Parallel zum Großen Kaukasus gelegen, schafft der Kleine Kaukasus eine Gebirgsregion, die in weiten Teilen noch unerschlossen ist. So ist man oft noch allein in den uralten Wäldern und steppenartigen Bergen unterwegs. Ein GPS-Gerät ist empfehlenswert, da viele Wanderwege nicht gut markiert sind.
Lage und Charakter des Kleinen Kaukasus
Der Kleine Kaukasus ist der kleine Bruder des bis zu 5642 m hohen Großen Kaukasus. Die Bergkette ist kein eigenständiges Gebirge, sondern ein Abschnitt des nordanatolisch-nordiranischen Kettengebirges. Es liegt rund 100 km südlich des großen Bruders, getrennt durch eine wüstenartige Senke, durch die der Fluss Kura verläuft.
Die 120km breite und 600km lange Gebirgskette verläuft vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer durch die Länder Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Im Westen begrenzt das Pontische Gebirge und der Ararat in der Türkei den Kleinen Kaukasus. In Armenien grenzt die Gebirgskette an das Armenische Hochland. Der höchste Berg ist mit 3724m Seehöhe der Murovdağ in Aserbaidschan, wenn man das Armenische Hochland mit zum Kleinen Kaukasus hinzu zählt, ist der höchste Berg der Aragaz (4090m).
Da der Große Kaukasus von den kalten Luftströmen aus Russland abschirmt und der Kleine Kaukasus eine Klimascheide vor der Hitze aus dem Iran und Irak bildet, konnte sich im Kleinen Kaukasus eine wärmeliebende Flora und Fauna entwickeln. Wälder und Gebirge wechseln sich mit Salzsteppen, Flusstälern und Seen ab.
Beste Reisezeit
Im Kleinen Kaukasus herrscht vor allem kontinentales Klima vor. Der Sommer kann bis zu 30 Grad Celsius warm werden, im Winter sinken die Temperaturen knapp unter 0 Grad und es kann schneien. Um die viel zu warmen und kalten Temperaturen zu vermeiden, bieten sich Frühling und Herbst als beste Reisezeit in den Kleinen Kaukasus an, also Mai, Juni sowie September, Oktober. Aber auch im Sommer kann man es gut in den Wäldern und in den hohen Lagen des Kleinen Kaukasus aushalten.
Die schönsten Berge in der Region
Meschetisches Gebirge
Im Westen nur wenige Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt, beginnt der Kleine Kaukasus mit dem Meschetischen Gebirge. In den Bergdörfern leben die Menschen noch wie vor hundert Jahren. Nur wenige Touristen verirren sich hierher. Wer die Einsamkeit mag, kann hier ungestört die Ruhe der Natur genießen oder eine der vielen Festungen besuchen.
Besonders wild ist der Mtirala Nationalpark. Durch einen urwaldartigen Wald geht es zum Beispiel von Chakvistavi in einer halben Stunde zum Tsablnari Wasserfall und in einer Stunde zum Chakvistavi Wasserfall.

Im Mtirala Nationalpark wandert man wie durch einen Urwald.
Auf dem auf dem Tsivtskaro Trail, einer 2-Tages-Rundwanderung, kann man die Natur mit ihren Wasserläufen intensiv entdecken. Entlang der Berggrate wandert man ebenfalls in zwei Tagen an der Grenze der Autonomen Republik Adscharien zur Region Gurien entlang. Man beginnt im Ort Bakhmaro, übernachtet auf einer Berghütte in Meria Keli und endet in Gomismta.
Trialeti-Gebirge
Getrennt durch die Borjomi-Schlucht grenzt das Trialeti- am Meschetischen Gebirge. Im Kurort Borjomi gibt es mineralische Quellen, dessen Wasser eine heilende Wirkung haben soll. Outdoorer macht wohl eher der Borjomi-Kharagauli Nationalpark glücklich, indem man auch Mountainbike fahren kann.
Im Jahr 1995 gegründet, ist er mit 85.000 Hektar der größte Nationalpark Georgiens und das wohl noch größte zusammenhängende, unberührte Waldstück Europas. Braunbären, Luchse, Wölfe, Wildziegen, Rotwild, Wildschweine und über 200 Vogelarten, wie der Bartgeier und der Steinadler, haben hier ihre Heimat.
Insgesamt gibt es zwölf markierte Wanderwege sowie Picknick- und Campingareale. Egal ob man ein oder mehrere Tage im Park unterwegs ist, zuvor muss man sich an der Nationalpark-Administration registrieren. Der Eintritt für Tagesausflüge ist kostenlos, Übernachtungen auf einer unbewirtschafteten Hütte kosten 15 GEL (ca. 5 €), im eigenen Zelt 5 GEL (ca. 1,70€).

Wer gerne auf einsamen Pfaden unterwegs ist, wird den der Borjomi-Kharagauli Nationalpark lieben.
Auf einer mittelschweren Tageswanderung kann man zu einem Aussichtspunkt wandern und bekommt ein atemberaubendes Panorama geboten. Am besten erlebt man die unberührte Natur auf einer mehrtägigen Wanderung. In drei Tagen kann man zum Beispiel auf dem Nikoloz Romanov‘s Trail von Likani nach Marelisi wandern. Dafür muss man den 2198m hohen Berg Lomismta überwinden, von dem sich ein fantastischer Ausblick über die weißen Spitzen des Großen Kaukasus bietet. Noch mehr tolle Ausblicke bietet der zweitägige Panorama-Trail. Die Rundwanderung startet in Atskuri, führt über blumenübersäte Wiesen und vorbei an schroffen Felsen.
Etwas außerhalb des Gebirges ist die Rabati-Burg aus dem 9. Jahrhundert in Achalziche sehenswert. Nicht weit entfernt steht die Festungsruine von Tmogvi von der aus man in rund zwei Stunden zur Höhlenstadt Wardsia wandern kann. Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert in eine Felswand des Berges Eruscheti geschlagen und bot Platz für rund 50.000 Menschen. Die Höhlen sind durch Tunnel, Treppen und Terrassen miteinander verbunden. Ein wahres Labyrinth.

