Im Süden, Norden und Osten Sandstein, im Zentrum und Nordwesten Granit: Die besten Bouldergebiete Spaniens verteilen sich quer über die Iberische Halbinsel und bieten vielfältigen Boulderspaß fürs ganze Jahr. Im Folgenden: Eine Rundreise zu zwölf der besten Blockspots.
In diesem Artikel:

Ganz im Süden der Provinz Salamanca wartet das Paradies, zumindest wie man es sich als Boulderer vorstellt. Hoya Moros liegt auf 2200 Metern, ist ein von Gletschern geschliffenes Tal mit saftig grünen Wiesen und tausenden Granitblöcken. Wenn die Sommerhitze das Zentrum Spaniens erreicht, beginnt hier die Bouldersaison. Im Winter ist alles tief verschneit. Hartgesottene kommen schon im Frühling, im Herbst endet die Saison mit dem ersten Schneefall. Außer an einigen Sommerwochenenden ist nicht allzu viel los – was definitiv nicht an Qualität und Quantität der mehr als 1000 Boulder liegt, sondern am zweistündigen und höhenmeterträchtigen Zustieg. Immerhin muss man kein Wasser und kein Zelt schleppen. Der Cuerpo de Hombre Fluss entspringt hier und bietet sogar natürliche Pools. Zelten ist verboten, es kann aber an einem der Biwakplätze übernachtet werden. Oder man schläft 1000 Meter tiefer im hübschen Dorf Candelario, wo es kleine Läden, Restaurants, Cafés, Hostels und Apartments (labatipuerta.com) gibt.
Info: Bouldergebiet Hoya Moros

Lage: Hoya Moros liegt 225 km westlich von Madrid auf 2200 Metern in einem Hochtal der Sierra de Béjar im äußersten Süden der Provinz Salamanca.
Gestein: Granit
Bouldern: Etwa 1100 Probleme, davon je ein Drittel im 6. und 7. Bleaugrad sowie eine beachtliche Auswahl an 8er-Bouldern.

Beste Zeit: Sommer und Herbst.
Führer: Luis Alonso & Mariano López: Guía Hoyamoros Boulder Guide (2016).
Best of Hoya Moros: Duende Verde (6A), Zombies del Ron (6B+), Sinaloa (6C), Satélite (7A), Confusion (7B), Arista de la Pacheca (7C), Portucuco (8A), El Legado (8B), Indartsu (8B+).

Südwestlich von Madrid in der Provinz Toledo liegt das Reich der überhängenden Leistenklettereien alias Castillo de Bayuela. Fast 800 Probleme sind hier geboten, und neben der Mehrheit mit perfekten Crimps wartet noch eine Minderheit an allen erdenklichen Stilen – teils so exotisch, dass selbst der versierteste Boulderer ins Staunen gerät. Dank der Südexposition vieler Sektoren eignet sich das Gebiet perfekt für kalte Tage, wenn es in den meisten anderen Gebieten zu ungemütlich wird. Da die Landschaft aber sehr abwechslungsreich und auch genügend Schatten vorhanden ist, findet man von Herbst bis Frühjahr fast immer Boulder mit perfekten Bedingungen. Castillo de Bayuela selbst ist ein kleines Dorf, das aber alles Lebensnotwendige anbietet. Achtung: Da alle Sektoren in der Nähe privater Fincas liegen und es sich zudem um ein Jagdgebiet handelt, sind einige Regeln zu beachten. Im Herbst sind ein paar Sektoren gesperrt.
Info: Bouldergebiet Castillo de Bayuela
Lage: 110 km südwestlich von Madrid und 75 km nordwestlich von Toledo.

Gestein: Granit
Bouldern: Die Auswahl bis 6A und über 8A ist nicht riesig. 90 % der Probleme liegen im 6. und 7. Bleaugrad. Überhängend, senkrecht, geneigt, crimpy oder athletisch – alles da.
Beste Zeit: Herbst bis Frühjahr.

Infos: Ein Führer existiert bislang nicht. Aktuelle Infos gibt's auf der Facebook-Seite EscalarBayuela. Unter goo.gl/fo9CPS findet ihr eine interaktive Karte der Sektoren samt Parkplätzen. Und auf dem Blog unseres Autors Carles de Diego finden sich über 400 Einträge zum Gebiet mit noch mehr Fotos.
Best of Castillo de Bayuela: Munchies (6A), Jindama (6B), Jar Jar Binks (6C), El Mirador (7A), V de Vayuela (7B), Tubular Bells (7C), El Destructor de Guerreros (8A), Los Lunes sin Sol (8B), Entropía (8C).

