1 – Zugspitze
Allein die Höhendifferenz von gut 2200 Metern macht den Höllentalklettersteig auf den Gipfel der Zugspitze zu einem der konditionell fordernsten Klettersteige der Alpen. Gewürzt wird die Tour mit einem kurzen Gletschergang über den Höllentalferner. Ist der Klettersteig technisch nur mäßig schwierig, ergibt sich aber durch Gletscher und Höhenlage eine anspruchsvolle Bergtour, die ein hohes Maß an Erfahrung (oder einen Führer) voraussetzt. Für den Aufstieg sollte man 7–9 Stunden einkalkulieren. Hinab per Bergbahn.
2 – Dachstein
Vor dem Bau der Dachstein-Südwand-Seilbahn war der 2995 Meter hohe Gipfel des Dachstein-Massivs nur nach einem langen, kraftraubenden Anstieg erreichbar. Nun führt eine hochalpine Tagestour über die Seethalerhütte in 4,5–5 Stunden bis zum Gipfel des Hohen Dachsteins und zurück zur Bergstation. Auf dem technisch nur mäßig schwierigen Steig erfordert die Querung des Hallstätter Gletschers entsprechende Ausrüstung und Erfahrung.
3 – Peitlerkofel
Der leichte Aufstieg und die grandiose Aussicht machen den Klettersteig auf den 2874 Meter hohen Peitlerkofel hoch über dem Südtiroler Vilnößtal zu einem der beliebtesten der Dolomiten. Bergdrama liefert der Steig trotzdem frei Haus, denn der Gipfelaufbau bricht nach Norden und Westen über 600 Meter ab. Vom Parkplatz an den Gungganwiesen dauert es hin und zurück 4,5 Stunden.
4 – Hochkönig
Erst 2002 eingerichtet, hat sich der "Königsjodler"-Klettersteig bei Berchtesgaden schon einen Namen als einer der forderndsten Klettersteige der Ostalpen gemacht. In einer zehn bis zwölf Stunden langen Mammuttour folgt die Route dem scharfen Grat der Teufelshörner bis zum Hohen Kopf (2875 Meter) und weiter bis zum Hochköniggipfel (2875 Meter). Als Schlüsselstellen gelten der Spreizschritt des "Jungfrauensprung" am Dienter Turm und die Drahtseilbrücke über die Teufelsschlucht.
5 – Marmolada
Den höchsten Dolomitengipfel, die 3344 Meter hohe Marmolada, erreichen Klettersteiggeher über den spektakulären Westgrat (Hans-Seyffert-Weg). Der mäßig schwere Steig sollte nicht unterschätzt werden, auf über 3000 Meter stellen Wetterkapriolen ernste Herausforderungen dar, manchmal sind einzelne Sicherungen zerstört. Wer vom Fedaiasee den Lift zum Pian dei Fiacconi nimmt, braucht über die Forcella della Marmolada auf dem Steig zur Punta di Penia (3343 m) hin und zurück etwa 6,5 Stunden.
Antworten auf die wichtigsten Klettersteigfragen
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Grundsätzlich sollte man frei von Höhenangst sein. Damit ist nicht der Respekt vor der Tiefe oder leichter Schwindel gemeint, sondern eine echte Akrophobie. Zweitens sollte man halbwegs trainiert sein, denn eine Umkehr auf dem Klettersteig ist oft zumindest problematisch. Bist du dir diesbezüglich unsicher, solltest du die erste Tour auf jeden Fall mit einem Bergführer unternehmen. Um ins Klettersteiggehen reinzuschnuppern, bietet sich ein sehr einfacher Steig an; Tipp: Alpspitz-Ferrata in der Zugspitz-Region.
Kann man Klettersteige auch bei Regen begehen?
Prinzipiell schon, doch erschweren nasser Fels und nasse Drahtseile eine Begehung: Vor allem abgetretene Felsen werden bei Nässe rutschig. Das erfordert sauberes Setzen der Füße, mehr Konzentration und höheren Krafteinsatz beim Festhalten. Außerdem nimmt bei Regen die Steinschlaggefahr zu. Brecht daher besser nur bei guter, stabiler Wetterlage auf!
Brauche ich einen Sitzgurt oder einen Kombigurt?
Normalerweise reicht ein Sitzgurt völlig aus, mit ihm kann man sich freier bewegen und ihn auch zum Klettern einsetzen. Kinder und Klettersteiggeher mit schweren Rucksack (über acht Kilo) sollten jedoch besser zusätzlich einen Brustgurt tragen. Er wird mittels Spezialknoten mit dem Sitzgurt verbunden und verhindert, wie der Kombigurt, dass man bei einem Sturz durch das Rucksackgewicht hinten überkippt und aus dem Sitzgurt rutscht.
Brauche ich wirklich spezielle Klettersteigschuhe?
