Die älteste Stieleiche der Welt, die größte Binnendüne Europas und der höchste Kaltwassergeysir der Welt – auch in Deutschland lassen sich Naturwunder der Superlative finden. Einige sind noch so gut wie unbekannt; andere zwar touristisch erschlossen, haben aber nicht ihren natürlichen Reiz verloren. Schluchten, Höhlen, Wasserfälle, Seen – Mutter Natur hat in Deutschland zahlreiche Naturhighlights erschaffen, die sich auf Ausflügen und Wanderungen entdecken lassen.

Breitachklamm
Nicht nur die tiefste Schlucht Deutschlands sondern auch Mitteleuropas ist die Breitachklamm – ein 2,5 Kilometer langes Naturwunder im Allgäu. 150 Meter tief hat sich die Breitach in den Fels gegraben. Tosend stürzen die Wasserfälle hinunter, im Winter gefrieren sie zu Eisvorhängen. Auf Holzpfaden wandert man über dem Wasser, an den Seiten ragen faszinierende Felsformationen empor. Eine Wanderung durch die Untere und Obere Klamm dauert circa eine Stunde. Geöffnet ist die Breitachklamm von Mai bis Oktober sowie Dezember bis Februar.

Röthbach-Wasserfall
Ganze 470 Meter fällt der Röthbach hinunter und bildet damit den höchsten Wasserfall in Deutschland. Zu ihm zu gelangen, ist etwas aufwendig, führt aber durch den schönen Nationalpark Berchtesgaden. Von Schönau am Königssee fahren Schiffe über den idyllischen See bis zur Saletalm. Am Obersee entlang erreicht man in einer Stunde die Fischunkelalm. Der Röthbach-Wasserfall ist schon zu sehen, noch näher kommt man ihm bei der Wanderung zur Wasseralm oberhalb des Talkessels. Natürlich gibt es noch viele weitere Wasserfälle in den Alpen, die auf Wanderungen entdeckt werden können.

Blautopf
Unbeschreiblich schön schimmert das türkisblaue Wasser im Blautopf in Blaubeuren. Die 22 Meter tiefe Karstquelle wird von den Regenfällen der Schwäbischen Alm gespeist. Mythen und Märchen ranken sich um das Naturwunder wie „Die Historie von der Schönen Lau“ von Eduard Mörike. In der Geschichte lernt die Wassernixe das Lachen wieder.

Bodensee
Von der kleinen Karstquelle zum größten natürlichen See Deutschlands. Vor 14.000 Jahren war der Bodensee sogar doppelt so groß wie heute und dehnte sich bis in das Rheintal aus. Dann verlandete er allerdings und nach der letzten Eiszeit erreichte er sein heutiges Volumen von 48 km³, eine Wasserfläche von 536 km² und einen Umfang von 273 km. Zahlreiche Outdoor-Aktivitäten locken an den Bodensee, mit Abstechern nach Österreich und der Schweiz.

Wutachschlucht
Im größten deutschen Naturpark, dem Naturpark Südschwarzwald, gibt es ein wildromantisches Naturwunder zu erleben: Zwischen Steilhängen, Wasserfällen und der reißenden Wutach wandert man durch die wohl größte Schlucht Deutschlands. 60 bis 170 Meter tief ist die Wutachschlucht und mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna ein Naturschutzgebiet. Ein mehrtägiger Weitwanderweg widmet sich diesem Grand Canyon des Schwarzwalds und seinen Nachbar-Schluchten. Eine Wanderung allein durch die Wutachschlucht dauert rund vier Stunden, wobei man sich genug Zeit nehmen sollte, um die vielen Naturschauspiele zu bewundern.

Lange Anna
Imposant steht die Lange Anne an der Spitze von Helgoland und trotzt (bisher noch) jedem Wind und Wetter. Nathurn Stak heißt der 47 Meter hohe Brandungsfelsen auf Friesisch, der als Wahrzeichen der Insel gilt. Erosion setzt dem Naturdenkmal ganz schön zu, doch noch kann man die Lange Anna auf einer Wanderung über Helgoland bestaunen.

