Deutschlands Nationalparks: Wie wild ist unsere Natur eigentlich noch?

Deutschlands Nationalparks
Wie wild ist unsere Natur eigentlich noch?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.12.2025
Als Favorit speichern
Baiersbronn - Schwarzwald - Deutschland
Foto: Hannes Tell

Warum Nationalparks heute wichtiger sind als je zuvor

In Nationalparks gilt: Natur zuerst. Sie soll sich dort ohne menschliche Eingriffe entwickeln – ein Konzept, das angesichts Klimakrise, Artensterben und Flächenverbrauch wichtiger erscheint als je zuvor.
Zusammen kommen Deutschlands Nationalparks heute auf rund 1,05 Millionen Hektar Fläche. Klingt viel, ist aber gerade einmal 0,6 % der Landesfläche (der Großteil liegt im Meer). Trotzdem erfüllen sie eine Schlüsselrolle für Biodiversität und Klimastabilität.

Wieviele Nationalparks gibt es in Deutschland?

Momentan sind es 16 deutsche Nationalparks. Hier stellen wir euch die Schutzgebiete im Detail vor, sortiert von klein zu groß:

Nationalpark Jasmund

  • Fläche: 30,7 km² (der kleinste deutsche Nationalpark)
  • Gründung: 1990
  • Lage: Kreideküste auf Rügen, steile Klippen, alte Buchenwälder (siehe Bild unten)
  • Highlights: Ideal für Wanderungen entlang der Ostsee und stille Stunden mit Blick auf das Meer.
OD 2018 Reise Nationalparks Deutschland Jasmund Küste  (jpg)
Lück / TVB Mecklenburg-Vorpommern

Nationalpark Hainich

  • Fläche: 75,1 km²
  • Gründung: 1997
  • Lage: Ein urwaldähnlicher Buchenwald im Herzen Deutschlands, umgeben von Ortschaften wie Bad Langensalza, Eisenach und Mühlhausen in Thüringen.
  • Highlights: Der Park lebt Wildnis — mit minimalem Eingriff, damit Natur sich selbst entwickeln kann. Zu den Naturhighlights gehören der Baumkronenpfad mit Aussichtsturm, die vielfältigen Urwälder mit Frühblühern wie Bärlauch und Lerchensporn im Frühling sowie die Möglichkeit, Wildkatzen zu beobachten

Nationalpark Kellerwald‑Edersee

  • Fläche: 76,9 km²
  • Gründung: 2004
  • Lage: Rund um den Nationalpark Kellerwald-Edersee liegen die Gemeinden Bad Wildungen, Edertal, Vöhl, Waldeck, Frankenau, Fritzlar und Lichtenfels.
  • Highlights: Die weitläufigen Buchenwälder, der namensgebende Edersee sowie die urwüchsige Landschaft mit Felsfluren und Quellen. Zu den kulturellen Highlights in der Region gehören das Schloss Waldeck und die traditionellen Kurstädte Bad Wildungen und Bad Zwesten

Nationalpark Sächsische Schweiz

  • Fläche: 93,5 km²
  • Gründung: 1990
  • Lage: In Sachsen. Bekannte Ortschaften in der Sächsischen Schweiz bzw. dem Elbsandsteingebirge sind unter anderem die Kneip- und Kurorte Bad Schandau und Rathen.
  • Highlights: Sandsteinfelsen, Schluchten, Tafelberge und Aussichtspunkte — wildromantisch, ruppig und einmalig in Deutschland. Ein Magnet für Wandernde, Kletternde und Alle, die Felsen und Freiheit lieben.
OD_Klettern Elbsandstein Bernd Arnold_1_Bo (jpg)
Boris Gnielka

Nationalpark Schwarzwald

  • Fläche: 100,6 km²
  • Gründung: 2014
  • Lage: Der Nationalpark Schwarzwald ist von zahlreichen Orten umgeben, darunter Baden-Baden, Baiersbronn, Freudenstadt, Oppenau, Sasbachwalden und Seebach.
  • Highlights: Gibt es hier für alle, die Wald und Wildnis mit Wander- oder Trekking-Ambitionen verbinden möchten. Zu den bedeutendsten Naturhighlights zählen die Allerheiligen-Wasserfälle bei Oppenau oder die Edelfrauengrab-Wasserfälle bei Ottenhöfen, die Hornisgrinde, mit 1164,4 m der höchste Berg des Nordschwarzwaldes. Auch der Buchkopfturm bei Oppenau und der Ellbachseeblick bei Baiersbronn sind beliebte Ausflugsziele.

