1 – Unbeschwert ans Ziel kommen

Hand aufs Herz: Fast jeder von uns kämpfte sich schon einmal mit einem überladenen Rucksack steile Anstiege hinauf – um sie anschließend mit müden Beinen hinunterzuwanken. Diese Quälerei muss nicht sein – finden immer mehr Outdoorer und ziehen mit minimalem Gepäck los. Dabei profitieren sie von vielen Vorteilen. „Wer weniger trägt, macht nicht so schnell schlapp. Außerdem werden bergab die Beine, Knie und Knöchel nicht so belastet. Das reduziert das Verletzungsrisiko“, sagt Carsten Jost, einer der erfahrensten Leichtwanderer Deutschlands. Gleichzeitig kommt man zügiger voran, kann längere Strecken zurücklegen und erweitert so seinen Aktionsradius.
2 – Nur das Nötigste mitnehmen
Die wichtigste Grundregel beim Abspecken lautet: weglassen! Bei jedem Ausrüstungsteil muss man abwägen, ob man es wirklich braucht. „Ich würde nie ein Sitzkissen oder ein Fernglas durch die Berge schleppen. Und anstelle eines Tools reicht mir ein kleines Messer“, erklärt Leichtwanderprofi Carsten Jost. Mit der Zeit weiß man genau, was mit sollte – und was nicht. Geht Jost mit anderen auf Tour, teilt sich die Gruppe Erste-Hilfe-Set, Taschenmesser, Handy, GPS, Karte, Kompass, Zahnpasta und Seife.
3 – Unterwegs einkehren oder einkaufen
Einer der dicksten Brocken im Gepäck von Wanderern und Trekkern ist die Verpflegung. „Meine Routen verlaufen so, dass ich unterwegs in Hütten essen oder zumindest etwas nachkaufen kann“, verrät Leichtwanderpapst Carsten Jost. Ganz ohne Nachschub im Rucksack zieht man aber besser nicht los, falls die Tour doch einmal länger dauert als gedacht. Ideal sind Energieriegel oder Powergels, aber auch Schokolade und Nüsse eignen sich als Notration. Wasser sollte man unterwegs so oft als möglich nachfüllen, anstatt es den ganzen Tag mit sich herumzuschleppen. In den Alpen kann man in der Regel über 2000 Meter problemlos aus Bächen trinken – außer es weiden Tiere im Umfeld oder es befindet sich eine Berghütte oberhalb des Wasserlaufes.
4 – Bekleidungsschichten gut kombinieren
Je besser sich Bekleidungsteile ergänzen, desto weniger braucht man. Mit einem TShirt und Langarmshirt aus Funktionsmaterial sowie einer dünnen Fleecejacke ist man in unseren Breiten in Kombination mit einer Softshell oder Funktionsjacke selbst auf Mehrtagestouren gut angezogen. Nur wer schnell friert, sollte noch eine leichte Weste mit Daunen- oder Kunstfaserfüllung einpacken. Trägt man die Sachen im Schlafsack, muss dieser nicht so warm sein. Das reduziert Gewicht und Packmaß. Auch die Isomatte kann dann leichter sein.
