++ Mit tollen Winterbildern aus der Region (siehe oben) ++
Die schönsten Schneeschuhwanderungen rund um das Zugspitzmassiv:
Tour 1: Rund um die Zugspitze: Auf den Thörlen, 1540 m
Tour 2: Rund um die Zugspitze: Seebensee, 1657 m
Tour 3: Rund um die Zugspitze: Am Brand, 2130 m
Tour 4: Rund um die Zugspitze: Kleines Pfuitjöchle, 2133 m
Keine Frage, das Zugspitzmassiv mit seinen Gletschern zählt zu den am besten erschlossenen Gebirgsstöcken der Alpen. Doch von dem prominenten Namen profitiert man auch im Tal. Um die Dörfer Ehrwald und Lermoos, in der sogenannten »Tiroler Zugspitzarena«, gibt es zahlreiche Abfahrtspisten und über 100 Kilometer gespurte Trassen für Langläufer. Und mit jedem Lift und jeder Spur steigt das Bedürfnis nach Einsamkeit, das Verlangen, auch abseits der Pisten die Erhabenheit der Berge zu genießen.
Schneeschuhwandern am höchsten Berg Deutschlands
Seit ein paar Jahren kommt dabei wieder ein uraltes »Wintersportgerät« in Mode: Schneeschuhe. Waren es damals Jäger oder Wilderer, die mit Schneereifen und Schrotflinte durch Bergwald und Hochkare streiften, auf der Suche nach Birkhahn, Gämse oder Schneehase, ist die alte Tradition längst zum Selbstzweck geworden: Viele machen sich auf, um allein oder in trauter Gruppe die Majestät einer verschneiten Bergwelt zu genießen, legen ihre Spuren in den unberührten Schnee und geben sich dem Reiz des kleinen Abenteuers hin.
Und von denen findet man aller Pisten und Loipen zum Trotz immer noch genug. Wie etwa auf den Thörlen, einem von eiszeitlichen Gletschern geschliffenen, welligen Plateau zwischen dem Garmischer Eibsee und Ehrwald in Tirol. Viele Lichtungen durchbrechen hier einen mit bis zu 30 Meter hohen Tannen bestandenen Hochwald. Schon im Sommer ist er recht einsam, doch im Winter lässt sich hier kaum eine Menschenseele blicken. Im Osten ragt die in der Zugspitze (2962 m) kulminierende Wetterwand als permanenter Bezugspunkt über dem Schneeschuhwanderer auf.
Gegenüber im Westen steht, als höchster Gipfel des Ammergebirges, der kecke Spitz des Daniels (2340 m), das »Garmischer Matterhorn«. Und im Süden sieht man über der gleißenden Ebene des von Loipen und Winterwanderwegen durchzogenen Lermooser Beckens das in den Himmel stoßende Felshorn der Mieminger Sonnenspitze (2417 m; das »Ehrwalder Matterhorn«), während die Lechtaler Gartnerwand (2376 m) in finsterem Schatten verharrt. Schneeschuhgeher spuren abgekapselt wie in einem Raum-Zeit-Kokon durch den vier Quadratkilometer großen, auf über 1500 Meter Höhe liegenden Wald. Ein einsamer Hochgenuss.

Ganz anders bei den beiden Touren um die Ehrwalder Alm. Wer von Ehrwald, südwestlich der Zugspitze gelegen, mit einer Gondel ostwärts dorthin hinaufschwebt, den erwartet erst einmal ein richtiger Skizirkus. Von Kinderliften und Skihütten schallen rustikale Melodien, Freunde von DJ-Ötzi und Après-Ski werden ihre Freude haben. Alle anderen bewegen sich schnellstmöglich hangaufwärts neben der Loipenspur des Knappensteigs in den tief verschneiten Wald um den Igelsee – wo ein Wintertraum wahr wird. Der Rummel ist angesichts schneegekrönter Tannen und dem weißen Spiegel des Sees schnell vergessen. Durch lichte Bäume gelangt man unterhalb von verschneiten Schrofenflanken weiter zur aussichtsreichen Seebenalm und zum Seebensee (1657 m), mitten im schroffen Herz der westlichen Mieminger Kette gelegen. Spätestens hier sollten sich Wanderer zwischen den zerrissenen Kalkflanken ein sonniges Plätzchen suchen, die Brotzeit auspacken und einmal in Ruhe die klare Winterluft atmen. Gegenüber schießt fast senkrecht 800 Meter die Wettersteinwand in den Himmel.
Unterhalb fällt der Blick auf den Sessellift, der von der Ehrwalder Alm zum Issentalköpfl (1925 m) führt. Östlich davon bleibt für Schneeschuhgeher wieder weiße Weite: Zwei Kilometer breit liegt hier das Gaistal zwischen den vorgelagerten Felsköpfen der Mieminger Kette mit ihren weiß eingebetteten Karen und den Wänden des Wettersteins – eine Szenerie wie aus einem Kitschfilm. Und nicht von ungefähr hatte der Heimatromancier Ludwig Ganghofer hier ein Jagdrevier gepachtet. Gut möglich, dass er hier mit illustren Gästen wie Ludwig Thoma, Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal oder Richard Strauss im Winter die ein oder andere Schneeschuhtour unternahm.

Panorama pur: Schneeschuhwanderungen im Tiroler Grenzgebiet
Wahrscheinlich wären die Künstlerseelen mit der nächsten Tour jedoch etwas überfordert gewesen: eine gerade Aufstiegsspur führt auf die bewirtete Hochfeldernalm (1732 m), unter den zerklüfteten Gatterlköpfen. Wer genügend Energie übrig hat, steigt hier weiter auf die Bergschulter »Am Brand« (2130 m). Das Panorama ist wild: Im Süden lassen die Nordwände der Mieminger Kette einem förmlich das Blut gefrieren, im Osten aufgereiht die Kalkmauern des Teufelsgrats.
Eher mild als wild grüßt der ungewöhnlich gleichmäßig abfallende Danielkamm der Ammergauer Alpen von Westen herüber. Die weiße Flanke ist im Winter ziemlich lawinengefährdet. Nicht umsonst heißt ein zu deren Füßen auf der Wasserscheide zwischen Isar und Lech liegendes Dorf Lähn (»Lawine«): Der Ort wurde 1458 und 1689 von Lawinen zerstört. Heute schützt ihn ein Wall vor weißen Katastrophen aus dem darüber gelegenen Wiestal. In sicherer Distanz zum potenziellen Desaster bewegen sich Schneeschuhgeher auf der Route zum Pfuitjöchle (2133 m), einem recht lawinensicheren Gipfelchen, das bei fast jedem Wetter begangen werden kann. In der Regel trifft man hier auch auf die Spuren von Skitourengehern, bis das Gelände steiler wird. Schneeschuhgeher watscheln wie die Enten im »Duckstep« steil bergauf, Skitourengeher weichen auf eine weniger steile Flanke aus. Und so herrscht auf dem beliebtesten Skitourenberg der Region plötzlich Ruhe. Ohne Serpentinen beißt man sich mit zackenbewehrten Alpinschneeschuhen direkt auf den unbekreuzten Gipfel. Wie die Südhänge unter der gegenüberliegenden Hochschrutte gleißen!
Im Süden stechen die steilen Hänge der aus den Lechtaler Alpen herausragenden Bleispitze (2225 m) ins Auge – beim Anblick des ausgesetzten und steilen Gipfelgrats wird klar: Eine Besteigung mit Schneeschuhen bleibt Könnern vorbehalten. Die Schneemassen locken zuweilen auch eine andere Gattung Schneeschuhgeher an. Sie wirken wie Wesen von einem anderen Planeten und tragen Skibrille, Helm und Protektoren: Snowboarder schinden sich, wenn das Wetter mitmacht, mit ihren Swallowtails auf dem Rücken bis zum Gipfel, um über die von der Sonne sahneweich aufgefirnten Südhänge abzusurfen. Auch sie suchen Einsamkeit und Unabhängigkeit; nur vielleicht mehr den schnellen Kick als das meditative Dahinziehen. Doch wie immer die Präferenzen auch sind – Platz genug bleibt in der Tiroler Zugspitzregion für jeden: ob Schneeschuhgeher, Snowboarder, Skifahrer oder Langläufer.
Rund um die Zugspitze: alle Planungsinfos für Schneeschuhtouren

Allgemein
Die Schneeschuhtouren der »Tiroler Zugspitzarena« lassen sich in zwei Typen unterteilen: Östlich der durch das fünf Quadratkilometer große Lermooser Becken fließenden Loisach, d. h. rund um Ehrwald, sind die Routen eher leicht und führen allenfalls auf niedrige Gipfel. Westlich dieser Linie sind die Routen steiler, anspruchsvoller und folgen teils Skirouten bis zum 2000er-Gipfel. Auf solchen Gipfeltouren sollten Schneeschuhgeher vorher die Lawinengefahr prüfen und gegebenenfalls auf die lawinengefährdeten Passagen im Gipfelbereich verzichten.
Beste Zeit
In der Region finden sich Schneeschuhtouren für alle Wintermonate, sprich von Mitte Dezember bis April.
Anreise
Von München auf der A 95 und B 2 Richtung Garmisch-Partenkirchen, hinter dem Farchant-Tunnel rechts ab Richtung Fernpass. Hierbei durch den Ortsteil Garmisch und über die österreichische Grenze zum Lermooser Becken. Hinter dem Eisenbahnviadukt kurz links nach Ehrwald oder rechts nach Lermoos. ÖV: Von München mit der Bahn nach Garmisch-Partenkirchen und mit der Regionalbahn Richtung Reutte bis Ehrwald-Zugspitzbahn und per Bus weiter oder weiter nach Lermoos beziehungsweise Lähn.
Übernachtung
Übernachtet wird ausschließlich im Tal. Infos & Buchung: zugspitzarena.com/de/unterkunft
Info
Tiroler Zugspitzarena, Am Rettensee 1, A-6632 Ehrwald, Tel. +43567320000.
Bergbahn
Ehrwalder Almbahnen, Tel. 0043/5673/2468, www.zugspitze.at
Lawinenlage
www.lawine.at/tirol/
Karten
AV-Karte Nr. 4/2 »Wetterstein – Mieminger Gebirge/Mittleres Blatt«; 1 : 25000, und Nr. 4/1 »Wetterstein – Mieminger Gebirge/Westliches Blatt«, je 9,80 Euro; Bayer. LVA UK L 31 »Werdenfelser Land«, 1 : 50000, 6,60 Euro.
Buchtipp
Christian Schneeweiß: »Leichte Schneeschuhtouren Allgäuer bis Kitzbüheler Alpen«, Bruckmann-Verlag München, 5,68 Euro.

Geführte Schneeschuh-Schnuppertouren
Wer der Faszination Schneeschuhwandern mit professioneller Begleitung auf die Spur kommen möchte, kann an geführten Schnuppertouren auf Deutschlands höchsten Berg teilnehmen: Bestens geeignete Einsteiger-Touren am Zugspitzplatt, in Kombination mit der Bayerischen Zugspitzbahn.
Termine: 21.12.19, 26.12.19, 29.12.19, 05.01.20, 18.01.20, 26.01.20, 02.02.20, 08.02.20, 16.02.20, 22.02.20, 29.02.20, 08.03.20, 14.03.20, 22.03.20, 29.03.20, 04.04.20, 08.04.20, 12.04.20, 17.04.20
Treffpunkt: 9 Uhr an der Seilbahn Zugspitze
Anforderungen: Kondition für eine zweistündige Wanderung, keine Vorkenntnisse notwendig
Preise: 49 Euro pro Person, inklusive Bergführer und Schneeschuh-Leihausrüstung, ohne Bergbahnticket
Infos und Buchung unter: vivalpin.com
Auch die Tiroler Zugspitz Arena bietet den ganzen Winter über geführte Schneeschuhwanderungen – Infos: zugspitzarena.com
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