Das Steinerne Meer ist ein Karsthochplateau zwischen Watzmannmassiv, Königssee, Hagengebirge, Hochkönigstock und Hochkaltermassiv. Das Steinerne Meer gehört teilweise zum Bundesland Bayern, teils zum Salzburger Land in Österreich. Der größte Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen wirkt wie ein zu Stein gewordenes Meer, daher auch der Name: "Steinernens Meer". Ebenfalls sehr schön: Das Wimbachtal – ein mehr als 10 km langes Hochtal westlich des Königssees im Nationalpark Berchtesgaden. Die besten Reiseinfos und Tourentipps in dieser Region findet ihr im Artikel unten – oder als PDF zum Download hier:

Die einzelnen Touren im Überblick
1 – Kärlingerhaus
10 km, 4,5 Std., 1250 Hm, 220 Hm, mittelschwer
Von St. Bartholomä (Anreise per Schiff oder zu Fuß über den Rinnkendlsteig,s. Tour 3) immer dem Weg Nr. 412 folgen. Zuerst geht es nach Süden, dann durch wildmystischen Wald steil bergauf und moderater am Schrainbach entlang. 36 Kehren führen danach steil bergauf. An der Kreuzung nach dem Ofenloch hält man sich rechts Richtung Kärlingerhaus.
2 - Wimbachgries
19 km, 9 Std., 760 Hm, 1770 Hm, schwer
Dieser Abstieg vom Kärlingerhaus führt zuerst Richtung Viehkogel bergauf. Am Abzweig Riemannhaus rechts, auf Weg Nr. 420 aufwärts zum Hirschentörl (1876 m), am Fuß der Hirschwand entlang. Man folgt dem Nordrand des Steinernen Meeres, steigt am Abzweig Ingolstädter Haus geradeaus auf zum Hundstodgatterl (2188 m) und auf Weg 411 zum Trischübelpass und zur Wimbachgrieshütte ab (1321 m; Schlafplätze). Zum Schluss ins Wimbachtal und nach Ramsau.
3 - Rinnkendlsteig
11 km, 5–6 Std., 970 Hm, 960 Hm, mittelschwer
Von Schönau wandert man am See zur Bobbahn und von dort einen Forstweg (Nr. 445) hoch. Am Einstieg des Grünstein-Klettersteigs links halten, eben zur Kührointhütte (1420 m) und leicht bergab zum Abzweig Archenkanzel (lohnender Abstecher, 10 Min.). Danach links ab auf den Weg Nr. 443 zum Rinnkendlsteig. Auf Holzleitern und Eisenbügeln mit Stahlseilsicherung geht es senkrecht den Fels hinab. Der Steig mündet in einen Waldweg, in Kehren bergab zum See.
4 – Viehkogel (2158 M)
5 km, 3 Std., 530 Hm, leicht
Schöne Halbtagstour ab dem Kärlingerhaus. Hinter der Hütte nach Norden, an der Gabelung links halten, dem Weg 412 Richtung Ingolstädter Hütte in einen Sattel folgen. Kurz darauf biegt man links ab und erreicht auf schottrigem Weg, am Ende über Gras den Gipfel. Rück- wie Hinweg.
5 – Funtenseetauern
17 km, 8,5 Std., 1150 Hm, 2150 Hm, schwer
Alternativ zu Tour 2 kann man vom Kärlingerhaus auch über den Funtenseetauern zum Königssee absteigen: zum Funtensee, dann Weg Nr. 413 folgen, nach einem Waldstück auf Weg 429 nach links auf das Stuhljoch (2448 m) und am Grat auf den Funtenseetauern (2578 m). Jetzt geht es abwärts durch die »Steinige Grube« zum Weg 424. Er leitet zur Fischunkelalm hinab und am See entlang zum Anleger Salet.
Reiseinfos für Wanderungen am Königssee und im Steinernen Meer
Hinkommen:
Per Auto: In zwei Stunden (157km) von München nach Schönau am Königssee. Über die A 8 Richtung Salzburg bis Reichenhall, weiter auf der A 1. Am Knoten Salzburg rechts Richtung Villach auf die A 10 abbiegen. Bei Ausfahrt 8 Richtung Grödig und auf B 305 bis Schönau fahren. Mautpflicht! Bei der Bootsanlegestelle gibt es einen großen gebührenpflichtigen Parkplatz. Per Bahn: Mit dem ICE nach München, weiter mit dem Regionalexpress nach Salzburg und dem Bus nach Berchtesgaden. Dort Umstieg in den Bus nach Schönau. Fahrzeit drei Stunden.Infos: bahn.de
Rumkommen
Auf dem Königssee verkehrt eine Flotte mit Elektrobooten im 30-Minuten- Takt zwischen drei Anlegestellen. Traditionell wird dabei das berühmte Königssee-Echo mit der Trompete geblasen. Die Schiffe fahren ganzjährig mit saisonabhängigen Fahrplänen. Königssee–Sankt Bartolomä hin & zurück 15,50 Euro pro Erwachsener, Kinder unter fünf gratis, von 6–17 Jahren mit 50 % Ermäßigung. Infos: seenschiffahrt.de
Orientieren
Das gesamte Tourengebiet rund um den Königssee zeigt die Alpenvereinskarte BY21 »Nationalpark Berchtesgaden – Watzmann« detailliert, 1:25 000, 9,80 Euro. Die Strecken sind gut markiert und mit gelben Hinweisschildern versehen. Die Markierungen mit Steinmännchen und Steinbemalungen verlangen etwas Orientierungsvermögen.
Informieren
Buchtipp: Kompass-Wanderführer »Berchtesgadener Land und Steinernes Meer« mit 50 Touren. Außerdem Möglichkeit, die GPX-Daten herunterzuladen, 14,80 Euro. Allgemeine Infos: berchtesgaden.de

Unterkünfte, Berghütten, Restaurants
Hotel Edelweiss in Berchtesgaden
Im Vier-Sterne-Hotel Edelweiss in Berchtesgaden genießt man gehobene Küche im Panorama-Restaurant mit Blick auf den Watzmann und die bayerischen Alpen. Das Hotel liegt zentral in der Fußgängerzone und verfügt über einen großes Wellness-Angebot. Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen im Doppelzimmer ab 220 Euro. Infos: edelweiss-berchtesgaden.com
Explorer Hotel in Schönau
Das nachhaltig organisierte Explorer Hotel in Schönau hat sich ganz auf sportliche Gäste und Familien eingestellt. Durch ein Baukasten-System bezahlt man nur den genutzten Service. Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen ab 99,60 Euro. Infos: explorer-hotels.com
Campingplatz Grafenlehen
Mehr Nähe zu Natur und Königssee als auf dem Campingplatz Grafenlehen gibt es nicht. Zelt mit zwei Erwachsenen 24,80 Euro, im Wohnwagen/Wohnmobil 25,80 Euro. Infos: camping-grafenlehen.de
Grünsteinstüberl am Punzeneck in Schönau
Das Grünsteinstüberl am Punzeneck in Schönau serviert traditionelle Hausmannskost im Biergarten oder in der gemütlichen Wirtsstube vor dem Kachelofen. Besonders lecker: geräucherter Saibling mit riesigem Salat. Für Vegetarier ist der Veggie-Burger mit Grünkern-Küchle ein Genuss. Infos: gruensteinstueberl.de
Seerestaurant Echostüberl in Schönau
Im Seerestaurant Echostüberl in Schönau springt der Fisch vom See quasi auf den Teller. Tipp für Wildliebhaber: Rehlende in Maronenkruste. Infos: echostueberl.de
Restaurant Neuhaus am Berchtesgadener Marktplatz
Am Berchtesgadener Marktplatz serviert das Neuhaus deftige Wirtshausküche in traditionellem Ambiente. Im Sommer speist man Kasnockn oder Jungschweinbraten unter hundertjährigen Kastanien. Infos: edelweiss-berchtesgaden.com
Reisebericht – Wandern im Steinernen Meer in den Berchtesgadener Alpen

Bergbrenner Lukas Schöbinger sitzt vor einer kleinen Hütte am Funtensee in der Sonne und gönnt sich eine Pause. »Ja, servus!« Besuch scheint ihm willkommen in der Einsamkeit, in der er bis zu neun Wochen verbringt, denn in der schneefreien Zeit gräbt der drahtige Berchtesgadener im Umfeld der Hütte Wurzeln aus. Er lacht, und schon erzählt der 21-Jährige von seiner Arbeit.
Als Bergbrenner bringt er nicht etwa die Berge zum Brennen, nein, er produziert den edelsten aller Enzianschnäpse, den mit den blauen Blumen auf dem Etikett. Doch mit dem Mythos, das Feuerwasser werde aus den zarten Blüten des blauen Enzians gewonnen, räumt Lukas gleich auf: Für den Schnaps sticht er mit einer Spezialhacke Wurzeln des Ostalpen-Enzians aus dem Boden. Diese eher unbekannte Art trägt keine blauen Kelche, sondern violette, eng beieinanderstehende Blüten. Nur den oberen Teil der Wurzeln nimmt Lukas der Pflanze, damit sie nicht stirbt. Täglich 50 Kilogramm davon verarbeitet er auf 1600 Meter Höhe direkt zu Destillat. Wanderer treffen ihn, wenn sie vom Königssee im Berchtesgadener Land zum Kärlingerhaus am Funtensee aufsteigen.
Schritt für Schritt durch eine mystische Unordnung
Der Weg von der schmucken Kapelle Sankt Bartholomä auf der Halbinsel Hirschau dort hinauf dient als entspannte Ouvertüre zu einer zweitägigen Wanderung im Nationalpark. Denn am Kärlingerhaus beginnt das Steinerne Meer, das noch so manche Herausforderung bereithält. Schritt für Schritt geht es hinter dem Bergwanderführer und Philosophen Jens Badura bergauf. Bald lässt man den See links liegen und sieht ihn von nun an wie einen grünen Edelstein unten in der grauen Felsenwelt funkeln.
Jetzt wird der Weg steiler, führt gegen die Flussrichtung des Schrainbachs, der tosend zu Tal rauscht. Abgebrochene Bäume, die Stämme moosüberwachsen, liegen kreuz und quer am Wegesrand und spannen sich über den Bach. Die mystisch anmutende Unordnung irritiert den Ordnungssinn.
Sieht so ein Nationalpark aus? Jens Badura, Hochschullehrer für Philosophie, schmunzelt und gibt einen überraschenden Denkanstoß: »Wir sollten im Nationalpark Fragen stellen, die gar nichts mit Bäumen zu tun haben.« Aha, womit denn dann? »Mit der Organisation des Lebens. « Und schon entspinnt sich ein Gespräch über die Fragen des Daseins. Welches Naturverhältnis haben wir überhaupt? Was projizieren wir in die Natur? Wie gehen wir mit Gelassenheit um? Es zeigt sich schnell, dass Jens kein weltfremder Denker ist, der seine Zeit mit dem Grübeln über den Sinn des Lebens verbringt-sondern konkrete Fragen abhandelt. Dabei regt er zum Denken an, Antworten sollen seine Gesprächspartner selbst finden, ganz nach dem Vorbild des Philosophen Aristoteles. Doch während dessen Schüler dazu in der Wandelhalle spazierten, begibt sich der 42-jährige mit seinen Studenten auf den Berg, damit sie einen anderen Blickwinkel bekommen, und das nicht nur gedanklich. Dass Denken im Gehen besser funktioniert, wurde schon früh erkannt.
Die Saugasse: Eine schluchtartige Steilrinne in den Berchtesgadener Alpen
Erst die Saugasse lässt das Gespräch verstummen. Sie nimmt einem den Atem: Über 30 Kehren ziehen sich in der von mächtigen Felswänden begrenzten Rinne steil bergauf. Auf nur 600 Metern überwindet sie gut 300 Höhenmeter, die Hälfte davon zum Glück im Schatten. Auf halber Höhe löst Lärchen- den Mischwald ab, bis karger Kalkstein mit einzelnen Zirbenkiefern und blühenden Alpenrosen das Landschaftsbild bestimmt.

Oben angekommen, sind die Stirnbänder schweißgetränkt, und der Körper schreit nach einer Pause. Der Pfad über das ehemalige Weideland der stillgelegten Oberlahneralm entspannt schon fast, und der zweite Aufstieg, jetzt durch die "kleine Saugasse", fordert deutlich weniger als der erste. Endlich, nach vier Stunden Gehzeit, kommt das Kärlingerhaus in Sicht. Ein leichter Abstieg, und schon sinken die Rucksäcke auf die großzügige Terrasse der aus Steingebauten Hütte auf 1638 Meter Höhe. Bald sprudelt frische Holunderschorle in den Gläsern, danach kommen Badehose und -anzug aus den Rucksäcken.
Direkt an der Hütte lockt der malerische Funtensee, über den der Viehkogel wacht. Auf seinen Gipfel führt eine mehr als lohnende Halbtagstour. Viele Übernachtungsgäste des Kärlingerhauses planen dafür einen Extra- tag ein. Der Viehkogel liegt genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, und von oben sieht man den Funtensee, das Steinerne Meer und den Königssee tief unten.
Hoch über seinem West-Ufer verläuft einer der Wanderklassiker des Berchtesgadener Lands, wenn auch ein anspruchsvoller: der Rinnkendlsteig. Er zieht von Schönau am Königssee hoch zur Kührointhütte und zum Aussichtspunkt Archenkanzel, bietet fantastische Tiefblicke auf den "Fjord der Alpen", aber auch auf den sagenumwobenen Watzmann. Hin und wieder verlangt die sechsstündige Tagestour sogar nach Handeinsatz. Doch am Ende schippert man gemütlich von St. Bartholomä mit dem Schiff über den See zurück.
Nach anstrengendem Aufstieg zum Kärlingerhaus: Entspannung in Deutschlands "Kältepol"
Nach dem anstrengenden Aufstieg zum Kärlingerhaus überlässt man die anderen Touren aber getrost der Zukunft und badet lieber in Deutschlands Kältepol. Im Dezember 2001 wurden hier minus 45,9 Grad Celsius gemessen. Vorsichtig testet erst mal nur ein Zeh das heute 16 Grad "warme" Wasser. Geht. Also jetzt mit dem ganzen Körper hinein! Allzu lange wird niemand planschen, aber danach fühlt sich der ganze Körper wie elektrifiziert an, Seele und Leib sind fit wie zwei Turnschuhe – gut, sich überwunden zu haben!

Zurück auf der Hütte, erzählt Jens bei einer großen Portion Linsen von seinen philosophisch-alpinen Streitgesprächen, die er am liebsten beim Wandern führt und die sich oft um die Gegenwart und Zukunft des Bergsteigens drehen. "Berge sind Sehnsuchtsorte der Städter ", erläutert er und dass er versucht, eine Formel für die Balance zwischen Freizeitvergnügen und Naturschutz zu finden.
Er schließt mit einem Gedanken von Friedrich Nietzsche, dem er zu folgen scheint: "So wenig wie möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern!" Der weltberühmte Philosoph hielt sich nur dort auf, wo er wandern konnte. Für ihn wäre dieser Nationalpark mit 260 Kilometern Wegen und Steigen ein Paradies gewesen.Die Muskeln haben heute wahrlich ein Fest gefeiert. Wie herrlich, sich ins Bett zu kuscheln, und der Nachtschlaf ist dringend nötig, denn morgen lockt schon früh das Steinerne Meer.
Über das Hundstodgatterl, den Trischübelpass und das Wimbachgries bis hin zum Königssee
Das Gebirge lockt sogar so früh, dass noch ein Nebelschleier durch die Senke am Funtensee zieht. Nur der mächtige Funtenseetauern spitzt aus der weißen Landschaft hervor. Über seinen Rücken würde ein neunstündiger Weg hinab zum Königssee führen. Aber Jens schlägt den Weg über das gut 2000 Meter hohe Hundstodgatterl, den Trischübelpass und das Wimbachgries ein. Kühle Luft umschmeichelt die Hütte und den Weg Nr. 412, der sich als Pfad idyllisch durch die blütenreiche Landschaft schlängelt. An den Alpenrosen hängt der Tau wie Tränen, Farne glitzern im silbernen Morgenlicht, ein Murmeltier huscht über das feuchte Gras. Bald taucht der Weg ein in die karstige Mondlandschaft des Steinernen Meeres.

Mit der aufsteigenden Sonne schält es sich langsam aus dem Schatten, und die Gipfel leuchten wie goldgelbe Glühbirnen. Unglaublich, dass es in Deutschlands südlichstem Zipfel solch bizarre Natur gibt, die eher an Kreta, Slowenien oder Kroatien erinnert. Dachsteinkalk und Karst haben dieses surreale Gebirge mit seinen über 50 Gipfeln erbaut; wie über ein wellenreiches Meer schweift der Blick in die Ferne. Die wackeligen Blocksteine im weglosen Gelände verlangen volle Konzentration beim Balancieren; wer mutig ist, springt von Brocken zu Brocken. Ist zwar gefährlich, macht aber tierisch Spaß!
Am Hundstodgatterl, mit 2188 Metern der höchste Punkt der Tour, wandert der Blick vom Großen Hundstod zum Selbhorn (2665 m), dem Gipfelgiganten des Steinernen Meers, und zum Hochkönig. Ab jetzt geht es permanent bergab. Mal grüßt das imposante Watzmann- Massiv im Osten, dann lugt ein Steinbock zwischen den Felsen hervor. Nach vier Stunden Gehzeit wartet am Trischübelpass noch eine letzte Herausforderung: der Abstieg über einen riesigen Schotterstrom aus Dolomitgestein. Bis zu anderthalb Kilometer breit ist der Wimbachgries im Talschluss.
Es knarzt und kracht beständig im Gestein, das sich fast unmerklich über 300 Meter bis zum Boden des zehn Kilometer langen Tals hinabschiebt. Tief unten und von Schutt und Felsen verborgen, sprudelt der Wimbach dahin. Unermüdlich mischt er die Steine neu und bugsiert sie talabwärts. Alles bewegt sich, alles fließt. Ob die Steine darüber auch philosophieren?