Wandern im Nationalpark Hohe Tauern - Österreich

Nationalpark Hohe Tauern
Die schönsten Wanderungen in den Hohen Tauern

Zuletzt aktualisiert am 05.09.2009
OD Nationalpark Hohe Tauern
Foto: NPHT/Mussnig

Felsen, wohin man auch blickt. Der vom Tal aus so stolz wirkende Gipfel des Säulecks sieht aus der Nähe betrachtet aus wie ein Scherbenhaufen aus Granit, und wäre da nicht der Bewuchs mit neongelben Flechten, der Wanderer käme sich hier oben vor wie auf dem Mond. Mit dem kleinen Unterschied, dass auf dem Mond keine Schneemäuse herumlaufen. Auf dem Säuleck aber, auf immerhin über 3000 Metern, fühlen sie sich offensichtlich wohl. Wer aufpasst, erwischt sie mitunter, wie sie aus einer Felsritze lugen. Sie kommen gut mit Höhe klar, am Montblanc wurden sie noch in 4100 Meter Höhe gesichtet. Während manche Wanderer schon am 1000 Meter niedrigeren Säuleck ins Schnaufen kommen.

Die schönsten Touren im Nationalpark Hohe Tauern:

Tour 1: Mohar (2.604 Meter)

Hohe Tauern Karte

Ganz im Osten des riesigen Nationalparks Hohe Tauern erhebt sich der Berg, der Blick von oben reicht weit hinein in die wuchtige, schnee- und eisbedeckte Bergwelt des größten Naturschutzgebietes der Alpen. 100 Kilometer liegen zwischen dem östlichen und dem westlichen Rand des Parks, dazwischen funkeln 342 Gletscher, rauschen 26 große Wasserfälle zu Tal und leuchten 550 Seen. Und ragen 266 Dreitausender auf. Wer also schon lange davon träumt, diese magische Marke zu knacken, ist im Nationalpark Hohe Tauern genau richtig.

Beziehungsweise am Säuleck. Der kühne und aussichtsreiche Zacken östlich der Ortschaft Mallnitz gehört zu den leichteren Dreitausendern im Nationalpark Hohe Tauern, was ihm unter Bergmachos auch den Beinamen »Damen-Dreitausender« eingebracht hat. Doch unabhängig vom Geschlecht: Schon einige, die den Weg auf sich nahmen, wurden darauf mit hochrotem Kopf gesichtet. 1650 Höhenmeter und 26 Kilometer, das ist für einen Tag ein straffes Programm. Doch auf zwei Tage verteilt wird die Tour zum Genuss. Zumal am Weg das Arthur-von-Schmid-Haus wartet. Wie ein kleines Juwel liegt das Holzschindelgebäude mit seinen roten Fensterläden am Dösener See, auf knapp 2300 Metern.

Adolf Noßberger Hütte
www.nossberger.at

Idealer Ausgangspunkt: Noßberger Hütte

Hier, auf halber Strecke zum Säuleck-Gipfel, haben sich Françoise und Johann Fleißner ihr Refugium geschaffen. Durch Gras und lichten Wald führt der Pfad hinauf, kurz vor dem ersten steilen Geländeaufschwung haben die Fleißners ein Schild platziert: »Lieber Wanderer, an Dich die Bitt‘, bring uns Hasen was zum Futtern mit. Wir werden’s Dir ewig danken, auch wenn wir nicht auf Deinem Teller landen!« Plastiktüten für den Grastransport hängen auch bereit, und so vergehen die folgenden Höhenmeter mit Graspflücken und Gehen recht kurzweilig. Mit steigender Höhe wird das Hasenfutter robuster und spärlicher, schließlich geht es auf eine grüne Hochebene mit ein paar verstreuten Hüttchen, einem winzigen Bergsee und einigen Kühen, die genüsslich das kurze, feste Gras zermalmen.