Die beiden Gebiete westlich der Landeshauptstadt sind beliebte Ziele der Madrider Boulderszene. Wer sich länger hier aufhält, wird an den Wochenenden vermutlich immer wieder die gleichen Gesichter sehen. In El Escorial initiierte Klem Loskot vor 20 Jahren den spanischen Boulderboom. Die rund 600 Probleme bieten eine erstaunliche Vielfalt an Griffformen – von Rasierklingen-Crimps über fiese Sloper bis zu den berühmten „Patatas“. So lustig diese kartoffelförmigen Knubbel aussehen, so schwierig kann es werden, sie zu halten. Für Genießer ist der Herbst die ideale Zeit, dann ist der Wald mit seinen Moosen, Eichen und Kastanienbäumen am schönsten. Im nur neun Kilometer südlich gelegenen Zarzalejo warten auf einem Plateau 300 Probleme an sehr rauem Granit. Hier spenden nur die Blöcke Schatten, weshalb das Gebiet nach Regen sehr schnell trocknet und die Sonne selbst an kalten Wintertagen für ein angenehmes Klima sorgt.
Info: Bouldergebiete El Escorial und Zarzalejo

Lage: El Escorial und Zarzalejo liegen rund 60 km westnordwestlich von Madrid.
Gestein: Granit
Boulder: In El Escorial sind 50 % der 600 Boulder im Bereich 7A bis 7C+ angesiedelt, gefragt sind Power plus Technik. In Zarzalejo gibt's weniger Überhänge, die Probleme verteilen sich gleichmäßig über alle Grade.
Kulturtipp: Ein Besuch des berühmten Klosters San Lorenzo und seiner Bücherei aus dem 16. Jahrhundert ist Pflicht.
Beste Zeit: Herbst bis Frühjahr. Wer richtig ambitioniert ist und optimale Bedingungen will, sollte im Winter anreisen.
Führer: Guía de bloque de Zarzalejo (2015); Guías Boulder Escorial (2011, vergriffen).
Best of El Escorial: Avispao (6A+), Karmita (6C), El de Bar (7A), Ultraviolence (7B), La Ballena (8A), Massive Attack (8A+).
Best of Zarzalejo: Bavaresa Bisagra (6A+), Las Supernenas (6B+), Superhéroe (7A), La Momia (8A), Zarzafar (8B+), Soyuz (8C).

Im Norden und Westen von Madrid mangelt es nicht an Granitklettergebieten – darunter das größte der gesamten Iberischen Halbinsel: La Pedriza. Allein in Sachen Sportklettern, Trad und Mehrseillängenrouten beherbergt das 32 km² große Areal genug Linien für mehrere Kletterleben. Auch beim Bouldern wartet La Pedriza mit Superlativen auf: 3800 Probleme verteilt auf 30 Sektoren sind spanischer Rekord. Schattige Wälder sind ebenso vorhanden wie Sonnenblöcke. Saison ist vom Spätherbst bis zum frühen Frühjahr. Um die härtesten Nüsse zu knacken, benötigt man diese ganz speziellen Wintertage mit kaltem, trockenem Wetter, das für eine fast magische Reibung sorgt.
Info: Bouldergebiet La Pedriza

Lage: 55 km nordnordwestlich von Madrid bei Manzanares el Real im Nationalpark Sierra del Guadarrama.
Gestein: Granit
Boulder: Es dominiert technische Kletterei. Neben vielen Platten finden sich aber auch zahlreiche Überhänge. 50 Prozent der Boulder rangieren im 7. Bleaugrad, der Rest verteilt sich etwa gleichmäßig auf die Grade 5., 6. und 8.
Kletterszene: Das Refugio Giner mit 50 Schlafplätzen liegt auf 1200 Metern mittendrin in La Pedriza.
Beste Zeit: Spätherbst bis Frühjahr.
Führer: Guías Pedriza Boulder 1864 Bloques (2012); La Pedriza, Guía de bloque (2016).
Best of La Pedriza: La Ardilla (6A+), Petit Suïsse (6B), La Sonrisa (6C), Robin (7A), Cambia la Hora (7B), Air (7C), Far West (8A), Skywalker (8B), T-Rex (8B+).

