Südtirols schönste Wanderwege
Meraner Höhenweg

Hier erlebt man die Schönheit Südtirols hautnah! – Wir stellen euch die besten Etappen des Meraner Höhenwegs vor und geben Tipps zur Reiseplanung und Übernachtung ...

Meraner Höhenweg, Heft 2021/01
Foto: Fabian Weiss

Auf der 92 Kilometer langen Umrundung der Texelgruppe in Südtirol warten grandiose Aussichten und jede Menge Einkehrmöglichkeiten – Berg- und Genusswanderer kommen auf diesem Wanderweg voll auf ihre Kosten!

  • Beste Zeit: Die Etappen auf den Südhängen des Sonnenbergs kann man meist von Mai bis November gehen – und manchmal sogar im Winter. Die höher gelegenen Teilstücke des Meraner Höhenwegs im Pfossental und auf den nördlichen Etappen sind dagegen in der Regel nur von Juli bis September schneefrei.
  • Anforderungen: Der Meraner Höhenweg ist überwiegend gut ausgebaut und markiert. Stahlseile und Holzgeländer sichern ausgesetzte Stellen, und eine neue Hängebrücke überspannt seit 2018 die berüchtigte 1000-Stufen-Schlucht. Besonders der Abschnitt von den Muthöfen zum Hochganghaus verläuft recht eben. Andere Etappen, vor allem jene über das Eisjöchl, strengen allein wegen ihrer Länge an. Sie lassen sich aber dank der vielen Höfe und Hütten am Wegesrand auch auf zwei Tage aufteilen.
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Unterkunft-Empfehlung

Etappe 1: Von Hochmuth nach Giggelberg

Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Hier im Bild: der Gasthof Hochmuth, Start der 1. Etappe.

Mit der Seilbahn fährt man hinauf zu den alten Muthöfen. Über den ausgesetzten, stahlseilgesicherten Hans-Frieden-Weg geht es zur Leiteralm. Von dort über einen gepflasterten Weg und viele Stufen durch den Wald zum Hochganghaus hinauf. Über einen Steig führt die Etappe in stetem Auf und Ab weiter über die Tablander Alm und die Nasereithütte zum Giggelberg (1565 m).

Italien
Länge13,71 km
Dauer5:30 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied742 Meter
Höhenmeter absteigend516 Meter
Tiefster Punkt1316 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Gasthaus Giggelberg, Startpunkt der 2. Etappe nach Katharinaberg.

Etappe 2: Von Giggelberg nach Katharinaberg

Zunächst verläuft diese Etappe entspannt durch Wald und über Wiesen, bis am Hof Hochforch die 1000-Stufen-Schlucht beginnt. Bequemer ist es hier, die neue Hängebrücke zu nehmen. Durch die Beerensträucher und Steppengräser des Sonnenbergs wandert man weiter und hinab nach Katharinaberg.

Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Abstieg nach Katharinaberg im Schnalstal.
Länge14,13 km
Dauer5:05 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied395 Meter
Höhenmeter absteigend693 Meter
Tiefster Punkt1535 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler

Etappe 3: Zum Eishof

Der Weg taucht in dichten Wald ein und biegt bald nach rechts ins Pfossental ab. Ab dem Gasthof Jägerrast geht es über offenes Weideland hinauf zur Mitterkaseralm und von dort mit herrlichem Blick auf die Felsgipfel im Talschluss zum Eishof.

Länge12,79 km
Dauer4:48 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied986 Meter
Höhenmeter absteigend150 Meter
Tiefster Punkt1236 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg - Südtirol
Fabian Weiss
Leckere, kreative Gerichte gibt es bei Simone und Uli auf dem Eishof.

Etappe 4: Nach Pfelders

Anfangs folgen Wanderer dem mäandernden Pfossenbach, dann im Zickzacksteil zum Eisjöchl (2895 m) hinauf. Nach der Pause auf der Stettiner Hütte beginnt der lange, aussichtsreiche Abstieg nach Pfelders.