Ganz hinten, oberhalb einer leichten Erhebung mit Lärchen und Alpenrosen, rückt schon die nächste steile Geländestufe in den Blick. Oben angelangt, wächst das Arthur-von-Schmid-Haus förmlich aus dem Boden. Wer sich der massiv wirkenden Berghütte nähert, sieht, dass vor ihr zarte Pflanzen gedeihen: Salat, sorgsam abgedeckt mit einer Glasscheibe. Frischer Salat auf 2281 Meter Höhe! Geradezu schüchtern lugen die dünnen Blättchen aus der Erde hervor, daneben wachsen Zucchini. Im Kaninchenstall mit Außengehege tummeln sich zehn Zwergkaninchen auf weichem Gras – dem Mitbringsel der Gäste. Müde Bergwanderer bringt Françoise Fleißner, eine Belgierin mit charmantem französisch-kärnterischem Akzent, in den Schlaf- beziehungsweise Schnarchgemächern unter. »Sägewerk 1, 2 und 3« hat sie die Räume benannt.

Kaiserschmarrn unterm Großglockner

Seit 19 Jahren lebt sie in Österreich und ist für ihren hervorragenden Kaiserschmarren weit über die Region hinaus bekannt. »Manche Leute kommen nur wegen ihm zu uns herauf«, erzählt sie. Und wegen des schönen Blicks: Hinter der Hütte glitzert der Dösener See. Wie ein Spiegel ruht er im Geröll. Auf der Holzterasse der Fleißners, vor zwei Jahren angebaut, sitzt man direkt am Ufer und bewundert den Felskessel rund um das Gewässer und darüber das Säuleck. Große und kleine Schuttfelder ziehen von seinen Felswänden herab; man ahnt, dass es am nächsten Tag holprig zugehen wird. Auf grasigem, steinigem Weg geht es bergauf, später durch eine regelrechte Felswüste. Im Gipfelaufstieg kommen mitunter auch die Hände zum Einsatz, aber keine Sorge, mit etwas Kondition klappt es schon mit dem Dreitausender.

Und wo einer geht, da gehen auch zwei. Selbstverständlich lockt unter den vielen mächtigen Gipfeln in den Hohen Tauern am meisten Seine Majestät, der Großglockner. Mitten im Nationalpark und ein ganzes Stück weiter westlich vom Säuleck reckt er sein eisiges Haupt, als wolle er alles überwachen. Doch der knapp 3800 Meter hohe Großglockner ist mit Sicherheit kein Damengipfel (was immer das sein soll), und vor allem an Wochenenden wird es an seinen Flanken auch recht voll.

Ernst Rieger, Bergführer aus Großkirchheim im Mölltal, hat deswegen einen anderen Tipp: Anstatt auf ihn hinaufzusteigen, soll man sich den Großglockner anschauen. Und »eine der schönsten, wenn nicht gar die schönste« Aussicht auf den Fels- und Eisgiganten genießt man laut Rieger vom Fuscherkarkopf aus. Der 3331 Meter hohe Felsklotz liegt genau auf der Grenze zwischen Kärnten und Salzburger Land, gleich gegenüber dem Großglockner. Er erfordert zwar etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, aber der Gipfel ist von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe am Ende der Großglockner Hochalpenstraße in etwa zweieinhalb bis drei Stunden gut zu erreichen.

Fuscherkarkopf: Aussichtskanzel zum Großglockner

Und während es am Parkplatz der Franz-Josefs-Höhe nur so vor Touristen wimmelt, die alle einen Blick auf den höchsten Berg und den größten Gletscher der Alpenrepublik werfen wollen, umgibt einen beim Aufstieg zum Fuscherkarkopf sofort Bergeinsamkeit. Allenfalls mit Steinböcken muss der Wanderer sie teilen. »Wenn man aufsteigt, stehen die oben und schauen runter auf einen. Da weiß man, dass man nur ein geduldeter Gast ist«, sagt Rieger. Und klingt dabei feierlich. Wer einige der massigen Tiere sehen möchte, sollte auf den Fuscherkarkopf ganz früh aufsteigen. Dann hat man bei gutem Wetter garantiert auch das beste Licht für aufregende Großglockner-Fotos.

