Das Erscheinen der Mauersegler ist das Symbolbild für den Sommerbeginn, doch ihr Abflug gen Süden läutet die kalte Zeit des Jahres ein. Dank einer inneren Uhr wissen die Zugvögel, wann die richtige Zeit für ihre Abreise ist. Auch die genaue Route ins Winterquartier ist ihnen seit der Geburt bekannt – es wird vermutet, dass der Reiseplan in den Genen liegt. Anhand dieser Mechanismen treten z.B. auch Weißstorch und Kuckuck die rund 10.000 Kilometer lange Reise nach Südafrika an. Die Sonnenziele der Zugvögel erstrecken sich von Mittel- und Südeuropa, bis Südafrika. Welche Zugvögel wohin fliegen, und was sie sonst noch so auszeichnet, erfahrt ihr in unserem kleinen Zugvogel-Lexikon in diesem Artikel:

Graugans - Anser anser
Wie andere Zugvögel auch fliegt sie gerne in V-Formation mit Artgenossen. Das verringert für alle bis auf den jeweils ersten Vogel den Luftwiderstand und spart Energie. Die Graugänse in Deutschland machen sich aber nicht mehr so häufig wie früher auf den Weg nach Spanien – abgeerntete Felder bieten offensichtlich oft auch im Winter genug Nahrung.

Rauchschwalbe - Hirundo rustica
Der gegabelte Schwanz und der kastanien-rote Kopf unterscheidet die Rauch- von der Mehlschwalbe. Sie ist auch etwas größer: 17 versus 13 Zentimeter. Und während die Mehlschwalbe schon Ende August in den Süden Afrikas startet, lässt sich die Rauchschwalbe zwei bis vier Wochen länger Zeit. Die Energie holen sich beide Arten aus der Luft: Bis zu 7000 Insekten am Tag vertilgen sie.

Goldregenpfeifer - Pluvialis apricaria
Bei uns sind sie bis auf einen Kleinstbestand in Niedersachsen ausgestorben. Doch zwischen August und Oktober unterbrechen zehntausende Goldregenpfeifer aus Skandinavien ihren Flug nach Südeuropa im Wattenmeer – ein Spektakel, auch wenn das golden gesprenkelte Prachtkleid des gut 25 Zentimeter großen Vogels dann schon wieder verblasst.

Weißstorch - Ciconia ciconia
Ähnlich wie Kraniche und Reiher erreichen wilde Weißstörche ein Alter von etwa 20 Jahren. Rund 6500 Brutpaare leben in Deutschland, sie begrüßen sich untereinander mit Schnabelklappern, daher der Beiname »Klapperstorch«. Ihr Winterquartier in West-, Ost- und Südafrika steuern sie je nach Standort über Gibraltar (Westroute) oder den Bosporus (Ostroute) an.

Mehlschwalbe - Delichon urbicum
Nur 20 Gramm wiegt sie, was sie nicht daran hindert, sich im September auf die weite Reise nach Südafrika aufzumachen. Mit fünf Flügelschlägen pro Sekunde bringen Mehlschwalben es auf rund 40 Stundenkilometer. Bei der Rückkehr erweisen sie sich als ziemlich standorttreu: Manche siedeln sich sogar wieder in ihrem Geburtsnest an.

Graureiher - Ardea cinerea
350 Gramm Fisch braucht ein Graureiher am Tag, deswegen sieht man ihn oft an offenen Gewässern. Die Exemplare in Deutschland ziehen nur bei besonders kaltem Wetter und bestehen dann nicht auf dem Süden – Großbritannien kommt durchaus auch in Frage. Im Flug zieht der Graureiher den Hals ein, was ihn von Kranich und Storch unterscheidet.

Kranich Grus grus
Der Logo-Vogel der Lufthansa findet sich in Deutschland vor allem in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Im September kommt die Verwandtschaft aus Skandinavien in riesigen Schwärmen vorbei, ehe es nach Spanien und Nordafrika weitergeht. Kraniche erreichen Spannweiten von 2,45 Metern und können 2000 Kilometer am Stück fliegen, wenn sie es eilig haben.

Kuckuck - Cuculus canorus
Obwohl er nur von April bis Juli bei uns lebt, zählt der Kuckuck zu den Vogelpromis – seinen markanten Ruf kennt jeder. Er kann aber auch Sperber imitieren. So schreckt er andere Vögel aus ihren Nestern und jubelt ihnen sein Ei zur Brut unter. Der taubengroße Vogel ist ein erstaunlicher Langstreckler: Er fliegt über die Sahara hinweg bis in den Regenwald Zentralafrikas.

Mauersegler - Apus apus
Bis zu zehn Monate des Jahres verbringen sie in der Luft und legen dabei schwedischen Forschern zufolge pro Tag im Schnitt 570 Kilometer zurück – Mauersegler fressen und schlafen in der Luft. Das kommt ihnen auch auf dem langen Flug in die Gebiete südlich der Sahara zugute. Dorthin zieht es die Vögel mit den sichelförmigen Flügeln im Herbst.

Austernfischer - Haematopus ostralegus
Guter Trick: Der Austernfischer trampelt so lange auf dem Boden herum, bis die Erschütterung Regenwürmer nach oben treibt. Muscheln hämmert er mit dem Schnabel auf. Das Wattenmeer verlässt er auch im Winter nicht, empfängt dann aber Artgenossen aus dem hohen Norden, für die Deutschland der Süden ist. Austernfischer können 40 Jahre alt werden. rauchschwalben

Kiebitz - Vanellus vanellus
"Federholle" heißt der kecke Kopfputz des Kiebitzes. Noch schaut er hierzulande aus den Feuchtwiesen, doch der industrielle Ackerbau verkleinert den Lebensraum des geselligen Watvogels. Das Männchen legt in der Balz kühne Sturzflüge hin, und schon ab Juli nutzen Kiebitze ihre Spannweite von 75 Zentimetern für den Flug nach Südeuropa.