Das Klettern im Frankenjura ist phantastisch. Nicht zuletzt, weil man in der Region zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg so unzählig viele tolle Felsen findet - auch die lokalen Spezialitäten wie Bier und Schäuferle sind schlagende Argumente für einen Klettertrip ins Frankenjura. Mit dem Frankenjura Kletterfestival hat die Region Frankenpfalz versucht, noch mehr Kletterer ins Fränkische zu locken und sich als Premium-Kletterziel zu positionieren. Das war eigentlich nicht nötig, denn nicht zuletzt dank Wolfgang Güllich ist das Frankenjura in Kletterkreisen international berühmt.
Während das Frankenjura bekannt ist, ist es die "Frankenpfalz" nicht so sehr. Die Frankenpfalz – eher als touristischer Begriff zu verstehen – umfasst die Gemeinden von Betzenstein im Westen bis Auerbach im Norden und Hirschbach im Süden. Und damit etliche der bekannten fränkischen Klettergebiete: das Hirschbachtal, das Pegnitztal, den Krottenseer Forst, die Felsen um Betzenstein und Königstein, sie alle liegen in der Frankenpfalz. Oder anders ausgedrückt: über 150 Kletterfelsen vom Feinsten.
Am offensichtlichsten wird dieser Felsreichtum bei der Fahrt durch das Pegnitztal: Die zackigen Spitzen des Rifflers und der Student sind schon von weitem zu sehen, die gewaltigen Wände des Roten Fels und die kompakte Ankatalwand stehen fast direkt neben der Straße und führen zu Halsverrenkungen bei Fahrer und Beifahrern. Alleine an diesen drei Felsen kann sich der geübte Kletterer tagelang die Haut von den Fingern klettern und sich mit Routen wie dem schon tausendmal (zurecht) gelobten Schaumschläger (6+ oder 7-) am Roten Fels oder Computerspiele (8) an der Ankatalwand Klassiker des Sportklettergenres einverleiben.
Familientaugliche Felsen zum Klettern
Die Frankenpfalz umfasst aber neben dem Pegnitztal noch viele weitere Kletterziele, darunter etliche stille Ecken, die nicht vom Lenkrad aus einsehbar sind. Da gibt es die wunderbar sonnige, kleine 'Schöne Aussicht' bei Plech. Die allseits beliebte Hartensteiner Wand hinterm Friedhof von Hartenstein – traumhafter Lochfels mittlerer Schwierigkeiten und der ebene Wald vor der Wand addieren sich hier zum Prädikat „besonders familientauglich“. Da sind die Zimmerbergwände, die Stadeltenne und die Katzenlöcher, alle im Wald zwischen Neuhaus und Hartenstein, weit abseits befestigter Straßen und extrem vielseitig im Routenangebot. Da ist der Krottenseer Turm, die Maximilianswand, der Kühlochfels, durchweg erstklassige fränkische Kletterschmankerl.
Bei so viel Fels wurde natürlich auch Kletter-Geschichte geschrieben. Schon Anfang der 70er-Jahre kletterte Werner Popien am Riffler die Dolomitverschneidung frei – eine Route im unteren siebten Grad, Jahre bevor der siebte Grad offiziell eingeführt wurde. Kurt Albert, Norbert Bätz und Flipper Fietz brachten dann das Rotpunkt-Klettern, ihre Kreationen sind noch heute spannende Aufgaben. Wer mag, kann sich ja mal die Arme im Dampfhammer (8-) am Weißenstein bei Neuhaus oder im Luftikus (8) am Roten Fels lang ziehen. Selbst trainierte, Kletterhallen-gestählte Unterarme reagieren hier mit einer leichten Schwellung.
Wolfgang Güllich und Markus Bock
Wolfgang Güllich legte im Klettergebiet Frankenjura derart vor, dass jahrelang die schwersten Routen Deutschlands, teilweise sogar weltweit, hier zu finden waren. Der Ghettoblaster (10/10+) am famosen Rabenstein, Wallstreet (11-) am Krottenseer Turm und Action Directe (11) am Waldkopf stehen bis heute auch international für die Fähigkeiten des Meisters. Dass seither Markus Bock noch eine ganze Latte neuerer Routen zwischen 10 und 11 hinzugefügt hat, kann als weiterer Beleg gelten für das gewaltige Potenzial, das der fränkische Fels den Kletterern bietet. Auch hat Güllich den Kaffee- und Kuchen-Konsum der Kletterer in der Fränkischen Schweiz befördert und geprägt. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, die gequälten Unterarme mit lokalen Kuchenspezialitäten zu besänftigen, wird wissen, wovon ich spreche.
