Auf 100 Kilometern bietet der Ahrsteig Wandergenuss zwischen steilen Weinbergen. Alle wichtigen Infos zum Weitwanderweg hier ...
Auf 100 Kilometern bietet der Ahrsteig Wandergenuss zwischen steilen Weinbergen. Alle wichtigen Infos zum Weitwanderweg hier ...
Im Ahrtal südlich von Bonn gedeihen edle Weine. Premium ist aber auch der Ahrsteig, der sechs Tage durch die besten Hanglagen führt – manchmal sogar ziemlich steil. Alle Etappen und viele Reisetipps findet ihr hier auf der Seite – oder als PDF zum Download:
Etappe 1: Blankenheim – Aremberg
Von der Ahrquelle spaziert man durch die Altstadt hinab zum Weiher und durch die Auen des jungen Flusses. Im Buchenwald geht es über Holzbrücken zum Birker Berg hinauf und über die Wiesen des Bohrsbergs zum Freilinger See. Hier führt der Ahrsteig über die Staumauer, quer über die Landstraße und auf einem Wiesenpfad auf den Hühnerberg. Auf der alten Römerstraße durch Fichtenforst nach Aremberg.
Länge | 21,59 km |
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Dauer | 5:57 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 377 Meter |
Höhenmeter absteigend | 357 Meter |
Tiefster Punkt | 480 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 2: Aremberg – Insul
Ein alter Pflasterweg leitet zur Schlossruine hinauf; von dort durch Mischwald nach Eichenbach. In einer Schleife leitet der Weg um Schuld herum zur Felspassage »Spicher Ley« und dann hinab zur Brücke von Insul.
Länge | 18,68 km |
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Dauer | 5:33 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 435 Meter |
Höhenmeter absteigend | 770 Meter |
Tiefster Punkt | 555 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 3: Insul – Kreuzberg
Der Steig verlässt nun die Ahr. Durch ein Seitental wandert man nach Sierscheid und hinauf zur Dümpelhardt. Durch Wiesen und Wald geht es nach Lind und zur Krippenkapelle. Jetzt auf einem Kiesweg und einem Waldpfad hinab nach Kreuzberg.
Länge | 17,80 km |
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Dauer | 5:18 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 530 Meter |
Höhenmeter absteigend | 576 Meter |
Tiefster Punkt | 219 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 4: Kreuzberg – Walporzheim
Die Königsetappe beginnt mit dem steilen Aufstieg zum Teufelsloch. Mit Blick auf Burg Are wandert man zum Schwarzen Kreuz, hinab zum Tunnel durch die Engelsley und durch Weinberge auf das Plateau Krähhardt. Die Abstecher auf die Felsspitze Teufelslei und auf die Saffenburg belohnen mit Top-Ausblicken. Danach ins Tal hinab und an der Ahr nach Dernau. Jetzt kommt der letzte Aufstieg des Tages: durch Buchen- und Krüppeleichenwald auf den Krausberg. In Kehren hinab nach Walporzheim.
Länge | 17,06 km |
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Dauer | 5:31 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 553 Meter |
Höhenmeter absteigend | 590 Meter |
Tiefster Punkt | 175 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 5: Walporzheim – Bad Neuenahr
Durch die Maibachklamm geht es zum Kloster Calvarienberg, von dort hinauf zum Hardtberg und zur Lourdeskapelle. Man passiert die Karlsberghütte, steigt zum Neuenahrer Berg auf und in Kehren ab nach Bad Neuenahr.
Länge | 12,19 km |
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Dauer | 3:38 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 306 Meter |
Höhenmeter absteigend | 345 Meter |
Tiefster Punkt | 136 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 6: Bad Neuenahr – Sinzig
Über den Niessen-Weg aus Neuenahr hinauf, in Schleifen hinab zur Unterführung der A 61. An der Ehlinger Ley wird der Weg wieder idyllischer, und im »Ännchen« stärkt man sich mit Kuchen für den Schlussspurt zum Schloss.
Länge | 15,83 km |
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Dauer | 4:38 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 406 Meter |
Höhenmeter absteigend | 515 Meter |
Tiefster Punkt | 185 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Die steilsten Hänge dieser Reise müssen wir zum Glück nicht gehen. Schon gar nicht rückwärts, mit einer zwölf Kilo schweren Kiste unters Schienbein geklemmt, so wie Julia Baltes es jeden Herbst macht. Die 30-Jährige stand schon als Mädchen in den Steillagen mit bis zu 70 Grad Neigung und erntete Reben für das Weingut ihrer Familie. 2012 wurde sie zur Deutschen Weinkönigin gewählt, als studierte Önologin erklärte sie Sommeliers in New York und Shanghai die Vorzüge der Spätburgunder von der Ahr – jener Spitzenweine, die immer mehr Wanderer in das Tal im Südwesten von Bonn locken. Dabei war das Ahrtal noch vor wenigen Jahrzehnten für eine ganz andere Form des Weintourismus berühmt. »In den 70ern und 80ern war es hier wie am Ballermann«, erzählt Baltes. In Sonderzügen und Bussen rollten Kegelclubs aus dem ganzen Ruhrgebiet an, um in den Weinkellern zu Schlagergedudel zu picheln. Irgendwann aber stellten die Winzer von Masse auf Qualität um. Und damit änderte sich auch das Publikum.
»Heute kommen viele Gäste zu uns, die Wandern und Genuss kombinieren wollen«, sagt Baltes. Bisher spazierten sie vor allem über den Rotweinwanderweg, der ohne große Anstiege durch die Weinberge führt. Doch nun gibt es eine sportliche Alternative: den Ahrsteig. 106 Kilometer führt der zertifizierte Premiumweg über die Hügel entlang des Flusses, von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Bis wir im Weinberg von Julia Baltes ihre besten Tropfen verkosten, haben wir also einige Höhenmeter zu überwinden. Wilde Tochter des Rheins wird die Ahr genannt, doch an der Quelle in Blankenheim wirkt sie überaus zahm. In einem schiefergedeckten Häuschen, auf das groß das Baujahr 1726 gepinselt ist, entspringt sie hinter Gittern. »Aus jähem Felsen silberhell/entspringt die Ahr in vierfachem Quell« gravierten Hobbydichter vom Eifelverein auf eine Steinplatte darüber. Nun ja, die Felsen sind heute eher algengrün, und zwischen ihnen glänzen die unvermeidbaren Münzen. Aber das Wasser ist kristallklar wie eh und je.
Wünsche an Wäscheklammern
Kurz folgen wir dem in Stein gefassten Rinnsal durch die Altstadt, dann lassen wir uns von den verwinkelten Gassen hierhin und dorthin verführen. Durch ein steinernes Stadttor spazieren wir hinauf zur Burg aus dem 12. Jahrhundert. Seit mehr als 90 Jahren ist die Grafenburg eine Jugendherberge, man logiert hier mit sternewürdigem Blick über die Altstadt im Tal. In Pandemiezeiten aber sind ihre Tore verschlossen. Vielleicht nicht mehr lange – wenn der Wunschbaum auf dem Dorfplatz funktioniert. An dem Birnbaum neben dem alten Gildenhaus hängen bunte Schnüre an den Ästen, daran haben Gäste mit Wäscheklammern Zettel geklemmt. »Dass Corona aufhört« ist gleich auf mehrere Zettel gekritzelt. Ein Romantiker möchte, »dass die Liebe fließt«, und ein Kind hätte gern einen Monstertruck – oder einen Mops.
Wir dagegen wollen einfach nur loslaufen. Sanft und lieblich startet der Ahrsteig, führt vorbei am Schlossweiher, durch die Aue der jungen Ahr und über Holzbrücken hinauf in den Nadelwald über dem Flüsschen. Von den alten Eisenbergwerken ist nichts mehr zu sehen, die für Holzkohle gerodeten Wälder sind längst wieder die Hänge hinaufgewachsen. Wo einst die Kohlenmeiler rauchten, ist heute Idylle. Am Freilinger See weht Reggae aus dem Biergarten, am Ufer liegen Tretboote vertäut. Wir gehen über die Staumauer, hinauf ins Dorf und queren eine mehrspurige Landstraße. Ein kurzer Anstieg über einen Feldweg, schon stehen wir auf dem Hühnerberg und blicken über die sanften Eifelberge, über Wiesen und Wälder. »Sieht aus wie zu Hause«, sagt meine Begleiterin Vanessa aus dem Hotzenwald. Klatschmohn und Hornklee tupfen Rot und Gelb ins grüne Panoramabild, nur das Gebrumme der Straße nervt etwas. Aber Hochgebirgsstille darf man natürlich nicht erwarten hier in der alten Kulturlandschaft. Und ebenso wenig, dass der Weg durchs Mittelgebirge immer spektakulär ist. Vor Aremberg latschen wir lange über eine Forststraße. Eine »Wanderautobahn«, meckern manche Gäste, wenn sie in der Burgschänke Aremberg ankommen.
Schilder könnten hier helfen. Denn tatsächlich ist der fade Abschnitt eine alte Römerstraße, wie Monika Bojanowski abends erklärt. »Wenn man das im Hinterkopf hat, nimmt man den Weg vielleicht anders wahr.« Bojanowski, 55, hat den Ahrsteig mit entworfen und hält ihn heute als Wegepatin instand. Schon 2007 begannen Mitglieder des Eifelvereins mit dem Sondieren, erzählt sie. 90 Prozent der Pfade gab es bereits, nur ein paar Verbindungsstücke mussten neu angelegt werden. Bis der Ahrsteig vollendet war, sollten aber weitere neun Jahre vergehen. Denn vielerorts stellten sich Naturschützer und Landbesitzer quer, besonders an der Mittelahr. 2012 musste der Ahrsteig deshalb zunächst zweigeteilt eröffnet werden. Ausgerechnet die Königsetappe zwischen Kreuzberg und Walporzheim fehlte.
Was zählt, sind die Aussichten
Vier Jahre später war es dann endlich so weit: Die Bürgermeister hatten die widerspenstigen Besitzer umgestimmt, die Lücke wurde geschlossen – allerdings ohne Glanzstücke wie die Ahrschleife durchs Langfigtal. Die Begründung: Der Qualitätsweg würde zu viele Wanderer ins Naturschutzgebiet locken. Kritiker monieren zudem, dass der Ahrsteig über zu weite Strecken weg vom Fluss geführt wurde. »Wir wollten Aussichten präsentieren«, entgegnet Bojanowski, »und das geht unten im Flusstal nicht.«
Deshalb führt uns das AS-Logo am nächsten Morgen auf zerborstenem Pflaster hinauf zur Burgruine auf dem Aremberg, dem mit 623 Metern höchsten Punkt des Ahrsteigs. Das Barockschloss zerstörten mehrmals die Franzosen. Geblieben sind ein paar Mäuerchen unter Baumriesen, von Efeu umrankt. Und ein Turm, der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde. Gerade jetzt wäre er praktisch, da unerwartet ein Platzregen einsetzt. Aber die Tür ist verschlossen. Also flüchten wir uns unter die mächtigen Blutbuchen, die rings um die Lichtung stehen. Als die Sonne wieder durch die Wolken drückt, dampft der Wald wie ein Tropendschungel. Zwischen turmhohen Buchen spazieren wir nach Eichenbach. Und sehen hinter einer Lichtung, wo Schmetterlinge über einer hohen Blumenwiese flattern, die erste Felswand aufragen. Sie ist der Vorbote des wilden mittleren Ahrtals. Die Hänge werden nun steiler, und an der Spicher Ley, der ersten felsigen Passage, wurde der Steig sogar mit einem Stahlseil versichert.
So übertrieben mir das als Alpen-Bergsteiger erscheint, so berechtigt ist es offenbar. Denn seit der Ahrsteig ausgeschildert wurde, sind viel mehr Wanderer auf den zuvor eher unbekannten Pfaden unterwegs. Die Bergrettungstruppe der Feuerwehr Altenahr rückt nun regelmäßig aus. »Manche Gäste unterschätzen den alpinen Charakter«, sagt Ulla Dismon. Die G.steführerin, 55, begleitet uns auf der Königsetappe. Bald erkennen wir, wie recht sie hat mit ihrer Warnung. Steil steigen wir über geschichtete Schieferfelsen hinauf zum Teufelsloch, nun froh über das Stahlseil. Der Lohn der Kraxelei ist eine grandiose Aussicht: Über Altenahr und die Ruine der Burg Are, über Waldhügel und steile Weinberge. Hier beginnt das Reich der Winzer. Selbst auf den winzigen Parzellen unter der Burgruine haben sie zwischen zerklüfteten Felsen ein paar Weinstöcke gepflanzt. Laut Lehrbuch dürften so weit nördlich eigentlich gar keine Rotweinreben gedeihen. Doch im engen Tal der Ahr staut sich die Hitze. Und das dunkle Schiefergestein der Südh.nge ist wie eine Fußbodenheizung für die Reben. Das erkannten schon die Römer, die hier den Weinbau starteten. Im 18. Jahrhundert brachten Mönche aus dem Burgund dann die Setzlinge jener Weinsorte, für die das Ahrtal berühmt ist: den Spätburgunder, bekannt auch als Pinot Noir.
Bis heute bauen die Winzer auf den mit Steinmauern gestützten Terrassen an – allerdings mit anderen Mitteln: Als wir zur Saffenburg aufsteigen, knattert ein Helikopter über unsere Köpfe und besprüht im Tiefflug die Rebstöcke. Den Zauber der Burg mindert das kaum. Zwischen den Ruinen blühen bunte Sträucher, und der Rundumblick auf die Weinberge ist die schönste Aussicht der gesamten Tour – dicht gefolgt vom Krausberg, dem Hausberg von Dernau und letzten Höhepunkt dieser herrlichen Etappe. Steil führt der Waldweg hinauf. Die Bäume werden niedriger, und kurz vor dem Gipfel wähnen wir uns am Mittelmeer: knorrige Krüppeleichen krallen sich in die staubige Erde, gelbliches Moos polstert die Felsen, die heiße Luft duftet nach Kiefern.
Oben angekommen, überrascht uns die Hütte in ihren Dimensionen: Sie wirkt eher wie ein Ausflugslokal, mit Biergarten, Schaukel und Rutschen. Den Aussichtsturm, im Krieg gesprengt, baute der Eifelverein in den 60ern wieder auf. »Bei klarer Sicht kannst du von hier den Kölner Dom sehen«, sagt Dismon auf der Spitze. An diesem diesigen Tag reicht es immerhin fürs hogwarthafte Kloster Calvarienberg, den weißen Ball eines Radioteleskops und das Siebengebirge dahinter. Und für Dernau, wo Julia Baltes mit dem Wein wartet. An einem Picknicktisch schenkt sie uns zuerst Blanc de Noir ein, einen Weißwein aus roten Trauben, dann einen seltenen Frühburgunder, »die Diva der roten Rebsorten«, und natürlich diverse Spielarten des berühmten Spätburgunders. Baltes schwärmt von der »Paarung von Frucht und Mineralität«, von »Rauchigkeit und Erdigkeit«, von der »lebendigen Säurestruktur«. Wir nippen, nicken, schauen auf die terrassierten Steilhänge ringsum. Und stellen angedüdelt fest: gar nicht so übel, dieses Weinwandern.