Ein Zelt ist mehr als nur ein Unterschlupf. Es muss Wind und Wetter trotzen und genügend Platz bieten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Zelttypen, ihre Vor- und Nachteile sowie wichtige Details zur Pflege und Reparatur. Egal ob Trekkingtour oder Campingurlaub, mit diesen Tipps findest du bestimmt bald das passende Modell.
So findest du das passende Zelt
Ob auf einer Trekkingtour im hohen Norden oder der Campingurlaub am Gardasee, im Zelt bist du draußen zu Hause. Es muss nicht nur Wind und Wetter abhalten, sondern so viel Platz bieten, dass einem an Schlechtwettertagen nicht gleich die Decke auf den Kopf fällt. "Sich nur an der vom Hersteller angegebenen Grundfläche zu orientieren kann schief gehen", sagt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Sie sagt nämlich kaum etwas über die Raumausnutzung aus. Während bei einem Modell mit fast senkrechten Wänden im unteren Drittel nahezu die gesamte Grundfläche zur Verfügung steht, geht sie bei Konstruktionen mit flach ansteigenden Gestängebögen spürbar zurück.
Aus diesem Grund solltest du ein Zelt vor dem Kauf unbedingt "Probe wohnen". Das geht am besten beim Fachhändler: Dort kannst du mehrere Modelle aufbauen, manchmal gibt es im Sommer sogar eine große Ausstellung im Freien. Im Idealfall testest du das Zelt mit der gleichen Anzahl an Personen, die später auf Tour darin schlafen werden, und nutzt die eigenen Isomatten. »Nur so merkst du, ob Länge, Breite und Sitzhöhe des Innenraums ausreichen«, so Gnielka.
Ein erfahrener Verkäufer zeigt dir auch, wie schnell sich ein Tunnel mit verbundenem Innen- und Außenzelt aufstellen lässt. Viele Kuppeln bieten dagegen durch zwei gegenüberliegende, recht breite Eingänge eine bessere Aussicht. Je nach Modell werden Innen- und Außenhaut zusammen errichtet, oder man baut zuerst den Innenraum auf und legt anschließend das Außenzelt darüber – eine luftige Lösung für heißes Wetter, aber für Schlechtwettergebiete weniger praktisch.
Entscheidend für eine gute Beratung: die möglichst konkrete Beschreibung des Einsatzbereiches. Denke vor dem Ladenbesuch darüber nach, ob das Zelt eher im warmen Süden, im kühlen Skandinavien oder Hochgebirge zum Einsatz kommt – und in welcher Jahreszeit. Wirst du das Zelt im Rucksack tragen oder fürs Bikepackung nutzen, sind ein niedriges Gewicht und ein kleines Packmaß wichtig. Je mehr Informationen du dem Händler geben kannst, desto leichter fällt es ihm, dir das richtige Modell zu empfehlen.
5 Fragen, die du dem Händler stellen solltest
- Sind Innen- und Außenzelt verbunden oder wird zuerst der Innenraum aufgestellt?
- Wie hoch ist die Wassersäule des Bodens? Sie sollte bei mindesten 4000 mm liegen.
- Besitzt das Zelt abgeklebte Nähte oder muss ich noch mit Nahtdichter ran?
- Braucht man weitere Heringe/ Abspannleinen?
- Benötige ich eine extra Zeltunterlage?

Sieben Zelt-Checkpoints gibt es beim Kauf zu beachten.
Diese 7 Details zeichnen ein funktionelles Modell aus
- Klimaanlage: Über Lüfter oben am Zelt entweicht warme, feuchte Luft. Frische strömt nach, wenn die Außenzelttür von unten etwas geöffnet wird.
- Vorraum: In einer großen Apsis kannst du Gepäck lagern, nasse Sachen ausziehen und – mit der nötigen Vorsicht – regensicher kochen.
- Gestänge: Gute Zeltgestänge bestehen aus Aluminium, die Segmente sind durch einen Gummizug miteinander verbunden. Die Teilstücke aber nicht zusammenschnappen lassen! Dabei können sie brechen. Noch besser und vor allem leichter: Zeltgestänge aus Carbon. Diese sind aber meist erheblich teurer!