Nationalpark Hunsrück‑Hochwald

  • Fläche: 102,3 km²
  • Gründung: 2015
  • Lage: Der Nationalpark liegt zwischen den Orten Idar-Oberstein, Birkenfeld, Hermeskeil, Morbach und Nonnweiler und umfasst eine Fläche von rund 10.000 Hektar in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
  • Highlights: Relativ jung, aber mit ehrgeizigem Ziel: Naturentwicklung, Wildnis und Rückzugsräume für seltene Tiere. Ideal für Besucher*innen, die stille Wälder und ursprüngliche Landschaft suchen. Zu den Highlights gehören die Hängeseilbrücke Geierlay, die Quellmoore im Hunsrück, der Erbeskopf, die Kirschweiler Festung und die Genussradwege.

Nationalpark Unteres Odertal

  • Fläche: 105 km²
  • Gründung: 1995
  • Lage: In Brandenburg. Umliegende Ortschaften sind Schwedt/Oder, das Nationalparkzentrum in Criewen, sowie Gartz (Oder) und Stolpe.
  • Highlights: Deutschlands einziger Flussauen-Nationalpark, zeichnet sich durch seine einzigartige Auenlandschaft mit reicher Vogelwelt aus. Hier lebt das Wasser, und die Natur bekommt Raum zur Entfaltung. Ein Paradies für Birdwatcher und Wasserliebhaber!

Nationalpark Eifel

  • Fläche: 107,7 km²
  • Gründung: 2004
  • Lage: Der Nationalpark Eifel liegt ausschließlich im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zu den Ortschaften in der Nähe des Nationalparks Eifel gehören Monschau, Schleiden, Mechernich, Düren, Aachen und Euskirchen.
  • Highlights: der Urftsee mit der Urftstaumauer, die Dreiborner Hochfläche mit dem ehemaligen Dorf Wollseifen, die Narzissenwiesen, das Zentrum Vogelsang IP und die Aussichtspunkte im Sternenpark.

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer

  • Fläche: 137,5 km²
  • Gründung: 1990
  • Lage: Dieser Nationalpark, ein UNESCO-Weltnaturerbe, umfasst hauptsächlich die Inseln Neuwerk, Scharhörn und die unbewohnte Insel Nigehörn.
  • Highlights: Er ist bekannt für seine einzigartige Naturlandschaft mit ausgedehnten Sand- und Schlickflächen. Ein Stück Wattenmeer an der Elbmündung – besonders interessant für Wattwanderer und Vogelfans.

Nationalpark Berchtesgaden

  • Fläche: 208 km²
  • Gründung: 1978
  • Lage: Der einzige alpine Nationalpark Deutschlands umfasst die Gemeinden Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau bei Berchtesgaden und Schönau am Königssee.
  • Highlights: Alpen, Felsen, Bergseen und Hochgebirgsschutz. Die Region um den Königssee ist ein Paradies für Bergfreunde, Wanderlustige und Naturbegeisterte mit Anspruch. Ebenfalls sehenswert: die Wimbachklamm sowie die Tier- und Pflanzenwelt, einschließlich des Haus der Berge, das als Nationalparkzentrum fungiert.

Nationalpark Harz

  • Fläche: 247,3 km²
  • Gründung: 1990
  • Lage: Zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die wichtigsten Ortschaften am Nationalpark Harz sind unter anderem Bad Harzburg, Braunlage, Schierke, Ilsenburg und St. Andreasberg.
  • Highlights: Mittelgebirge, Wälder, Moore, Felsen: Zu den bedeutendsten Natur-Highlights zählen der Brocken (1142 m), der höchste Berg des Harzes, sowie die Wollgrasmoore, der Urwaldstieg, die Schnarcherklippen und das Siebertal. Ein Nationalpark für Wandernde, Naturfanatiker und alle, die Deutschlands abgelegene Ecken schätzen.

Nationalpark Bayerischer Wald

  • Fläche: 249,8 km²
  • Gründung: 1970
  • Lage: Wichtige Ortschaften rund um den ältesten deutschen Nationalpark sind Bischofsmais, Bodenmais, Freyung, Grafenau und Spiegelau in Niederbayern.
  • Highlights: Wälder, Moore, alte Baumgesellschaften – ein Klassiker unter den Nationalparks. Natur, so ursprünglich wie möglich, mit Raum für Wildnis und ungestörte Entwicklung. Zu den wichtigsten Highlights zählen der Baumwipfelpfad bei Neuschönau, das Nationalparkzentrum Lusen mit Tier-Freigelände und die bayerisch-böhmische Urlandschaft.
OD-2018-Bayern-Sonderheft-Abenteuer_BayerischerWald_3_Unterwegs im Nationalpark_TVO (jpg)
Tourismusverband Ostbayern e.V.

Müritz‑Nationalpark

  • Fläche: 322 km²
  • Gründung: 1990
  • Lage: Der Müritz-Nationalpark ist am besten von Waren (als größte Stadt am Nordufer) und Röbel/Müritz (beschaulicherer Ort am Westufer) erreichbar. Er liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
  • Highlights: Viele seltene Tierarten wie Fischadler, Seeadler oder Kraniche sind hier beheimatet, genauso wie geschützte Pflanzen, Biber und Waschbären. Die beeindruckende Wald- und Seenlandschaft, die den Park prägt, ist perfekt für Wasserliebhaber und Erholungssuchende.