Von der Rabati-Burg hat man einen tollen Ausblick auf die Berge des Kleinen Kaukasus in Georgien.
Sewangebirge
An der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan verläuft östlich vom Sewansee das Sewangebirge. Der 1272 Quadratkilometer große See ist der größte Süßwassersee des gesamten Kaukasus und liegt auf einer Höhe von 1900m. Er ist eingeschlossen von den erloschenen Vulkanen des Sewangebirges.
Einfach zu besteigen ist zum Beispiel der Artanish (2461m). In rund einer Stunde kann man die 500 Höhenmeter bewältigen. Über karge Hochebenen wandert man querfeldein auf den Berg und wird mit dem besten Ausblick über den See belohnt.

Die kahlen Berge des Kleinen Kaukasus umgeben den Sewansee.
Murovdağ-Gebirge
Im Westen Aserbaidschans liegt der höchste Gebirgszug des Kleinen Kaukasus. Die Landschaft wird dominiert von Bergwäldern, es gibt felsige Bergkämme und tiefe Schluchten. Der höchste Gipfel ist mit 3724m Seehöhe der Gamış dağı.
Armenisches Hochland
Wenn man das Armenische Hochland als einen Teil des Kleinen Kaukasus sieht, ist der höchste Berg mit 4090m der Schichtvulkan Aragaz nordwestlich der armenischen Hauptstadt Jerewan. Da man bis acht Kilometer und auf eine Höhe von 3190m mit dem Auto an den Gipfel heranfahren kann, ist die Besteigung verhältnismäßig einfach.
Von den vier Gipfeln, die den Krater umgeben, ist der südlichste am einfachsten zu erreichen, sofern man gut akklimatisiert ist. Vom Kari-See geht es in Serpentinen durch die Steppenlandschaft. Oben angekommen öffnet sich der Blick bis zum Elbrus im russischen Teil des Großen Kaukasus.

Der Aragats kann mit 4090m Seehöhe als höchster Berg des Kleinen Kaukasus angesehen werden.
Aktivitäten im Winter
Im Kleinen Kaukasus liegt Georgiens Wintersport-Hauptstadt Bakuriani auf 1700m Seehöhe. Mit seinen leichten bis mittelschweren Pisten am Berg Kochta Gora (2255m Seehöhe) ist es eher für Anfänger geeignet. Es gibt Schlepp- und Sessellifte sowie eine Sprungschanze. Der Boden besteht aus der Lava des Mucheri-Vulkans.
Der Borjomi-Kharagauli-Nationalpark bietet mehrere Schneeschuh-Trails. Dank einfacher Holzhütten sind auch Mehrtagestouren möglich. Vorher Registrierung nicht vergessen.
Wie komme ich in den Kleinen Kaukasus?
Nach Georgien kommt man über den Landweg am einfachsten von der Türkei. Für einen Aufenthalt von bis zu 360 Tagen benötigen deutsche Staatsangehörige kein Visum. Reisende aus EU-Ländern benötigen nur einen Reisepass, der noch drei Monate gültig ist. Es sind keine Impfungen vorgeschrieben, aber die medizinische Versorgung Georgiens entspricht nicht europäischen Standards, darum ist es empfehlenswert eine eigene Reiseapotheke mit Medikamenten dabei zu haben. Flüge gehen nach Tiflis, Batumi und Kutaissi.
Das Meschetische Gebirge liegt in der Nähe zu Batumi. Nach Chakvistavi fährt man mit Auto oder Taxi eine Stunde.
Nach Borjomi gelangt man innerhalb von knapp drei Stunden ab Tiflis mit dem Minibus oder innerhalb von zwei Stunden mit dem Taxi.
Nach Armenien kommt man über den Landweg nur von Georgien. Für einen Aufenthalt von bis zu 180 Tagen pro Kalenderjahr benötigt man kein Visum. Flüge gehen nur in die Hauptstadt Jerewan. Von dort fährt man rund eine Stunde zum Aragats und genauso lange nach Sewan an den Sewansee. Das Auswärtige Amt warnt momentan (September 2023) vor Reisen in Gebiete östlich des Sees an der Grenze zu Aserbaidschan
Auch nach Aserbaidschan gelangt man über Land nur von Georgien. Momentan ist die Einreise aber nur über den Luftweg nach Baku möglich. Zuvor muss man bei der aserbaidschanischen Botschaft ein Visum beantragen. Für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen kann man das aber auch online beantragen. Von Baku muss man einmal das Land durchqueren, um zum Murovdag im Westen des Landes zu gelangen. Rund sieben Stunden benötigt man für die 420 Kilometer mit dem Auto.
Welche Unterkünfte gibt es?
In den meisten Bergdörfern gibt es Gästehäuser, ansonsten kann man kostenlos und legal campen und zelten. In Borjomi gibt es auch Hotels. Im Borjomi-Kharagauli-Nationalpark kann man für rund 5€ in Tourist Shelter übernachten, einfache Holzhütten für die man Isomatte, Schlafsack und Verpflegung mitbringen muss.