- Sturmanker: Sturmleinen, die das Gestänge fixieren, verbessern die Windstabilität enorm und sollten schon beim Aufbau abgespannt werden.
- Stellschraube: Bei Nässe und kühler Witterung dehnen sich viele Zeltstoffe aus, nachspannbare Heringsschlaufen gleichen das wieder aus.
- Außenposten: PU-beschichtete Außenzelte sind ein guter Standard, hochwertige Modelle besitzen noch haltbarere Silikonmaterialien.
- Bodenwanne: Seitlich hochgezogen, bildet der Boden eine Wanne. Eine extra Unterlage empfiehlt sich in der Regel nur bei Ultraleichtzelten (s.u.).
Ebenfalls praktisch
- Die Konstruktion: Moderne Trekkingzelte haben eine wasserdichte Außenhaut (Polyester oder Nylon) und ein atmungsaktives Innenzelt (Nylon). Moskitonetzeinsätze am Innenzelt müssen sich zusammen mit dem Innenzeltstoff verschließen lassen.
- Die Eingänge: Zwei Eingänge sind bequem und praktisch: Man kann im Sommer auf Durchzug stellen, bei Sturm liegt ein Eingang meist im Windschatten. Achte am Innenzelt auf verschließbare Moskitonetze.
- Gute Zipper: Ein Zelt ist nur so stark wie seine schwächste Stelle – und das sind oft die Reißverschlüsse. Bewährt haben sich hier Modelle vom Marktführer YKK.
- Reflektierende Flächen: Jeder, der nachts im Sturm schon einmal sein Zelt gesucht hat, weiß reflektierende Streifen zu schätzen. Sie sind zum Beispiel an den Schlaufen der Abspannleinen angenäht.
Welches Zelt passt zu mir? – Diese Zelttypen gibt es
Kuppelzelte
Kuppelzelte eignen sich für Treks und Bergtouren: Sie stehen schon mit wenigen Heringen und sind windstabil. Das Exped Orion 2 UL (ca. 800 Euro) bspw. bietet zwei Personen mehr als genug Platz und wiegt dabei nur 2,4 Kilo. Preistipp für Sparfüchse: Das Robens Tor 3 für nur 200 Euro.
Tunnelzelte
Tunnelzelte bieten am meisten Platz fürs Gewicht und trotzen gründlich abgespannt auch Stürmen. Einsatz: Treks, auf denen jedes Gramm zählt. Hilleberg hat den besten Leichtgewichtstunnel, das Nallo 2 (ca. 1000 Euro, 2 kg) – günstiger: das Rejka Antao 2 Light XL UL. (ca. 500 Euro, 2,4 kg). Preistipp für Sparfüchse und Grammjäger: das ultraleichte Vango F10 Helium UL 2 Tunnelzelt für nur ca. 350 Euro (1,4 kg)
Geodätische Zelte
Geodätische Zelte sind am stabilsten, da sich die Gestänge durch viele Kreuzungspunkte gegenseitig stützen. Nachteil: das recht hohe Gewicht. Geodäten setzt man auf Expeditionen oder in sturmumtosten Gebieten ein. Tipp: Vaude Power Sphaerio.
Familienzelte bzw. Komfortzelte
Wenn es tagsüber zum Biken, Paddeln oder Klettern geht, bietet sich ein großes Komfortzelt als Basislager an. Ideal dafür: ein Zelt, das groß genug ist für eine Kleinfamilie mit Klapptisch, Koch- und Freizeitausrüstung. Im Trend: Aufblasbare Zelte – ein paar Kauftipps hier.
Tipizelte
Ebenfalls gut als Basislager-Zelte, aber relativ teuer: Tipi-Zelte. Aufgrund ihrer Konstruktion kommen Tipizelte auch mit Schneelasten klar und eignen sich mit eingebautem Ofen auch sehr gut als Winterzelte. Der größte Nachteil von Tipis ist jedoch meist ihr hohes Gewicht.