Versierte, trittsichere Outdoorer können genauso gut auch einen leichten Wanderschuh, Bergstiefel oder guten Multifunktionsschuh tragen. Einfacher und sicherer gelingt das Steigen auf Eisenwegen jedoch mit Klettersteigstiefeln. Sie erlauben mit ihrer festen, dünnen Sohle präzises Setzen der Füße und Nutzung auch kleiner Felsleisten als Tritt. Im Gegensatz zur Sohle ist der Schaft zwar hoch, aber weich. Dadurch schützt er die Knöchel vor Stößen und Schürfwunden, bietet aber gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit im Gelenk und damit viel Freiraum beim Setzen der Füße.
Auf welche Gefahren sollte man sich einstellen?
Gewitter, Regen, Steinschlag sowie Nebel und dadurch erschwerte Orientierung sind die häufigsten Gefahren. Geh deswegen nur bei stabiler Wetterlage los, nimm eine Karte und GPS-Gerät mit, und trage dabei stets einen Helm!
Was muss ich beim Klettersteiggehen mit Kindern beachten?
Sportliche Kinder ab etwa zehn Jahren können unter Anleitung eines erfahrenen Erwachsenen einen leichten Klettersteig in Angriff nehmen. Zum Einstieg eignet sich bspw. das Ettaler Manndl bei Oberammergau oder der Klettersteiglehrpfad "Gelbe Wand" bei Hohenschwangau oder der Colodri in Arco am Gardasee.
Neben normaler Wanderausrüstung – und am besten knöchelhohen Wanderstiefeln mit fester und griffiger Sohle – brauchen die Kids eine spezielle Klettersteigausrüstung, bestehend aus Komplettgurt – keinesfalls nur Sitzgurt – Kinderklettterhelm und ein Kinderklettersteigset mit Bandfalldämpfer. Im Falle eines Falles dämpft dieser textile Aufreißdämpfer den Sturz ab.
Achtung beim Kauf: Bei älteren Klettersteigsets kann es passieren, dass der Bandfalldämpfer bei leichten Personen nur wenig oder gar nicht aufreißt und diese beim Sturz somit hohen Beschleunigungskräften ausgesetzt sind. Die Schwelle, bei der ein Bandfalldämpfer auslöst, wurde 2017 angepasst. Bei der neu eingeführten Klettersteignorm gilt bei 40 Kilo Anwendergewicht ein maximaler Fangstoßwert von 3,5 kN. Man sollte also beim Kauf darauf achten, dass das Klettersteigset der neuen Norm EN 958:2017 entspricht. Kinder und leichtgewichtige Personen unter 40 Kilo sollten zudem von oben nachgesichert werden, zum Beispiel mit dem Edelrid Via Ferrata Belay Kit II - Nachsicherungsset (ca. 100 Euro)
Was ist ein leichter Klettersteig?
Die Schall-Skala gibt die Schwierigkeit von Klettersteigen von A bis F an. Leichte Klettersteige sind meist mit A/B gekennzeichnet - wobei es sich bei A um einfache, gesicherte Steige handelt mit meist nicht sehr steilem Gelände mit guten Griffen und Tritten. Einzelne Stellen können ausgesetzt sein. Bei B geht es dann über in steileres Gelände, auch ausgesetzt, kleine Tritte im Gelände vorhanden. Sicherungen wie Leitern, Ketten, Seile, Trittstifte installiert. Gute Kondition und etwas Kraft in den Armen nötig.
Wie schwer ist Klettersteig C?
C: SCHWIERIG
Teils sehr steiles Gelände. Oft ausgesetzt, kraftraubend. Kaum künstliche Tritte am Stahlseil, überhängende Leitern, Klammern/Stifte weit auseinander. Klettersteigausrüstung ist dringend zu empfehlen.
D: SEHR SCHWIERIG
Längere Passagen senkrecht, überhängend und ausgesetzt. Hohe Anforderung an Klettertechnik, Kraft und Psyche. Klettersteigausrüstung obligatorisch. Kletterstellen (bis II) ohne Sicherung möglich.
E: EXTREM SCHWIERIG
Das Gelände ist extrem herausfordernd, meist stark überhängend. Sehr kleine Tritte, teils Reibungskletterei, oft liegt die Hauptlast auf den Armen.
F: EXPERTENNIVEAU
Maximale Kraft und ausgefeilte Kletter und Bewegungstechnik obligatorisch. Nur für sehr starke, erfahrene Kletterer empfohlen
Was braucht man alles für einen Klettersteig?
Auf die Packliste für Klettersteig-Touren gehören auf alle Fälle diese fünf Dinge:
- Klettergurt
- Klettersteigset (mit 2 Karabinern / Bandfalldämpfer)
- Kletterhelm
- robuste Handschuhe
- Berg- oder Wanderschuhe
Außerdem empfehlenswert (je nach Klettersteigtour): eine Rastschlinge zum Ausruhen, sprich eine Bandschlinge mit 80-120cm Länge + Schraubkarabiner, Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set, Wetterschutz, Isolierung (leichte Daunenjacke oder Weste), Handy, Biwaksack, genügend Trinkwasser/Getränke, Snack (Riegel o.ä.), Topo, GPS für Zu- und Abstieg.
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