Lage und Charakter von Tschechien
Von Gebirgen eingerahmt liegt Tschechien inmitten von Europa. Mit seinem Nachbarland Deutschland teilt es den Böhmerwald und das Erzgebirge, mit der Slowakei die Beskiden und Weiße Karpaten, mit Österreich das Thayatal und mit Polen das Riesengebirge (Krknoše) und Altvatergebirge (Hrubý Jeseník). Die letzten beiden besitzen die höchsten Berge Tschechiens, sind Teil der Sudeten und beliebte Urlaubsziele sowohl im Sommer als auch im Winter. In den Gebirgen übernachten kann man in Schützhütten sogenannten Bergbauden, die ursprünglich von Hirten im Sommer bewohnt wurden.
Mit seinen Bergseen, felsigen Flanken und eiszeitlichen Gletscherkaren hat das Riesengebirge subalpinen Charakter. Hier wurde im Jahr 1963 der erste Nationalpark des Landes gegründet, damals noch in der Tschechoslowakei. Der Karkonoski Park Narodowy stellt zentrale Bereiche des Gebirges unter Naturschutz und wird auf polnischer Seite fortgeführt. Große Teile sind außerdem Unesco-Biosphärenreservat, wie auch die Quelle der Elbe. Das Riesengebirge besteht aus einem Hauptkamm und dem weiter innen gelegenen Böhmischen Kamm. Oberhalb der Baumgrenze von ca 1300m wachsen hier kniehohe Bäume, es gibt subarktische Hochmoore und wertvolle Borstgraswiesen. Diese sind ein Überbleibsel der arktischen Tundra, die hier während der Eiszeiten vorherrschte. Nach dem Waldsterben der 1970er Jahre aufgrund von saurem Regen durch die Braunkohlewerke, werden die Wälder in Tschechien wieder aufgeforstet, in Polen verbieten das die Naturschutzbestimmungen.
Das Altvatergebirge im östlichen Teil der Sudeten besteht aus sanften, gewellten Bergen. Das Gebirge ist vor allem für sein höchstgelegenes Skigebiet Tschechiens bekannt, das Praděd-Ovčárna. Im Sommer fällt hier viel Regen, dafür fließen viele hübsche Bäche durch die Landschaft. Oberhalb der Fichten- und Buchenwälder wachsen auch hier Borstgras sowie nordische Käuter. Geschützt werden sie durch das Naturschutzgebiet Jeseníky.
Beste Reisezeit
Gut die Hälfte des Jahres ist das Riesengebirge mit Schnee bedeckt und auch im Altvatergebirge ist von Dezember bis März Skisaison. Auch im Juni kann man noch auf Schnee treffen, wer also auf Nummer sicher gehen will, reist im August. Im Sommer regnet es allerdings am meisten und oft ist die Landschaft in Nebel eingehüllt. Generell sind aber die Monate Juni bis September eine gute Reisezeit für die hohen Gebirge in Tschechien. Wind- und wetterfeste Kleidung ist allerdings unerlässlich; die Kammlagen gehören zu den windexponiertesten Europas.
Die 10 höchsten Gipfel in Tschechien

