Naturpark Thüringer Wald: Teller voller Heimat

Teller voller Heimat
Genussfahrt im Naturpark Thüringer Wald

Veröffentlicht am 04.08.2025

Wenn im Frühsommer die Bergwiesen aufblühen, legt sich über den Naturpark Thüringer Wald und das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald ein zarter Duft aus Wiesenkerbel, Schafgarbe und Bärwurz.

Ein Gasthaus mit Seele

In Schmiedefeld, inmitten des UNESCO-Biosphärenreservats Thüringer Wald, liegt das Hotel Gastinger. Ein Familienbetrieb: Oma macht die Blumendeko, Opa steht am Herd. Tochter Lina töpfert und hilft an der Rezeption. Mutter Gastinger empfängt im orangen Kleid mit einem großen Lächeln. Und gekocht und dekoriert wird mit dem, was direkt hinterm Haus wächst.

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Gregor Lengler

Kulinarische Jahreszeiten

Zur Bergwiesenzeit im Juni verwandeln sich Garten und Küche in eine Bühne für frisches Grün. Dann landen Frauenmantel, Giersch, Schafgarbe und Bärwurz direkt auf dem Teller. Mein Abendmenü: Streifen von der Schmiedefelder Lachsforelle auf Fettuccine mit hausgemachtem Pesto, serviert im Wiesenkräuterbett. Dazu hausgemachte Holunder-blütenlimonade. Alles aus dem eigenen Garten auf 700 Meter Höhe. "Es macht Spaß, jeden Tag zu schauen, was dort Neues gewachsen ist", sagt Lina Gastinger.

Zwischen Kräutern und Gleisen

Die Anfahrt zum Genusstag beginnt spektakulär: ein Ruck, ein Seil, eine Bahn. Die Steilstrecke der Thüringer Bergbahn startet in Obstfelderschmiede und zieht mich langsam hinauf ins Bergland. 323 Höhenmeter auf 1,4 Kilometern, die steilste Standseilbahn Deutschlands für Normalspurwagen. Oben: Lichtenhain. Von dort führt die historische Flachstrecke weiter durchs Schwarzatal. Ich steige um in den Olitätenwagen, der nach den traditionellen Kräutermischungen des Thüringer Waldes benannt ist. Früher sammelten hier Kräuterfrauen, Apotheker mischten daraus Heilmittel, heute erzählt der Wagen von dieser Geschichte.

Mittags esse ich an der Bergstation, in einem ausrangierten Reisezugwagen aus dem Jahr 2007. Inhaber Adrian Erk hat ihn mit viel Samt ausgebaut – inspiriert vom Orient-Express. Es gibt Würzfleisch und Süßkartoffelpommes.

Atem holen, Sinne öffnen

Waldbaden kann man im Thüringer Wald auch auf der Wiese. "Langsam", sagt Katrin Sommer, "noch langsamer." Wir stehen auf dem Atemweg bei Stützerbach. Vor uns: Wiese. Hinter uns: Wald. Katrin Sommer, zertifizierte Kursleiterin für Waldbaden und Achtsamkeit, begleitet mich.

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Wir gehen nur ein paar Schritte, dann bleibt sie stehen. "Siehst du die Wiese?" Ich sehe: Blüten, Blätter, Licht. "Nimm den Spiegel." Im kleinen Taschenspiegel erscheinen die Wiesenblumen wie kleine Kunstwerke, von unten betrachtet, vergrößert, in den Himmel aufragend wie Skulpturen. Wir machen Atemübungen, heben die Arme wie die Schwingen eines Vogels. Leicht fühlt sich das an. Spüren mit der Hand die Rinde eines Baumes. Lauschen. Auf der Meditationsplattform: Blick ins Vessertal, ein weiter Horizont. Katrin flüstert: "Schöpfe die Kraft des Sommers."