder wie der US-amerikanische Griff-Designer ("Shaper") Jason Kehl eher als Kunstform betrachtet – Fakt ist: Sehr viele Kletterer berühren deutlich öfter künstliche Griffe als Fels.
Wir hängen an ihnen, wir pressen sie zusammen, wir legen Heelhooks und Toehooks daran, wir quetschen unsere Finger darauf und hinein – Klettergriffe ermöglichen uns nicht nur effektives Kletter-Training, sondern das Indoor-Klettern überhaupt. Deshalb: Erklären wir die bunten Steine von A bis Z.
A wie Anzahl

"Für einen Boulder brauchst du vielleicht zehn Griffe und zehn Tritte", erklärt Markus Bock, der Klettergriffe verschiedener Hersteller im Frankenjura vertreibt. In den üblichen Kletterrouten in Kletterhallen mit rund 15 Meter Höhe steigt diese Zahl schnell auf rund 50 bis 60 Griffe und Tritte an. In Deutschlands größter Kletteranlage, dem DAV Kletter- und Boulderzentrum München (KBZM), sind rund 30.000 Griffe im Einsatz. "90 Prozent davon sind an den diversen Wänden verschraubt, 10 Prozent liegen im Lager oder werden gerade gereinigt", erklärt Peter Zeidelhack, einer der Betriebsleiter der Kletterhalle.
Im Bild: Bouldern im DAV-Kletterzentrum Stuttgart.
B wie Bouldergriffe

Während in Kletterhallen vorwiegend "Kellen, Kellen, Kellen" (O-Ton Peter Zeidelhack) benötigt werden, da 80 Prozent des Publikums Routen bis 7- klettern, kommt es beim Bouldern vor allem darauf an, "große, attraktive Griffe und Volumen zu verbauen", erklärt Reini Scherer, Betreiber der Kletterhalle Tivoli in Innsbruck. Da kommt es nicht so sehr auf Athletik an, sondern darauf, dass die Boulderer "schieben, drücken und mit Körpergefühl klettern können. Reines Rauswuchten lockt niemand mehr hinter dem Ofen vor", weiß Tom Petzold vom Griff- und Volumenhersteller Blocz aus Chemnitz.
Im Bild: Sloper mit sexy Kurven von Blocz.
C wie Composite X

Es gibt weltweit nicht viele große Hersteller von Klettergriffen. Einer davon sitzt in Bulgarien: Composite X baut laut eigenen Angaben 12.000 Griffe am Tag. Hier lassen viele Griffhersteller fertigen. Einer davon ist die Firma HRT, die rund 2.200 verschiedene Griffe im Angebot hat und damit zu den größten Grifflieferanten gehört.
Im Bild: Bouldern an frisch gesetzen Griffen im Dynochrom, Frankfurt.
Dannomite

Die Ausgangsmaterialien der Griffherstellung werden immer weiter entwickelt. Dannomite ist eine neue Materialkombination von Composite X. Dabei wird ein Polyurethangriff mit einer äußeren Schicht aus Polyurea versehen. Dadurch sollen die Griffe stabiler und haltbarer sein als bisherige PU-Griffe. Allerdings kommen Griffe aus Dannomite jetzt erst auf den Markt, Praxiserfahrungen liegen daher noch nicht vor.
Im Bild: Egal woraus, Leisten gehören festgehalten.
E wie Entre-Prises

Entre-Prises wurde 1983 von François Savigny gegründet und ist heute nach eigenem Bekunden der größte Kletterwandhersteller weltweit. Savigny gilt als der Erfinder der Kunstgriffe, wie wir sie heute kennen, denn als erster stellte er Griffe auf Kunstharzbasis her. Daneben baute er die ersten Strukturwände. Von Entre-Prises, genauer von dessen deutschem Vertreter Carsten Seidel, stammt auch die Idee zum Fallschutzsystem EPS (Explosiv Proof System), bei dem um das Schraubenloch im Griff eine Drahtspirale in das Griffmaterial eingegossen wird. Bricht der Griff, so die Idee, dann bleiben die Bruchstücke an der Drahtspirale hängen und fallen nicht auf den Boden (oder den Kopf des Sicherers). Das zehnjährige Patent, das Entre-Prises auf das EPS hatte, ist inzwischen abgelaufen, so dass auch andere Hersteller eine Drahtspirale einbauen können.
Im Bild: Yangshou-Linie von Entre Prises.
F wie Farbe

"Alles so schön bunt hier", jubilierte Nina Hagen 1979 über die Vorzüge des Fernsehens. Auch beim Besuch einer Kletter- oder Boulderhalle betreten wir heute eine psychedelisch bunte Welt. Hergestellt werden die bunten Klettergriffe, indem den Ausgangsstoffen entsprechende Farbpigmente beigemischt werden. Für die Kletterwandbetreiber ist die Farbe ein wichtiges Kriterium beim Griffekauf: "Der wichtigste Punkt ist, dass die Farben zusammen passen. Die meisten Hallen haben ein Farbkonzept, das nach dem System Frankreich (blau, weiß, rot) und Jamaica (gelb, grün, schwarz) arbeitet. So kannst du pro Sicherungslinie bis zu drei verschiedene Routen schrauben, die sich sauber unterscheiden", erläutert Peter Zeidelhack. Wobei Markus Bock darauf hinweist: "Die Farben sind leider bisher nicht genormt. Das macht es teilweise schwierig, Griffe verschiedener Hersteller in einer Route oder einem Boulder zu mischen."
Im Bild: Schöne bunte Griffe beim adidas Rockstars Boulder-Wettkampf.
G wie Gewicht

Kleine Tritte wiegen nur wenige Gramm. Bei richtig großen Griffen muss der Routenschrauber aber schon kräftig zulangen. Ein sogenannter "Donut", ein großes Griffvolumen des österreichischen Herstellers Squadra, wiegt volle 17 Kilogramm. Und auch ein "Big Bleau" von Expression Holds ist mit 11,3 Kilogramm kein Leichtgewicht mehr.
Im Bild: Der Big Bleau Sloper.
H wie Herstellung

Bei der Herstellung eines Griffs wird zuerst aus einem Hartschaum die Urform des Griffes gefertigt. Die Struktur des Schaums definiert auch die spätere Oberflächenstruktur des Griffes. Die Urform wird nun in eine Kiste gelegt und darin von Gips oder Silikon umflossen, so dass ein Negativabdruck des Griffes entsteht. Silikon ist das gebräuchliche Material, da sich nur so hinterschnittene Griffe (große Henkel und ähnliches) fertigen lassen. Ist das Silikon verfestigt, wird in der Silikonform ein erster "Mastergriff" aus dem engültigen Griffmaterial hergestellt. Der Mastergriff kommt ins Lager, um davon später bei Bedarf neue Silikonformen machen zu können. Mit der Silikonform können nun so lange Griffe produziert werden, bis das Silikon reißt oder anderweitig verschlissen ist. Dann wird mit dem Mastergriff eine neue Silikonform hergestellt.
Im Bild: Shaper Jason Kehl beginnt den Schaffensprozess am Schaumstoff.
I wie Inserts

Inserts sind nahezu ausgestorben – dabei waren sie damals in den 90ern, als die ersten Kletterhallen eröffneten, der heißeste Shit. Es handelt sich dabei um in die Wand eingelassene (aber austauschbare) Griffe, die mit der Wandoberfläche bündig abschließen. Inserts stammen aus der Zeit, als Kletterwände noch möglichst genau den Fels imitieren sollten. Und weil im Fels nicht jeder Griff zugleich ein positiver Tritt ist, kamen die Wandbauer bei Entre-Prises und anderen auf die Idee der Inserts. Meist waren es mehr oder minder große Fingerlöcher oder Leisten, die eben eher schlechte Tritte abgaben.
Im Bild: Fels-imitierende Kunstwandstrukturen mit Insert, Modell "Classic" von T-Wall.
J wie Jason Kehl

Der reichlich abgefahrene US-Amerikaner wurde eingangs schon kurz erwähnt. Kehl ist ein nicht nur in den Staaten bekannter Kletterer, Boulderer und Künstler. Neben wilden Bouldern wie Evilution (V12, Buttermilks, Bishop) kreiert er auch Klettergriffe und Volumen für den Hersteller So Ill.
Im Bild: Jason Kehl mit seinen für So Ill entworfenen "Pipes".
K wie Kosten

Ähnlich wie beim Gewicht gibt es auch beim Preis von Griffen eine erhebliche Spanne. Die kleinsten Tritte kosten wenige Euro, Volumen können hingegen schon einige hundert Euro kosten. Doch wie Reini Scherer vom Tivoli sagt: "Teurere Griffe sind okay, wenn sie dich einfach auffordern zum Hingreifen." Bei neuen Kletterwänden liegt der Kostenanteil für die Griffe übrigens meist zwischen 10 und 15 Prozent des Preises für die gesamte Kletterwand (ohne Gebäude). In das im April 2015 eröffnete DAV Kletterzentrum Freimann in München wurden zum Beispiel Griffe für rund 120.000 Euro eingebaut.
Im Bild: Je größer, desto teurer. Klettergriffe von e-Grips auf der OutDoor-Messe.
L wie Lapis

Lapis gehört ebenfalls zu den größeren Griffherstellern in Europa. Hergestellt wird in Slowenien bei der Firma Schlamberger, wo auch Bleaustone und einige andere ihre Griffe fertigen lassen. Das unter Endkonsumenten, also Kletterern und Boulderern, vielleicht bekannteste Produkt von Lapis ist allerdings die Griffbürste (Bild). Die Bürste von Lapis reinigt dank Naturborsten gründlicher Griffe als solche mit Kunstborsten.
M wie Material

Das Gros aller Klettergriffe wird entweder aus Polyester (PE) oder aus Polyurethan (PU) hergestellt. Die Polyestergriffe waren zuerst und viele Jahre ausschließlich auf dem Markt. Das Material ist sehr beständig und witterungsfest, kann allerdings unter Krafteinfluss brechen. Die Qualität hängt auch davon ab, ob dem Kunstharz Füllstoffe wie Sand beigegeben werden. Der wird gerne als billiges Füllmaterial eingesetzt. Entre-Prises mischt dem Kunstharz schon seit vielen Jahren kleine Glasfaserstücke bei, um die Bruchfestigkeit zu erhöhen. PE-Griffe sind in der Herstellung und im Verkauf spürbar billiger als entsprechende PU-Griffe.
Polyurethan ist in den letzten Jahren im Griffbau immer mehr im Kommen. Ursprünglich kamen die Griffe mit dem Versprechen auf den Markt, unzerbrechlich zu sein. Tatsächlich sind die PU-Griffe stabiler als ihre PE-Pendants. Und es lassen sich mit PU filigranere Formen herstellen. Daneben gibt es einige wenige Firmen wie zum Beispiel Solid oder Unikal, die Griffe aus echtem Fels herstellen und verkaufen.
Im Bild: Griffherstellung bei Wataaah. Die Negativform wird mit dem flüssigen Griffmaterial gefüllt, das bei Wataaah zu über 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.
N wie Norm