Kaltwassergeysir Andernach
Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland einen Geysir gibt und noch dazu den höchsten Kaltwassergeysir der Welt? Bis zu 60 Meter spritzt das Wasser am Geysir Andernach etwa alle zwei Stunden in die Höhe. Zugegeben, eine Bohrung führte zu der Entdeckung, die im Winter verschlossen wird; doch die Eruption ist natürlich. Besichtigen kann man die Fontäne auf einer Halbinsel im Rhein nur mittels eines Schiffs, das von April bis Oktober viermal täglich verkehrt.

Eiskapelle
Noch befindet sich am Königssee in Berchtesgaden das tiefstgelegene permanente Eisfeld im deutschen Alpenraum. Die Eiskapelle liegt gerade einmal auf 830 m Seehöhe und schrumpft durch die warmen Sommer immer weiter ab. Im Winter wird sie von Lawinen des Watzmanns genährt, im Sommer entstehen 30 Meter breite und 15 Meter hohe Gänge, die man besser nicht betreten sollte, da die Höhle einsturzgefährdet ist. Eine Wanderung zur Eiskapelle lohnt sich trotzdem, noch dazu ist sie recht einfach und mit Kindern machbar.

Externsteine
Wie aus dem Nichts ragen auf wundersame Weise die Externsteine bis zu 35 Meter im Teutoburger Wald in die Höhe. Die Erosion verlieh den 13 Felsen ihre bizarr anmutende Form mit der für Sandstein typischen Wollsackverwitterung. Die Namen Turmfels, Grottenfels und Wackelsteinfels lassen auf die jeweiligen Besonderheiten schließen. Treppen führen auf einige Felsköpfe und bieten Ausblicke auf die Felsformationen in Nordrhein-Westfalen. Die Besteigung kostet 4 Euro und ist von April bis Oktober möglich.
Binnendüne Klein Schmölen
Dünen kennt man in Deutschland vor Allem von den Küsten der Nord- und Ostsee. Es gibt aber auch Binnendünen: In Mecklenburg-Vorpommern liegt sogar die größte Europas im Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. In Klein-Schmölen erhebt sich die Binnendüne 40 Meter über den Meeresspiegel und schenkt eine tolle Aussicht auf das Elbevorland. Vor circa 12.000 Jahren entstand der Dünenkomplex am Ende der letzten Eiszeit und ist heute mit seiner vielfältigen Pflanzenwelt ein wichtiger Lebensraum für seltene Vögel und Pflanzen. Lehrpfade führen durch die Dünenlandschaft und geben weitere Infos.

Kreidefelsen Rügen
Mikroskopisch kleine, fossile Kalkalpen sorgen für das unfassbare Weiß der Kreidefelsen auf Rügen. Sie sind das Wahrzeichen der Insel und liegen auf der Halbinsel Jasmund im gleichnamigen Nationalpark. Auf dem 14 Kilometer langen Hochuferweg kommt man an tollen Aussichtspunkten vorbei, wie der Victoria-Sicht mit ihrem atemberaubenden Ausblick auf den Königsstuhl, der höchsten Erhebung der Kreideküste.

Wimsener Höhle
Gemütlich gleitet das Bötchen durchs Wasser, teilweise muss man den Kopf einziehen und lauscht gespannt den Erzählungen des Fährmanns: Die Wimsener Höhle auf der Schwäbischen Alb ist die einzige mit dem Boot befahrbare Höhle in Deutschland und über 1,5 Millionen Jahre alt. 70 Meter geht es für Touristen von April bis Oktober mit dem Boot hinein, der Rest der 1331 Meter langen Höhle kann nur mit Tauchausrüstung erkundet werden.

Langwarder Groden
Ebbe, Flut, Marschland, Wasser – auf dem Langwarder Groden lassen sich die Gezeiten und die Veränderungen der Natur hautnah miterleben. 2024 wurde der Groden bei einer Publikumswahl von der Heinz Sielmann Stiftung und dem Deutschen Wanderverband zum Naturwunder des Jahres gewählt. Bohlenstege führen über das Überflutungsgebiet, von Aussichtsplattformen und Hütten lassen sich Vögel beobachten. Erleben lässt sich der Groden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer auf einem vier Kilometer langen Rundwanderweg sowie einem zwei Kilometer langen Naturentdeckungspfad.

Donaudurchbruch
Eigentlich wurde der Donaudurchbruch gar nicht von der Donau eingeschnitten, sondern von dem sogenannten Urlech. Die Donau floss damals noch durch das heutige untere Altmühltal in der Fränkischen Schweiz. Erst nach der vorletzten Kaltzeit vor ca. 150.000 Jahren änderte sie ihren Lauf zur Weltenburger Enge, wie der Donaudurchbruch auch genannt wird. Da hatte der Urlech schon einen Tiefen Graben im Kalk hinterlassen. Heute ragen die Felswände 70 Meter in die Höhe, sind eins von acht Nationalen Naturmonumenten in Deutschland und tragen fantasiereiche Namen wie Die drei feindlichen Brüder, Räuberfelsen, Zwei Sich-Küssende, Römerfelsen und Bienenhaus. Vom Wasser ist der Donaudurchbruch wohl am beeindruckendsten; von März bis November fahren mehrmals täglich Ausflugsschiffe von Kelheim durch die Schlucht zum Kloster Weltenburg.

Wildfluss Ammer
Neben Lech und Isar ist die Ammer noch eine der letzten Wildflüsse in Deutschland. Sie entspringt in den Ammergauer Alpen, wo zahlreiche Bergerlebnisse auf Outdoorsportler warten. Dem Flusslauf kann man auf dem mehrtägigen Ammer-Amper-Radweg folgen. Die Tour beginnt am Ettaler Weidmoos, führt am Ammersee vorbei und bis zur Mündung in die Isar. Unterwegs erlebt man die wilde Flusslandschaft im idyllischen Alpenvorland und entdeckt vielleicht Biber, Libellen und Bachforellen.

Sächsische Schweiz
Das Elbsandsteingebirge in Deutschland, die Sächsische Schweiz, steckt voller Naturwunder. Kuhstall, Felsentor, Schrammsteine, Pfaffenstein heißen die Höhlen, Felsen und Schluchten. Zusammen mit dem Tal der Elbe bilden sie eine fotogene Landschaft, die schon Künstler zur Zeit der Romantik beeindruckte. Auf dem Malerweg (116 km) lässt sich die Felskulisse wohl am besten entdecken.

Mecklenburger Seenplatte
Der größte See, der komplett in Deutschland liegt, ist der Müritzsee mit 112,6 km². Die Eiszeit formte Becken und Rinnen, aus denen die Mecklenburgische Seenplatte mit dem großen Müritzsee entstand. Entdecken lässt sich das Land der tausend Seen zum Beispiel auf dem 175 km langen Müritz-Nationalparkweg durch Mecklenburg-Vorpommern.

Teufelshöhle
Beeindruckende Stalaktiten hängen von der Decke, riesige Stalagmiten ragen in die Höhe – kein Wunder, dass die Teufelshöhle im fränkischen Pottenstein zu den schönsten Schauhöhlen in Deutschland zählt. Über eine Länge von drei Kilometern verzweigen sich die Gänge unter der Erde. Auf Führungen bekommen Besucher 800 Meter davon zu sehen. Ein Raum ist sogar so groß, dass Konzerte und Theateraufführungen hier stattfinden.

Laacher See
In Deutschland gibt es auch heute noch vulkanische Aktivität. Davon zeugen die Ausgasungen am Laacher See in der rheinland-pfälzischen Eifel. Nach dem letzten Vulkanausbruch vor fast 13.000 Jahren entstand in der Caldera des Vulkans der Laacher See. Entspannt kann man hier heute schwimmen, segeln und surfen. Ein rund 8,5 Kilometer langer Wanderweg führt am Ufer entlang durch einen idyllischen Wald. Noch mehr vulkanische Spuren gibt es auf dem 180 km langen Vulkanweg durch die Vulkaneifel zu sehen.
Ivenacker Eichen
Was sie alles erzählen könnten: Rund tausend Jahre alte Eichen stehen im Hutewald Ivenacker Tiergarten inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Sie sind das erste Nationale Naturmonument, wovon es in Deutschland nur acht Stück gibt. Ob sie die ältesten Bäume Deutschlands sind, ist nicht ganz sicher, aber eine von ihnen soll die größte noch lebende Stieleiche der Welt sein. 32 Meter ist sie hoch und drei Meter dick. Besuchen kann man sie auf einem 600 Meter langen Baumkronenpfad inklusive 40 Meter hohem Aussichtsturm. Von April bis Oktober ist der Tiergarten täglich geöffnet, der Eintritt ist kostenpflichtig.