Das Fels-Potenzial für alle zu erhalten, haben sich die Vertreter des Alpenvereins und der IG Klettern Frankenjura zum Glück sehr er folgreich bemüht. Wie in anderen Ecken der Fränkischen Schweiz ist ihnen auch hier in langer Zusammenarbeit mit den Behörden eine Zonierungslösung geglückt, bei der die Kletterer nicht unnnötig Federn lassen mussten – Vögel und die übrige Fauna und Flora am Fels natürlich auch nicht. Einige Felsen sind zwar im Frühjahr bei Vogelbrut gesperrt, doch angesichts des überwältigenden Angebots bedeutet das keine nennenswerte Einschränkung (mehr Informationen dazu auf der nächsten Seite).
Von den vielfältigen Kletter-Felsen einmal abgesehen, kommen viele Kletterer auch wegen des Ambientes ins Frankenjura. Die abwechslungsreiche Landschaft mit den vielen Tälern, Hügeln und Hochflächen, die schnuckeligen Ortschaften mit ihren Privatbrauereien und dem leckeren Kellerbier, das fränkische Essen, dazu die günstigen Preise, Kaffee und Kuchen, viel unberührte Natur – all das trägt dazu bei, dass eine Reise ins Frankenjura den Klettertrip zu einem Erlebnis werden lässt. Um es mit Güllich zu sagen: "Man geht nicht nach dem Klettern zum Kaffeetrinken, Kaffeetrinken ist integraler Bestandteil des Kletterns"! Und beides geht im Frankenjura wirklich ziemlich gut.
Auf der nächsten Seite: Wichtige Informationen rund ums Klettern im Frankenjura
Klettern in Deutschland:
Wichtige Informationen fürs Klettern im Frankenjura
Alle wichtigen Informationen zum Klettern im Frankenjura:
Allgemein: Das Frankenjura bietet schätzungsweise 7000 Routen an rund 1000 einzelnen Kletterfelsen aus Kalkstein, die sich zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg zwischen grünen Hügeln verstecken. Viele Massive liegen im Wald (Achtung, Zecken!), einige sind freistehend. Damit finden sich im Fränkischen in nahezu jeder Jahreszeit bekletterbare Felsen. Obwohl sich einige Kletterfelsen des Frankenjuras mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen lassen, vereinfacht ein Auto die Anreise sehr.
Die Frankenpfalz: Die Klettergebiete der Frankenpfalz liegen links und rechts der Autobahn A9, Nürnberg-Berlin. Über die Ausfahrten Hormersdorf, Plech oder Weidensee sind die Teilregionen schnell zu erreichen. Geographisch stellt das Nord-Süd- verlaufende Pegnitztal ziemlich das Zentrum der Region dar. Westlich davon liegen die Hügel und Hochflächen rund um Plech, Spies und Betzenstein, östlich der Krottenseer Forst und die Felsen um Königstein. Im Süden mündet das Hirschbachtal, das für sich genommen schon ein erstklassigs Kletterziel ist, ins Pegnitztal.
Charakter: Klassisch fränkischer Kalk mit vielen Fingerlöchern; mal löchrig, mal kompakt, meist sehr fest, selten etwas bröselig. Die Felsen reichen von knackig-steil bis luftig-hoch. Die Absicherung ist meist gut; generell mit Bohrhaken, allerdings auch manchmal in weiteren Abständen. Besonders in den leichteren Routen – und auch davon gibt es sehr viele – sind Klemmkeile und eine kleines Schlingensortiment für Sanduhren zu empfehlen. Auch ein Helm gehört zur Ausrüstung.

Unterkunft: Campingplätze gibt es in Betzenstein, Auerbach und Königstein, preiswerte Gasthöfe mit Zimmern an jeder Ecke. Beim Gasthof Fischer in Stierberg darf auch gezeltet werden, der Eibtaler Hof in Spies bietet eine kleine Kletterwand für nasse Tage und das Goldene Lamm in Hartenstein liegt sehr zentral. Weitere Unterkünfte sind unter www.frankenpfalz.de zu finden.