Schneekoppe – Sněžka (1603 m)
Wie ein riesiger Geröllhaufen mutet die Schneekoppe im Sommer an. Die Besteigung des höchsten Berg Tschechiens und der Sudeten ist allerdings sehr einfach und entsprechend beliebt. Ein größtenteils gepflasterter Weg führt auf den Hauptkamm des Riesengebirges, auf dem die tschechisch-polnische Grenze verläuft. Oben ergibt sich ein Rundumblick auf das Riesengebirge, Brunnberg (1554 m), Riesengrund und das Hirschberger Tal in Polen. Hier oben kann man sich außerdem die barocke Laurentiuskapelle aus dem Jahr 1681, eine polnische Bergbaude in Form einer fliegenden Untertasse von 1974 und eine tschechische Poststelle von 2007 anschauen. Es gibt zwei Aufstiegsmöglichkeiten aus dem Ort Petzer (Pec pod Sněžkou), die sich gut zu einer fünfstündigen Rundtour kombinieren lassen: Hoch über den Riesengrund (Obří důl) und an der schlesischen Baude (Slezská bouda) vorbei, runter über den Rosenberg (Růžová hora) an der Gondel entlang. Oder man spart sich die 800 hm Auf- beziehungsweise Abstieg und nimmt die Gondel nach Petzer. Diese wurde im Jahr 2014 eröffnet, vorher stand hier seit 1949 ein Sessellift, in dem man seitwärts nach oben fuhr. Eine einfache Fahrt kostet in der Hauptsaison von Juni bis September 360 Kronen (ca. 14 Euro), sie fährt das ganze Jahr über.
Hochwiesenberg – Luční hora (1555 m)
Nur rund fünf Kilometer weiter westlich liegt der höchste Berg des Böhmischen Kamms im Riesengebirge. Dieser verläuft parallel zum Hauptkamm und wird auch Innerer Kamm genannt. Zusammen mit dem Brunnberg bildet der Hochwiesenberg einen Doppelgipfel und eines der wichtigsten Quellgebiete des Riesengebirges. Rauschenbach (Modrý potok), Grundwasser (Svatopetrský potok) und Weißwasser (Bílé Labe) entspringen hier und entwässern in die Flüsse Aupa und Elbe. Am Quellgebiet der Weißwasser entstand im Jahr 1869 die erste Bergbaude im Riesengebirge. Sie heißt Wiesenbaude (Luční bouda) und ist eine Schutzhütte, in dem heute 150 Menschen einkehren und übernachten können. Von der Schneekoppe kann man am Kammweg entlang zum polnischen Schlesierhaus (Dom Śląski) wandern, auf Pfaden das Aupa-Hochmoor besichtigen und zur Wiesenbaude gelangen (ca. 2,5 km, 45 min). Mit Blick auf den Hochwiesenberg kann man von hier in den Ort Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) absteigen.
Brunnberg – Studniční hora (1554 m)
Der etwas niedrigere Brunnberg ist wesentlich markanter, als sein Nebengipfel Hochwiesenberg, mit dem er über einen Sattel verbunden ist. Im Norden entspringen die Aupa (Úpa), ein Nebenfluss der Elbe, sowie die Große Lomnitz, die zu einem der gefährlichsten Flüsse im Riesengebirge anwächst und in Polen in den Bober und schließlich die Oder fließt. Aus Naturschutzgründen darf der Brunnberg nur umrundet und nicht betretet werden, wobei man hier die Besteigung der Schneekoppe gleich mitnehmen kann.

Hohes Rad – Vysoké kolo (1509 m)
Vom westlichen Schlesischen Kamm im Riesengebirge ist das Hohe Rad der höchste Gipfel. Weit sichtbar steht hier oben das verfallene Denkmal von Kaiser Wilhelm I., dem ersten deutschen Kaiser. Von oben überblickt man die Schneegruben, zwei Gletscherkare, an deren Rand sich die ehemalige Schneegrubenbaude (Śnieżne Kotły) aus dem Jahr 1835 befindet, heute ist sie eine meteorologische Station. Der polnisch-tschechische Freundschaftsweg (insgesamt 28 km) knapp unterhalb des Hauptkamms verbindet das Hohe Rad mit der Schneekoppe. Unterwegs kommt man an den beeindruckenden Mädels- und Mannsteinen vorbei und kann die Tour mit einem Besuch der Martinsbaude (Martinova bouda) verbinden.

Altvater – Praděd (1491 m)
Das zweithöchste Gebirge in Tschechien ist das Altvatergebirge. Der gleichnamige und höchste Berg liegt inmitten des Naturschutzgebiets Jeseníky. Darum darf der Gipfel nur über einen ausgeschilderten Weg ab der Barbara Hütte (Chata Barborka) betreten werden. Von weit her ist der 146,5 Meter hohe Fernsehturm zu sehen, der einen eingestürzten Turm ersetzt. 45 Menschen können hier übernachten, auf einer Höhe von 73 Metern befinden sich eine Aussichtsterrasse und eine Gaststätte. Bei gutem Wetter reicht der Blick über das Riesengebirge und zur Hohen Tatra. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann einen Shuttlebus von Bad Karlsbrunn (Karlova Studánka) bis zur Schäferei (Ovčárna) nehmen. Ansonsten gibt es von hier zwei Wege auf den Altvater: Entweder über die Weiße Oppa (Bílá Opava) oder nördlich über die Hütte Svycarna; die beiden Varianten kann man gut zu einer Rundwanderung am Altvater kombinieren. Übrigens läuft hier der Bergwanderweg Eisenach-Budapest (2690 km) entlang.