Länge18,72 km
Dauer6:44 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied819 Meter
Höhenmeter absteigend1266 Meter
Tiefster Punkt2073 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg, Heft 2021/01
Fabian Weiss
Im frühen Herbst haben Wanderer beste Chancen auf klare Sicht.

Etappe 5: Nach Matatz

Auf der linken Uferseite des Pfelderer Bachs spaziert man zum Klettergarten Bergkristall und überquert den Bach über eine Holzbrücke. Neben der Rodelbahn führt der Weg hinab zum Weiler Innerhütt (1420 m). Ab Außerhütt im Wald bis zum Weiler Ulfas (1370 m) und auf dem Nellinger Weg bis zum Gasthof Christl (1132 m). Hier biegt der Höhenweg ins Passeiertal, über geteerte Zufahrtsstraßen zu Höfen wandert man sanft bergab nach Matatz.

Länge17,60 km
Dauer5:53 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied313 Meter
Höhenmeter absteigend893 Meter
Tiefster Punkt1626 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Vom Longfallhof im Spronsertal führt der Weg zum Talbauer-Hof und schließlich wieder zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem Gasthof Hochmuth.

Etappe 6: Zurück nach Hochmuth

Auf dieser langen Etappe durch das Kalmtal, vorbei am Gasthaus Magdfeld, den Weilern Vernuer und Gfeis und durch das Spronsertal schließt sich der Kreis. Ein letzter knackiger Anstieg leitet zu den Muthöfen.

Länge18,67 km
Dauer7:22 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1027 Meter
Höhenmeter absteigend738 Meter
Tiefster Punkt1026 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Blick vom Oberhochmuthof - ein lohnenswertes Übernachtungsziel mit leckerer Küche.

Tipps zur Planung eurer Reise nach Meran/Südtirol:

  • So kommt ihr hin: Mehrere Züge fahren täglich über Bozen nach Meran. Ab München dauert die Fahrt rund fünf Stunden. Von dort geht es per Bus (Fahrpläne unter sasabz.it) zu den Seilbahnen, die Wanderer zum Höhenweg hinaufbringen – zum Beispiel in Dorf Tirol (seilbahn-hochmuth.it).
  • Herumkommen: Man kann von vielen Orten in den Rundweg einsteigen. Die meisten, wie Katharinaberg oder Pfelders, sind per Bus erreichbar (suedtirolmobil.info/de).
  • Orientierung: Der Meraner Höhenweg ist durchgehend mit der Nummer 24 markiert und gut beschildert. Die meisten Wanderer gehen ihn im Uhrzeigersinn. Eine topografische Karte im Maßstab 1:30.000 gibt es in allen Tourismusbüros entlang des Wegs für vier Euro zu kaufen.
  • Informieren: Der Südtiroler Christjan Ladurner erzählt in »Der Meraner Höhenweg. Unterwegs auf Südtirols beliebtestem Weitwanderweg« spannende Geschichten von den Vätern des Wegs, von Bergbauern und ihrer Kultur. Dazu beschreibt er die Etappen und mögliche Varianten. Athesia Tappeiner Verlag, 29,90 Euro. Klassische Wanderführer zum Höhenweg gibt es vom Bergverlag Rother (14,90 Euro), vom Conrad Stein Verlag (12,90 Euro) und von Folio (10 Euro). Online findet man auf Portalen wie Komoot oder Outdooractive Karten, Höhenprofile und Wegbeschreibungen. Ausführlichere Infos bietet die Webseite meranerhoehenweg.com
  • Wanderimpressionen und Hüttentipps gibt es auch in dieser Fotostrecke:
Unterkunft-Empfehlung

Weitere Übernachtungsmöglichkeiten:

  • Bauernhof: Der Montferthof im Schnalstal (Übernachtungsalternative an Tag 2) wirkt wie ein Bauernmuseum. Doch die Zimmer und Bäder sind modern, und Familie Ilmer stellte schon 1998 den Betrieb auf Bio um (Ü/F im DZ 33 Euro pro Person, montferthof.it).
  • Ziegenreich: Auf dem Mitterkaser sollte man unbedingt den hausgemachten Ziegenkäse und frische Ziegenmilch probieren. Eine weitere Spezialität: »Bockenes«, in Zwiebeln und Wein gebratener Ziegenbock mit Spätzle und Blaukraut. Ü/F gibt es ab 25 Euro. mitterkaseralm.it
  • Gourmettempel: Eine bessere Küche als im Eishof wird man auf dem Meraner Höhenweg kaum finden. Das Dreigängemenü lohnt sich immer, ebenso der viel gelobte Kaiserschmarrn. Eine Übernachtung im Mehrbettzimmer mit Frühstück kostet 31,50 Euro. eishof.com
  • Blockhütten-Charme: Bis die neue Stettiner Hütte fertig ist, schlafen Wanderer in kleinen Vierer-Blockhütten – in Coronazeiten ein Vorteil. Ü/F 30 Euro pro Person. stettiner.13h.de
Meraner Höhenweg, Heft 2021/01
Fabian Weiss

Der Reisebericht unseres Autors Florian Sanktjohanser:

Suki hechelt ganz schön. Kein Wunder, seit Stunden trippelt das Hündchen bergauf und bergab, über Wurzeln und Steine. Seinem Frauchen Sally macht das aber keine Sorgen. Suki gehe es wunderbar. Deshalb sind sie und ihr Freund Alexander schließlich aus Bochum bis nach Südtirol gereist: weil der Meraner Höhenweg laut Blogs und Insidern als besonders hundefreundlich gilt.

Die beiden Mittzwanziger geben ein typisches Beispiel für eine neue Generation von Fernwanderern ab, die man seit Jahren immer häufiger auf Südtirols berühmtestem Höhenweg antrifft: jung und mäßig erfahren, dafür aber umso enthusiastischer. Wir treffen sie auf der zweiten der sechs Höhenweg-Etappen, unisono preisen die beiden Bochumer Land und Leute. Nur das Schlangestehen auf dem Hans-Frieden-Weg sei »nervenaufreibend« gewesen, findet Sally. Sie meint den zweieinhalb Kilometer langen Abschnitt auf der ersten Etappe, der 1968/69 in die Steilwand getrieben wurde und in luftiger Höhe den Hang quert. 1000 Sprengungen waren dafür notwendig.

Es stimmt: Auf dem Hans-Frieden-Weg staut es sich manchmal, doch entspannter als im Corona-Herbst 2020 wird man den Meraner Höhenweg kaum erleben. Vierzig Prozent weniger Wanderer als in den Vorjahren seien unterwegs, erzählen die Wirte am Wegesrand. Zu spüren ist das besonders hier im Südwesten der 92 Kilometer langen Rundtour um den Naturpark Texelgruppe, wo normalerweise die meisten wandern. An diesem sonnigen Septembertag dagegen spazieren Fotograf Fabian und ich allein über den breiten Pfad von Unterstell nach Katharinaberg. Schmetterlinge gaukeln über Blumen und gelbliche Grasbüschel, Zikaden zirpen, Eidechsen huschen ins Gebüsch. Im Tal breiten sich Weinberge aus wie geharkte japanische Gärten. Tief unter uns kreist ein Greifvogel über Schloss Juval. Grandiose Aussichten wie diese wollte Helmuth Ellmenreich einst mehr Wanderern zugänglich machen. Dafür verknüpfte der Präsident des Südtiroler Alpenvereins, bekannt auch als »Alpenscheich«, alte Pfade zwischen den Bergbauernhöfen durch zusätzliche Steige. Der Meraner Höhenweg wurde sein Lebenswerk.

Stufen oder Hängebrücke?

Der Bau des Weges bedeutete oft Knochenarbeit. Nach der Steilwand, durch die heute der Hans-Frieden-Weg führt, war das kniffligste Hindernis lange der tief eingeschnittene Lahnbachgraben auf der zweiten Etappe. Erst Anfang der 1980er Jahre gelang es, mithilfe von Stufen und Ketten einen Steig zu bauen. Die 1000-Stufen-Schlucht wurde einer der spektakulärsten Abschnitte – aber auch einer der anstrengendsten. Die meisten Wanderer nehmen heute dankend die Abkürzung: die neue Hängebrücke, die 2018 über die Schlucht gespannt wurde.

Meraner Höhenweg, Südtirol
Ralf Bücheler
Die Hängebrücke über der 1000-Stufen-Schlucht.

Diese luftige Traverse ist nur einer von unzähligen Höhepunkten des Wegs. Ständig gibt es hübsche Details zu sehen: eine alte Seilbahn, gefüllt mit Milchkannen; eine Kapelle mit frisch geschindeltem Türmchen; ein Fass mit Sperrholz-Kuhkopf und Gummizitzen zum Melken für Kinder. Manchmal führt der Weg mitten durch einen Hof, vorbei an blühenden Gärten oder unter der Rampe eines Heustadels hindurch. Manch einer, wie der Montferthof hoch über Katharinaberg, wirkt wie ein Freiluftmuseum. Wie alt sein dunkles Lärchenholz sein mag? Vielleicht 500 Jahre, vielleicht 600, genau weiß es wohl niemand. Was für ein charmantes Etappenziel. Die Übernachtungen in den Höfen am Weg gehören zum Reiz der Tour, und es gibt genug von ihnen, sodass man die Länge und Zahl der Etappen variieren kann.

Der Montferthof liegt noch nicht lange hinter einem, da scheint der Weg in die Wildnis abzubiegen. »Achtung!«, steht auf dem Schild an der Gabelung. »Im gesamten Pfossental gibt es kein Mobilfunknetz.« Kreuz und quer liegen auf der dritten Etappe Baumstämme auf dem Waldboden neben dem Pfad, geknickt in einer einzigen Sturmnacht vor zwei Jahren. Auf ihren Wurzeltellern wuchern Königskerzen wie Unkraut. Moos überzieht die Felsen, überall wachsen Farne und rosa Heideröschen, Bartflechten hängen von den Ästen. Kurz balancieren wir über verkeilte Felsen, dann führt uns eine Brücke zum Gasthof Jägerrast. Der Garten quillt über vor Blumenpracht, an dunklen Holzbalkonen hängen Geranien.

Idyllisches Pfossental

Bei der Jägerrast endet das Wildnis-Flair abrupt, der riesige Parkplatz ist an diesem Sonntag voll. Das liegt nicht nur an der Küche des Gasthofs: Hier beginnt ein breiter Spazierweg hinauf ins obere Pfossental. Eltern tragen ihre Sprösslinge in der Kraxe oder schieben sie im Kinderwagen vor sich her. Auf den Weiden am Wegesrand grasen Kühe, und im Talschluss ragt die bleiche Pyramide der Hohen Weiße (3278 m) auf. Vereinzelt sieht man noch die Überreste der Trockenmauern, die den Hang einst für Hafer- und Gerstenfelder terrassierten. Bis vor einigen Jahrzehnten waren die Höfe hier das ganze Jahr bewohnt. Die Bauern besaßen ein paar Milchkühe, dazu Schafe, Schweine und Hühner, um sich selbst zu versorgen.

Matthias Gamper dagegen setzt auf Ziegen. Der 25-Jährige trägt Filzhut und Karohemd zu langen Haaren und Vollbart, er könnte auch in einer kalifornischen Indie-Band spielen. Seit vier Jahren lebt er mit den Ziegen, die er vom Großvater übernommen hat, im Mitterkaser auf gut 1900 Metern. Aus der Milch macht er Frisch- und Schnittkäse. Im Vorjahr versuchte er sich an Bergkäse, Camembert würde ihn auch reizen. »Ich bin der einzige im Tal, der Ziegenkäse macht«, sagt Gamper. »Das ist viel mehr Arbeit als Kuhkäse.« Jeden Morgen um 6 Uhr muss er die Ziegen zum Melken von den Bergen holen. Seine Schwester und seine Mutter helfen ihm, Wanderern Käsebrettl und frische Ziegenmilch zu servieren. Wir probieren auch: Der sechs Wochen gereifte Käse schmeckt würzig, erst im Nachgang kommt die Ziegennote durch. »Das liegt daran, dass die Milch ganz frisch verarbeitet wird«, erklärt Gamper. Satt und zufrieden schlendern wir weiter durch einen Lärchenwald. Unser Tagesziel, den Eishof, hören wir, bevor wir ihn sehen: Eine Südtiroler Reggaeband spielt auf einer kleinen Bühne. Die Zuhörer sitzen auf Bierbänken oder fläzen auf Decken im Gras, und von einer alten Ape, dem italienischen Dreirad, werden Cocktails ausgeschenkt.

Essen wie im Sterne-Restaurant

Das Fünf-Gänge-Menü indes haben wir leider verpasst. Aber die Blumencremesuppe mit zerbröseltem Schüttelbrot, das Karotten-Risotto mit Ziegenfrischkäse und die Joghurt-Thymian-Mousse mit Früchten und karamellisierten Nüssen zum Abendessen trösten gut darüber hinweg. Was Hüttenwirt Uli Haller, 32, und die Köchin Simone Auer, 29, seit vergangenem Jahr hier servieren, findet man sonst nur in Sterne-Restaurants. Beide haben in guten Häusern gearbeitet und wollen die Südtiroler Küche mit neuen Zutaten und Techniken verfeinern. »Es spricht sich schon herum, dass es hier anders zugeht als auf normalen Hütten«, sagt Auer, die vorher in Melbourne kochte.

Als ich am nächsten Morgen die Treppe hinuntertapse, trällert Jimmy Cliff aus der Küche: »It’s gonna be a bright and sunshiny day«. Wanderführer Richard Rainer, der sich zum Frühstück dazugesellt und uns auf der heutigen Königsetappe über das 2895 Meter hohe Eisjöchl begleiten wird, ist in puncto Wetter weniger zuversichtlich. »Heute wird’s wohl regnen«, sagt er. Mit seinen Gästen komme er oft ins Pfossental, erzählt er beim Aufbruch, »jeder Hotelier schickt seine Gäste hierhin.« Und je höher wir steigen, desto erhabener wird die Kulisse. Indes behält zum Glück Jimmy Cliff Recht: Die Wolkendecke reißt auf, die Gneisspitzen der Schwarzwand schälen sich aus dem Grau. Darunter weiden Haflinger auf Grashügeln, ihre weißen Mähnen leuchten in der Sonne.

Bald lassen wir die letzten Bäume hinter uns und stapfen in Serpentinen die Militärstraße hinauf, von den Italienern in den 1920er Jahren angelegt. Stück für Stück wird der felsige Pfad ausgebaut. Fast zwei Meter breit ist der neue Plattenweg, Querrinnen lassen den Regen ablaufen – Erosionsschutz. Am Weg steht ein Bagger, neben Schaufeln und Spitzhacken liegen aufgetürmt die Steinplatten für den nächsten Abschnitt.

Ein paar Kehren schnaufen wir noch bergan, dann stehen wir auf dem Eisjöchl. Und genießen ganz bewusst die Aussicht vom höchsten Punkt des ganzen Höhenwegs: Vor uns breitet sich ein Geröllkessel mit zwei Seenaugen aus, weit unten zeichnen sich winzig die Häuser vom Etappenziel Pfelders ab. Es wird ein sehr langer Abstieg. Ich wüsste zu gern, wie es hier der tapferen kleinen Suki ergeht.

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Erscheinungsdatum 06.06.2023