Als ich die Reise plante, dachte ich, dass es weniger als zwei Jahre dauern würde. Aber nach den ersten zehn Tagen unterwegs hatte ich noch nicht mal die Strecke zurückgelegt, die ich mir für drei Tage vorgenommen hatte. Also gab ich meinen Plan auf und fragte mich, was ich eigentlich wollte. Schließlich bin ich Filmemacherin, keine Extremsportlerin. Es war nicht meine Aufgabe, so schnell wie möglich zu gehen. Am Ende sind es dann 1862 Tage geworden. Ich habe die Zeitangabe im Titel nicht geändert, weil dieses Loslassenmüssen der erste große Moment im Film ist. Ich kann die Natur nicht kontrollieren ...
Der Trailer zu "500 Days in the wild"
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Der TCT wurde erst 2017 offiziell eröffnet, es ist also noch eine sehr junge Strecke. Als ich mich 2016 auf den Weg machte, waren manche Abschnitte nicht viel mehr als ein Strich auf der Karte, damit musste ich erst mal klarkommen. Mittlerweile sind einige Abschnitte besser erschlossen, manche sind auch dazugekommen. Einen Überblick findet man auf tctrail.ca. (Der Trail hat zurzeit eine Länge von etwa 29 000 Kilometern, A. d. Red.) Außerdem gibt es längere Abschnitte, die nur per Kanu machbar sind, andere wiederum sind für Radfahrer ausgelegt. Man muss also flexibel sein, wenn man ihn ganz machen will. Die meisten werden sich aber ohnehin ein für sie passendes Stück heraussuchen.
Zu sterben! Wenn du allein unterwegs bist, kann dir eine unachtsame Minute das Leben kosten. Zum Beispiel, wenn du ausrutschst und auf den Kopf fällst oder du beim Paddeln in Schwierigkeiten kommst. 8000 Kilometer der Gesamtstrecke waren Wasserwege, darunter der Lake Superior, der größte See der Welt, und ein 4000 Kilometer langer Abstecher zum Arktischen Ozean. Manche Leute unternehmen da draußen einen Zwei- oder Dreiwochen-Trip. Und dann ist das Wetter nicht gut, wenn sie eines Morgens aufwachen. Sie setzen sich wieder besseren Wissens ins Boot, weil sie ihr Ziel in einer bestimmten Zeit erreichen müssen. Wenn ich das so gemacht hätte, würde ich heute nicht hier sitzen. Ich hatte großen Respekt vor den Risiken, aber ich hatte auch das Gefühl, dass ich es mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Einstellung schaffen würde. Ich habe nicht versucht, irgendetwas zu erobern, sondern mich mit etwas zu verbinden. Ich wusste, wenn ich respektvoll gegenüber der Natur bliebe, dann würde es mir gut gehen.