Diese Tagestouren im Südschwarzwald kennen selbst Insider nicht!
Diese Tagestouren im Südschwarzwald kennen selbst Insider nicht!
Reisejournalistin Iris Kürschner stammt aus dem Südschwarzwald – und entdeckt selbst an Belchen und Herzogenhorn immer wieder neue, einsame Pfade:
1. »Auf den Winden«
Den Schleichweg zwischen Aitern, Rollsbach und Wieden nutzten dereinst die Kirchgänger, heute ist er als Themenpfad »Alter Kirchweg« eingerichtet. Von Schönau über Schönenbuchen nach Aitern. Steil zur Passhöhe »Auf den Winden«, über Unterrollsbach nach Wieden.
Länge | 9,26 km |
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Dauer | 2:48 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 396 Meter |
Höhenmeter absteigend | 96 Meter |
Tiefster Punkt | 535 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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2. Auf den Belchen
Von Schönau an der Kirche vorbei, aus der Talstraße in den Felsenweg. Unterhalb der evangelischen Kirche rechts der blauen Raute nach in die Eggenrüttestraße. Vorbei an Schlageter-Denkmal und Letzbergweiher auf den Ochsenberg. Weiter über den Mittelbühl, dann durch Wald zur offenen Belchenkuppe mit dem historischen Belchenhaus. Nach einem Gipfelrundgang bringen einen die Gondel der Belchenbahn nach Multen und der Bus nach Schönau.
Länge | 11,13 km |
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Dauer | 3:44 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 864 Meter |
Höhenmeter absteigend | 55 Meter |
Tiefster Punkt | 536 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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3. Knöpflesbrunnen
Aus Wieden zum Wiedener Eck. Am Berghotel in den Westweg Basel–Pforzheim (rote Raute) Richtung Notschrei übers Hörnle bis zur Wegkreuzung »Auf den Böden«. Nun rechts der gelben Raute nach bis Wasserbüttenen, dann der blauen Raute nach bis zur Kreuzung, wo es links nach Muggenbrunn geht. Dort verlässt du den Forstweg geradeaus und wanderst auf schmalem Pfad zur Hütte »Auf der Schanz«. Die blaue Raute führt über Dachsrain zum Knöpflesbrunnen. Vom Gasthaus zurück zum Grillplatz, dann links der blauen Raute nach zu den Häusern von Graben. Über Bühlbuchen und Wiedenmatt zum Start.
Länge | 18,18 km |
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Dauer | 5:24 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 550 Meter |
Höhenmeter absteigend | 556 Meter |
Tiefster Punkt | 843 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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4. Über den Gisiboden
Zuerst von der Bergstation der Hasenhornbahn zum Hasenhornturm, dann nach Nordosten zum Gisiboden mit dem Berggasthaus. Der blauen Raute nach zum Bernauer Kreuz. Dort links über den Silberberg, rechts haltend Richtung Grafenmatt. Vorbei am Leistungszentrum Herzogenhorn zum Wegweiser »Glockenführe« und in den rechten Pfad auf den Gipfel des Herzogenhorns. Zurück zur Glockenführe und südwestlich durch das Prägbachtal zum Bernauer Kreuz und zum Start.
Länge | 20,46 km |
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Dauer | 6:13 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 719 Meter |
Höhenmeter absteigend | 716 Meter |
Tiefster Punkt | 1049 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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5. Zum Holzer Kreuz
Der Schneckenkopfweg führt vom Skilift in Herrenschwand bergwärts zum Sattelwasen (blaue Raute). Leicht bergab zur Schneckenbodenhütte und zum Holzer Kreuz. Auf dem Gutrütteweg zurück zum Start.
Länge | 12,42 km |
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Dauer | 3:39 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 350 Meter |
Höhenmeter absteigend | 350 Meter |
Tiefster Punkt | 1020 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Manchmal reicht ein kleiner Funke, um ein großes Feuer zu entfachen. In meinem Fall war es ein Satz, eigentlich sogar nur ein Halbsatz im Reiseführer »Südschwarzwald« von Wolfgang Abel. Der bei Badenweiler im Markgräflerland lebende Gastrokritiker, Kolumnist und Reisebuchautor liebt Nebenstraßen, im idealen Fall heuwagenbreite Strecken in feinstaubfreier Panoramalage ohne nennenswerten Verkehr. Er nennt sie Panoramica. Abel beschreibt viele von ihnen, und einmal ist von einem Pass mit dem klangvollen Namen »Auf den Winden« die Rede. »Wege und Spuren in alle Himmelsrichtungen, eine stille Passhöhe, ein Gasthaus ohne Busparkplatz.« Die Vorstellung von diesem einsamen Pass ließ mich nicht los.
