Service Wandern: Besser zu Fuß
Gut gelaufen: Wandern ohne Fußschmerzen

Blasen und Scheuerstellen können jede Tour verderben. Lesen Sie, wie man Fußproblemen vorbeugt und was im Falle des Falles hilft.

OD Zehen verarzten beim Wandern
Foto: Kerstin Rotard

Mit einem leichten Stechen fängt es an, gleich am zweiten Tourentag, direkt unter den Füßen. »Naja, sei kein Weich­ei! Sind halt neue Schuhe. Morgen ist‘s weg«, beruhigt man sich. Doch am nächsten Tag brennen die Sohlen wie Feuer. Und bei jedem Schritt lodern die Flammen neu auf. Für die schöne Landschaft, die man zwei Wochen lang mit Rucksack und Zelt erkunden möchte, bleibt jetzt keine Aufmerksamkeit mehr. Sie gilt allein den Füßen. Am vierten Tag endet die geplante Trekkingtour an einer Bushaltestelle – und letztlich in der Pension, gleich neben der Apotheke. Dieser wahre Fall zeigt: Schmerzende Füße können jede Tour verderben. Hauptursache sind unpassende Schuhe.

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Welchen Schuh kaufen?

Die wichtigste Regel lautet also: Kein Kompromiss beim Schuhkauf! Auch wenn das Angebot noch so verlockend ist, der Schuh noch so gut aussieht – kaufen Sie nur das, was Ihnen hundertprozentig passt! Nehmen Sie sich mindestens einen halben Tag Zeit für den Schuhkauf – am besten den Nachmittag, da sind die Füße etwas größer als morgens.

Lassen Sie sich im Geschäft aufklären über die unterschiedlichen Einsatzbereiche der verschiedenen Modelle – ein guter Verkäufer wird fragen, welche Touren Sie mit dem Schuh vorhaben –, und probieren Sie viele verschiedene Marken. Wichtig: Ziehen Sie bei der Anprobe die Trekking­socken über, die Sie später auch auf Tour tragen werden. Haben Sie einen passenden Schuh gefunden, tragen Sie ihn im Laden eine gute Viertelstunde lang. Legen Sie Sprints ein, machen Sie Kniebeugen, hüpfen, springen und stoppen Sie. Wenn‘s irgendwo drückt, die Ferse Spiel hat oder die Zehen vorne anstoßen – Finger weg!

Serienmäßige Einlegesohlen austauschen!

Mit passenden Schuhen allein ist es aber meist nicht getan. Wer die serienmäßigen Einlegesohlen gegen hochwertige zum Nachrüsten austauscht, wird ein kleines Wunder erleben. Denn gute Nachrüstsohlen unterstützen das Fußgewölbe deutlich stärker als die Billigeinlagen vieler Schuhhersteller und steigern dadurch Halt und Trittsicherheit. Doch gute Einlegesohlen können mehr: Je nach Modell erhöhen sie die Dämpfung, gleichen Fehlstellungen aus oder verkleinern das Schuhvolumen – und tragen so zu besserer Passform bei. Outdoorer mit Problemfüßen sollten orthopädische Einlagen verwenden, die sie im Orthopädie-Fachgeschäft bekommen. »Normalfüßler« greifen am besten auf die Modelle im Schuhfachhandel zurück. Besonders gute Erfahrungen hat outdoor mit den Sohlen von den Firmen Conform‘able und Spenco gemacht.

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Welchen Schuh für welches Terrain? – Mehr dazu im Video:

Pflegen Sie Ihre Füße

Genauso wichtig wie die richtigen Einlegesohlen sind funktionelle, gut passende Socken. Während Modelle aus Baumwolle sich vollsaugen wie ein Schwamm, die Fußhaut einweichen und damit schnell zu wunden Stellen führen, halten Socken aus Funktionsmaterial und Wolle die Füße trocken. Doch gute Socken können noch mehr: Flauschige Modelle verringern das Schuhvolumen, polstern und erhöhen die Dämpfung. Auch bei Scheuerstellen helfen Socken: Einfach ein dünnes, eng sitzendes Paar unter die Wandersocken ziehen, schon reiben nicht mehr die Füße auf Socken, sondern die Socken gegeneinander. Sie gehen auf Bergtour? Dann sollten Sie ein temperaturausgleichendes Modell tragen. Solche oft etwas dickeren Socken kühlen bei Wärme und wärmen bei Kälte – wichtig, wenn man aus sonnigem Tal kalte Gipfel besteigt. Die besten Erfahrungen hat outdoor mit den Socken von Falke, Woolpower und Icebreaker gemacht. Ebenfalls empfehlenswerte Socken führen Smartwool, Bridgedale, Rohner und Meindl.

Doch auch mit passenden, eingetragenen und dem Einsatzzweck gewachsenen Schuhen, speziellen Einlegesohlen und den richtigen Funktionssocken sind Sie nicht vor Fußproblemen gefeit. Mal ist es eine Sockenfalte, die sich unmerklich bildet, mal ein Zehennagel, der den Nachbarzehen malträtiert, ein Holzsplitter aus dem Hüttenfußboden oder die Schürfwunde vom letzten Barfußausflug. Unwillkürlich ändert man seinen Gang, um die Stelle zu schonen – und sorgt so für neue Problemstellen.

Ein aufgepepptes Erste-Hilfe-Set mit Wunddesinfektionsspray, Leukoplast und speziellen Fußpflastern gehört daher in jeden Rucksack (siehe: Hilfe für die Füße). Doch auch ohne Hilfsmittel können Sie für Linderung sorgen: mit speziellen Schnürtechniken (siehe Fotostrecke). In dem Sie die Senkel anders fädeln als üblich, reduziert sich beispielsweise der Druck auf bestimmte Fußbereiche. Auch der Fersensitz lässt sich dadurch verbessern.

Damit solche Maßnahmen gar nicht erst nötig werden, pflegen Sie Ihre Füße – nicht nur zu Hause. Ein Fußbad nach hartem Trekkingtag, einen erfrischenden Balsam und saubere Socken für den Abend – so bereiten Sie Ihre Füße auf den nächsten Arbeitstag vor – ohne sie läuft nämlich nichts.

Schuhtuning

Conform‘able Custom Fit

Od Sohle Anpassen
Abdruck nehmen von der eigenen Sohle.

Da jeder Fuß eine individuelle Anatomie besitzt, bietet Conform‘able neben Standardsohlen vor allem maßgeformte an. Dazu nimmt man direkt im Sportgeschäft einen Abdruck der Füße, anschließend wird daraus die gewünschte Sohle maßgeformt. Das Prozedere dauert keine Viertelstunde und kostet je nach Sohlenmodell ungefähr 60 Euro pro Paar. Welche Sportgeschäfte diesen Service anbieten, erfahren Sie unter der Hotline des Vetriebspartners Salomon: 08000 – 7256666.

Spenco Day Hiker

OD Spenco Day Hiker Sohle
Spenco Day Hiker

Die Spenco Day Hiker (30 Euro) eignet sich nicht nur für Tageswanderungen. Auch auf Trekkingtouren bietet sie gegenüber Standardeinlagen einen deutlich erhöhten Komfort durch stärkere Dämpfung und besseren Halt. Die Sohle baut etwas höher auf als andere, weshalb sie sich auch gut zum Verkleinern des Schuhvolumens eignet.

Spenco Q-Factor

OD Spenco Q-Factor
Spenco Q-Factor

Speziell auf die Anatomie von Frauenfüßen hat Spenco die Q-Factor-Sohle (35 Euro) entwickelt. Die leichte Sohle baut kaum höher auf als Standardeinlagen, bietet aber eine etwas stärkere Dämpfung und eine ausgeprägte Fußgewölbestütze. Außerdem umschließt sie die Ferse außergewöhnlich gut – das verbessert die Führung und erhöht die Trittsicherheit. Auch das Verletzungsrisiko durch Umknicken wird so reduziert. Die Sohle ist in Größen zwischen 32 (!) und 44 erhältlich.

Hilfe für die Füße

Od Hansaplast Hühneraugenpflaster
Hühneraugenpflaster

Hühneraugenpflaster
Hühneraugen auf der Fußsohle können heftig schmerzen. Der Ring um das Pflaster entlastet den Hornhautzapfen, Salicylsäure weicht ihn auf, so dass man ihn entfernen kann. Um 4 Euro.

BSN Medical Leukoplast
Das 2,5 Zentimeter breite Band eignet sich ideal zum vorbeugenden Abkleben von potenziellen Scheuerstellen, wie zum Beispiel an der Ferse. Die 5-Meter-Rolle kostet um 4 Euro.

Od Zehenkappen
Zehenkappen

Schülke Octenisept
Das handliche Spray desinfiziert Wunden. Es verursacht beim Aufsprühen keine Schmerzen und ist anders als ähnliche Mittel farblos. Die 50-Milliliter-Sprühflasche kostet zirka 5 Euro.

Hansaplast Zehenkappen
Die Schaumstoffkappen schützen verletzte Zehen vor Reibung und Kontakt mit Nachbarzehen oder Schuhfutter. Auch bei Nagelverletzungen können sie helfen. Vorher auf die richtige Länge zuschneiden. Um 5 Euro.

Od Weleda Fußbalsam
Fußbalsam

Weleda Fußbalsam
Der Fußbalsam aus natürlichen Substanzen erfrischt die Haut und macht sie geschmeidiger. Außerdem bindet er Schweiß und reduziert das Blasenrisiko. 6 Euro (75 ml).

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07 / 2023

Erscheinungsdatum 06.06.2023