Albanische Alpen - Wandertipps

Balkan-Abenteuer Albanien
Wandern in den Nordalbanischen Alpen

Zuletzt aktualisiert am 28.11.2023

Lage und Charakter der Nordalbanischen Alpen

Die Gebirgskette der Nordalbanischen Alpen liegt nicht nur in Albanien, sondern auch im östlichen Montenegro und westlichen Kosovo. Es gehört zum Dinarischen Gebirge, bildet dessen südlichen Abschluss und höchsten Teil. Im Serbischen wird es Prokletije genannt, wobei der montenegrinische Nationalpark, der in der Gebirgskette liegt, den selben Namen trägt. In Albanien umfassen zwei Nationalparks einen Teil der Nordalbanischen Alpen. Auch in Serbien ist das Gebirge als Nationalpark geschützt.

Wie in den Alpen gibt es hier Steilwände, scharfe Felsgrate und von Gletschern geformte Täler. Eine Landschaft, die eher ungewöhnlich ist für die Balkanhalbinsel. Höchster Berg ist mit 2694m Seehöhe der Jezerca in Albanien. Zweithöchster Gipfel ist der gleichzeitig höchste Berg des Kosovo, der Gjeravica (2656m). Der höchste Berg Montenegros stellt hier der Zla Kolata (2534m) dar.

Das Gebiet ist touristisch noch wenig erschlossen und bietet noch eine wilde alpine Natur, auch Bären und Wölfe leben hier. Wanderwege sind nicht immer gut markiert, weshalb sich ein GPS-Gerät empfiehlt. Es gibt keine einheitlichen Abgrenzungen und Unterregionen, weshalb hier die wichtigsten Orte aufgezählt sind.

Beste Reisezeit

Die Nordalbanischen Alpen werden sowohl vom Mittelmeer- als auch Kontinentalklima beeinflusst. Im Winter fällt viel Niederschlag, auch bis zu zwei Meter Schnee und es ist kalt. Auch im Sommer liegt in höheren Lagen noch Schnee. Es ist dann aber sehr viel wärmer und trockener. In Theth liegen die Durchschnittstemperaturen im Juli bei 20 Grad Celsius.

Die beste Reisezeit sind also die Monate Juni bis September. Dann haben auch die meisten Unterkünfte geöffnet.

Die schönsten Wanderungen

Fernwanderwege

Der Fernwanderweg "Peaks of the Balkans" führt durch alle drei Länder und verbindet die schönsten Regionen. Die traditionelle Wanderung umfasst 192 Kilometer in 10 Etappen. Den Startpunkt kann man selbst wählen, da man in vielen Dörfern vorbei kommt, die auch mit dem Auto erreicht werden können – wie Theth oder Valbona in Albanien, Plav in Montenegro oder Peja in Kosovo. Da es sich um eine Rundtour handelt, endet die Wanderung wieder am selben Ort.

Dank einiger Varianten, ist es auch möglich, die Tour abzukürzen oder zusätzliche Gipfel zu besteigen. Die einzelnen Wanderetappen sind mittelschwer, aber teilweise geht es an einem Tag 1000 Höhenmeter hoch und wieder runter. Atemberaubende Ausblicke, Wasserfälle und kristallklare Bergseen entschädigen für die Anstrengungen.

Nordalbanische Alpen Wandern Fernwanderweg Peaks of the Balkans
Maya Karkalicheva via Getty Images

Übernachtet wird im Zelt oder Gasthäusern in Bergdörfern. Für die Grenzübertritte benötigt man Permits von den Polizeistationen der drei Länder. In Montenegro muss man eine Eintrittsgebühr für den Nationalpark zahlen. Hierfür kann man der Polizei eine E-Mail schreiben oder man engagiert eine Agentur, die das für einen übernimmt. Diese kann auch einen Gepäcktransport per Pferd arrangieren. Weitere Infos gibt es hier.