Und so fuhr ich an einem schönen Frühsommertag nach Schönau im Wiesental, immer dem Fluss Wiese nach, der am Feldberg entspringt und nach 58 Kilometern im Baseler Hafen in den Rhein mündet. Wie oft schon hat mich diese Strecke zum Belchen gebracht, dem mit 1414 Meter dritthöchsten Gipfel im Schwarzwald! Doch heute nehme ich kurz hinter Schönau in dem Örtchen Aitern den unscheinbaren Abzweig nach Rollsbach und Wieden. Und staune über den prächtigen Grillplatz mit Trinkbrunnen und Hütte, der nach steilen Kehren die Passhöhe krönt.
Das Gasthaus, von dem Abel spricht, gibt es nicht mehr. Das Sträßchen wird nun noch weniger befahren. Obwohl im Markgräflerland aufgewachsen und in diesem Sinne Einheimische, kannte ich diese Route nicht. Und eigentlich, denke ich, ist die Strecke viel zu schade für das Auto, vor allem, weil man von Schönau aus zu Fuß meist etwas abseits der Straße dem Themenweg »Alter Kirchweg« folgen kann. Früher nutzten die Bewohner Wiedens diese Route, um zur Kirche nach Schönau und wieder zurück zu kommen. Oben, sagt Abel, sitze man »zwischen den Winden, allein im polsterweichen Gras, als Rückenlehne vielleicht eine Weidbuche. Es riecht nach Schwarzwälder Macchia, Wiesenthymian duftet«. Ich kann das bestätigen.
Ich wende mich nach Westen und entdecke einen Panoramaweg, der einsam zum Belchen führt. Sonst bin ich immer von Schönau vier Stunden zum Belchenhaus hinaufgewandert, mit vielen freien Blicken, schattigen Waldpassagen und einigen Höhenmetern – ebenfalls herrlich. Die Sonne strahlt vom Himmel, und als ich nach einer guten halben Stunde auf eine »Himmelsliege« stoße, eine geschwungene Holzbank, bequem wie ein Sofa, kann ich der Versuchung nicht widerstehen und setze mich hinein, die Beine in angenehmer Höhe auf dem warmen Holz. Der Blick schweift zu den Alpen. Unter dem Band der vergletscherten Gipfel wogen die Hügelwellen des Großen und Kleinen Wiesentals, ein Mosaik aus Weiden und Wäldern, über das sich Einsiedlerhöfe mit mächtigen Walmdächern verstreuen, und in der Ferne liegt die Schweizer Grenzstadt Basel unter Dunst. Schönau, die größte Gemeinde im oberen Wiesental und Geburtsort von Jogi Löw, sehe ich von hier aus nicht. Es verbirgt sich vier Kilometer entfernt in einer Falte. So wie Aitern. Beide verfügen über eine gute Busanbindung. Man kann also wunderbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und bekommt mit der Gästekarte Konus die Rückfahrt gratis, wenn man in eine Unterkunft eincheckt – sobald die Häuser wieder öffnen.
Viele Besucher wichen während der Lockdowns aufs Biwakieren aus. Kaum ein Wochenende, an dem die höchsten Gipfel des Schwarzwalds – Feldberg, Herzogenhorn und Belchen – nicht nachts belagert sind. Wenige machen sich Gedanken, dass sie dabei in Schutzgebiete eindringen, illegal übernachten und die Tiere empfindlich stören, auch vom Aussterben bedrohte Arten wie Auerhahn und Bergpieper. Und viele »Abenteurer« lassen leider ihren Abfall zurück.
