Naturpark Kyffhäuser: Süßes trifft Geschichte

Naturpark Kyffhäuser
Süßes trifft Geschichte

Veröffentlicht am 04.08.2025

Im Café Pille klirren die Löffel noch leise wie früher. Seit 1835 wird hier gebacken, gerührt, serviert. Die Einrichtung von 1920: gestreifte Polster, zartes Muster an den Wänden, große Fenster. Eine Bühne für Klassiker wie die Orangenrolle – gebacken nach einem über hundert Jahre alten Rezept. Der Geschmack: fein ziseliert, sonnig, ein bisschen wie früher Sommer.

Der Kyffhäuser im gleichnamigen Naturpark ist ein Gebirge mit Geschichten. Offene Kuppen und stille Wälder, lichte Trockenrasen und Wacholderheiden, Schluchten und Spalten, in denen sich Mythen eingenistet haben. Wer den Kyffhäuserweg geht, einen 37 Kilometer langen Qualitätswanderweg, entdeckt Höhlen und Burgruinen.

Kulinarische Entdeckungen und außergewöhnliche Unterkünfte in den Nationalen Naturlandschaften von Thüringen
Gregor Lengler

Steinerne Sage

Das Kyffhäuser-Denkmal thront weithin sichtbar auf dem Bergrücken. Zwischen 1890 und 1896 aus rötlichem Sandstein errichtet, zeigt es einen kupfernen Kaiser Wilhelm I. zu Pferd – und darunter Friedrich I., genannt Barbarossa, bereit, sich von seinem Thron zu erheben. Dass hier einst seine Burg stand, mit 600 Metern die längste Burganlage Europas, ist weniger bekannt. "Die heutige Deutung der Stiftung: Das Denkmal soll europäische Einigkeit verkörpern", sagt Andreas Kirchner, Geschäftsführer der Kyffhäuser Stiftung. Es soll ein neues Besucherzentrum entstehen – ein Ort für Informationen, Perspektiven, Dialog.

Ein paar Kilometer entfernt, in der Barbarossahöhle, wird die Sage lebendig. Die Höhle ist eine von weltweit nur zwei existierenden Schauhöhlen im Anhydritgestein, eine geologische Rarität.

Der eigentümliche Reiz der unterirdischen Zauberwelt liegt im eigenwillig schönen Formenspiel des grauweißen Gesteins. Wir gehen vorbei an spiegelnden Seen, Alabasteraugen verfolgen uns mit starren Blicken.

Der Kaiser, so heißt es, schläft hier, tief im Berg, bis irgendwann die Raben nicht mehr kreisen.

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Gregor Lengler

Süßer Ausklang

Wem nach so viel Geschichte nach Süßem zumute ist, der folgt der Spur der Schokolade – in die Goethe Chocolaterie im benachbarten Oldis-leben. Hier wird Kakao zur Kunst. Durch große Scheiben sieht man den Chocolatiers zu: wie sie Pralinen fertigen, Schokoladenformen füllen, Nüsse in Schokolade tauchen. Es duftet nach geröstetem Kaffee, nach Vanille, nach dunkler Schokolade. Bei einer Verkostung gibt es nicht nur Probierhäppchen, sondern auch Geschichten – über die Kakaofrucht, die Herkunft, die Herstellung. Barbarossa hätte es gemocht.