Natürlich haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungslevel und Stärken. Doch es gibt einige Grund-Ideen, die auf jedem Level weiterhelfen.
Visualisieren

Meistens... Ist der Boulder leicht, steige ich einfach ein und schaue während des Kletterns, wo der nächste Griff ist. Im leichten Gelände ist das kein Problem, ich habe ja genug Zeit. Ist der Boulder mittelschwer, schaue ich vorher kurz, wo es langgeht und wo der Topgriff ist. Ist der Boulder schwer, starre ich respektvoll auf die schlechten Griffe (und steige nicht ein!).
Besser: Ich schaue mir jeden Boulder kurz an, bei Unklarheiten oder erwarteten Schwierigkeiten auch länger. Ich versuche, mir die Bewegungsabfolge möglichst genau vorzustellen, dann muss ich in der Wand keine Zeit mit Griffe-Suchen und Bewegungsplanung vergeuden und spare Kraft. Geht mein Plan nicht auf, kann ich aus meinen Fehlern lernen und bekomme eine Art Feedback zu meinen Fähigkeiten und Defiziten. Schwere Projekte kann ich dann auch in meiner Vorstellung „trainieren“ – das hilft dem Körper bei der Ausführung und dem Geist, ruhig und zielstrebig zu bleiben. Bonus: Je öfter ich mit der Vorstellung arbeite, desto schneller erfasse ich, was bei Boulder X zu tun ist.
Eigene Lösung finden versus abgucken

Meistens... Wenn ich eine Kletterstelle im ersten Anlauf nicht lösen kann, schaue ich jemand anders zu und imitiere dessen Lösung; oder ich frage, wie es geht. Das sind natürlich völlig legitime und sinnvolle Methoden. Doch um mich zu verbessern, könnte ich auch anders vorgehen.
Besser: Ich versuche, meine eigene Lösung zu finden. Schließlich kenne ich meinen Körper und meine Fähigkeiten am besten, und eine Klettersequenz mit Herumprobieren und Fantasie zu entschlüsseln, verbessert mein Bewegungsrepertoire und auch das Vorstellungsvermögen. Doch nicht immer ist die eigene Lösung die beste. Offen zu sein und die Lösungen anderer anzunehmen, gehört also auch zum Business des Besserwerdens!
Also: Abgucken ist definitiv erlaubt, vielleicht erst nach einem eigenen Anlauf. Und: Zum Spaß mal eine andere Variante ausprobieren, auch wenn die eigene geklappt hat. Idealerweise merkt man dann, welcher Ansatz am besten funktioniert.
Ohne Hände bouldern

Meistens... Das mit dem Gleichgewicht ist eine heikle Angelegenheit. Wenn wir mal keinen Griff in der Hand haben, fühlen wir uns tendenziell unsicher und wackelig. Und was unsere Füße gerade machen (oder auch nicht machen), bekommen wir oft nicht mit (Äh, wo stand ich nochmal mit links bei dem schweren Zug?).
Besser: Wir bewegen uns immer entspannt und geschmeidig, zielgerichtet und mit so wenig Energie-Aufwand wie möglich. Gute Kletterer wissen, wo und wie ihre Füße gerade im Einsatz sind und was zu tun ist, damit diese effizient arbeiten. Um diese Fähigkeiten zu schulen, ist das „Ohne-Griffe-Klettern“ eine prima Übung. Sei es in Form einer Schulung in Balance (s. Bild), oder aber das Erklettern strukturreicher Wände mit allem zum Stehen, aber nur Holz und Wand zum Greifen.
Ausbouldern

Meistens... Ich steige immer wieder in einen Boulder ein, der fast geklappt hat und der ja vielleicht dann beim nächsten Go geht. Leider falle ich fast immer an der selben Stelle wieder runter. Macht nichts, denke ich mir und probiere es erneut, vielleicht klappt es ja diesmal.
Besser: Wir versuchen bei schweren Projekten (siehe nächster Punkt) erst einmal, alle Züge einzeln zu klettern. Wenn ich an die Griffe im oberen Teil nicht rankomme, kann ich eventuell über einen leichteren Boulder dort hin klettern. Will mir ein Zug partout nicht gelingen, lasse ich von einem Boulderpartner ein bisschen Gewicht wegnehmen: Indem mich der Partner am Oberkörper leicht unterstützt, kann ich den betreffenden Zug einmal machen und ein Gefühl für die Bewegung entwickeln. Wenn ich mit dieser Vorbereitung beim nächsten Mal frisch einsteige, sind die Erfolgschancen schon deutlich besser.
Projektieren

Meistens... Ich probiere einen Boulder (oder eine Route), vielleicht ein oder zwei Mal; wenn ich es dann nicht schaffe, gehe ich weiter und versuche etwas anderes. Schwerere Boulder oder Routen fasse ich nicht an, denn die sind ja zu schwer!
Besser: Wir suchen uns ab und zu mal ein Projekt, das wir bearbeiten. Sei dies ein unerhört fieses Teil, das eigentlich auf unserem Level sein sollte, oder auch ein Problem einer höheren Schwierigkeits-Abteilung: Es ist sinnvoll, dem Körper ab und zu einen Hinweis darauf zu geben, wohin er sich entwickeln soll. Das heißt: Noch bevor ich zu platt bin, am besten wenn ich gerade richtig warm und angriffslustig bin, widme ich mich ein paar schweren Zügen und bastele daran herum. Das funktioniert am besten mit ein paar Kollegen zusammen und ist ein super Training.