5 – Umschauen: Neue Leichtausrüstung

Viele Hersteller setzen ebenfalls auf den Leichtgewichtstrend. Haglöfs, einer der Pioniere in diesem Segment, bringt mit Trekking L.I.M ein nur rund 1,5 Kilo wiegendes, klein verpackbares Ultraleicht-Paket für Mehrtagestouren (siehe Bild). Es besteht aus dem Windbreaker L.I.M. Wind Pull (60 g, 120 Euro) sowie der Trekkinghose L.I.M. Trek Pant (170 g, 140 Euro). Ergänzt wird die Bekleidung durch den Trail-Running-Schuh L.I.M Low (520 g/ Paar) und den Rucksack L.I.M Lite 25 (70 Euro). Gerade einmal 340 Gramm schwer, muss der 25-Liter-Rucksack aber sehr sauber gepackt werden, weil die Rückenauflage weder versteift noch stark gepolstert ist. Auch ein Sommerschlafsack fehlt nicht: Der mit Kunstfasern gefüllte L.I.M Synthetic (380 g, 250 Euro) verzichtet
6 - Der Funktionsjacken-Check
Bei langem oder kräftigem Regen gibt es keine Alternative zum wasserdichten, atmungsaktiven Wetterschutz. Diese drei von outdoor getesteten Funktionsjacken bringen mehr als 50 Prozent Gewichtsersparnis im Vergleich zu anderen Jacken:
- Berghaus Vapour Light Hyper Smock (105 g, 130 Euro)
- Rab Flashpoint Jacket (175 g, 250 Euro)
- Arcteryx Alpha FL (320 g, 350 Euro)
7 – Das Adidas-Terrex-Agravic-Set

Adidas richtet sich mit seiner brandneuen Terrex-Agravic-Linie an sportliche Bergfüchse, die zu Fuß, in der Senkrechten oder mit dem Bike im Gebirge unterwegs sind. Herzstück ist ein unter 300 Gramm schweres Bekleidungsset, bestehend aus der farbenfrohen Terrex Agravic Wind Jacke (90 g, 150 Euro), der Adidas Terrex Agravic Shorts (65 g, 80 Euro) aus Stretchstoff und dem Adidas Terrex Agravic Tee (120 g, 150 Euro). Gefertigt aus Wollmischgewebe (50/50 Merino/Polyester) lässt sich das Funktions-T-Shirt vielseitiger einsetzen als ein reines Wollteil, ist aber ähnlich weich und geruchsneutral. Außerdem bietet Adidas mit dem Terrex Boost (680 g/Paar, siehe Bild) einen sehr luftigen Leichtschuh. Dank seines speziellen Dämpfungsmaterials und der extrem griffigen Sohle verspricht er zudem effektives Vorankommen.
8 – Nach und nach einkaufen
„Der Umstieg auf Leichtausrüstung kann nach und nach erfolgen. Das schont den Geldbeutel und lässt Zeit, um in Ruhe auszuwählen“, rät der Experte Carsten Jost. Als Erstes investiert man in einen neuen, kleineren Rucksack. Er bewahrt einen davor, zu viel einzupacken. So reicht für Tagestouren ein Rucksack mit 20 Liter Volumen, etwa der Deuter Speedlight 20 (60 Euro, 530 g). Im Vergleich zum klassischen Wanderrucksack reduziert er das Gepäck um rund 1 Kilo. Trotzdem kommen die Trageeigenschaften nicht zu kurz: Er sitzt sicher am Rücken und ist angenehm flexibel. Die Belüftung geht für ein Körperkontaktmodell in Ordnung, erreicht aber nicht das Niveau eines Netzrückens. „Alternativ bietet sich eine Hüfttasche an“, sagt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Beispielsweise die Osprey Talon 6 (290 g, 55 Euro). Sie besitzt genügend Volumen für eine leichte Windjacke und ein paar Riegel, zwei 0,6-Liter-Flaschen gehören zum Lieferumfang. Der Vorteil liegt nicht nur im geringen Gewicht, sondern auch im luftigen Tragegefühl, weil der komplette Rücken frei bleibt. Der ideale Leichttrekkingrucksack fasst 40 bis 50 Liter und wiegt etwas über ein Kilo – 50 bis 60 Prozent weniger als Standardmodelle.
9 – Einsparpotenzial am Fuß
Ob Tagestour oder Mehrtagestrek, weniger Gepäck bedeutet, Sie können auf leichtere Schuhe umsteigen. Das lohnt sich: Bei der Planung von Sir Edmund Hillarys Everest-Expedition fanden britische Forscher heraus, dass ein Gramm am Fuß dem fünffachen Gewicht im Rucksack entspricht. Die realistischen 500 bis 700 Gramm Einsparung bei einem Paar Schuhe wirken sich also ähnlich aus wie 2,5 bis 3,5 Kilo weniger auf dem Rücken. Trotzdem sollten Gelegenheitswanderer und Leute, die schnell umknicken auf einen guten Knöchelhalt achten und im Zweifelsfall einen etwas schwereren, stabileren Wanderstiefel wählen.
10 – Der Wanderschuh-Check
Kaum schwerer als die bei Grammzählern beliebten Trailrunningschuhe, punkten diese drei Leichtwanderschuhe mit mehr Halt und besserem Nässeschutz. Auch gelangen Steinchen und Schmutz nicht so schnell in das Innere wie bei niedrigen Schuhen.
- Adidas Terrex Fast R Mid GTX (900 g, 180 Euro)
- Mammut T Cirrus Mid GTX (860 g, 160 Euro)
- Salomon X Ultra Mid 2 GTX (940 g, 150 Euro)
11 – Daunen- oder Kunstfaserjacken statt Fleece
Benötigen Sie für Bergtouren oder Wanderungen und Treks in kühleren Klimaten eine Isolationsjacke für die Pausen sowie abends im Camp, greifen Sie zu einer Daunen- oder Kunstfaserjacke. „Topjacken wiegen zwischen 300 und 400 Gramm, trotzen aber dennoch leichtem Frost. Das schafft kein Fleece“, erklärt Ausrüstungsexperte Boris Gnielka. Außerdem braucht eine Fleecejacke deutlich mehr Platz im Rucksack. Achten Sie auf eine Kapuze: Sie erhöht das Gewicht minimal, verbessert die Wärmeleistung aber spürbar, weil der kälteempfindlicheKopf besser geschützt wird als nur mit einer Mütze. »Auch sollte man die Jackengröße so wählen, dass sich die Füllung ganz entfalten kann«, so Gnielka. Manch Outdoorer kauft eine Nummer kleiner, um einige Gramm zu sparen. Das bringt aber nichts. Wärmstens zu empfehlen sind die Arcteryx Cerium Lt Hoody (Daune, 380 Euro) und das Thermostatic Hooded Jacket von Mountain Hardwear (Kunstfaser, 180 Euro). Gerade einmal 300 Gramm schwer, glänzten beide im outdoor-Labor und im Praxiseinsatz mit starken Isolationswerten. Auch die bis ins Detail durchdachte Ausstattung und das winzige Packmaß von der Größe eines Apfels begeistern.
12 – Zelt, Schlafsack, Isomatte
Wenn Sie Ihre Trekkingausrüstung auf Diät setzen wollen, fangen Sie mit den schwersten Sachen an. Vor allem beim Zelt purzeln die Pfunde. Diese von uns getesteten Zelte wiegen im Schnitt nur 1800 Gramm – 1 bis 1,5 Kilo weniger als die sonst üblichen Nylonhütten:
- Exped Spica 2 UL (470 Euro, 1580 g)
- Force Ten Nitro Lite 200 (600 Euro, 1450 g)
- Helsport Reinsfjell Superlight 2 (750 Euro, 2020 g)
Beim Schlafsack und der Isomatte lässt sich ähnlich viel einsparen.
13 – Der ideale Leichtschlafsack
Erfahrene Trekkingfans schwören auf hochwertige Daunenschlafsäcke. Kein Wunder, bieten sie doch das mit Abstand beste Wärme-Gewichts-Verhältnis und ein erstaunlich kleines Packmaß. Der Mountain Equipment Helium 400 (850 g, ab 280 Euro) gilt als solider Standard unter den Dreijahreszeitenschlafsäcken. Kälteunempfindliche Personen können ihn bis minus ein Grad einsetzen (outdoor-Temperaturbereich: 7/–1 °C), die Daune wird nach strengen Tierschutzstandards zertifiziert. Im Vergleich zu einem ähnlich warmen Kunstfaserschlafsack spart man mit ihm rund 30 Prozent Gewicht ein.