Auch der Fernwanderweg "Via Dinarica" führt einige Kilometer durch die Nordalbanischen Alpen. Die Hauptroute, der „Weiße Weg“, beginnt in Razdno in Slowenien und führt in 1260 Kilometer und 45 Etappen über die gesamte Balkanhalbinsel nach Valbona. Entlang des Hauptkamms der Dinarischen Alpen passiert man die höchsten Gipfel von Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien.

Theth

Das kleine Bergdorf Theth hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Ziel für Touristen und Wanderer entwickelt. Es liegt im tief eingeschnittenen Tal des Flusses Shala, der hier auch entspringt. Rundherum erstreckt sich der Nationalpark von Theth, der das Gebirge mit seinen Wäldern sowie endemischen Tieren und Pflanzen schützt.

Nordwestlich befindet sich die rund zwölf Kilometer lange Bergreihe Bjeshkët e Nemuna (Verwunschene Berge), mit karstigen, wasser- und vegetationslosen Felsen. Über 2000m hohe Bergspitzen umgeben das Dorf. Markant heraus sticht der Radohima (2568m). Aber auch den höchsten Berg Albaniens, den Jezerca (2694m) kann man von hier über den Valbona-Pass erreichen.

Für kleinere Tagesausflüge eignet sich der Theth- bzw. Grunas-Wasserfall. Von einer Quelle in der Felswand stürzt das Wasser 30 Meter in die Tiefe. Auf dem Weg dorthin führt eine kleine Brücke über den Grunas-Canyon. Das Wasser hat hier einen schmalen, aber tiefen Graben ausgewaschen. In einer Stunde ist beides gut von Theth aus zu erreichen.

Albanien Nordalbanische Alpen bei Theth Shala Fluss
Valeria Schulte-Niermann

Einen ganzen Tag dauert ab Theth der Besuch des Blauen Auges, Syri i Kaltër. Man kann sich aber auch näher hinfahren lassen. Die Das glasklare Quellwasser ist eiskalt aber wunderschön. Sehenswert sind aber schon die riesigen Tröge, die das Wasser in den Stein gewaschen hat, und ein Wasserfall, der in den Shala-Fluss führt.

Mehrere Tage unterwegs ist man bei Touren durch die Bjeshkët e Nemuna. Von Theth geht es gen Norden nach Okol und zum Peja-Pass, der sich die steilen Felswände des Arapi hinauf schlängelt. Auch von hier kann man auf den Jezerca steigen, nach Montenegro und Vermosh wandern.

Valbona

Innerhalb eines Tages kann man von Theth über den Valbona-Pass in das kleine Dorf wandern. Die Wanderung ist lang und anstrengend, teilweise ausgesetzt.

Das Dorf Valbona liegt am Ende des Tals des gleichnamiges Flusses, umgeben vom gleichnamigen Nationalpark mit seinen über 2000m über Seehöhe gelegenen Gipfeln. Nur wenige Menschen leben hier, Zentrum der Region ist der Ort Bajram Curr.

Neben den schroffen Bergen gibt es in der Region um Valbona auch sanfte Weiden und Bergseen. Das Gebiet erstreckt sich bis zur kosovarischen Grenze, hat aber sein Zentrum im Nationalpark. Der gleichnamige Fluss durchzieht die Landschaft, im Sommer ist er jedoch oft ausgetrocknet. Entlang des Flusses gibt es Wanderungen zu den Almen Maja e Gjarpërit sowie in die Seitentäler von Cerem oder Kukaj. In drei bis vier Tagen kann man von Tropojë, an Gletscherseen vorbei und durch den Gashi-Nationalpark nach Bajram Curr wandern.

Nordalbanische Alpen Valbona Tal Nationalpark Albanien Wandern
imageBROKER/Unai Huizi via Getty Images

Vermosh

Über den Bordolec-Pass gelangt man in das nördlichste Dorf Albaniens. Dadurch liegt es sehr abgeschieden und nur wenige Menschen verirren sich hierher. Auf Tagestouren sind Aussichtsberge erreichbar sowie der hübsche See Rikavačko jezero in Montenegro.

Eine anspruchsvolle Wanderung führt in drei bis vier Tagen von Selcë über Jeshnica und Vila nach Vermosh, dann über den Aussichtsberg Greben nach Lepushë und anschließend von Berizhdol nach Vukëel und Nikc. Auch nach Theth führt eine mehrtägige Wanderung.

Deçan

Die Kleinstadt Deçan bildet mit dem Gebirgsteil Bjeshkët e Nemuna të Kosovës (Verwunschene Berge Kosovos) den östlichen Abschluss der Nordalbanischen Alpen. Die Felsen sind hier grüner sowie weniger schroff und steil. Der gleichnamige Nationalpark schützt den alpinen Lebensraum und das wohl unzugänglichste Gebirge Europas.

Hier befindet sich auch der Gjeravica (2646m), der höchste Berg in Kosovo. Rund sechs Stunden benötigt man für die circa 19 Kilometer zum Gipfel und zurück. Die Schwierigkeit der Wanderung ist eher moderat. Von oben hat man einen traumhaften Ausblick auf die Nordalbanischen Alpen und den Kosovo. Am Fuße des Gjeravica liegen zwei Gletscherseen, die sich auch zum Schwimmen eignen – der gleichnamige Gjeravica-See sowie der Zemra-See.

Ab dem Kloster Visoki Dečani führt eine Wanderung durch die Schlucht der Dečanska Bistrica. Er endet an den Hängen des Bogdash, mit 2530m einem der höchsten Gipfel im Kosovo. Einsame Wege führen von dort auf das Strellci-Massiv.

Peja

Peja ist die viertgrößte Stadt des Kosovo und liegt nur jeweils zehn Kilometer von Montenegro und Albanien entfernt. Der größte Fluss des Kosovo, der Weiße Drin, entspringt hier in den Bergen. Hauptattraktion in der Gegend um Peja ist die Rugova-Schlucht, durch die der Fluss Bistrica e Pejës fließt. Sie führt von Peć bis zum Kula-Pass in Montenegro. Ab der 100 Jahre alten Steinbogenbrücke Ura harkore schneidet der Fluss Lumbardhi eine tiefe Klamm in den Fels. Vom Klettersteig Ari (Schwierigkeit B/C) bei Peja hat man einen besonders guten Ausblick auf die Schlucht. Rund eine Stunde klettert man an den Drahtseilen der ersten Via Ferrata des Kosovo, die im Jahr 2013 errichtet wurde.

Die beiden Höhlen Shpella Gryka e Madhe (Höhle der großen Schlucht) und Shpella e Mbretereshës (Königinnenhöhle) kann man mit einem Guide besichtigen. Wanderungen führen zu Ortschaften oberhalb vom Tal, zum Beispiel Malaj, Pepaj und Drelaj, von wo man durch die Schlucht Reka e Allagës wandern kann. Eine weitere Schluchtenwanderung führt von Peja auf den Guri i gruas (Frauenstein, 1536m) und an einem Steilhang entlang durch die Milishec-Schlucht. Weite Ausblicke genießt man auf einer Tour vom Ort Shtupeq i Madh auf die Hochgebirgspassage Qafa e Livadhit (1800m).

Nationalpark Prokletije

Im Osten Montenegros liegt der Nationalpark Prokletije. Ausgangspunkt für Touren durch den Nationalpark ist das Dorf Plav. Am gleichnamigen See, in dem man auch baden darf, hat man eine tolle Aussicht auf das umliegende Gebirge mit den höchsten Bergen Montenegros, wie dem Zla Kolata (2538m) und Maja Rosit (2524m).

Ab dem Dorf Gusinje zweigen zwei Täler ab, die besonders sehenswert sind. Beide werden von den eindrucksvollen Felsen der Nordalbanischen Alpen eingerahmt. Im malerischen Grebaje Tal startend kann man auf einer anstrengenden Tageswanderung die Berge Popadija (2030m) und Talijanka (2057m) besteigen. Von oben ergibt sich ein fantastischer Ausblick über das Gebirge, seine Bergseen und kleinen Wasserfälle. Eine acht Kilometer lange Wanderung führt auf der anderen Seite des Tals zu der Gesteinsformation Kissing Cats.

