Die fast 3000 Meter hohe Cristallina ist ein Aussichtsberg par excellence, aber sie will mit viel Schweiß und Geduld erobert werden. Schutt, Geröll und große Blöcke lassen keine Langeweile aufkommen. Auch die Augen werden gefordert - die Orientierung verlangt ein Gespür für weglose Berge.
Anspruch
Die anspruchsvolle und hochalpine Bergtour setzt gutes Orientierungsvermögen, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus.
Von Airolo am Südportal des Gotthardtunnels folgt man der Landstraße Richtung Nufenenpass bis zur Ortschaft Ossasco. Am Ortsausgang befindet sich ein Wanderer-Parkplatz.
Ausgangspunkt
Talort ist Ossasco, 1313 m. Die Tour selber beginnt an der Capanna Cristallina, 2275 m, von Ossasco durch das Val Torta in ca. 4 bis 5 Std. (vgl. Tour 4, Bassa di Folcra) oder per Seilbahn über San Carlo (s. outdoor-Tipp).
Einkehr
Alpe di Cristallina, 1800 m; Capanna Cristallina, 2275 m, ganzjährig geöffnet, bewirtschaftet Ende Juni bis Anfang Oktober, Tel. 00 41/79/6 86 15 96, www.capannacristallina.ch
Übernachtung
Capanna Cristallina, 2275 m, ganzjährig geöffnete Hütte, bewirtschaftet von Ende Juni bis Anfang Oktober, Tel. 00 41/79/6 86 15 96, www.capannacristallina.ch
Beste Zeit
Je nach Schneelage Juli und August.
Karten
Schweizer Landeskarte, Val Bedretto, Blatt 1251, 1 : 25 000, 8,95 Euro; für die südliche Variante von San Carlo aus (vgl. outdoor-Tipp) sollte man besser zusätzlich die Schweizer Landeskarte, Basodino, Blatt 1271, 1 : 25 000, 8,95 Euro mitnehmen.
Buchtipps
Wanderführer Tessin, Mirjam Hempel, Kompass Verlag, 2005, 11,95 Euro; Tessin – Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen, Heinrich Bauregger, Bergverlag Rother, 11,90 Euro.
Info
Leventina Turismo, CH-6780 Airolo,
Tel. 00 41/91/8 69 15 33,
Fax 00 41/91/8 69 26 42,
www.leventinaturismo.ch,
E-Mail: info@leventinaturismo.ch
Route
Von der Cristallinahütte steigt man zum Pass ab und folgt dem schmalen Pfad in südöstlicher Richtung. Der Steig quert zunächst den Hang und führt anschließend in das schuttreiche Becken unterhalb der Cristallina. Achtung: Nach schneereichen Wintern liegt hier auch im Juli oft noch sehr viel Schnee, der das Gehen im flachen Teil erleichtert. Im steileren, oberen Bereich vor dem Eintritt in die Felsen ist bei Vereisung Vorsicht geboten. Hier können sogar Steigeisen notwendig sein. Am besten erkundigt man sich vorher beim Hüttenwirt nach den aktuellen Verhältnissen am Berg. Aus dem Becken anschließend weglos gen Süden über Schutt und Geröll zur steilen Nordwestflanke der Cristallina aufsteigen. Entweder die Mitte des Verbindungsgrats zwischen dem Südgipfel/Hauptgipfel und dem Nordgipfel der Cristallina anpeilen. Dabei auf Wegspuren achten, die sich in kleinen Kehren und Windungen durch Geröll, Schutt und Felsstaub nach oben ziehen. Oder man hält rechts haltend auf den Hauptgipfel zu und steigt rechts der Falllinie des Hauptgipfels auf Wegspuren zu einer alten Holzbaracke auf, die rechts unterhalb des Gipfels liegt. Bei der ersten Variante geht es später rechts haltend, bei der Alternative von der Holzbaracke links haltend über grobes Blockwerk bis zum Gipfelsteinmann der Cristallina, 2912 m.
Unten im Steinmann befindet sich eine Brotzeitbox der Schweizer Armee, die als Gipfelbuch-Schatulle zweckentfremdet wurde. Vom Gipfel präsentiert sich die Crème de la Crème der Berner Alpen: Aletschhorn, Groß Wannenhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Lauteraar- und Schreckhorn stehen wie zur Parade aufgereiht in Reih und Glied. Wenn man sich an dieser 360-Grad-Schau satt gesehen hat, balanciert man auf der vom Aufstieg her bekannten Route zurück ins Schuttbecken und gelangt anschließend auf dem Wanderpfad zurück zur Capanna Cristallina.
outdoor-Tipp
Man kann alternativ von Süden her, von San Carlo ganz hinten im Val Bavona (Seitental des Maggiatals) zur Capanna Cristallina aufsteigen. Wer von San Carlo aus die Seilbahn benutzt, kann die Cristallina auch gut als Tagestour angehen.