Es kommt einem vor, als würde man ein Wissenschaftszentrum betreten: Auf zahlreichen Tischen stehen ratternde, sich bewegende Apparaturen, es ertönen Schleifgeräusche von Materialprüfgeräten, das Brummen der Kältekammer, das Plätschern der Dichtigkeitsprüfgeräte – und auch mal ein Piepsen, wenn gerade ein »Prüfling« durchgefallen ist. Neben den Geräten türmen sich die verschiedensten Materialien, von Textilien über Schnürsenkel bis hin zu kompletten Schuhen. Willkommen im neuen Prüflabor von Wanderschuhspezialist Lowa.
Schon lange testet das Traditionsunternehmen aus dem bayerischen Jetzendorf alle Bestandteile seiner Fabrikate akribisch. Aber bislang liefen viele dieser Untersuchungen ausgelagert. Neuerdings erfolgen fast alle am hauseigenen Standort, von 40 Quadratmetern wuchs das Lowa-Labor auf rund 120 Quadratmeter. 38 Prüfgeräte stehen hier und ermöglichen durch verschieden einsetzbare Werkzeuge noch deutlich mehr Tests. Lediglich chemische Analysen und Prüfungen zum Knöchelschutz und Stoßwiderstand muss Lowa noch an externe Institute vergeben.

Ein Plus für die Produktlebenszeit
»Wir sehen das hauseigene Labor vor allem als wichtigen Faktor, wenn es um die Langlebigkeit unserer Produkte geht«, sagt Ingmar Anderson, Corporate-Responsibility-Manager bei Lowa. »Je länger ein Produkt haltbar ist und genutzt werden kann, desto umweltfreundlicher ist es.« Das A und O bildet ihm zufolge eine hohe Qualität der verarbeiteten Materialien – und genau diese wird durch die sorgfältige Überprüfung sichergestellt. Kürzere Wege – es entfällt schließlich das Gros der Fahrten zu externen Anstalten – verbessern Lowas Ökobilanz ebenfalls. Zudem versorgt das Unternehmen sich aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage sowie mit Ökostrom. Auf den Energiebezug von ausgelagerten Prüfinstituten hatte man hingegen keinen Einfluss.
Auch die Tochterfirmen Lowa R&D in Italien sowie Lowa Production in der Slowakei sollen eigene Labore erhalten. Dort werden dann dieselben Materialtests stattfinden. So können bald auch an diesen Standorten minderwertige Lieferungen schnell und effizient aus der Produktion genommen werden.
Ein Praxisbeispiel aus dem Jetzendorfer Prüflabor: der Ledereingangstest. Wenn Leder bei Lowa angeliefert wird, untersuchen fachkundige Mitarbeiter zunächst die äußere Beschaffenheit des Materials (das großteils von Heinen Leder stammt, Deutschlands nachhaltigstem Lederproduzenten). Dafür breiten sie die Häute auf einem Lederprüftisch aus, begutachten die Struktur und Beschaffenheit ebenso wie die Farbe. Anschließend messen sie die Stärke der Haut, schauen also, wie dick sie ist, und bestimmen das Flächenmaß. Weiterer Bestandteil des Tests: die Hydrophobierung, also die wasserabweisende Eigenschaft des Leders. In regelmäßigen Abständen finden zudem chemische Analysen statt, um zu prüfen, ob das Leder Schadstoffe enthält.

Auch Schnürsenkel werden harten Belastungstests ausgesetzt. »Ein gutes Exemplar erreicht mehr als 1000 Newton Reißkraft. Das entspricht ungefähr einer Kraft von 100 Kilogramm«, erklärt Stefan Möller aus dem Lowa-Prüflabor. Wie lange ein Senkel dann im normalen Einsatz halte, sei hingegen schwierig zu beantworten, weil hier viele Faktoren von der Nutzungsintensität bis zum Einsatzgebiet eine Rolle spielen.
Reparieren, wo immer möglich
Kaputte Schnürsenkel bedeuten zum Glück nicht das Ende eines guten Wanderschuhs. Und andere Verschleißerscheinungen können Fachkräfte reparieren: Sohlen, Absätze, Nähte, Fersenfutter, Haken ... Welche Teile am individuellen Schuh reparierbar sind, lässt sich ganz leicht per Eingabe des Modellnamens oder der Artikelnummer auf der Lowa-Website feststellen.
18 Mitarbeiter kümmern sich in der Service-Werkstatt in Jetzendorf darum, Schuhleben zu verlängern. Über 18.000 Paar Schuhe verarztet das Team jährlich. »Mit den Kosten, zum Beispiel 79,95 Euro für eine Neubesohlung, machen wir keinen Profit«, sagt Ingmar Anderson. »Das deckt lediglich die Auslagen für Material und Arbeitszeit.« Wertschätzende Kunden und ein Beitrag zum Umweltschutz sind schließlich auch ein Gewinn.
Leichter Wanderkamerad
Bei multifunktionalen Trekking-Schuhen wünschen sich Outdoorer vor allem eins: Sie sollen komfortabler und leichter sein als Bergstiefel für hochalpines Gelände. In dieser Liga, also für Touren in niedrigeren Lagen und in Mittelgebirgen, spielt der neue Leichtwanderschuh Vigo GTX seine Stärken voll aus.

Das halbhohe Modell lässt sich dank beweglich gelagerter Ösen passgenau schnüren. Der Spaltleder-Textil-Mix sorgt für einen stabilen Schaft bei geringem Gewicht, die Laufsohle für guten Grip. Damit die Füße bei Regen trocken bleiben und bei Wärme nicht ins Schwitzen geraten, besitzt der Schuh eine wasserdichte Gore-Tex-Membran. Erhältlich in den Größen 6–13. Das Damenmodell (Größenoption 3,5–9) heißt Tucana GTX. Preis: jeweils 190 Euro.