Die Sandsteinblöcke von Albarracín im Süden des einstigen Königreichs Aragón bilden das bekannteste Bouldergebiet Spaniens. Geboten sind rund 2000 Boulder mit in der Regel zeitgemäß athletischer Kletterei an perfektem rotem Sandstein. Das einzige, was man hier falsch machen kann, ist im Sommer anzureisen. Zwar befinden sich die Blöcke meist in lichtem Nadelwald, trotzdem gibt es kaum ein Entrinnen vor der dann brutalen Hitze. Auch nicht in den engen Gassen von Albarracín, das eines der schönsten Dörfer Spaniens ist und zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Das benachbarte Gebiet von Bezas hält weitere 1000 Probleme parat. Hinsichtlich Fels und Kletterstil unterscheidet es sich kaum von seinem großen Bruder – außer dass die Blöcke noch unverbraucht sind und an Albarracín vor 20 Jahren erinnern. Dementsprechend sensationell ist die Reibung.
Info: Bouldergebiete Albarracín & Bezas

Lage: Albarracín und Bezas liegen ganz im Süden von Aragón, 37 respektive 24 km westlich von Teruel.
Gestein: Roter Sandstein
Boulder: Viele Überhänge und Dächer. Die meisten Boulder gibt's zwischen 6A und 7C, 20 Prozent der Linien sind nicht härter als 5C, 10 Prozent ab 8A aufwärts.
Kletterszene: Die La Zahora Bar ist der Kletterer-Treffpunkt schlechthin. Die Sandstone und Don Pepo Guesthouses werden von einheimischen Kletterern betrieben.
Beste Zeit: Herbst und Winter, im Hochwinter liegt nicht selten Schnee; Bezas ist auch im Frühling gut.
Führer: Roberto Palmer: The Guidebook about Albarracín Bouldering and Bezas, 2. Aufl. 2019.
Best of Albarracín: Boulder King (6A), Implakados (6B), Esperanza (6C), A Ciegas (7A+), El Varano (7B+), La Fuente (7C), Cosmos (8A), Helicopters on Beaches (8B), La Teoría del Todo (8B+).

Entlang der Grenze der Provinzen Burgos und Kantabrien lockt das zweite Sandstein-Mekka Spaniens. Das größte Gebiet dort ist Santa Gadea mit rund 1000 Bouldern an genialem grauem und gelbem Sandstein, der alle erdenklichen Grifformen bietet. Technische Mantles und Platten gibt es hier zuhauf, aber auch an überhängendem Gelände besteht kein Mangel. Rozas ist ein kleineres, bewaldetes Gebiet mit sehr ungewöhnlichem Fels, derzeit rund 300 Problemen und noch viel Potenzial. Resconorio in Kantabrien bietet zwar nur rund 100 Probleme, die sind dafür vom Feinsten. Genauso wie die Lage: Die Blöcke liegen auf aussichtsreichen, grünen Wiesen mit vielen Steinmauern, das Ambiente erinnert stark an den Peak District. Diese drei Gebiete sind ein Kandidat für die wärmeren Monate, in den bewaldeten Sektoren und den Höhenlagen ist Bouldern sogar im Sommer möglich. Neben diesem Trio gibt es in der Umgebung noch viele kleinere Boulderspots.
Info: Bouldergebiete Santa Gadea, Rozas und Resconorio

Lage: Die drei Gebiete liegen zwischen 70 und 100 km südlich von Santander entlang der Grenze der Regionen Castilla y León und Kantabrien.
Gestein: Sandstein
Boulder: Außer in Rozas ist das Angebot an richtig hartem Stoff beschränkt. In Resconorio entfallen zwei Drittel der Probleme auf die Grade bis 6C+, in Santa Gadea sind es immerhin 60 %. 7er-Boulderer werden in allen drei Gebieten ebenfalls gut bedient.
Beste Zeit: Frühjahr bis Herbst.
Führer: Guía Gadea Y+ (2010, derzeit vergriffen); generelle Infos findet man in „Boulder en España“.
Best of Santa Gadea: Mamografía (6A), Vigilancia Intensiva (6B), El Ángel (6C+), La Ponderosa (7A), Dolor de Dedas (7B), Yogano (7C), La Proa (8A), Origami (8A+), Porculeitor (8B).

Ganz im Nordwesten der Iberischen Halbinsel zeigt sich Spanien von einer untypischen Seite. Die Winter sind mild, die Sommer nicht allzu heiß – und die Landschaft ist grün. Galiciens Klima ist vom Atlantik geprägt, der Nordwesten der Autonomen Gemeinschaft ist mit 150 Regentagen pro Jahr die regenreichste Region Spaniens. Der meiste Regen fällt im Winter, gefolgt von Herbst und Frühjahr. Aber: Galicien ist auch die Heimat traumhafter Küstenlandschaften und großartiger Granit-Bouldergebiete. Das größte ist Pena Corneira in der Provinz Ourense im Süden von Galicien. Mit seinem wunderschönen Wald und rund 600 sehr abwechslungsreichen Bouldern an bestem Granit hat es sich eine Aufnahme unter die Topspots Spaniens redlich verdient. Die beste Zeit für einen Besuch sind Frühjahr und Herbst – und falls das Wetter doch nicht mitspielt, spenden heiße Quellen, extraleckeres, maritim geprägtes Essen und leckere Weine Trost.
Info: Bouldergebiet Pena Corneira

Lage: Pena Corneira liegt 40 km westlich der Provinzhauptstadt Ourense und 75 km östlich von Vigo.
Gestein: Granit
Boulder: Der Fels ist von bester Qualität, mit unterschiedlicher Körnung, die Kletterei athletisch und gleichzeitig technisch, dazu generell sehr abwechslungsreich. 50% der Boulder liegen im Bereich bis 6C+, 40% sind im 7. Grad angesiedelt.
Beste Zeit: Herbst und Frühjahr. Im Winter regnet es am meisten, im Sommer am wenigsten – für ambitioniertes Bouldern ist es dann aber doch etwas zu warm.
Führer: César Álvarez: Pena Corneira – Guía de Boulder (2013).
Best of Pena Corneira: Tentaciones (6C), Africa (6C oder 7A+/7B sd), Burlador dos Calcaños (7A+), El Escudo (7B), La Máscara (7B+), Coconut Prow (7C+), Rä (8A), Sarnas (8A).

Weißer Sandstein, Eukalyptusbäume, Geier und unten die Straße von Gibraltar – Bolonia ist wohl das exotischste Bouldergebiet Spaniens. Unweit von Tarifa gelegen, lässt sich hier Bouldern ideal mit Surfen kombinieren. Der oft weiße Sandstein ist von edler Qualität, allerdings ziemlich rau und hautintensiv, die Kletterei oft überhängend und generell ziemlich athletisch. Bisher existieren rund 400 Boulder bunt gemischt in allen Graden, das Potenzial ist aber noch enorm. Je nach Windrichtung kann man hier innerhalb einer Woche alle vier Jahreszeiten erleben. Fast immer ist es ziemlich windig. Die Blöcke befinden sich in einer sehr sensiblen Landschaft – ein Teil liegt im Parque Natural del Estrecho –, weshalb ein ebenso sensibles Verhalten angesagt ist. Vom 1. März bis 30. August ist das gesamte Gebiet gesperrt, die beste Zeit zum Bouldern ist aber ohnehin Herbst und Winter.
Info: Bouldergebiet Bolonia

Lage: Bolonia liegt knapp 100 km südöstlich von Cádiz an der Straße von Gibraltar.
Gestein: Sandstein
Boulder: Der Fels ist stark strukuriert, als Griffe sind Leisten, Sloper und Löcher geboten. 60% der Boulder liegen im gemäßigten Bereich, auch im 7. Grad ist die Auswahl groß, 8er-Boulder gibt es nicht allzu viele.
Beste Zeit: Herbst und Winter.
Infos: Ein Führer zu Bolonia soll bald erscheinen, bis dahin sind die Infos eher rar gestreut. Aktuelles über Zugangsbeschränkungen findet man unter escaladasanbartolo.blogspot.com, ein paar generelle Informationen gibt‘s auf noawe.com.
Best of Bolonia: Depalmeos (6A+), El Arco (6B), Picha Directa (6C), Apnea (7A), El Madroño (7A+), La Lápida (7B), Mighty Soul (7C).
Der Autor
Carles de Diego, 49, klettert und bouldert seit über 30 Jahren. Zuhause ist der Doktor der Genetik in Toledo. Er betreibt einen Boulderblog (carlesdediego.blogspot.com), wo Infos und vor allem reichlich Fotos zu spanischen und sonstigen Bouldergebieten zu finden sind. Auch beim 2019 erschienenen „Boulder en España“ hat Carles mitgewirkt. 355 Gebiete sind dort beschrieben, von 26 der besten ist jeweils ein Sektor mit Topo vertreten, darunter fast alle hier vorgestellten Spots.