Im Reich der Fratzen und Baumgeister
Kräftiges Muhen reißt mich aus meinen Gedanken. Kulleraugen fixieren mich. Bis heute zeichnen den Südschwarzwald seine aussichtsreichen Freiflächen aus, beweidet von den Hinterwäldern, kleinen, genügsamen Rindern, die die Wiesen wie einen Golfrasen zurücklassen, weil sie – nur halb so schwer wie Fleckvieh – kaum Trittschäden verursachen. Diese Art der Landschaftspflege ist das Markenzeichen des Biosphärengebiets Schwarzwald, das sich rund um Schönau erstreckt, und war ausschlaggebend für die UNESCO-Anerkennung im Juni 2017. Dazu gehören auch die Weidbuchen. Der Verbiss des Viehs prägt ihre Gestalt. Durch das Anknabbern entwickeln sie unzählige Triebe, die sich im Laufe ihres Lebens zu Charakterbäumen verwachsen, zu majestätischen, breitkronigen Solitären oder windgefegten, bizarren Gestalten, mit bemoosten Fratzen, die den Betrachter in die Fantasiewelt der Geister und Gnome versetzen.
Rund um Schönau im Herzen des Biosphärengebiets wachsen die schönsten Exemplare. Deshalb wandere ich auch so gerne von dem Luftkurort auf den Belchengipfel: ein Weg abseits des stark frequentierten Belchensteigs, dafür voller Weidbuchen der originellsten Art. Manche vom Blitz gespalten oder hohl, als würden sie, wie Abel schreibt, »wieder in ihre Einzelstämme zerfallen«.
Auch am Knöpflesbrunnen, dem Ziel einer 18 Kilometer langen, ähnlich einsamen Runde ab Wieden, wachsen stolze Exemplare. Eine parkähnliche Landschaft zeichnet diesen entlegenen Aussichtshügel zwischen Todtnau und Wieden aus. Mittendrin ein einsames Schwarzwaldhaus. Wo könnte man schöner vespern und übernachten als in dieser Weltabgeschiedenheit mit Alpen- und Belchensicht? Das dachten sich auch Alexandra Haag und Sebastian Schwarz. Die beiden Physiotherapeuten aus Todtnau sattelten kurzerhand um, als das Gasthaus Knöpflesbrunnen zur Pacht ausgeschrieben war, und zogen mit ihrem fünfjährigen Töchterchen Nellie auf den Berg. Während ihrer monatelangen Alaskatouren hatten die beiden erkannt, was ihnen wichtig war: mit der Natur zu leben. Sie schafften sich Hühner und Bienenvölker an, kochen und backen mit regionalen Produkten und stecken mit ihrer Energie und Heiterkeit die Gäste an. So ganz anders soll der Knöpfle gewesen sein, ein durch den Bergbau reich Gewordener. »Einer, der sich Knöpfe leisten konnte«, sagt Sebastian, der in der Gemeindechronik den Hintergrund des Namens fand. Den ganzen Berg durchlöchern Stollen, erklärt Sebastian. Man habe hier Fluss- und Schwerspat abgebaut, zur Aluminiumerzeugung. Der Preisverfall beendete 1974 das Unternehmen der Grube Finstergrund bei Wieden, heute das einzige Besucherbergwerk im Schwarzwald mit Grubenfahrt.
Wo die Nacht noch Nacht sein darf
Offene Höhen voll Sonnenschein statt der tiefen Schächte der Bergleute erleben Wandernde, wenn sie von Wieden 18 Kilometer über Schönau nach Südwesten fahren, nach Herrenschwand. Südlich des Dorfes folgt eine zwölf Kilometer lange Runde einem großartigen Panoramaweg über den Höhenzug des Hochgescheid (1205 m). Die Nacht davor im »Waldfrieden« zu verbringen stimmt wunderbar auf die Wanderung ein. Hier darf die Nacht noch Nacht sein: dunkel und still. Die Grüße aus der Küche erinnern an italienische Vorspeisen. Volker Hupfer, Juniorchef und Anhänger des Slow-Food-Gedankens, verleiht seinen Großmutter-Rezepten einen modernen Touch. Bei klarer Sicht präsentiert sich vom Haus ein Alpenpanorama vom Feinsten. Bänke an den Wegen laden zum Genießen ein. Herunterfahren und es langsam angehen. So wie auf der Himmelsliege beim Pass »Auf den Winden«. Abel nennt es den »leisen Luxus«.