
Axel Gomille: Die Nationalparks im Osten finde ich alle sehr sehenswert. Ein Blick auf die Kreidefelsen von Rügen, ein Spaziergang am wilden Darßer Weststrand an der Ostsee oder eine Wanderung durch die zerklüfteten Felsen der Sächsischen Schweiz bietet unvergessliche Erlebnisse. Dort leben auch viele interessante Wildtiere, die Gebiete sind sehr wichtig für den Naturschutz. Ich vermute, dass nur wenige Menschen die Entstehungsgeschichte dieser Nationalparks kennen: Visionäre Naturschützer konnten im September 1990, als sich das politische System im Umbruch befand, rund 4,5 Prozent der Landesfläche der damaligen DDR unter Schutz stellen. Es war das Tafelsilber der Deutschen Einheit.
Seit kurzer Zeit wandern sie aus Polen und Tschechien ein. Ihre Anzahl ist unbekannt, es könnten zehn bis 15 Tiere sein. Ich bin sehr froh, dass ich eins von ihnen fotografieren konnte. Im Gebiet des heutigen Deutschlands lebten übrigens auch früher Elche, aber sie wurden wahrscheinlich schon im Mittelalter ausgerottet.

"Lieblingstiere" finde ich als Begriff nicht ganz passend, aber mich faszinieren Wölfe extrem. Sie sind sehr clever und anpassungsfähig und aus meiner Sicht mit Abstand die spannendsten Wildtiere bei uns zu Lande. Es ist unheimlich schwer, sie in freier Natur zu fotografieren.
Insgesamt gar nicht schlecht, so meine Einschätzung. Dort, wo viele Wölfe leben, klappt die Nachbarschaft von Mensch und Wildtier meist besser als andernorts, weil sie routinierter ist. Konflikte entstehen, wenn Wölfe Nutztiere reißen. Das kann daran liegen, dass es keine oder keine ausreichenden Maßnahmen zum Herdenschutz gibt. Und manchmal lernen Wölfe auch, solche Schutzmaßnahmen zu überwinden. Insgesamt arbeitet die Zeit aber für die Wölfe, denn ob die Tiere in den umgebenden Wäldern vorkommen, hat auf das Leben der allermeisten Menschen gar keinen Einfluss. Sie können weiterhin spazierengehen, joggen oder Pilze suchen – die allerwenigsten werden jemals einem Wolf begegnen.
Das Bundesamt für Naturschutz hat kürzlich neue Zahlen veröffentlicht. Im Monitoringjahr 2022/23 wurden 184 Wolfsrudel, 47 Paare und 22 territoriale Einzeltiere bestätigt. Die meisten Rudel leben in Brandenburg, nämlich 52. Es folgen Niedersachsen mit 39 und Sachsen mit 38 Rudeln. Deutschlandweit dürften es insgesamt etwa 1400 Tiere sein.
Nein. Das Buch zeigt ja nur die Erfolge, nicht die zahllosen Fehlschläge. Ich brauche meist viele Anläufe, um ein Wildtier wie einen Wolf zu sehen. Und dann zeigt er sich oft in großer Entfernung bei schlechtem Licht, um nach wenigen Sekunden wieder zu verschwinden. Ein Tier zu sehen ist also nicht gleichbedeutend mit einer guten Fotogelegenheit, man braucht sehr viel Zeit. Die meisten Fotos aus dem Buch stammen aus einem Zeitraum von fünf Jahren.
Es sollte bei den Betrachtenden Emotionen hervorrufen. Wenn ich jemanden sagen höre: "Das ist ja ein tolles Bild – da wäre ich gern dabei gewesen!", dann transportiert das Foto etwas. Ich selbst kann mit jedem Bild den konservierten Moment noch einmal durchleben. Wenn das auch Menschen können, die gar nicht dabei waren – dann ist es ein gutes Bild.
