Wenn in Bleau die Sloper grausig schmieren, in Cresciano scharfe Leisten die schweißnassen Finger filetieren und die Franken ihre Blöcke vor lauter Grün kaum noch finden, wird es Zeit für die Alpen. Vor allem in den Urgesteinsregionen, also entlang des Hauptkamms, und in den Westalpen auch südlich davon, liegen fast in jedem Tal Granit- oder Gneisblöcke herum. Manche liegen in Straßennähe, wurden von Boulderern bereits erspäht, bechalkt und beklettert; andere liegen eher abseits in einem Seiten- oder Hochtal, mit langem Zustieg, vielleicht aber auch nur unter Bäumen verborgen. Das alpine Blockpotenzial ist jedenfalls riesig und noch lange nicht komplett entdeckt.
Viele der bereits erschlossenen Gebiete punkten mit ihrer hohen Lage jenseits der 2000 Meter und dadurch kühlem Klima – da muss es oft nicht einmal schattig sein. In einigen Fällen liegen die Blöcke auf grünen Wiesen, umgeben von einer fantastischen Hochgebirgsszenerie. In anderen Gebieten auf geringerer Meereshöhe spenden Bäume und/oder ein wilder Gebirgsbach Schatten respektive angenehme Temperaturen – wie an den Gneisbouldern des Magic Wood im Graubündner Averstal, dem Bouldermekka der Alpen. Aber Achtung: An schönen Sommerwochenenden herrscht hier gewaltiger Trubel, trotz oder gerade wegen des hohen Schwierigkeitsniveaus.
Frische Bergluft - gute Bedingungen

Neben dem Magic Wood stellen wir euch fünf weitere Boulder-Topspots in den relativ schnell zu erreichenden Zentral- und Ostalpen vor, in denen es in der Regel deutlich ruhiger zugeht. De facto sind es sogar sechs – denn die tollen Boulder vor grandioser Kulisse am Sustenpass nur als Alternative zum Gotthard zu bringen, ist eigentlich ein Frevel.
Respekt für die Alpen
Bei allem Spaß an den Blöcken: Denkt daran, Ihr bewegt Euch in einer hochsensiblen alpinen Landschaft, benehmt Euch dementsprechend, schont die Natur, nehmt allen Müll inklusive Kippenfilter und Tape-Reste wieder mit, haltet Euch an Regelungen und Verbote, parkt keine Wege zu und verhaltet Euch auch sonst rücksichtsvoll gegenüber den Anwohnern. Noch wohlgesonnener sind Euch die Einheimischen, wenn Ihr nicht nur den Müll von mitgebrachter Aldi-Nahrung in den Mülleimern hinterlasst, sondern auch etwas Geld in den Kassen von lokaler Gastronomie lasst...
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Alpenboulderspots: Gotthard
... 13 Sektoren mit derzeit knapp 400 Problemen an meist goldgelbem, grobkörnigem Granit. Das Ganze spielt sich über grünen Almwiesen ab, vereinzelt ist das Landegelände aber auch verblockt. Gleich zwei Gasthäuser befinden sich in unmittelbarer Nähe, eins an der Passhöhe und eins unterhalb des schönen, windgeschützteren Sektors Suworow. Und bei schlechtem Wetter ist man schnell in Chironico oder Cresciano. Oder, wenn das Wetter im Norden gut ist, im nahegelegenen Bouldergebiet am Sustenpass. Ein landschaftliches Highlight! Oberhalb des Gasthofs „Sustenbrüggli“ liegen auf grüner Wiese zwischen Bächen scharfgriffige Granitblöcke umrahmt von Gletschern und 3000ern.






Info
Höhe: 2100m + Boulderanzahl: ca. 400 + Schwerpunkt: Fb 5 bis 6c
Anfahrt: Auf der A2 Richtung Gotthard bis zur Ausfahrt Göschenen – von hier nach Andermatt und zum Gotthardpass. Für den Sustenpass von der Ausfahrt Wassen die Passstraße hinauf bis zum Gasthof.
Führer: Gottardo Boulder, 2006, erhältlich im klettern-Shop; ein Topo vom Sustenpass findet ihr unter www.harycane.privat.t-online.de/susten.htm.
Übernachtung: Das Gotthard-Hospiz an der Passhöhe bietet Zimmer und Matratzenlager an (www.gotthard-hospiz.ch), in Andermatt gibt‘s einen Campingplatz (www.gotthard-camping.ch).
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Alpenboulderspots: Averstal a.k.a. Magic Wood
... das „Magic Wood“ ist das Highend-Mekka der Alpen. Geboten wird meist Hallenstyle, Spaß hat aber nur, wer minimal 6b zieht. Von 7a bis 8c gibt‘s diesen dann so reichlich wie beim Kölner Karneval. Und viele starke Jecken: Im Sommer geht‘s auf dem Parkplatz manchmal zu wie samstags bei Ikea. Wald und Bach sorgen für kühle Temperaturen, an einigen Blöcken ist die Reibung bei feuchter Luft am besten. Trotz der 2008 gebauten Brücke sind Wege und Orientierung abenteuerlich, wegen des oft blockigen Geländes sind mehrere Pads sinnvoll.






Info
Höhe: 1250m + Boulderanzahl: ca. 400 + Schwerpunkt: Fb 6c bis 8b
Anfahrt: Auf der A13 Richtung San Bernardino, vorbei an Thusis bis zur Ausfahrt Avers/Rofla. Zwei Kilometer das Tal hinauf zum Parkplatz. Das Gelände oberhalb der oberen Brücke ist Privatbesitz. Nicht betreten!
Infos: Ein aktuelles Topo gibt‘s unter sloper.climbing.nl/pdf/MagicWood_27_1_2009.pdf.
Übernachtung: Auf der Zeltfläche hinter dem Parkplatz (Feuerstelle und Dixi-Klos, pro Nacht und Nase 5 SFr). Noch bis Ende 2009 sollen hier sanitäre Anlagen (WC + Duschen) und ein kleiner Shop gebaut werden. Infos dazu unter www.bodhi.ch. Essen und Zimmer bietet der Gasthof Edelweiss in Ausserferreira (www.a-o.ch/7444-edelweiss).
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Alpenboulderspots: Val di Mello
... gehört das Val di Mello zu den schönsten Bergtälern der Alpen. Kletterer und Boulderer kommen in dem Seitental des Val Masino gleichermaßen auf ihre Kosten. Die Granitblöcke liegen teils im Wald, oft aber auf Wiesen (Sperrungen im Sommer beachten!). Die beste Zeit zum Bouldern ist das späte Frühjahr oder der Herbst. Im Sommer kann es zu warm werden, außerdem sind in den italienischen Sommerferien die Einstiege oft mit Picknickdecken belegt. Dann weicht man besser an die höher gelegenen Blöcke in den Wäldern bei Bagni di Masino aus oder sucht sich schattige Probleme rund um den Riesenblock des Sasso di Remenno unterhalb von San Martino. Insgesamt warten im Val Masino derzeit mehr als 1000 Probleme auf Boulderhungrige.






Info
Höhe: 800 bis 1300m + Boulderanzahl: ca. 400 + Schwerpunkt: Fb 6a bis 7b
Anfahrt: Wie ins Averstal, aber weiter Richtung San Bernardino bis Splügen, von dort über den Splügenpass nach Chiavenna und weiter nach Süden Richtung Lecco, bis links die SS 38 nach Sondrio ins Valtellina abzweigt. Nach 20 Kilometern zweigt bei Ardenno die Straße ins Val Masino ab.
Führer: Melloboulder, 2008, oder der Italien-Auswahlführer iBloc, 2007, beide sind erhältlich im klettern-shop.
Übernachtung: Bei San Martino gibt es zwei Campingplätze: www.campingloscoiattolo.it, www.campingsassoremenno.com.
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Alpenboulderspots: Sellajoch
... hat er wohl nicht die Blöcke am Sellajoch gemeint, eher die darüber aufragenden Wände des Langkofels und den Klotz des Sellastocks vis-a-vis. Nichtsdestoweniger lässt es sich im Herzen der Dolomiten, in einer traumhaften Idylle und auf Luis‘ Spuren bestens bouldern. Trenkerhut-Pflicht besteht bislang aber keine. Der Fels ist farbenfroh, von blau und grau bis zu gelb und braun – ein löchriger, oft henkeliger, teils aber auch leistiger oder slopriger Dolomit. Und im Gegensatz zu alpinen Einweggriffe-Orgien fest. Es dominiert steile Wand- und Überhangkletterei, dank vieler guter Griffe gibt‘s genug in allen Graden, dito vom Liegestart bis zu rund 100 gebohrten Routen.