Ultraleichtzelte
Zwar keine bestimmte Zeltform, aber durch das extrem geringe Gewicht sehr interessant für Leichtgewichtsfreaks, die bei einem Zelt nicht viel mehr als 1 Kilogramm mitschleppen wollen. Nachteil: Diese Zelte bieten oft weniger Platz, sowohl in der Apsis als auch im Inneren, und sind oft nur für eine Person mit wenig Gepäck ausgelegt.

Es gibt aber auch Ausnahmen: Unser Favorit unter den ultraleichten Zelten, das neue Big Agnes Tiger Wall UL2 Platinum, wurde für das Jahr 2025 noch besser. Das liegt am neuen, jetzt PFC-frei beschichteten Material der Außenhaut und Bodenwanne. Das hauchdünne 7D-Gewebe ist doppelt so reißfest wie bisher, nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf und dehnt sich kaum. Lästiges Nachspannen reduziert sich dadurch auf ein Minimum. Nichts geändert hat sich an der superben Verarbeitungsqualität, dem einfachen Aufbau (Innenzelt zuerst) und der ausgereiften Konstruktion: Zwei Personen finden in der wind- und regenfesten Kuppel ausreichend Platz und Sitzhöhe, das untere Drittel des Mesh-Innenraums besteht aus windabweisendem Gewebe, es gibt zwei Eingänge mit Apsiden. Gewicht: 980g, Preis: 800€
"Bei klassischen Trekkingzelten gibt es zwei Konstruktionsarten", sagt Zeltexperte Boris Gnielka. Beim einen Typ wird zuerst das Innenzelt aufgestellt und nur bei Bedarf die Außenhaut darüber gelegt – praktisch bei schönem Wetter. Regnet und stürmt es, erfordert der Aufbau aber Geduld und Erfahrung, oft durchnässt dabei auch der Innenraum. Hier sind Zelte mit gekoppeltem Innen- und Außenzelt klar im Vorteil. Sie lassen sich selbst unter solch widrigen Bedingungen mit ein wenig Übung gut aufstellen. Eines sollte man aber beachten: Trieft die Innenseite des Außenzeltes vor Kondenswasser, sollte man sie vor dem Abbau mit einem Tuch abtrocknen – sonst ist das Innenzelt abends ebenfalls nass.
Podcast-Wissen zu Trekkingzelten
Ihr könnt die Podcast-Folge entweder gleich hier auf dieser Seite anhören, oder auch auf einer der gängigen Plattformen: iTunes, Spotify, Deezer, Audio now, Soundcloud, Acast, The Podcast App, Google Podcast-App auf Android-Smartphones, Lecton sowie Castbox, Podcast Addict und vielen anderen Podcast-Apps und Verzeichnissen.
Tipps & Tricks: So pflegt und repariert man sein Zelt
- Bodenhygiene: Man sollte den Zeltplatz sorgfältig absuchen und spitze, scharfkantige Gegenstände entfernen, zum Beispiel Steine, Äste, Muscheln oder dornige Pflanzen. Eine extra Zeltunterlage schützt den Boden zusätzlich.
- Auf- und Abbau: Die einzelnen Gestängesegmente sollten außerdem vorsichtig zusammengesetzt werden – das verhindert Beschädigungen. Beim Auf- und Abbau dürfen die Stangen anstatt sie zu ziehen nur durch die Kanäle geschoben werden. Auch Sand, Steine und Zweige entfernt man aus dem Innenzelt, indem man es ausschüttelt oder auskehrt – sie können Löcher im Material verursachen.
- Reinigung: Das Zelt sollte immer sauber und trocken verpackt werden. Stoffe wischt man mit einem Schwamm und lauwarmem Wasser ab, die Zipper werden mit einer Zahnbürste vom Schmutz befreit – so bleiben sie leichtgängig.
- Lagerung: Der Lagerort fürs Zelt sollte trocken und lichtgeschützt sein.
- Risse im Außenzelt oder Gestängebruch: Bei einem Riss im Außenzelt vernäht man zunächst den Riss. Dann klebt man von außen Zeltflicken und Dichtungskleber (sogenannte Seamsealer) darauf.. Segmente lassen sich mit einer Reparaturhülse schienen oder austauschen. Anleitung hier