Der See Maly Staw liegt in Polen.
Mittagsberg/Smogornia – Stříbrný hřbet (1490 m)
Von Geröll und Latschenkiefern bedeckt ist der Smogornia eher ein unscheinbarer Berg im Riesengebirge. Der flache Gipfel fällt im Nordosten 200 Meter tief zu zwei Gletscherkaren ab, die in den Seen Kleiner Teich (Maly Staw) und Großer Teich (Wielki Staw) in Polen münden. Leider darf man den Gipfelbereich, der im Nationalpark liegt, nicht betreten, aber eine Rundtour lohnt sich. Ab der Wiesenbaude in Tschechien oder der Hampelbaude in Polen wandert man auf dem Weg der polnisch-tschechischen Freundschaft entlang an den 12 Meter hohen Granitfelsen des Mittagsteins (Słonecznik) vorbei zur Spindlerbaude. Der Weg ist im Winter als Skiloipe befahrbar.
Vysoká pláň (1490 m)
Übersetzt bedeutet der tschechische Name Vysoká pláň Tafelsteinplatte oder Hochebene. Der Berg zwischen den Gipfeln des Hohen Rads und des Veilchensteins im Riesengebirge hat aber tatsächlich einen markanten Gipfel. Die Felsformation Rübezahlkanzel markiert den höchsten Punkt, daneben steht die Schneegrubenbaude, die erste Jugendherberge im Riesengebirge, in der man heute jedoch nicht mehr übernachten kann. Über Stufen gelangt man auf den Felsen, von dem sich ein toller Ausblick über Riesen- und Isergebirge, den Landeshuter Kamm und das Hirschberger Tal in Polen ergibt, während unter einem die Felswände 100 m senkrecht in die Große Schneegrube abstürzen. Um die Gletscherkare noch besser zu erleben, wandert man von Polen an vielen weiteren skurrilen Felsformationen und der Alten Schlesischen Baude vorbei hoch auf den Gebirgskamm.
Veilchenstein – Violík (1472 m)
Über die Schneegrube ist der Veilchenstein mit dem Hohen Rad im Riesengebirge verbunden. Der Gipfel besteht aus bis zu zehn Meter hohen Granitfelsen, die man leider nicht besteigen darf. Der deutsche Namen hängt wahrscheinlich mit dem Veilchenmoos zusammen, das hier auf den Steinen wächst und den lieblichen Duft verbreitet. Der tschechische Name bedeutet übersetzt Elbspitze, was sich auf das Quellgebiet der Elbe bezieht, das sich hier einen Kilometer südlichwestlich des Gipfels befindet. Eine Wanderung zur Elbquelle und dem Gipfel startet man am besten an der Elbfallbaude (Labská bouda) am Südhang, einem achtstöckigen Betonblock im Stil des Brutalismus, der Platz für 120 Gäste bietet.

Das Wasserkraftwerk Dlouhé strán&;.
Hohe Heide – Vysoká hole (1465 m)
Unterhalb des Praděd liegt die Hohe Heide als Doppelspitze mit dem Peterstein. Ein Grenzstein aus dem Jahr 1681 markiert den höchsten Punkt und eine historische Grenze zwischen den Regionen Mähren und Schlesien. Außerdem steht auf der tischebenen Kammhöhe eine Schuutzhütte. Bei einer Wanderung entlang des Großen Kessels (Velký kotel) am Südhang des Bergs kommt man am Wasserkraftwerk Dlouhé stráně vorbei. Es ist das größte Pumpspeicherkraftwerk Tschechiens mit einem Höhenunterschied von 525 Metern zwischen oberen und unterem Becken.

Peterstein – Petrovy kameny (1446 m)
Schroffe Felsen thronen auf dem Peterstein im Altvatergebirge. Hier wachsen seltene Flechten und Moose, weshalb das Naturschutzgebiet nicht betreten werden darf. Der Weg durch das Gebirge ist nicht nur im Sommer schön, sondern auch im Winter auf Skiern.