Montenegro Nordalbanische Alpen Nationalpark Prokletije Grebaje Valley Tal Wandern
Valeria Schulte-Niermann

Das Ropojana-Tal fasziniert schon am Taleingang mit der Ali Pascha Quelle. Das trinkbare Wasser entspringt direkt aus dem Felsen und formt einen wunderschönen See. Eine einfache Wanderung führt hier sowie am Grija-Wasserfall vorbei, bei dem das Wasser in einer Schlucht verschwindet. Am Ende des Tals liegt das Dorf Vusanje, von dem aus man zu einer Eishöhle sowie auf den höchsten Berg Montenegros, den Zla Kolata, gelangt.

Weiter östlich im Nationalpark ist außerdem der See Hridsko Jezero eine Wanderung wert. Der höchstgelegene See Montenegros liegt versteckt im Wald und ist nur zu Fuß erreichbar.

Weitere Aktivitäten in den Nordalbanischen Alpen

Im Prokletije-Nationalpark in Montenegro gibt es einige Sportkletterfelsen.

In der Rugova- und Milishec-Schlucht in Kosovo wurden auch einige Kletterrouten angelegt. Außerdem werden Raftingtouren auf dem Lumbardhi angeboten.

Im Winter ist es möglich im Valbona-Tal Skitouren und Schneeschuhwanderungen zu unternehmen. Auch beim Berg Haijla in Kosovo kann man gut mit Schneeschuhen wandern gehen.

Wie komme ich in die Nordalbanischen Alpen?

Mit dem Flugzeug erreicht man in Albanien die Hauptstadt Tirana. Zwei Stunden Fahrt sind es anschließend in die Stadt Shkodra. Mit dem Auto ist man für die rund 1300km gut zwei Tage ab München unterwegs. Ab Shkodra fährt täglich ein Kleinbus nach Vermosh und Theth. Die Fahrten dauern circa drei Stunden. Ins Valbonatal fährt man am besten mit der Autofähre über den Koman-Stausee bis Fierze und dann weiter über gute Straßen bis zum Ziel. Auch nach Theth und Vermosh führen asphaltierte Straßen.

Nach Montenegro kann man in die Hauptstadt Podgorica fliegen. Von dort fährt man rund eine Stunde nach Shkodra. Nach Plav benötigt man rund zweieinhalb Stunden. Nochmal so lange ist man von Plav nach Peja in Kosovo unterwegs.

Unterwegs in Albanien, Montenegro und Kosovo

Ein gültiger Reisepass genügt für die Einreise nach Albanien, Montenegro und Kosovo. Da die meisten Orte noch sehr ursprünglich sind, sollte man genügend Bargeld dabei haben. In Albanien ist das der Albanische Lek, in Montenegro und Kosovo der Euro. Einige Einheimische können etwas englisch sprechen. Da sie aber an Touristen gewöhnt sind, klappt die Verständigung auch ohne eine gemeinsame Sprache.

In den Nordalbanischen Alpen gibt es viele günstige Gästehäuser und eher keine großen Hotels. In Theth und im Valbonatal werden in nahezu jedem Haus Zimmer angeboten. Da Wildcampen in Albanien erlaubt ist, darf man auch in der Natur sein Zelt aufschlagen. In Theth, dem Ort Bajram Curri bei Valbona sowie Tamare bei Vermosh gibt es jeweils einen kleinen Einkaufsladen. In Theth und Valbona gibt es auch Restaurants, während man in Vermosh nur in den Unterkünften essen kann oder nach Tamare gehen muss.

Leider gibt es in den Balkanländern generell ein großes Müllproblem. An nahezu jedem touristischen Hotspot werden Verpackungen, Flaschen, Zigarettenstummel und Co. achtlos in die Natur geworfen. Die Abfallentsorgung ist schlecht organisiert und es gibt viele offizielle und wilde Mülldeponien. Dennoch ist es wichtig, die Natur nicht noch zusätzlich mit dem eigenen Müll zu verschmutzen, sondern diesen – und auch den von anderen – mitzunehmen und im nächsten größeren Ort zu entsorgen.

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