- Hast du eigentlich letztes Wochenende noch den Pflug geübt?
- Ein Langlauf-Traum mit knallblauem Himmel und glitzerndem Weiß
- Infos und praktische Tipps zum Fernskiweg
- Etappenübersicht
- Etappe 1: Schonach – Kalte Herberge
- Etappe 2: Kalte Herberge – Hinterzarten
- Etappe 3: Hinterzarten – Untermulten
- Variante: Gemütlich in fünf Etappen
- So plant ihr euren Wintersport-Trip auf dem Fernskiwanderweg:
- Unterkünfte entlang des Fernskiwanderwegs im Schwarzwald:
- Einkehrmöglichkeiten entlang des Fernskiwanderwegs im Schwarzwald:
- Entdeckungen abseits der Loipe:
Wer noch keine zehn Mal auf einfachen Rundloipen unterwegs war, spielt nicht in der Liga erfahrener Langläufer. Ganz egal, wie viel Ausdauersport er sonst betreibt. Deswegen war ich überhaupt nicht für den Fernskiwanderweg Schonach–Belchen qualifiziert, über den es etwas sperrig auf seiner Homepage heißt: "Die Bewältigung kann also nur geübten Skiläufern empfohlen werden." Aber wenn zwei langlaufbegeisterte Lieblingskollegen geschickt argumentieren, verabschiedet sich die Vernunft manchmal. "Klar schaffst du das!" ermunterte Christian, der jeden Winter beim Rucksacklauf antritt, einem Langlaufmarathon auf dem Fernskiwanderweg, der meist im Februar stattfindet.
"Wir gehen es ganz gemütlich an", fügte Nane hinzu, ihres Zeichens seit Kindesbeinen auf jeglicher Art von Brettern zu Hause. Nun gut. Herausforderungen besitzen auch ihren Reiz. So kam es, dass ich mich mit den beiden für ein Wochenende auf dem Fernskiwanderweg im Schwarzwald verabredete.
Die 100 Kilometer lange Langlaufwanderung beginnt im Wintersportort Schonach und endet im Südschwarzwald unterhalb des Belchens. Dazwischen liegen nicht nur Wald, Bilderbuchhöfe und niedliche Dörfer, sondern auch der 1493 Meter hohe Feldberg und andere Schwarzwaldhöhen. So kommen 2300 Höhenmeter im Aufstieg zusammen. Der für Normalsterbliche unfassbare Rekord über die Gesamtstrecke liegt bei fünf Stunden und 51 Minuten, aufgestellt hat ihn 1982 ein Local namens Georg Thoma. Berühmt wurde er als Schwarzwald-Wunderknabe bereits in den 1960er Jahren, mit olympischem Gold und Weltmeistertitel in der Nordischen Kombination. Als Hobbyläufer indes plant man mindestens drei Tage für den Trek ein. Unsere Tour soll nur ein Teilstück umfassen und zwei Tage dauern: 50 Kilometer vom Gasthaus Kalte Herberge bei Vöhrenbach über die Weißtannenhöhe nach Hinterzarten und weiter über Feldberg und Stübenwasen zum Loipenhaus am Notschrei-Pass.

Der Himmel leuchtet blau, und auf der Schneedecke funkeln abertausend kleine Diamanten, als wir an einem Samstagmorgen Anfang März die Kalte Herberge verlassen. Christian strahlt. "Wir haben das beste Wochenende des Winters erwischt!" Der Freiburger verbringt in der kalten Jahreszeit fast jeden freien Tag auf den Loipen um Feldberg und Co., man darf ihm also glauben. Als "Rucksackläufer" kennt er auch den Großteil unserer Strecke. Mit den Skiern in den Händen überqueren wir die Straße vorm Gasthof und sind in wenigen Minuten auf der Loipe. Noch sieht man mir nicht an, dass ich hier eigentlich nichts verloren habe. Klick-klick, schon sitzen die Schuhe in den Bindungen, es geht los. Und zwar gleich mit Steigung – so wird einem trotz Waldschatten im Handumdrehen warm. Von Aufwärmübungen, zu denen Theoriewerke raten, scheinen meine Kollegen nichts zu halten. Dass erfahrenere Sportler sich nicht aufwärmen, stellt man ständig fest, und wenn man diejenige ist, die beim betreffenden Sport die schlechtere Figur macht, fängt man erst recht kein Rumgehüpfe an.

