Die Alpen aus eigener Kraft zu überqueren ist kein Ding der Unmöglichkeit! Die schönsten Routen und viele nützliche Planungstipps hier ...
Die Alpen aus eigener Kraft zu überqueren ist kein Ding der Unmöglichkeit! Die schönsten Routen und viele nützliche Planungstipps hier ...
Die einen schütteln den Kopf: eine sinnlose Tortur. Die anderen wälzen Wanderführer, gehen joggen, schreiben Packlisten und kürzen sie, bis sie auf einen Bierdeckel passen. Im Juli, August oder September, wenn die meisten Pässe schneefrei sind, ist es dann so weit: Die Alpenüberquerer schultern ihren Rucksack. Der erste Tag ist der härteste. Der zweite ist noch härter. Zehn Kilo Gepäck und mehr fühlen sich nach ein paar Stunden Tragen überraschend schwer an. Der Selbstzweifel wiegt eine Tonne. Wer am dritten Tag nicht aufgibt, hat gute Chancen, ans Ziel zu kommen.
Mit stolzgeschwellter Brust und reichlich ausgeleierten Knien geht es zur Ziellinie. Alpencross geschafft! Und am Ende. Eine Alpenüberquerung geht selbst mit Pausentagen nicht spurlos am Körper vorüber. Für die einen bleibt es ein einmaliges Abenteuer. Die anderen ziehen immer wieder los. "Du kannst in ein Flugzeug steigen und ans Ende der Welt fliegen", sagen sie. "Aber nach dreißig Tagen Fußmarsch warst du viel weiter weg."
Die benötigte Ausrüstung bleibt überschaubar: Bergstiefel, Wanderstöcke, zwei Outdoor-Hosen und Merino-Shirts, zweimal Unterwäsche, zwei Paar Wandersocken, Fleece, Regenjacke, Handschuhe, Mütze, Sonnenbrille, Sonnencreme, Hüttenschlafsack, Zahnbürste. Damit ist die Liste schon fast komplett.
Unsere Outdoor-Packliste zeigt dir übersichtlich und zum Abhaken, was du auf deiner Tour benötigst:
Zu Fuß über die Alpen: Für viele Wanderer eine der packendsten Erfahrungen. Entweder man geht das Abenteuer auf eigene Faust an, dann bedarf es einer guten Vorbereitung. Mit Gepäcktransport, Guide und festgelegten Unterkünften wird die Alpenüberquerung jedoch zu einem noch unbeschwerteren Vergnügen. Der Anbieter ASI-Reisen hat gleich drei solcher geführten Alpencross-Touren im Angebot:
Vom Fuß des Großglockners bis nach Muggia am Mittelmeer: Der Alpe-Adria-Trail misst zwar 680 Kilometer, trotzdem ist er ein Weg für Genießer: Knifflige Gebirgspassagen meidet er, abends stehen meist mehrere Gasthäuser und Unterkünfte zur Auswahl. Mehr Infos: alpe-adria-trail.com
Der leichteste Alpencross führt auf 114,5 Kilometern vom Tegernsee nach Sterzing, Italiens nördlichste Stadt. Vergleichsweise harmlose 3300 Höhenmeter verteilen sich auf sieben Tage – Konditionsstarke schaffen sie aber auch in ein bis zwei Tagen weniger. Infos: die-alpenueberquerung.com
Ludwig Gassler beschrieb 1977 in dem Buch "Traumpfad" eine Alpenüberquerung von München nach Venedig. Seither sind ihm viele gefolgt. Obwohl mit 28 Etappen / 20.000 Hm eine der längeren Nord-Süd Traversen, ist sie die Mutter aller Alpenüberquerungen. Die meisten Wanderer teilen sie in kleinere Abschnitte und machen daraus ein Projekt für mehrere Jahre. Die Route führt zunächst vom Marienplatz in München durchs Voralpenland und Karwendelgebirge, um in den Zillertaler Alpen mit der auf 2910 Meter Höhe gelegenen Friesenbergscharte den höchsten Punkt zu erreichen. Von dort geht es durch die Pfunderer Berge ins Pustertal, weiter durch die Dolomiten in die Piave-Ebene und schließlich zur Lagunenstadt. Vielleicht die intensivste Art, nordische Kühle mit mediterraner Leichtigkeit zu verbinden. Infos: muenchenvenedig.de
Die Strecke von Oberstdorf nach Meran gilt wohl als ideale Überquerung für ambitionierte Einsteiger. Die Originalroute führt als Teil des Europäischen Fernwanderweges E5 in acht Etappen über den Allgäuer Hauptkamm, weiter durch Inn- und Ötztal zum Timmelsjoch (2474 m) und bis nach Bozen – insgesamt über 185 Kilometer. Wer es schneller, steiler und vielleicht ein wenig spektakulärer mag, wählt die reduzierte, 106 km-lange Variante und schlägt ab der vierten Etappe hinter der Braunschweiger Hütte im Ötztal den Weg nach Vent ein – via Similaunhütte (3019 m). Eines der Highlights: man stattet der Fundstelle des Ötzi einen Besuch ab. Von dort führen steile Kehren dann hinab zum Vernagt-Stausee im Südtiroler Schnalstal. Ab hier geht es in der Regel mit dem Linienbus weiter nach Meran.
Auch per Bike kommt man über die Alpen. Zu den schönsten Routen zählt die fünftägige Via Poschiavo von Oberstdorf zum Comer See – sie nimmt unter anderem die Allgäuer Alpe und die Engadiner Berge mit. Sechs Pässe fordern Beinschmalz. Buchtipp: Alpencross Ostalpen, Bruckmann Verlag - hier auf Amazon kaufen
Von Lindau am Bodensee bis zum Lago Maggiore: Fitte Mountainbiker schaffen die 387 Kilometer und gut 11.000 Höhenmeter bergauf in sechs Tagen. Der Lohn der Mühe: die Schönheit des Rätikons, Graubündens und des Tessins. Mehr Infos: transalp.info/mtb/bodenseelago-maggiore
Auf der Sbrinz-Route (7 Etappen / 7420 Hm) wandert man auf den Spuren der Säumer vom Vierwaldstätter See in der Schweiz nach Domodossola in Italien. Das Besondere an der 165 Kilometer langen Tour ist ihr historischer Ursprung. Die Säumer waren die Ersten, die die abgelegenen Alpentäler mit Waren versorgten. Bepackt mit Handelsgütern, zogen sie mit Packpferden über die Saumpfade von Nord nach Süd und wieder zurück. Die gut ausgeschilderte Route führt von Stansstad über Engelberg nach Guttannen, wo früher auch die Säumer rasteten. Durch die vom Aaregletscher geformte Gebirgslandschaft führt der Weg zum Grimselpass nach Obergesteln, dann weiter nach Riale und über den Walser Höhenweg nach Premia bis zum Zielort Domodossola. Zu dieser Tour gibt es noch diverse Varianten. Infos: sbrinz-route.ch
Robuste Bergwanderer gehen die 1000 Kilometer lange Grande Traversata delle Alpi (GTA) an: von der Alpe di Cruina in der Schweiz bis ins italienische Ventimiglia. Der einsame Weg durch die Westalpen fordert Ausdauer für 65 Tage, technisch schwierig ist er nicht. Mehr über die Strecke erfahrt ihr auch hier in unserem Artikel "Auf dem großen Walserweg im Piemont" mit Podcast
Die ganz große Nummer: über die Alpen, aber nicht in Quer-, sondern in Längsrichtung. Mit der "Via Alpina" steht Wanderern dazu gleich ein ganzes Netz an Wanderwegen zur Verfügung: Die fünf insgesamt mehr als 5000 Kilometer langen Strecken führen durch die acht Länder des Alpenbogens, auf zusammengenommen über 342 Tagesetappen. Das Kernstück bildet dabei der sogenannte »Rote Weg« zwischen Triest und Monaco. Gleich mehrmals überqueren Wanderer auf ihm den Alpenhauptkamm, 44 Grenzüberquerungen liegen auf der 161 Etappen langen Strecke. Am Weg liegen Berg-Berühmtheiten wie Drei Zinnen, Montblanc, Bernina, Zugspitze, aber auch Städte wie Monaco, Triest, Innsbruck und Briançon, aber auch die Mahnmale der Vergangenheit, die daran erinnern, dass die grandiose Alpenlandschaft allzu oft Kriegsschauplatz war. Info: www.via-alpina.org