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

  • Fläche: 786 km²
  • Gründung: 1990
  • Lage: In Mecklenburg-Vorpommern, an der deutschen Ostseeküste bei Ahrenshoop, Zingst, Wustrow und Hiddensee.
  • Highlights: Küsten, Bodden, Dünen, Lagunen, Vogelreichtum — eine Landschaft zwischen Land und Wasser, geprägt von Wind, Meer und Ruhe. Für Insel- und Küstenliebhaber ein ganz besonderer Ort, bspw. bei den Kranichrastplätzen, den steilen Küstenabschnitten sowie im berühmten Darßer Ort (die nördliche Spitze der Halbinsel Darß an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern).

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

  • Fläche: 3450 km²
  • Gründung: 1986
  • Lage: Dieser maritime Nationalpark liegt im Bundesland Niedersachsen und schützt einen Küstenstreifen mit den Ostfriesischen Inseln und dem Watt. Wichtige Orte sind die Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge.
  • Highlights: Zu den Naturhighlights gehörenn die einzigartigen Gezeitenlandschaften, die Artenvielfalt an Vögeln und Meeressäugern wie Seehunden sowie die Möglichkeit zu Wattwanderungen. Artenreich, dynamisch, voller Leben!
Deutschlands Superlative  - Wattenmeer - Nordsee
iStockphoto/ Getty Images

Nationalpark Schleswig‑Holsteinisches Wattenmeer

  • Fläche: 4415 km²
  • Gründung: 1985
  • Lage: Der mit Abstand größte Nationalpark Deutschlands liegt im Bundesland Schleswig-Holstein. Wichtige Ortschaften sind Husum und St. Peter Ording, dazu die Inseln Sylt, Amrum und Föhr, die Halligen und das Festlandgebiet der Eiderstedt-Halbinsel.
  • Highlights: Ein Meer aus Wasser, Watt, Dünen und Himmel. Für alle, die die Weite, die Gezeiten und die Ursprünglichkeit suchen, z.B. bei geführten Wattwanderungen, Robbenbeobachtungen besonders auf den Halligen und den Inseln in der Nordsee.

(Hinweis: Der Bayerische Wald und einige andere Parks besitzen größere Gesamtgebiete, hier sortiert nach Kern- oder dominierenden Landflächen.)

Warum Größe nicht alles ist

Zwischen dem kleinsten und dem größten Park liegen Welten. Und doch gilt: Jede Fläche zählt. Die knapp 30 km² von Jasmund sind für alte Buchen genauso wertvoll wie die über 4000 km² Watt für Seehunde oder Meeresvögel. Wildnis misst sich aber nicht in Quadratkilometern, sondern in Freiheit.

Was diese Parks wirklich leisten

Sie kühlen das Land, sie speichern Wasser. Sie schützen Arten, die kaum noch Platz finden. Und sie zeigen uns, dass Natur ohne Anleitung funktioniert – vielleicht sogar besser: Luchse kehren zurück, Moore werden wieder nass, Wälder wachsen über sich hinaus. Nationalparks sind keine Museen, sie sind lebende Systeme.

Wie man sie erleben kann – und wie man sie nicht stört

Ein gutes Fernglas reicht oft. Schuhe, die auch mal Matsch abkönnen. Und die Bereitschaft, leiser zu werden. Wattwanderungen, Gipfelblicke, Urwaldpfade, Kanuwege – jeder Park bietet etwas anderes. Aber alle teilen dieselbe Bitte: Sei zu Gast, nicht Besitzer.

Die Aufgabe für die Zukunft?

Klimakrise, Trockenheit, Tourismusdruck und Flächenknappheit setzen den Naturgebieten zu. Die große Frage: Reichen 0,6% Wildnis, um Ökosysteme langfristig stabil zu halten?

Fachleute sind sich einig: Nein. Deutschland liegt weit hinter Ländern wie Finnland, Schweden oder Spanien zurück, die deutlich größere Naturflächen als Schutzgebiete ausweisen.
Für die Zukunft braucht es:

  • mehr Zonierung und Flächenausweitung
  • natürliche Waldentwicklung
  • besseren Schutz vor Störungen
  • langfristige Finanzierung für Management & Rangerteams

Die Nationalparks sollen auch künftig der Natur gehören – aber Besucher*innen sind ausdrücklich willkommen. Entscheidend ist, naturverträglich unterwegs zu sein.

Weitere Landschafts-Highlights in Deutschland

In dieser Fotostrecke stellen wir euch noch mehr spannende Naturziele in Deutschland vor: