Hand aufs Herz: Wann hast du zuletzt deine Wanderschuhe geputzt? - Eigentlich verdienen sie nach jeder längeren Tour eine Reinigung. Zeit und Lust hat dazu kaum jemand, doch spätestens jetzt, zum Start der Wandersaison, sollte man seinen Schuhen eine Frischzellenkur gönnen. Schließlich läuft man mit gepflegtem Schuhwerk besser, verliert Leder doch mit der Zeit seine Geschmeidigkeit, wird spröde, rissig und hart. Und im schlimmsten Fall auch noch undicht.
Die Atmungsaktivität leidet ebenfalls: Saugt sich das Obermaterial aufgrund mangelnder Imprägnierung bei Nässe voll, dringt Schwitzfeuchtigkeit nicht mehr so gut hindurch. Die Folge: Man wandert im eigenen Saft. Dazu kommt, dass die Profilsohlen an Grip verlieren. Nicht etwa durch ein zugesetztes Profil, das lässt sich mit einem Schraubendreher leicht wieder entkrusten. Vielmehr härtet bei längeren Standzeiten die Oberfläche des Gummis aus. Hier genügt es, die Sohlen mit feinem Sandpapier oder einer Drahtbürste vor der ersten Wanderung kurz aufzurauen.
Anders als bei Sohlen geht man den Oberstoff auf unterschiedliche Weise an: Während Lederflächen nach Schuhwachs verlangen, reicht bei Synthethikstoffen im Normalfall eine kurze Ladung Imprägnierspray. Ob Leder oder Kunstfasern, lässt sich jedoch nicht immer auf den ersten Blick unterscheiden. Neben dem klar erkennbaren, grob gewebten Cordura kommen heute immer öfter auch Mikrofasern zum Einsatz, die zumindest Rauleder zum Verwechseln ähnlich sehen. Auskunft gibt das im Schuh eingenähte Etikett, der Händler oder ein Blick auf die Produktseite der Hersteller-Webseite.
Aufgepasst: Schmiert man Mikrofasern mit Wachs zu, schränkt das die Atmungsaktivität ein, außerdem wird der Stoff dunkel und speckig. Zwar gelten die optischen Einbußen auch für Rauleder, doch kann man ihm mit einer speziellen Bürste wieder den ursprünglichen, faserigen Look verleihen (siehe Punkt 5 unten). Neben einer solchen Raulederbürste empfehlen sich zur Schuhpflege noch eine grobe Bürste mit festen Borsten zum gründlichen Reinigen stark verkrusteter Flächen, eine kleine Rundbürste zum Einmassieren des Wachses sowie eine weiche Polierbürste (oder ein altes T-Shirt), um Glattleder wieder zum Glänzen zu bringen. Auch innen brauchen Schuhe Zuwendung. Vor allem solche mit einer wasserdichten Membran. Ihre Funktion wird durch die Salze im Schweiß beeinträchtigt, wodurch die Atmungsaktivität sinkt und in der Folge der Klimakomfort leidet. Gründe genug, um mit der Schuhpflege loszulegen ...
Die 5 Schritte zum sauberen Schuh
Dreck entfernen
Zuerst müssen die Schnürsenkel raus, denn unter dem Zungenfalz verklemmen sich oft Schmutzpartikel, Kiefernnadeln & Co. Danach schrubbst du die Schuhe unter fließendem, kaltem Wasser mit einer groben Bürste ab. Bitte auch den Sohlenrand nicht vergessen.
Innenschuh ausspülen
Vor allem bei Schuhen mit wasserdichter Membran solltest du einmal jährlich den Innenraum mit lauwarmem Wasser ausspülen. Aber erst die Einlagen entfernen! Sie sollten zusammen mit den Senkeln in einem Waschbecken mit lauwarmem Seifenwasser handgewaschen werden.
Ausgiebig trocknen lassen
Bevor es ans Einwachsen geht, müssen die Schuhe trocknen. Und das lieber zu lang als zu kurz. Am besten gelingt das an einem trockenen, warmen Ort - nicht aber auf der Heizung oder in direkter Sonne. In den Schuh kommt Küchenkrepp, das du so oft wechselst, bis es trocken bleibt.
Schuhe imprägnieren
Sind die Schuhe trocken, gehts ans Imprägnieren. Ideal dafür ist Schuhwachs, das du mit einer kleinen Rundbürste dünn (!) auf alle Lederflächen aufträgst – auch Zunge und Zungenfalz, sofern aus Leder. Synthetik-Bereiche vertragen hingegen kein Wachs. Hier genügt Imprägnierspray.
Aufrauen und polieren
Lass das Wachs dann ein paar Stunden oder über Nacht einziehen. Danach erfolgt bei glattem Leder (Nubuk & Co.) die Politur mit einer weichen Bürste. Rauleder, das durch das Wachs glatt und dunkel geworden ist, erhält mit einer speziellen Wildlederbürste wieder seine typische Optik.
Kann man Wanderschuhe in der Waschmaschine waschen?
Wanderschuhe – vor allem aus Leder oder Wildleder, sowie Gore-Tex – gehören nicht in die Waschmaschine! Das kann die Verklebung lösen, das Material beschädigen und die Dämpfung beeinträchtigen. Bei Schuhen aus Stoff oder einigen Turnschuhen ohne Leder sieht das anders aus, die können unter Beachtung der Schritte 1-6 (unten) auch in der Maschine gewaschen werden:
Geeignete Schuhe für die Waschmaschine
Sneaker & Sportschuhe (aus Stoff, Mesh oder Canvas – und wichtig: ohne Leder)
Laufschuhe (sofern der Hersteller es erlaubt, aber trotzdem besser per Hand reinigen)
Stoffschuhe, leichte Sommerschuhe, oder auch Outdoor-Sandalen (z.B. einige Modelle von Teva, Keen oder Merrell, wenn angegeben), die aber ebenfalls ohne Leder, Kleber o.ä. auskommen.
Turnschläppchen oder (lederfreie) Ballerinas
Haus-/Hüttenschuhe aus Stoff
Richtiges Waschen in der Waschmaschine:
- Schnürsenkel & Einlegesohlen entfernen (separat waschen oder per Hand reinigen)
- Grobe Verschmutzungen vorher abbürsten
- Schuhe in ein Wäschenetz oder einen alten Kissenbezug legen (schont die Maschine)
- Schonwaschgang (max. 30°C, kein Schleudern)
- Mildes Waschmittel verwenden (kein Weichspüler!)
- Nach dem Waschen an der Luft trocknen (kein Trockner, keine Heizung, kein direktes Sonnenlicht)
💡 Tipp: Gib ein paar Handtücher mit in die Trommel, um die Stöße abzufedern und die Schuhe zu schonen.
Schuhe, die NICHT in die Waschmaschine gehören
Lederschuhe (Glattleder, Wildleder – Maschinenwäsche zerstört das Material)
Wanderschuhe (Klebungen und Dämpfung können beschädigt werden)
Schuhe mit Kleber oder empfindlichen Nähten
Schuhe mit Gel- oder Memory-Schaum-Sohlen (sie können sich verformen)
Schuhe mit Metallverzierungen oder Lichtern