In Europa verkaufte Klettergriffe müssen der Norm EN 12572: "Künstliche Kletteranlagen" und hier dem "Teil 3: Klettergriffe" entsprechen. In ihrer aktuellen Fassung fordert diese unter anderem, dass die Griffe keine giftigen Substanzen enthalten dürfen, die beim Nutzer "nachteilige Gesundheitsbeeinträchtigungen" hervorrufen können. Dazu definiert sie einige Anforderungen zur Ergonomie (keine scharfen Kanten, keine Öffnungen – sofern sie nicht speziell zum Klettern gedacht –, in denen sich die Finger verfangen können). Und schließlich verlangt sie eine Bruchfestigkeit von mindestens 1,5 kN bei einminütiger Belastung (bei einer simulierten Nutzung durch einen Kletterer).
Die Norm wird derzeit überarbeitet und soll im nächsten Sommer in einer neuen, schärferen Fassung gültig werden. Dann muss der Hersteller bei Griffen künftig auch die Bruchfestigkeit bei der Verankerung nachweisen (mit unterschiedlichen Lasten, ja nach Griffgröße). Hintergrund ist, dass auf Griffe beim Anbringen mit dem Schlagschrauber oft sehr hohe Kräfte wirken. Gelegentlich bricht dann auf der Rückseite des Griffes entweder sofort oder später beim Klettern der Bereich um das Schraubenloch aus, wobei die Gefahr besteht, dass der Griff zu Boden fällt. Im übrigen wird die oben genannte Nutzungsprüfung verschärft (2,4 kN statt 1,5 kN bei einminütiger Belastung).
Geregelt werden künftig auch die Anforderungen an sogenannte Volumen, die ebenfalls einer Belastungsprüfung unterzogen werden müssen. Außerdem müssen Volumen immer mit mindestens zwei Befestigungspunkten mit der Wand verbunden werden.
Im Bild: Hoffentlich keine Gesundheitsbeeinträchtigung durchs Festhalten von Klettergriffen.
O wie Oh wie ist das schön …

... oder Optik. "Der Klettergriff ist wie der Teller. Das Auge klettert heute immer mehr mit", erklärt Reini Scherer, warum Griffe nicht nur funktional sein, sondern auch gut aussehen müssen. Tom Brenzinger, der mit seiner Firma Boulders Kletterhallenservice im fränkischen Betzenstein Kletterwandbau und Klettergriffe anbietet, bestätigt: "Die Optik wird immer wichtiger, deshalb werden die Griffe immer größer. In der Boulderhalle brauchst du auch große Sloper, die optisch was hermachen." Was Benny Hartmann vom schwäbischen Griffebauer Wataaah so begründet: "Wenn du einen Super-Boulder mit kleinen Griffen und daneben einen Boulder mit großen Volumen schraubst, dann nehmen die Hallenbesucher den mit den großen Volumen besser an." Um Reini Scherer noch einmal zu zitieren: "Die Architektur, der künstlerische Anspruch muss passen. Ich habe keine Lust, irgendwelche Blöcke zu kaufen." Kurzum: Schöne und große Griffe haben einen größeren Aufforderungscharakter. Und werden deshalb immer beliebter.
Im Bild: Groß und fantasievoll geformt – die Griffe von So Ill fallen mit spezieller Optik auf.
P wie Philosophie

Philosophie ist vielleicht im Zusammenhang mit Klettergriffen ein bisschen hochgestochen, schließlich gibt es keinen kategorischen Imperativ, einen Griff so oder so zu gestalten. Dennoch gibt es verschiedene Denkschulen bei den Griffherstellern: Zum einen gibt es Griffserien, die versuchen, natürliche Felstrukturen nachzuahmen. Inwischen geht das recht gut, und die Sheffielder Griffschmiede Bleuastone etwa liefert von Fontaineblau-artigen Griffen über eine Granit-Serie bis zur Hueco-Serie alles, was der Draußen-Kletterer auch drinnen liebt. Dagegen gibt es Hersteller wie So Ill, die sagen: Kunstgriffe sind künstlich, wir spielen mit dem Material und bauen, was wir wollen. Routenbauer freuen sich, dass solche verschiedenen Ansätze existieren, wie Benny Hartmann von Wataaah erklärt: "Boulder und Routen sollten ein gewisses Hauptthema haben, und das kann zum Beispiel die Struktur der Griffe sein."
Im Bild: Die Geometry-Linie von Axis.
Q wie Qualität

Wie lange hält er, wie schnell bleicht er aus, wie gut lässt er sich reinigen? Das sind für Kletterhallen-Betreiber neben Form und Farbe die wichtigsten Qualitätsaspekte bei Griffen. Beim Aufkommen der PU-Griffe wurden diese als unzerbrechlich angepriesen. Dass dies so nicht stimmt, bestätigen die Beispiele, die Elias Hitthaler, beim DAV als Experte für Künstliche Kletteranlagen beschäftigt, gesammelt hat. Unter den gebrochenen Griffen finden sich PE- ebenso wie PU-Griffe. Problematisch sind vor allem schlechte Materialmischungen und konstruktive Mängel wie ein zu tiefes Schraubenloch, das kaum noch Material zur Befestigung des Griffs übriglässt.
In den letzten Jahren ist aber die Materialqualität der Griffe insgesamt gestiegen. Firmen wie Bavaria Holds, die eigentlich aus der Kunststoff-Verarbeitung kommen, verwenden präzise gemischtes Polyurethan. Das verspricht hohe Festigkeit und Abriebfestigkeit. Ähnliche Qualitätsstandards erfüllen angeblich die amerikanischen E-Grips, die Markus Bock unter anderem vertreibt: "Die sind aus sehr hochwertigem PU von Aragon Elastomers in Boulder, Colorado. Die brechen nicht, sind sehr abriebfest und UV-beständig." Tom Brenzinger weist darauf hin, dass die Griffqualität nicht primär davon abhängt, ob die Griffe aus PE oder PU gefertigt werden: "Du kannst beide Materialien in sehr guter oder in schlechterer Qualität herstellen. Das ist eine Frage der Mischung."
Im Bild: Kaputte Klettergriffe – unten / links: "zersprungene" Griffe, oben rechts: am Schraubloch ist Material abgeplatzt.
R wie Reinigung

Klettergriffe müssen in vielbesuchten Hallen spätestens nach einigen Monaten abgeschraubt und gereinigt werden. Im Prinzip gibt es dazu drei Verfahren: Reinigen mit dem Dampfstrahler und Wasser – so werden zum Beispiel die Griffe im Kletter- und Boulderzentrum München gereinigt: "Der Trick dabei ist, dass wir einen Hochdruckreiniger mit Dreckfräse – das ist ein rotierender Wasserstrahl – verwenden", erklärt Peter Zeidelhack. So lassen sich große Mengen an Griffen schnell reinigen: "Pro Griff dauert das rund zehn Sekunden." Eine zweite Methode ist die Reinigung in der Wanne mit einem speziellen Reinigungsmittel wie benky Gripwash oder cleanclimb. Die dritte Methode ist eine Industriewaschmaschine speziell für Klettergriffe (Bild), die die Firma Rocketec aus Kassel anbietet. Hier wird wie in der Spülmaschine mit Wasserstrahl und Reiniger gearbeitet.
S wie Shape

Natürlich heißt die Form des Griffes heute nicht mehr Form, sondern "Shape". Ergo sind Menschen, die Griffe formen, "Shaper". Deren Aufgabe ist es, neben den künstlerischen Aspekten vor allem auf die Ergonomie der Griffe zu achten, denn die Finger haben nun mal bestimmte Abmessungen. Auch gibt es manche Shapes für die linke und die rechte Hand, was beim Routenbau zu berücksichtigen ist. Ein Interview mit dem Shaper Reini Fichtinger findet ihr hier.
Im Bild: Jason Kehl beim Shapen eines Prototyps für So Ill (Entstehungsprozess eines Klettergriffs: Video hier).
T wie TÜV

Manche Hersteller lassen sich vom TÜV zertifizieren, dass ihre Griffe der gültigen EN-Norm entsprechen. Daneben gibt es die GS-Kennzeichnung, ein Siegel für geprüfte Sicherheit, das sich die Hersteller freiwillig ausstellen lassen können. Das GS-Siegel beinhaltet auch eine Prüfung auf Gefährdung durch PAKs (polyzyklische aromatische Wasserstoffe).
Im Bild: Megan Mascarenas ist vermutlich ziemlich egal, ob das von ihr festgehaltene Volumen vom TÜV abgenommen ist.
U wie Umgreifen

Ob ein Griff bei einem Wettkampf oder in einer normalen Kletterhallenroute oder der Boulderhalle zum Einsatz kommt, bestimmt zum Teil seine Funktion: Beim Wettkampf soll ein Griff möglichst nur auf eine definierte Weise zu halten sein ("zwingend"). Beim normalen Klettern – Benny Hartmann von Wataaah spricht hier von "Erlebnisrouten" – ist es dagegen willkommen, wenn ein Griff mehrere Haltemöglichkeiten bietet. Nochmals Benny Hartmann: "Du hast mehr Erlebnis, wenn du an einem großen Volumen die optimale Griffmöglichkeit suchen oder am Griff umgreifen musst."
Im Bild: Sloper von aus der Granitlinie von Crux – wie man den am besten festhält, weiß niemand.
V wie Volumen

Volumen sind der große Trend in Kletter- und Boulderhallen. Bei Boulderwettkämpfen sind kaum noch normale Griffe zu finden, fast nur noch große, schwer haltbare, beschichtete Kisten, Pyramiden und Kugeln: Volumen eben. Volumen können entweder überdimensionierte, komplett geshapte Griffe sein oder aus Holz gefertigte Dreiecke und andere Formen, auf die wiederum zusätzlich normale Klettergriffe geschraubt werden können. Wobei die dann zum Teil sehr flach ausfallen können. Volumen erlauben es, eine relativ unstrukturierte Wand mit Dreiecken, Sintern, Rissen oder Kugeln immer wieder neu zu strukturieren. Es gibt inzwischen eine Reihe von Firmen, in Deutschland zum Beispiel rocks Volumen, Blocz oder – ganz frisch am Markt – bluepill climbing, die sich auf die Herstellung von Holzvolumen spezialisiert haben.
Im Bild: Akiyo Noguchi bouldert an Holz-Volumen.
W wie Werbung

Wer glaubt, Griffe seien schnöde Massenware, den belehren die Hersteller eines besseren. Hier einige Beispiele für besonders schöne Beschreibungen von Griffen oder Griffserien: "Die runden aber positiven Klettergriffe sind auch im Überhang einsetzbar. Aber Vorsicht!
Explosionsgefahr für die Unterarme!" (Move It über die Griffserie "Positive Powerballs"). "Ein völlig neues Griffgefühl. Frisch aus dem Wald an eure Wand. Achtung – Verwechslungsgefahr! Die fühlen sich an wie echter Fels! " (Wataaah über ihre Nature Serie).
Im Bild: Ob's sich wie Fels anfühlt? Akiyo Noguchi will beim adidas Rockstars Wettkampf vor allem festhalten.
Z wie Zweitverwertung

Klettergriffe halten sehr lange, bis über zehn Jahre ist keine Seltenheit. Doch irgendwann kommt der Klettergriff ans Ende seines Daseins. Von den Hallen werden sie ausgemustert, wenn sie entweder kaputt oder ausgebleicht sind, weil sie an einer Außenanlage zuviel Sonne abbekommen haben. Kaputte Griffe wandern in den Restmüll. Reine, ungefüllte PU-Griffe sind recyclebar, manche Firmen wie Bavaria Holds oder Wataaah nehmen ihre Griffe zurück. Aussortierte Griffe, die noch nutzbar sind, werden im Kletter- und Boulderzentrum München auch an Privatpersonen verkauft – unter Ausschluß jeder Haftung und nur zum Privatgebrauch, versteht sich. Junge Unternehmen wie zum Beispiel Kletterkultur betreiben neben Routenbau auch Upcycling mit Volumen: Die Holz- oder GFK-Module werden aufgearbeitet und wieder für den Einsatz fit gemacht.
Im Bild: Von Kletterkultur wieder aufgearbeite GFK-Volumen in verschiedenen Bearbeitungsphasen.