Durch jahrhundertelange Bejagung sind viele Wildtiere in Mitteleuropa extrem scheu und vorsichtig. Wer die Tiere stört, verscheucht also seine Motive. Daher versuche ich, möglichst unauffällig zu sein. Gelegentlich arbeite ich aus Fotoverstecken, oft nutze ich einen Tarnanzug. Zudem muss ich die Sinnesleistungen meiner Motive berücksichtigen. Vögel wie Adler und Kraniche bemerken schon kleinste Bewegungen, viele Säugetiere wie Wölfe reagieren sehr empfindlich auf menschlichen Geruch. Ich muss also möglichst bewegungslos verharren und die Windrichtung beachten. Um scheue Tiere fotografieren zu können, setze ich häufig lange Objektive mit 800 mm Brennweite ein. So kann ich große Distanz zu meinen Motiven wahren.
Ich empfinde das Warten meist als recht entspannend, weil ich dann nicht erreichbar bin und kein Handy klingelt. Allerdings habe ich auch oft Erfolgsdruck, ein bestimmtes Bild zu bekommen, und wenn sich dann tagelang nichts tut, brauche ich schon eine gewisse Frustrationstoleranz. Letztens habe ich mal wieder auf Wölfe gewartet und es kam keiner. Stattdessen konnte ich ein schönes Bild von einem Waschbären machen. Irgendetwas ergibt sich fast immer
Falls das auf die Wölfe anspielt – nein! Ich habe Wölfe als sehr scheue und vorsichtige Tiere kennengelernt, die versuchen, Begegnungen mit Menschen zu vermeiden. Das gelingt ihnen recht gut, sie besitzen ja viel bessere Sinne als wir. Ich bin in Deutschland schon einige hundert Male wildlebenden Wölfen begegnet und habe nie eine brenzlige Situation erlebt. Unter heimischen Tieren habe ich vor Wildschweinen den größten Respekt. Grundsätzlich achte ich darauf, kein Wildtier in irgendeiner Form zu bedrängen. Ich halte Zecken für die gefährlichsten Tiere bei uns, weil sie Borreliose und Hirnhautentzündung übertragen.
Im Müritz Nationalpark und im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft hat man gute Chancen, Seeadler, Kraniche, Rothirsche und viele andere Tiere zu sehen. Am besten verschafft man sich im jeweiligen Nationalpark-Zentrum erst mal einen Überblick. Dort gibt es auch Tipps, welche Orte wann am ergiebigsten sind. Im Frühjahr und Herbst etwa sind Kranichschwärme unvergessliche Anblicke.
Das hängt von meinen Projekten ab, ich mache ja Bücher und Filme. Phasenweise bin ich dafür viel draußen, danach sitze ich viel am Computer, um alles fertigzustellen. Im Schnitt bin ich im Jahr etwa drei Monate unterwegs.
Wieso glaubt ihr, dass ich zelte? Wenn ich hierzulande Wildtiere fotografieren gehe, nehme ich eine Festunterkunft in der Region. Wir sind nicht in Kanada, die Zivilisation ist niemals weit entfernt. Und ich muss ja auch meine Geräte aufladen.
Ich freue mich immer sehr, meine Familie wiederzusehen. Grundsätzlich bin ich gern in der Natur, aber auch die Stadt hat Vorzüge. Aus meiner Sicht ist das kein Widerspruch.
Seit seiner Jugend fotografiert Axel Gomille (*1970) Tiere in freier Natur. Beim ZDF absolvierte er eine Ausbildung zum Redakteur und arbeitet dort auch als Filmemacher. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Wildtieren in Deutschland beschäftigt. Weitere Infos: axelgomille.com
Mehr über Wölfe auch in unserem Podcast
Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland? Werden weitere kommen? Und: Wie verhalte ich mich, wenn ich beim Wandern einem begegne? Diese und weitere Fragen klären Marie Neuwald, Referentin Wolf und Weidehaltung beim NABU, und Günther Czerkus, langjähriger Vorsitzender des Verbands Berufsschäfer, in dieser Episode von "Hauptsache raus":
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