Im restlichen Frankenjura haben sich einige Plätze als besonders Kletterer-freundlich erwiesen:
- Gasthof Eichler (mit Campingwiese), Wolfsberg 43, 91286 Obertrubach, Telefon 09245 - 383
- Gasthof Zur guten Einkehr, Morschreuth (mit Campingwiese), Telefon 09194 - 9140
- Camping Kormershof, Allersdorf, Telefon 09242 - 1042
Weitere Campingplätze finden sich in Etzelwang (Camping Frankenalb, Telefon 09663 - 815); in der Bärenschlucht (Pottenstein, Telefon 09243 - 206); Moritz (Telefon 09242 - 359); Betzenstein (Telefon 09244 - 7305); Tüchersfeld (Telefon 09242 - 1788), Kleinlesau (Telefon 09243 - 9173), Waischenfeld (Telefon 09202 - 359) und Kleinziegenfeld (Telefon 09504 - 269).

Naturschutz: Die Felsen sind in folgende Zonen eingeteilt: Zone 1: Ruhezone, Kletterverbot; Zone 2: Klettern nur auf vorhandenen Routen bis zum Umlenkhaken, keine Neutouren; Zone 3: Klettern auf vorhandenen Routen, außerhalb von Vegetationszonen sind Neutouren mit Umlenkhaken möglich. Die Zoneneinteilung wird am Fels mit Schildern angezeigt. Einige Felsen sind im Frühjahr wegen Vogelbrut gesperrt. Weitere Infos dazu unter www.ig-klettern.com oder www.dav-felsinfo.de.
Führer: Es gibt aktuell drei Kletterführer: „Kletterführer Frankenjura" vom Panico Alpinverlag, Band 2; "Franken 2" von Ulrich und Harald Röker; "Topoführer Frankenjura" von Bernhard Thum (mit allen Gebieten des Frankenjura). Erhältlich sind alle drei im klettern-Shop.
Online: Viele aktuelle Infos und Topos zu den meisten Felsen gibt‘s unter www.frankenjura.com. Auch unter www.ig-klettern.com findet ihr einige Topos und aktuelle Infos zu Felssperrungen.
Ruhetage: Im Frankenjura lässt sich prima Radfahren, Wandern, oder die lokalen Brauereien besichtigen. Nicht zu vergessen: Kaffee und Kuchen!
Kletterhallen: Climbing Factory Nürnberg (Telefon 0911 - 322 45 96), Café Kraft Nürnberg (Telefon 0911 - 347 93 94), und viele mehr
Auf der nächsten Seite: Klettern in der Frankenpfalz - vier ausgesuchte Kletterziele mit Topos und Routen-Informationen
Mehr zum Klettern in Deutschland:
Topos: Vier lohnende Kletterfelsen im Frankenjura
Vier besonders lohnende Felsen der Frankenpfalz:

1. Schöne Aussicht
Allgemeine Informationen: Idyllisch gelegene Wand, die aufgrund der südseitigen Ausrichtung auch an sonnigen Tagen im Winter beklettert werden kann.
Zugang: Von der Autobahnausfahrt Plech der A9 nach Plech. In Plech auf breite Straße rechts in Richtung Hormerdorf abbiegen. Nach dem Ortsschild zweigt auf einer kleinen Anhöhe eine schmale geteerte Straße nach links ab. Dieser bis zum Ende des Teerbelages folgen. Hier parken, ohne den Weg zu blockieren. Der Straße weiter durch ein kurzes Waldstück bis in eine Senke folgen. Direkt nach dem Verlassen des Waldes links auf Feldweg im Talgrund weiter bis zu einer Bank (500 m). Oberhalb der Bank steht die Wand.
Die Routen: 1. Schön Wetter (8+/9-); 2. Schöne Querung (8); 3. Schöner Einstieg (7+); 4. Schöner Leben (8-/8); 5. Schöne Sache (7+/8-); 6. Schöne Absicht (7); 7. Schöne Aussicht (8-); 8. Schöner Riß (7-); 9. Schöne Sabrina (7-/7); 10. Schöne Platte (8-); 11. Schön Leicht (5-); 12. Schön leicht, direkt (5+)

2. Weißenstein
Allgemeine Informationen: Die wohl populärste Wand des ganzen Frankenjuras bietet steile Lochklettereien vom Feinsten. Auch an kalten und regnerischen Tagen geeignet.