"Mach den Winkel größer, dann geht es besser!" Nane meint das "V" der Skier beim Grätschritt. Da sie jeden Winter über die Loipen um ihr Heimatdorf auf der Schwäbischen Alb flitzt, ist die Steigtechnik für sie eine selbstverständliche Bewegung. Christian hat uns vorerst hinter sich gelassen, um Fotospots auszukundschaften. Nach einer halben Stunde öffnet der Wald sich dann, und wir gleiten auf ebener Fläche dahin. Vor überzuckerten Bäumen als Kulisse rückt ein Schwarzwaldgehöft mit dicker weißer Mütze näher, die Loipe ist bestens präpariert, und ich fühle mich wohl auf meinen Beinen. Kein anderer Skiwanderer ist uns bisher begegnet, kein Geräusch außer dem sanften Schleifen der Ski und dem leisen Knirschen der Stöcke im Schnee durchbricht die Ruhe.
Hast du eigentlich letztes Wochenende noch den Pflug geübt?
Fragt mich Nane. Ich weiß zwar, was sie damit meint, nämlich die Skier pfeilförmig zusammensetzen, um langsamer zu werden, schüttele aber ehrlich den Kopf. Immerhin kann ich mittlerweile zum Bremsen einen Ski aus der Spur nehmen. Das hatte noch nicht geklappt, als wir neulich auf der Alb geübt haben. "Skitechnisches Können verlangen insbesondere die Abfahrten", heißt es auf der Homepage des Fernskiwanderwegs. Das hat mir von Anfang an Sorgen bereitet, aber ich verdränge es, bis wir das erste Schild erreichen, das eine steile Abfahrt ankündigt. "Das Stück ist aber nicht lang, und unten kannst du auslaufen lassen", sagt Christian fröhlich, bevor er auf dem abschüssigen Waldweg verschwindet. Nane folgt. Ich auch – bis zur Kurve. Das Gute beim Stürzen ist, dass man meistens in weichem Schnee landet. Weniger gut dagegen, dass das Aufstehen mit Skiern so an den Kräften zehrt. Zumal sich dieser Vorgang noch oft, sehr oft, wiederholen soll. Und an einer besonders fiesen Abfahrt kommt der Punkt, an dem ich Loipenregel Nummer 1 breche: "Loipen dürfen stets nur mit Ski benutzt werden." Trotzig stapfe ich neben der Spur durch den Tiefschnee nach unten, die Skier in den Händen haltend.
"Rastplätze fehlen irgendwie", bemerkt Nane, als wir wieder nebeneinander über die Loipe ziehen. Stimmt. Um einen Tee zu trinken oder nur die Aussicht zu genießen, wären Sitzmöglichkeiten gut. Extrahoch gebaute Bänke zum Beispiel. Da rückt wie gerufen ein kleiner roter Pistenbully, einsam am Wegesrand, in den Blick. Eine ältere Langläuferin schraubt gerade ihre Thermoskanne zu und überlässt uns den Pausenplatz. Beine ausstrecken, das Gesicht in die wärmende Märzsonne halten, picknicken – das Leben ist schön.
Ein Langlauf-Traum mit knallblauem Himmel und glitzerndem Weiß
Verhältnismäßig eben geht es weiter, gestärkt findet sich noch leichter wieder ein Rhythmus. Über uns leuchtet nach wie vor ein knallblauer Himmel, um uns glitzerndes Weiß, alles schon fast zu kitschig, um real zu sein. Bei der Blockhütte am Thurner (1030 m) tummeln sich mehr Langläufer, doch sie verstreuen sich auf der sogenannten Thurnerspur bald. Stetig geht es bergauf zur Weißtannenhöhe (1181 m), über die Freiburger Bucht reicht der Blick hier bis zu den Vogesen. Dann werden die Schatten länger, das Licht des späten Nachmittags verstärkt die Kontraste von Bäumen und Schnee, und könnten die Kollegen ihr gewohntes Tempo an den Tag legen, wären wir schnell im Tal in Hinterzarten. Aber sie hatten ja Gemütlichkeit versprochen, und falls sie vom Anfängertempo doch genervt sein sollten, lassen sie es sich nicht anmerken. Währenddessen wächst mein Vergnügen an Bergabpassagen, die ich auf zwei Beinen beende. Und als wir Hinterzarten erreichen und feststellen, dass unsere Unterkunft zehn Kilometer außerhalb liegt, lassen wir Stolz und Stirnlampen im Gepäck und nehmen ein Taxi zum Gasthaus Jägerheim. Dort erzählt ein sportliches junges Paar, dass es für den gesamten Fernskiwanderweg fünf Tage angesetzt hat. Wie dankbar ich für diese Begegnung bin, behalte ich für mich.
