Reden wir erst mal über Schlafsäcke. Der Vorteil von Kunstfaser: "Sie ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, aber das Schlafklima könnte besser sein. Daune dagegen ist wunderbar warm und leicht, gleicht Temperaturen aber nicht aus, sondern wärmt nur." Markus Wiesböck, Chef der Firma Grüezi bag, hat diese Dinge schon oft erklärt. Es ermüdet ihn aber nicht – ganz im Gegenteil. Vor allem seit 2017, denn seitdem gibt ihm der Erfolg seiner Erfindung "DownWool" recht: eine Mischung aus 30 Prozent Wolle und 70 Prozent Daune. "Wolle kann die Temperatur regulieren", sagt er. "Wenn es kalt ist, entzieht sie dem Schlafsack Feuchtigkeit, sodass es drinnen trockener und wärmer wird." Wird es hingegen zu warm, gibt die Wolle Feuchtigkeit zurück. "Unser Körper braucht 80 Prozent seiner Energie zur Temperaturregulierung. Unterstützt die Wolle ihn dabei, spart er Energie und der Schlaf wird erholsamer."
Erfahrung mit Schlafsäcken sammelt der 1970 geborene Tüftler aus Bad Feilnbach seit vielen Jahrzehnten. Er machte eine Lehre in der Schlafsackabteilung eines großen Sportgeschäfts, besaß dann lange einen eigenen Outdoor-Laden, entwickelte Wollschlafsäcke. Die sich aber nicht für Temperaturen unter null Grad eigneten. "Da musste Daune her, damit das Material besser isoliert."

Die Mischung ist ein entscheidender Vorteil gegenüber reinen Daunen- oder Kunstfaserschlafsäcken.
Bis zum ersten Daunen-Woll-Modell brauchte es diverse Anläufe, viele Steine lagen im Weg, aber die Mühe hat sich gelohnt: Die Einführung von DownWool bedeutete eine kleine Revolution auf dem Outdoor-Markt. Im Jahr 2019 gewann Grüezi bag für seinen Schlafsack Biopod DownWool Nature den Ispo Award als Produkt des Jahres, zahlreiche weitere Auszeichnungen erhielt das Unternehmen außerdem.
Bestätigung durch Hohenstein
Im September letzten Jahres bestätigte auch das renommierte Prüfinstitut Hohenstein Laboratories die Überlegenheit von DownWool. In einem Test wies es nach, dass DownWool seine Isolationseigenschaften bei steigender Luftfeuchtigkeit sogar verbessert. Das liegt an einer besonderen Eigenschaft der Wollfaser: Bei hoher Luftfeuchtigkeit nimmt Wolle an Volumen zu und kann sich um bis zu 30 Prozent ausdehnen.
Bei allem Erfolg, bis Markus Wiesböck Gewinne erwirtschaftete, dauerte es Jahre. "Ich habe halt alles in neue Projekte und Entwicklungen gesteckt, das kostet", sagt er. Längst stellt Grüezi bag auch Jacken und Westen mit DownWool-Füllung her, kombiniert Wolle mit Seide zu "SilkWool" als Füllmaterial für nicht ganz so warme Jacken und mit Holz zu "WoodWool" als T-Shirt-Stoff. Neu im Programm: Isomatten mit Woll- sowie ab Sommer 2025 mit Down Wool-Füllung.
So nachhaltig wie möglich
Markus Wiesböck liegen auch die Herkunft und der ökologische Fußabdruck seiner Materialien sehr am Herzen. "Die Wolle für unsere Produkte kommt aus den Alpen und unterliegt strengen Kriterien in Sachen Tierhaltung", sagt er. Die Daunen stammen aus Betrieben, die nach dem Responsible Down Standard zertifiziert sind: das derzeit strengste Siegel für Tierwohl bei Enten und Gänsen. Fluorcarbone (PFC) haben bei der Imprägnierung von Außenstoffen noch nie eine Rolle gespielt, und beim Färben kommen keine umweltschädlichen Chemikalien zum Einsatz. Zwei der Down Wool Schlafsäcke sind sogar zu 100 Prozent biologisch abbaubar – sind sie nicht mehr reparierbar (Grüezi bag bietet einen Reparatur- und Nachfüllservice an), dürfen sie auf den Kompost. "Dass wir Schlafsackstoffe noch in China nähen lassen, liegt daran, dass in der Region um Shanghai einfach die dafür qualitativ besten Nähte gemacht werden", begründet der Grüezi-bag-Chef einen Teil der Fertigung in Fernost. "Klar wäre unsere Ökobilanz besser, wenn diese langen Transportwege entfielen. Aber wir haben in Europa bislang kein Unternehmen gefunden, das Schlafsacknähte so gut kann wie unsere Partner in China." Dafür kompensiere man seine CO₂-Emissionen aber. Die Stoffe für Grüezi-bag-Decken und SilkWool-Jacken werden ohnehin in Polen beziehungsweise Portugal genäht. Und man halte weiter die Augen offen, um hoffentlich eines Tages rein in Europa zu produzieren.
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