Kunstfaserschlafsäcke der neuesten Generation versprechen maximale Wärme bei geringem Gewicht und Packmaß. 14 Modelle im outdoor-Test.
Kunstfaserschlafsäcke der neuesten Generation versprechen maximale Wärme bei geringem Gewicht und Packmaß. 14 Modelle im outdoor-Test.
Eine Nacht in der Natur wirkt wie eine Frischzellenkur – vorausgesetzt, der Schlafsack garantiert einen erholsamen Schlaf. Das ist gar nicht so einfach: In einem zu warmen Schlafsack schmort man im eigenen Saft. Isoliert er dagegen zu wenig, wird die Nacht zur Zitterpartie.
Es geht beim Kauf des Outdoor-Betts also nicht um maximale Wärme, sondern um eine dem Einsatz angemessene Wärmeleistung. Für Mittelgebirgstreks von Ende Frühjahr bis Anfang Herbst ist ein Schlafsack ideal, der bis null Grad warm hält, im Gebirge oder im hohen Norden darf er erst bei minus fünf Grad an seine Grenzen kommen. Outdoorer, die schnell frieren, sollten sogar noch fünf bis acht Grad Reserve einplanen.
Dreijahreszeitenschlafsäcke
Am besten erfüllen diese Aufgabe Dreijahreszeitenschlafsäcke mit einem Komforttemperaturbereich von null bis minus zehn Grad. 14 dieser Modelle zwischen 65 und 280 Euro finden Sie im aktuellen outdoor-Test. Er konzentriert sich auf Schlafsäcke mit Synthetikfüllungen, schließlich greifen fast zwei Drittel aller Käufer zu einem Kunstfasermodell.
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Ausschlaggebend dafür ist oft der günstige Preis: Empfehlenswerte Kunstfaserschlafsäcke gibt es im Testfeld schon für 100 Euro, während ein guter Daunensack mehr als das doppelte kostet. Außerdem sind Synthetikmodelle pflegeleicht. Man muss sie morgens maximal 30 Minuten lüften, da Kunstfasern schnell trocknen und nachts nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen – ein Daunenschlafsack braucht fast dreimal so lang.
Und selbst wenn die Kunstfasertüte bei Schmuddelwetter tagelang feucht verpackt wird, geht sie nicht gleich in die Knie, denn im Gegensatz zu Daune isolieren nasse Kunstfasern noch einigermaßen. Ein großer Nachteil von Kunstfaserschlafsäcken war in der Vergangenheit das spürbar höhere Gewicht und Packvolumen im Vergleich zu Daunenmodellen. Beide spielen vor allem auf Trekkingtouren eine wichtige Rolle: Je weniger der Schlafsack wiegt, desto weniger schleppt man – das spart tagsüber Kraft. Und je kleiner er sich verpacken lässt, desto mehr Platz bleibt im Rucksack für Proviant oder Brennstoff.
Der Test zeigt aber, dass die Hersteller mächtig Gas geben und immer leistungsfähigere Synthetikmodelle entwickeln.
Maßstäbe setzt hier der US-Hersteller The North Face mit seiner neuen Füllfaser Climashield Prism. Sie isoliert beim outdoor-Labortest bei gleichem Gewicht zehn bis fünfzehn Prozent besser als das Vorgängermaterial.
Außerdem lässt die Füllung das Packmaß gewaltig schrumpfen – beim Modell Snowshoe um fast 40 Prozent! Mountain Hardwear wiederum verwendet eine extrem weiche Füllung und erreicht fast den Kuschelfaktor von Daune. Außerdem wird das Füllvlies verklebt und nicht vernäht. Das minimiert Kältebrücken, die Isolation steigt, und das Wärme-Gewichts-Verhältnis verbessert sich enorm: Der Lamina bringt trotz seines geräumigen Schnitts nur 1340 Gramm auf die Waage, wärmt aber trotzdem bis minus vier Grad.
Trotz aller Fortschritte muss der Anwender seinen Schlafsack sorgfältig auswählen – der outdoor-Test offenbart große Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen. Der wärmste Schlafsack garantiert wenig verfrorenen Naturen mollige Nächte bis minus 13 Grad, wiegt dafür aber auch zwei Kilo – fast doppelt so viel wie die leichtesten Modelle. Diese streichen aber schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Segel. Überlegen Sie also genau, welchen Temperaturbereich Ihr Schlafsack abdecken sollte und achten Sie auf ein gutes Wärme-Gewichts-Verhältnis – es zeigt, wie leistungsfähig der Schlafsack wirklich ist, weil es die Isolation in Abhängigkeit zum Gewicht bewertet.
Unterm Strich liegt das Niveau des Testfelds hoch, aber fünf Modelle sind besonders empfehlenswert: Wer einen möglichst günstigen Schlafsack sucht, greift zum Starlight von Mountain Equipment (100 Euro). Wer mehr Reserven braucht, weil er schnell friert oder in unseren Breiten Wintertouren plant, liegt mit dem wärmsten Modell richtig, dem Arctic Extreme von Lestra. Alle, die einen geräumigen und besonders kuscheligen Schlafsack suchen, wählen den Lamina von Mountain Hardwear. Und wenn Sie auf das beste Wärme-Gewichts-Verhältnis Wert legen, führt kein Weg an den beiden Testsiegern von The North Face vorbei. Schlafen Sie gut!
Die outdoor-Temperaturangaben entstehen nach einem ausgeklügelten Testverfahren. Zuerst misst das outdoor-Labor die Isolation der Schlafsäcke. Anschließend wird geprüft, ob die vom Schläfer über Nacht abgegebene Feuchtigkeit (mehr als ein viertel Liter) aus dem Schlafsack entweichen kann. Ist dies nicht der Fall, leidet die Wärmeleistung.
Dann bewerten die outdoor-Tester in Praxistests die Konstruktion der Schlafsäcke. Dabei achten sie besonders auf Schwachstellen, über die warme Luft aus dem Schlafsack entweicht: Zum Beispiel zu große Kapuzen, Zipperabdeckleisten, die nicht sauber anliegen, oder ein klaffender Wärmekragen. Solche Schwachstellen können die Isolation gewaltig schmälern – etwa so, als ließe man im Winter das Fenster gekippt. Mit den Ergebnissen der Praxis- und Labortests werden dann die outdoor-Temperaturangaben ermittelt.
Jeder Mensch empfindet Temperaturen anders. Daher gibt outdoor zwei Temperaturwerte an: Der Komfortwert (rot) gilt für Leute, die schnell frieren; die Übergangs- oder Limitangabe (orange) für Hitzköpfe. Außerdem gelten die Temperaturangaben nur, wenn man eine gut isolierende Isomatte benutzt (Tipps: Exped Synmat, Lestra Sleep Diamond Light Plus) und die Kapuze bei Kälte bis auf eine kleine Atemöffnung verschlossen wird. Wem dies unangenehm ist, sollte zu einem der beiden wärmsten Testschlafsäcke greifen.
Für den Schnitt gilt folgende Faustregel: So geräumig wie nötig, aber so eng wie möglich. Ist der Schlafsack zu eng, fühlen Sie sich wie in einer Sardinenbüchse, in einem zu weiten friert man eher. Die Zehen sollten gerade noch nicht am Fußteil anstoßen, im Zweifel also lieber ein längeres Modell kaufen.
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