Wanderern, die sich erst einmal in angenehmer Atmosphäre akklimatisieren wollen, bevor sie sich in die Welt der Dreitausender begeben, sei die Adolf-Noßberger-Hütte empfohlen, nur 20 Kilometer südlich vom Fuscherkarkopf. Wer in diesem Holzschindelhaus zu Gast war, wird sich gern daran erinnern: An die vielen Dreitausender ringsherum, an den erfrischenden Gradensee und nicht zuletzt an den freundlichen Hüttenwart und Expeditionsbergsteiger Roland Hummer. Der Weg hinauf zur auf 2488 Metern gelegenen Hütte dauert nur vier bis fünf Stunden, und für den nächsten Tag stehen traumhafte Gipfel zur Auswahl. Die ausgesprochen schön geformte Spitze des Keeskopfs (3083 m) beispielsweise ist von der Noßberger-Hütte in zwei Stunden erreichbar, in dreieinhalb Stunden steht man auf dem immerhin 3283 Meter hohen Petzeck.

Von der historischen Seite erleben Wanderer die Hohen Tauern 15 Kilometer weiter östlich der Noßberger-Hütte: am Berg Mohar. Der ist mit seinen 2604 Metern zwar kein Dreitausender, aber die technisch einfache Rundtour über den Gipfel lohnt auch ohne das Adelsprädikat, schon wegen des kleinen Abstechers zum sogenannten Waschgang am Fuß des Bergs. Dort sind einstige Stollen und Gebäude aus der Zeit des Tauern-Goldrauschs zu bewundern: Vom 15. bis Ende des 16. Jahrhunderts wurden in der Region insgesamt rund 50 Tonnen des Edelmetalls abgebaut.

Oder soll es doch der Großglockner sein? Mit einem Bergführer schaffen trainierte Bergwanderer den Gipfel durchaus. Ernst Rieger beispielsweise, der Mann, der den Blick vom Fuscherkarkopf so schätzt, steigt pro Saison 40-mal auf den höchsten Punkt Österreichs. Insgesamt stand er schon 300-mal oben. Und manchmal, sagt er, sieht er dort oben auch Schneemäuse umherhuschen.

Hier nochmal die schönsten Touren im Überblick:

Alle Infos für die Planung in den Nationalpark Hohe Tauern

Allgemein:
Der 1834 Quadratkilometer große Nationalpark umfasst die Bergregion Hohe Tauern, die Schober- und die Kreuzeckgruppe.

Anreise:
Von Mai bis Ende Oktober über die Großglockner-Hochalpenstraße. Von München über Salzburg, Bischofshofen, Lend, Bruck, Fusch, Großglockner, Mölltal. Alternativ über München, A 8 Inntaldreieck, Kufstein, Felbertauernstraße, Lienz.

Beste Zeit:
Je nach Höhenlage der Tour Ende Juni bis Ende September.

Übernachtung:
Adolf-Noßberger-Hütte, 2488 m, bew. Mitte Juni bis Mitte September, Tel. 0043/664/9841835, www.nossberger.at;
Arthur-von-Schmid-Haus, 2281 m, bew. Anfang Juni bis 10. Oktober, Tel. 0043/664/1122827. Auf Wanderer spezialisiert haben sich die Häuser auf www.tauernalpin.at.

Info:
Nationalpark-Region Hohe Tauern Kärnten, Döllach 1, A-9843 Großkirchheim, Tel. 0043/4825/20049, tourismus@nationalpark- hohetauern.at. Tourismusverein Mallnitz, A-9822 Mallnitz 11, Tel. 0043/4784/290, info@mallnitz.at, www.mallnitz.at; Tourismusinformation Großkirchheim, Döllach 47, Tel. 0043/4825/52121, gross kirchheim@ktn.gde.at

Karten:
Alpenvereinskarte Nr. 40, Glocknergruppe, 1 : 25000; Alpenvereinskarte Nr. 41, Schobergruppe, 1 : 25000; Alpenvereinskarte Nr. 42, Sonnblickgruppe, 1 : 25000; Alpenvereinskarte Nr. 44, Hochalmspitze–Ankogel, 1 : 25000, je 9,80 Euro; Hohe Tauern, 1 : 50000, 14,90 Euro.

Literatur:
Glockner-Region, Heiligenblut, Mölltal, Kreuzeckgruppe, Walter Mair, Rother 2008, 12,90 Euro.

Links:
www.nationalpark-hohetauern.at; www.mallnitz.at (Tourismusverein); www.großkirchheim.at (Tourismusinformation); www.kletterzentrum.moelltal.at (Kletterzentrum beim Arthur-von-Schmid-Haus).

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