Zugang: Von der BAB 9, Ausfahrt Plech nach Plech. Durch den Ort hindurch und weiter in Richtung Neuhaus/Pegnitz. Etwa zwei Kilometer nach der Ortschaft Höfen ist links in einer Senke an der Straße eine Parkbucht. Hier parken. Vom Parkplatz 50 Meter nach rechts zum Fels.
Die Routen im rechten Teil: 1. Für Zwietsch (4+); 2. Maral (6-); 3. Erste Affäre (7); 4. Quergang (8-); 5. Baggi ned (8); 6. Zwickmühle (8+/9-); 7. Entsafter (8+); 8. Saftpresse (8); 9. Strohdach (9-); 10. Krampfhammer (9); 11. Dampfhammer (8); 12. Wilde 13 - Ausstiegsvariante (8); 13. Wilde 13 (8); 14. Panische Zeiten - Direkteinstieg (8); 15. Panische Zeiten (7+); 16. Panische Zeiten - Direktausstieg (7+); 17. (This is) THE END (6-)
Kinderfreundliches Kletterziel für heiße Tage gefällig?

3. Hartensteiner Wand
Allgemeine Informationen: Schattige Nordwand, ideal für einen Besuch im Sommer. Sehr kinderfreundliches Gelände. Zugang: In Hartenstein am Ortsende rechts in Richtung Friedhof. Am Ende der Zufahrtsstraße (Richtung Sportplatz) befindet sich ein größerer Parkplatz. Vom Parkplatz zurück zum Friedhof laufen. Die Hartensteiner Wand steht im Waldstück 200 Meter oberhalb des Friedhofs.
Die Routen im rechten Teil: 1. Igor (6); 2. Abkürzer (6); 3. Donnerwetter (7/7+); 4. Neustädter Riß (5+); 5. Kletterspatzenweg (6); 6. Vierzigjährigen Riß (6); 7. Surprise (7+); 8. Trimmpfad (6+); 9. Mama‘s boys - Variante (7+); 10. Mama‘s boys (7); 11. Grufty (7+); 12. Ein Stein zuviel (8); 13. Sunset Boulevard (7); 14. Nürnberger Weg (6+); 15. Westriß (5)

4. Locher Felsen / Königstein
Allgemeine Informationen: Schönes, schattiges Sommergebiet, da meist ein leichter Wind weht. Technisch anspruchsvolle, oftmals trittarme Routen.
Zugang: Von Königstein nach Mitteldorf und weiter in Richtung B85. Unmittelbar nach dem Ortschild „Loch“, links bei der Bushaltestelle parken. Bitte NICHT auf dem Privatgelände des Bauern parken. Die Straße wenig Meter zurück, diese überqueren und auf dem Schotterweg 20 Meter in Richtung Süden, dann rechts zum Bauernhof. Vor dem Schafstall durch das Gartentor – BITTE IMMER WIEDER SCHLIESSEN – und in wenigen Metern ansteigend zu den sichtbaren Felsen.
Die Routen: 1. ...und die Party geht ab (5+); 2. Abschlussparty (6+); 3. Teufelsschisser (8+/9-); 4. 100 mit Soß (8+); 5. Umgesetzt (8/8+); 6. El Klassico (7+); 7. Straight up (7); 8. Locker bleiben (7+); 9. Feuerteufel (7-/7); 10. Slippery when feucht (5+/6-); 11. Lovely (5-/5); 12. Entfruster (7-); 13. Der dritte Mann (7-); 14. Locker, lässig (8); 15. The day after (8-/8); 16. Gassengeschichten (7-/7) 17. Lobenswert (7+/8-); 18. Lobsam (7+); 19. You can get it if you really want (9-); 20. Keep'n running (8+/9-); 21. Losgeschlagen (8/8+); 22. Max & Co. (6-); 23. Los Klemmblockos (6-); 24. Los Kaminos (6); 25. Los Grottos (6+); 26. Falschaussage (8+); 27. Blickfang (7); 28. Insider-Dipp (7+); 29. Not so easy (8)
Topos und Routeninfos von www.frankenjura.com