Info

Höhe: 2200m + Boulderanzahl: ca. 300 + Schwerpunkt: Fb 5+ bis 7a
Anfahrt: Über den Brenner auf Autobahn oder Staatsstraße bis Klausen, hier hinauf ins Grödnertal und weiter hinauf zum Sellajoch. Die „Steinerne Stadt“ rechts unterhalb der Passhöhe ist nicht zu übersehen.
Führer: Sportklettern & Bouldern in Südtirol, 2008, erhältlich im klettern-shop.
Übernachtung: Campingplätze im Grödnertal (www.val-gardena-tourism.com), Sellajochhaus (www.val-gardena.com/albergo/passosella, Halbpension ab 44 Euro) oder Rifugio Valentino (www.rifugiocarlovalentini.com, Übernachtung ab 20 Euro).
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Alpenboulderspots: Zillertal
Sehr üppig ist auch das Angebot des Tiroler Tals für Crashpad-Träger. Verteilt auf knapp 20 Gebiete warten hier derzeit über 1000 Boulder. Zudem sorgt die oft recht harte Bewertung dafür, dass einem hier die Probleme nicht so schnell ausgehen. Durch die geringe Höhenlage der meisten Gebiete zieht‘s die Boulderer im Hochsommer eher in die schattigen Sektoren, oder man nimmt die zweieinhalbstündige Wanderung zur Berliner Hütte auf sich, wo auf über 2000 Metern knapp 50 Boulder zwischen 5a und 7c sowie einige harte Projekte warten. In einigen anderen Gebieten ist es schon zu Problemen mit Anwohner und Bauern gekommen, also haltet euch an die Regelungen und verhaltet euch anständig!






Info
Höhe: 800 bis 2000m + Boulderanzahl: ca. 1000 + Schwerpunkt: Fb 6a bis 7b
Anfahrt: Die Inntalautobahn von Kufstein oder Innsbruck kommend bis zur Ausfahrt 39 „Wiesing/Achensee/Zillertal“ und das Zillertal hinauf bis Mayrhofen. Von hier je nach Gebiet in einen der Talarme.
Führer: Zillertal. Klettern und Bouldern, 2. Auflage 2009, erhältlich im klettern-shop.
Übernachtung: In Mayrhofen gibt‘s einen Campingplatz (www.tiscover.at/camping-mayrhofen), ein großes Angebot an Unterkünften findet ihr unter www.mayrhofen.at.
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Alpenboulderspots: Blaueis
Rund um die Blaueishütte am Fuße des Hochkalters in den Berchtesgadener Alpen haben Klem Loskot & Co. Ende der 90er-Jahre ein tolles Bouldergebiet erschlossen. Der Kalk ist fest, sehr kompakt und bietet meist Kletterei an teils ziemlich scharfen Leisten, gelegentlich auch an Slopern. Das Absprunggelände ist oft verblockt, mehrere Crashpads und Spotter sind meist nötig. Die Boulder verteilen sich auf sechs Sektoren rund um die Hütte, neben den erschlossenen Problemen gibt es noch einiges an Fels zu entdecken. Wer den zweieinhalbstündigen Zustieg hinter sich gebracht hat, bekommt dafür echtes Gebirgsfeeling, und die leckeren Kuchen auf der Hütte sind berühmt.






Info
Höhe: 1600 bis 2000m + Boulderanzahl: ca. 150 + Schwerpunkt: Fb 6a bis 7c
Anfahrt: Von der A8 über Bad Reichenhall und Bischofswiesen nach Ramsau bei Bechtesgaden und weiter bis kurz vor den Hintersee. Vom Parkplatz Seeklause zu Fuß hinauf zur Hütte (etwa zweieinhalb Stunden).
Infos: Auf der Webseite der Blaueishütte steht ein Topo zum Download bereits, allerdings ohne Bewertungen. Mehr Infos gibt es auf der Hütte.
Übernachtung: Die Blaueishütte (1680 m) der DAV-Sektion Berchtesgaden bietet 20 Betten und 64 Lagerplätze (Hüttenschlafsack!). Eine Reservierung ist erwünscht (Tel.: 08657/271, www.blaueishuette.de).
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