23 Nationalparks in ganz Polen
Von sandigen Meeresküsten bis zu Hochgebirgen, von Seenlandschaften bis hin zu dichten Wäldern – Polens Nationalparks sind unfassbar abwechslungsreich. "Park Narodowy" werden sie auf Polnisch genannt; 23 hat Deutschlands Nachbarland zu bieten, insgesamt bedecken sie ein Prozent der Fläche Polens und sind wichtige Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Bären, Elche, Wölfe und sogar fast ausgestorbene Wisente leben hier sowie der Seeadler, das Wappentier Polens. Wanderungen, Fahrradreisen und Kajak-Touren sind ideale Sportarten für einen sanften Tourismus im Einklang mit der Natur. Zum Übernachten gibt es ausgewiesene Camping- und Parkplätze, tausende Bauernhöfe und ländliche Unterkünfte. Die beste Reisezeit ist wie in Deutschland Mai bis September im Gebirge, ansonsten das ganze Jahr über. Hier sind die flächenmäßig zehn größten Nationalparks Polens laut dem Polnischen Fremdenverkehrsamt von groß nach klein – inklusive Wandertipps.
Die 10 größten Nationalparks in Polen

Nationalpark Biebrza (Biebrzański Park Narodowy)
Mystischer Nebel hängt über dem Moor im Nationalpark Biebrza in einem der kältesten Regionen Polens. Wild schlängelt sich die Biebrza durch ihr Flusstal, von ihrem Lauf sind circa 150 km der 165 km bis zur Mündung in den Narew geschützt und umfassen so den 592 km² großen Nationalpark in der Region Woiwodschaft Podlachien im Osten von Polen. Bis zu sechs Meter dicke Torfmoore werden hier geschützt, die ein wichtiger Speicher von CO2 und ein wertvoller Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen sind. Tüpfelsumpfhuhn und Schelladler haben hier das größte Vorkommen in Mittel- und Westeuropa. Zusammen mit den Zugvögeln, die hier auf dem Weg nach Afrika landen, können Hobbyornithologen fast 300 Vogelarten beobachten. Auch Elche, Biber und Wölfe kann man bei einer Kajakfahrt zu sehen bekommen. Beim Radfahren kann man Teile des Nationalparks umrunden und beim Wandern auf dem 460 km langen Netz an Wegen tief in den Nationalpark eintauchen, wie zum Beispiel auf der Vogelbeobachtungstour; im Winter ist Skilaufen möglich. Der Tageseintritt kostet 8 Złoty für Touren an Land oder auf dem Wasser. Zum Übernachten gibt es Biwakplätze und Touristenshelter.

Nationalpark Kampinos (Kampinoski Park Narodowy)
Sandig und matschig, trocken und nass, Dünen und Sümpfe – im Nationalpark Kampinos geht beides auf kleinem Raum. Die Späteiszeit schuf bis zu 30 Meter hohe Sanddünen, auf denen Kiefern- und Eichen-Hainbuchenwälder wachsen, dazwischen liegen Sümpfe und Niedermoore mit Erlenwäldern und sonst wenig Vegetation. 3000 Tierarten leben im Nationalpark nachgewiesenermaßen, darunter Elch, Biber und Luchs. Vor den Toren Warschaus ist das 385 km² große Schutzgebiet in der Kampinos-Heide die grüne Lunge der Hauptstadt und ein wertvolles Unesco-Biosphärenreservat. Die ganze Vielfalt des Nationalparks erfährt man beim Wandern, wie auf dem Naturlehrpfad "Nach Karczmisko", einem von 10 Lehrpfaden (28 km). Hinzu kommen 23 Wanderwege mit rund 360 km Länge und elf Fahrradtrails (206 km).

Slowinzischer Nationalpark (Słowiński Park Narodowy)
Bis zu 40 Meter hoch häufen sich die Dünen im Slowinzischen Nationalpark an der Ostseeküste bei Łeba auf. Flächenmäßig sind sie die größten Wanderdünen Mitteleuropas, kein Wunder, dass die Region auch Polnische Sahara genannt wird. Jedes Jahr wandern sie zwei bis zehn Meter in Richtung Osten. Zusammen mit der Meeresküste, den Wäldern, Mooren, Flüssen und Strandseen schaffen sie eine einzigartige Landschaft und einen Lebensraum für 270 Vogelarten, wovon 176 unter strengem Artenschutz stehen. Der Nationalpark ist auch als Unesco-Biosphärenreservat geschützt und laut Polnischem Fremdenverkehrsamt 32.744 Hektar groß. Von Mai bis September ist der Eintritt gebührenpflichtig und kostet rund 1,50 Euro. An der Küste kann man segeln, surfen, kiten und windsurfen; an Land zwischen Meer und Łebsko-See auf den Dünen entlanglaufen. Mit dem Fahrrad ist auch eine Durchquerung des Nationalparks möglich.

Nationalpark Bieszczady (Bieszczadzki Park Narodowy)
Als hätte man die obersten Gipfelflächen abgeholzt, so kahl sind die über 1150 m hohen Berge im Bieszczady-Nationalpark. Tatsächlich ist die Region aber ziemlich unberührt. Diese subalpinen Zonen mit baumlosen, grasbewachsenen Bergkämmen heißen Połonina und sind eine Besonderheit des Gebirgszugs in den Ostkarpaten. Der größte Gebirgs-Nationalpark Polens liegt in der Woiwodschaft Karpatenvorland im Südosten des Landes an der Grenze zur Slowakei und der Ukraine und gehört zum Unesco-Biosphärenreservat Ostkarpaten. Mit seinen Wäldern und der Hochgebirgszone ist er ein Paradies für seltene Pflanzen und Tiere wie Karpatenhirsche, Braunbären, Wisente, Stein- und Schreiadler. Der höchste Berg ist die Tarnica mit 1346 m Seehöhe und einer atemberaubenden Aussicht. Insgesamt hat der Nationalpark mindestens 130 Kilometer an Wanderwegen zu bieten. Im Winter ist man am besten mit Schneeschuhen unterwegs und wird mit weitem Panoramablick auf die verschneite Landschaft belohnt.

Nationalpark Tatra (Tatrański Park Narodowy)
Der Nationalpark Tatra ist wohl das bekannteste und beliebteste Schutzgebiet in Polen und ein echtes Wanderparadies. Das gleichnamige Gebirge gilt als Übungsregion für alpines Klettern sowie Bergsteigen im Sommer und als Polens wichtigste Wintersportregion für Abfahrtski und Langlauf; 275 km an Rad- und Wanderwegen sowie acht Berghütten zum Übernachten gibt es in Polens einzigem Hochgebirge. Im Nationalpark wachsen 27 Orchideenarten und viele weitere Pflanzen und Tiere haben hier ihr Zuhause. Als Unesco-Biosphärenreservat ist auch die Tatra auf der slowakischen Seite geschützt. Höchster Berg ist mit 2500m Seehöhe der Rysy (übersetzt „Meeraugspitze“). Außer den gewaltigen Bergen prägen Höhlen und Gletscherseen die Region. Der größte und bekannteste See ist der Morskie Oko (Meeresauge) auf 1395 m Seehöhe zu dem mehrere Wanderwege führen. Besonders malerisch ist das Tal der fünf Polnischen Seen (Dolina Pięciu Stawów Polskich). Die Große Schneehöhle gehört mit ihren 24 km langen Gängen zu den größten Höhlen der Welt.

Nationalpark Wigry (Wigierski Park Narodowy)
Von der Eiszeit geschaffen ist der Nationalpark Wigry auf der Litauischen Seenplatte heute ein Paradies für Kajak-Touren, Segel-Freunde und Wasservögel. Die 25 der über 40 Seen sind über Wasserwege miteinander verbunden, Herzstück ist der Wigry-See mit seinen vielen idyllischen Buchten und Halbinseln. Auf einer steht das ehemalige Kamaldulenserkloser, in dem man heute übernachten kann. Den größten Teil der Fläche macht aber der Augustower Wald aus. Eine beliebte Kajak-Tour führt auf der 110 km langen Czarna Hańcza-Route durch den Nationalpark. An Land gibt es 245 km an ausgeschilderten Wander- und Radwegen; eine Umrundung des Wigry-Sees bietet sich mit dem Fahrrad an.

Nationalpark Drawa (Drawieński Park Narodowy)
Von Gletschern geformt, von Flüssen durchzogen ist der Nationalpark Drawa heute ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhaber. Der namensgebende Fluss Drawa (Drage) und ihr Nebenfluss Płociczna (Plötzenfließ) bilden eine wilde Flusslandschaft auf der Südpommerschen Seenplatte inmitten des Drawa-Urwalds. Unzählige Fische, Vögel und Säugetiere leben hier, wie die Groppe, der Uhu und der Fischotter. Darüber hinaus umfasst der 11.535 ha große Nationalpark 20 Seen, die durch unterirdische Bäche miteinander verbunden sind. Mal ruhig, mal reißend zeigt sich der Fluss, auf dem von Juli bis März gegen eine Gebühr von 8 bis 10 Złoty gepaddelt werden darf. An Land hat man eine Auswahl von 100 km an Wander- und Radwegen, mit dem Fahrrad bekommt man einen guten Überblick über den Nationalpark, beim Wandern kann man noch etwas tiefer in die Natur eintauchen und auch biwakieren; eine Nacht auf einem Biwakplatz kostet zwischen 12 und 24 Złoty.

Nationalpark Wollin (Woliński Park Narodowy)
Auf Polens größter Insel Wolin (deutsch Wollin) schützt der gleichnamige Nationalpark eine wertvolle, vielfältige Landschaft. Im Sommer ist die Insel ein attraktives Reiseziel an der polnischen Ostseeküste und dementsprechend gut touristisch erschlossen. Hauptattraktion sind das Seebad Miedzyzdroje (Misdroy), der Jezioro Turkusowe (Türkissee) in einem ehemaligen Kalksteinbruch und die 15 Meter breite und bis zu 95 Meter hohe Kliffküste. Auch die Orchideen-Buchenwälder und das Sumpfgebiet im Swine-Delta mit ihren 44 Inseln sind eine Besonderheit. Zwischen der Pommerschen Bucht und dem Stettiner Haff gelegen ist die Region Lebensraum für 220 Vogelarten; darunter Zugvögel. Mit dem Kajak kann man ideal das Swine-Delta erkunden, zu Fuß hat man eine Auswahl von 60 km markierten Wegen, wie zum Beispiel einer Rundwanderung durch den Nationalpark.

Nationalpark Białowieża (Białowieski Park Narodowy)
Den letzten Flachland-Urwald Europas mit über 500 Jahren alten Bäumen schützt der Nationalpark Białowieża im Osten Polens. Dass diese hier so lange überlebt haben, kommt daher, dass die Region im 15. Jahrhundert als Jagdrevier der polnischen Könige genutzt wurde. Sie wollten ihn zum Jagen erhalten und untersagten die Abholzung. Im Jahr 1932 wurde dann ein Nationalpark gegründet, einer der ältesten Europas. Heute ist er Unesco-Weltnaturerbe und Biosphärenreservat. Mindestens 11.000 Tierarten wurden hier gezählt, praktisch alle in Europa vorkommenden Spechtarten leben hier und auch mehr als 500 Wisente laufen durch das Dickicht des Urwalds. Sie sind das Wahrzeichen des Nationalparks und wurden nach ihrer Dezimierung im ersten Weltkrieg wieder angesiedelt. Für Besucher ist nur ein kleiner Bereich frei zugänglich für Wanderungen, für die Kernzone benötigt man einen lizenzierten Führer, mit dem man auch den Urwald-Teil in Belarus betreten kann.

Polesie-Nationalpark (Poleski Park Narodowy)
Jahrzehntelang wurde das Sumpfgebiet der historischen Landschaft Polesien entwässert und Moore zerstört. Im 1990 gegründetem Polesie-Nationalpark blieben die Moore zum Glück weitestgehend in ihrem natürlichen Zustand erhalten oder wurden renaturiert. Diese Hoch-, Übergangs- und Niedermoore sind das wichtigste Element des Nationalparks und Unesco-Biosphärenreservats im Dreiländereck Polen-Belarus-Ukraine. Die ausgedehnten Wälder und Sümpfe bieten Schutz für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten, wie der Knoblauchkröte, Moorente und dem Elch. Für die Europäsiche Sumpfschildkröte gibt es ein eigenes Aufzuchtprogramm, denn hier hat die vom Aussterben bedrohte Art ihr letztes und größtes Vorkommen in Mitteleuropa. Mit etwas Glück kann man sie auf einer Wanderung, wie zum Beispiel dem Lehrpfad "Spławy", zu Gesicht bekommen. Im Park gibt es 110 km an ausgewiesenen Wegen, für die einzelnen Pfade muss man 7 Złoty zahlen. Außerdem führt ein Teil des 280 km langen Pferdewanderwegs Poleski Szlak Konny durch das Schutzgebiet.