Adam Ondra hatte sich letzten Winter aufs Bouldern konzentriert – mit Erfolg: Zwei 8B+ gelangen ihm im Flash, und Anfang Februar holte er sich die vierte Begehung von Soudain Seul (9A) in Fontainebleau. Dessen Erstbegeher, Simon Lorenzi, sorgte Anfang März für die vierte Begehung von Return of the Sleepwalker in den Red Rocks, womit der Belgier nun vier 9A-Probleme auf der Ticklist hat.
Kurz zuvor hatte Nicolai Užnik seiner österreichischen Heimat ihr erstes 9A-Testpiece geschenkt: Mount Doom befindet sich im Maltatal und ist der Sitzstart zu Jernej Kruders Hide and Sick (8B+). Wenige Tage später vermeldete dann Noah Wheeler die erste Wiederholung von Sean Baileys Shaolin in den Red Rocks, den der 22-Jährige eher als "soft 9A" einstuft. Dazu gab es in den letzten Wochen fast ein Dutzend Begehungen im Grad 8C+ und ähnlich viele 8B+ durch Frauen. Gewaltig!
Mehr über das Boulderparadies Fontainebleau
Da braucht man wahrscheinlich gar nicht mehr viel zu sagen! Denn der Wald von Fontainebleau südlich von Paris beherbergt das größte und beste Bouldergebiet dieses Planeten. Doch es ist nicht allein der perfekte graue Sandstein, der Jahr für Jahr Kletterer und Boulderfans aus aller Welt anlockt. Die Boulderspots unterteilen sich in fünf Großgebiete: Den meisten Boulderstoff findet man im eigentlichen Forêt Domaniale de Fontainebleau rund um die Stadt und südwestlich davon im Forêt Domaniale des Trois Pignons. Im Süden warten bei Larchant und Nemours einige weitere Highlights. Etwas abseits liegt im Südwesten das lohnende Gebiet von Buthiers, und im Nordwesten verstecken sich bei La Ferté-Alais noch einige Gebiete.
Mobilität: Von Deutschland mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Fontainebleau zu gelangen, ist relativ einfach und günstig. Vor Ort ist dann aber doch ein Privatfahrzeug nötig, wenn man sich nicht auf wenige Gebiete beschränken will.
Beste Zeit: Normalerweise von Oktober bis April. Der Grip des Sandsteins ist sehr von den Bedingungen abhängig. Ideal sind 5 bis 10 Grad Celsius, Sonnenschein und ein kühler Wind, idealerweise nach einem kurzen Regenschauer. Im Winter kann man Topbedingungen haben, die Wahrscheinlichkeit von anhaltend schlechtem Wetter ist aber groß. Für Genussboulderer und Parcourskletterer sind auch Mai und Juni sehr zu empfehlen – die Tage sind lang, und der Wald ist leuchtend grün. Selbst im Hochsommer ist Bleau eine Reise wert, sofern man nicht ausschließlich harte Sloper-Züge im Kopf hat.
Bouldern: Die Zahl der Boulder im Wald von Fontainebleau liegt weit über 10.000, wahrscheinlich jenseits der 20.000. In den Führern werden nur die bekannteren Gebiete aufgeführt (je nach Buch zwischen 50 und 100), es gibt aber noch viele mehr. Der Sandstein bietet die unterschiedlichsten Griffformen – Sloper, Löcher, Risse, Leisten, letztere oft an scharfkantigen Quarzplatten ("Grattons"). Probleme gibt’s in jedem Neigungswinkel, nur Dachboulder sind vergleichsweise selten. Platten gibt’s dagegen en masse. Generell ist die Kletterei sehr technisch, an den Ausstiegen wird es oft rund und griffarm – gute Mantletechnik ist hilfreich! Das Absprunggelände ist meist gut (weicher Sand- oder Waldboden), oft jedoch von Wurzeln durchzogen, selten verblockt. Dafür sind die Boulder stattlich: in der Regel zwischen drei und fünf Meter hoch, teils auch mehr, und manch schwarzer Parcourboulder kratzt am zweistelligen Meterbereich. Für die meisten Probleme genügt aber ein Crashpad plus Spotter. Wichtig ist ein Schuhabstreifer, denn mit Sand an den Sohlen macht ihr keinen Stich – und schleift zudem die Tritte glatt!

Bouldern in Fontainebleau, ausnahmsweise überhängend.
Hinweis: Durch die Nähe zu Paris sind die Parkplätze der Bouldergebiete ein gefährliches Pflaster. Lasst möglichst ein leeres Auto zurück, entfernt die Abdeckungen und öffnet das Handschuhfach, damit klar ist, dass es bei euch nichts zu holen gibt.
Mehr Infos zum Gebiet: bleau.info oder fontainebleau-tourisme.com/de/
Best of Fontainebleau – Fotostrecke
Jedes große oder kleine Gebiet hat seinen eigenen Charme und Charakter. Einige ragen jedoch allein durch ihre Menge an Bouldern und Klassikern oder durch ihre besondere landschaftliche Schönheit heraus. Allein ist man dort allerdings selten.