Noch leistungsfähiger, aber auch teurer ist der Western Mountaineering Summerlite: Er bringt 560 Gramm auf die Waage und bietet einen outdoor-Temperaturbereich von 8/0 °C – das ist Weltklasse. Durch den engen Schnitt eignet er sich aber nur für sehr schlanke Schläfer. Soll der Schlafsack noch besser isolieren, schlägt die Stunde des Valandré Mirage (ab 390 Euro, 775 g). Sein outdoor-Temperaturbereich liegt bei 3/–5 °C, der im Rumpf- und Hüftbereich geräumige Schnitt schafft Platz, um eine Daunenjacke überzuziehen. Sowohl der Mirage als auch der Summerlite wiegen nur noch die Hälfte eines ähnlich leistungsstarken Synthetikschlafsacks.
14 – Welche Isomatte gut ist
„Im Mattensegment hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan: Manche Isomatten wiegen nur noch ein Drittel meiner alten Matte“, lobt Reiseredakteur Gunnar Homann, der gerne mit minimalem Gepäck und flottem Schritt auf Tour ist. Die Therma-Rest Neoair X-Therm (335 g, 150 Euro) und die Exped Synmat Hyperlite (350 g, 160 Euro) sind traumhaft bequem, halten selbst bei Bodenfrost warm und haben ein winziges Packmaß. Wem sie zu teuer sind, der greift zu einer festen Isomatte – auf der man allerdings nicht annähernd so weich liegt. Tipp: Therma-a-Rest Z Lite (410 g, 40 Euro).
15 – Ernährungsratgeber: darauf kommt es an
„Die ideale Trekkingnahrung ist leicht, kompakt und bietet einen hohen Nährwert“, erklärt outdoor-Tester und Tourenguide Joel Vermillion. Zum Frühstück gibt es Müsli, tagsüber Riegel, Kekse, Schokolade, Nüsse und Trockenobst. Als Abendessen empfiehlt sich gefriergetrocknete Trekkingnahrung aus der Tüte. Sie muss nur mit kochendem Wasser übergossen werden – das spart Zeit und Brennstoff. „Auf unserem Trek durch den Sarek kamen wir bei einem Bedarf von 2500 Kilokalorien nur auf 0,6 Kilo Nahrung pro Tag und Person“, verrät Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka.
16 – Gepäcktransport leicht gemacht

Nur ein paar hundert Gramm schwere, rahmenlose Rucksäcke stehen bei Ultraleichtfreaks hoch im Kurs. Falsch gepackt, hängen sie aber wie ein nasser Sack an den Schultern oder Kocher und Töpfe drücken. Außerdem bieten sie meist eine schwache Belüftung. Der Osprey Talon 44 (Damenmodell: Tempest 40, je 120 Euro, 44 l Volumen) hingegen überzeugte im outdoor-Test mit sicherem, bequemem und luftigem Sitz sowie einer guten Lastübertragung. Gewicht: 1075 Gramm – 1,5 bis zwei Kilo weniger als herkömmliche Trekkingrucksäcke. Ebenfalls empfehlenswert: der etwas größere Bergans Helium 55.
17 – Positive Gewichtsspirale in Schwung bringen
„Je konsequenter Sie sparen, desto stärker kommt ein Effekt zum Tragen, den wir in Leichtgewichtskreisen positive Gewichtsspirale nennen“, erklärt Carsten Jost. Mit leichterem Gepäck sind Sie schneller, legen größere Distanzen zurück und benötigen für festgelegte Treks nicht nur weniger Zeit, sondern auch weniger Verpflegung.
18 – Pfiffiges Kochsystem für Festbrennstoff
Gaskocher und Töpfe wiegen zwar wenig, eine volle Kartusche aber nicht (Mindestgewicht: 185 g). Deutlich leichter geht‘s mit dem aus Titan gefertigten Esbit System von Toaks (125 g, 59 Euro). Brenner, Faltlöffel, Esbit-Tabletten und Windschutz passen in den 550-ml-Topf. Nachteile: Rußbildung und etwas beißender Geruch.
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