Am nächsten Morgen steht das wildeste Stück unseres Skitreks an: Unpräpariert führt der Fernskiwanderweg vom Rinken (1195 m) durch steiles Waldgelände hinauf zum Feldberg. "Als würde man eine Skitour gehen", freut sich Freeriderin Nane. "Landschaft wie in Kanada!" behauptet Lokalpatriot Christian und schickt uns fürs perfekte Bild auf dem schmalen Pfad hoch und runter. Trotzdem lassen wir den Wald irgendwann hinter uns, erreichen die weiten, freien Hangflächen des Feldbergs und kühlen die erhitzten Gesichter im meterhohen Schnee neben der Loipe. Vom Gipfel sieht man am Horizont die Alpen, und mich überkommt dieses Glücksgefühl, das nur ein paar Tage in der Natur bescheren, unterwegs aus eigener Kraft. Als mir dann wenig später vor der Stübenwasen-Hütte auch noch eine passgenaue Pflugbremsung gelingt und wir uns drinnen mit Schwarzwälder Kirschtorte für die Reststrecke stärken, hat sich das Langlaufwochenende zu einem der besten Ausflüge des Winters entwickelt. Blaue Flecken verblassen schließlich schnell. Die Eindrücke von zwei Tagen im Winterwunderland nicht.

Infos und praktische Tipps zum Fernskiweg
Der Fernskiwanderweg ist von Schonach zum Belchen, also nur in einer Richtung markiert, er sollte daher nicht in entgegengesetzter Richtung gelaufen werden (mancher Anstieg ist als Abfahrt nicht ratsam). Wer sich trotzdem nicht davon abhalten lassen will, nach Schonach zurück zu laufen, der erspart sich viel Ärger mit entgegenkommenden Läufern, wenn er zumindest auf den Rundloipen deren Laufrichtung einhält. Hierbei ergeben sich natürlich Abweichungen von der Originalstrecke des Fernskiwanderweges.
Die Markierung besteht aus runden, orangefarbenen Kunststoffscheiben mit dem Signet der Arbeitsgemeinschaft (frontal zur Laufrichtung) und – auf Freiflächen – in Markierungsstangen mit orange eingefärbtem Zopfende. Starke Richtungsänderungen (z. B. Spitzkehren) werden durch Richtungspfeile angezeigt. An den wichtigsten Einstiegsstellen befinden sich Orientierungstafeln mit aufgedrucktem Streckenplan.
Die Markierung wird im Frühjahr abgeräumt. Die Bitte des Wegebetreibers: Den Fernskiwanderweg im Sommer nicht zu Fuß oder mit dem Mountainbike machen!
Etappenübersicht
Etappe 1: Schonach – Kalte Herberge
33 km / ca. 7 h / Ca. 800 Hm im Aufstieg
Gestartet wird an der Schonacher Sporthalle. Während die Landschaft sich mit Kuppen und Talmulden zunächst sanft gibt, zeigt der Weg gleich Zähne: Lange Anstiege und schnelle Abfahrten stehen an, bevor mit dem Brend (1149 m) der höchste Punkt des Tages erreicht ist. Nach Neueck und Neukirch geht es überwiegend bergab, bevor die letzten 7 km wieder viel Kraft fordern.
Etappe 2: Kalte Herberge – Hinterzarten
27 km / 5 h / ca. 300 Höhenmeter im Aufstieg
Die vergleichsweise moderate Etappe beginnt mit einem kurzen Anstieg, dann folgt Flachstrecke. Flotte Abfahrten stehen an, bevor der lange, aber mäßige Anstieg über den Thurner (1030 m) zur Weißtannenhöhe (1081 m) führt. Die 10 km nach Hinterzarten verlaufen fast nur bergab. Wer Tag 3 entschärfen möchte, nächtigt im Gasthaus Jägerheim am Rinken (Taxi ca. 20 Euro).
Etappe 3: Hinterzarten – Untermulten
40 km / 8 h / ca. 1.200 Hm im Aufstieg
Es wird hart: Von Hinterzarten sind es etwa 15 km Bergaufstrecke, bevor man auf dem Feldberg steht. Zudem endet beim Rinkengasthaus die präparierte Loipe, man kämpft sich einige Kilometer auf einem Pfad voran. Zwischen Feldberg und Stübenwasen sowie am Notschrei warten dafür super Loipen. Noch 15 km Auf und Ab bis zum Zielbucheintrag am Multen-Gasthaus.
Variante: Gemütlich in fünf Etappen
5 mal: 15-25 km / ca. 6 h / bis 600 Hm im Aufstieg
Wer viel Zeit für Pausen einplant, Orte entlang des Wegs erkunden möchte oder grundsätzlich gern gemütlich unterwegs ist, nimmt sich am besten fünf Tage Zeit für den Trek. Unterkünfte gibt es entlang des Weges reichlich, so dass eine individuelle Einteilung problemlos möglich ist. Allerdings empfiehlt es sich vor allem in Ferienzeiten, im Voraus zu buchen.
So plant ihr euren Wintersport-Trip auf dem Fernskiwanderweg:
- Beste Zeit: Je nach Schneelage dauert die Saison des Fernskiwanderwegs von Mitte Dezember bis Mitte März. Als schneesicherster Monat gilt der Februar. Gegen Winterende profitiert man von mehr Tageslichtstunden.
- Hinkommen: Nach Schonach im Schwarzwald kommt man mit dem Auto oder Bus und Bahn (bahn.de). Für den Rückweg vom Zielort Untermulten bietet sich der Nahverkehr an. Fahrplaninfo: efa-bw.de. Es gibt auch Shuttleoptionen.
- Orientieren: Die Route ist durchgehend mit orangefarbenen Schildern markiert. Ergänzend empfiehlt sich die Loipenkarte Fernskiwanderweg Schonach-Belchen (5€).
- Informieren: Shuttleoptionen, Loipenkarte und alles, was man über den Langlauftrek wissen sollte, findet sich auf der zugehörigen Homepage: fernskiwanderweg.de
Unterkünfte entlang des Fernskiwanderwegs im Schwarzwald:
- Allgemeines: Eine Liste mit Hotels und Gasthäusern am Fernskiwanderweg, die gegen Gebühr auch Gepäcktransport anbieten, findet sich hier.
- Urig und traditionsreich: Die "Kalte Herberge" bei Vöhrenbach ist gemütlich, bietet ein leckeres Frühstücksbuffet, und der Wirt weiß viel über den Fernskiwanderweg zu erzählen. DZ mit Frühstück ab 29 Euro, kalte-herberge.de
- Zentral und familiär: Mitten im Ort Hinterzarten liegt das wanderfreundliche Hotel Imbery. Nach einem langen Skitag lockt dort eine Sauna. Ü/F im DZ ab 38 Euro, hotel-imbery.de
Einkehrmöglichkeiten entlang des Fernskiwanderwegs im Schwarzwald:
- Kirschtorte & Co.: In rustikalem Ambiente pausiert man in der Stübenwasen-Hütte unweit des Feldberggipfels.
- Gute Wahl: die Schwarzwälder Kirschtorte und deftige Brotzeiten. berggasthof-stuebenwasen.de
- Am Donauquell: Hinter Schönwald bietet der Berggasthof Martinskapelle Schwarzwaldküche am Kachelofen. martinskapelle.de
Entdeckungen abseits der Loipe:
- Kuckucksuhren gehören zu den Wahrzeichen des Schwarzwalds. Kreative Modelle baut Rombach & Haas in Schonach. black-forest-clock.de
- Am Anfang war der Holzski: Über Wintersportgeschichte nicht nur im Schwarzwald informiert das Skimuseum in Hinterzarten. schwarzwaelder-skimuseum.de
Mehr Langlauf- und Schwarzwald-Themen auf unserer Webseite: