Im Vergleich: 8 neue und überarbeitete Kletterhelme fürs Sportklettern und Alpinklettern. In diesem Helmtest: technische Daten, Stärken und Schwächen der verschiedenen Modelle und worauf man beim Helmkauf achten sollte.
Im Vergleich: 8 neue und überarbeitete Kletterhelme fürs Sportklettern und Alpinklettern. In diesem Helmtest: technische Daten, Stärken und Schwächen der verschiedenen Modelle und worauf man beim Helmkauf achten sollte.
Übersicht der Kletterhelme im Test
Helm | Preis |
---|---|
Austrialpin Helm.ut light | 70€ |
Black Diamond Vision MIPS | 160€ |
Camp Armour | 50€ |
Camp Storm | 80€ |
Edelrid Salathe | 90€ |
Grivel Duetto | 140€ |
Petzl Meteor | 80€ |
Skylotec Viso | 80€ |
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Ob ein Helm sinnvoll ist, hängt unter anderem vom eigenen Risiko-Empfinden ab. Beim Klettern an nicht immer festem Fels, alpinklettern oder wenn man selbst absichert (wie zum Beispiel in der Pfalz) ist ein Helm angeraten. Doch auch beim "normalen" Sportklettern schadet ein Helm nicht, Steinschlag lässt sich nie ganz ausschließen. Auch diejenigen, die nicht im ultrasteilen Gelände unterwegs sind, sondern in geneigten Platten oder senkrechten Wandpartien, sind der Gefahr ausgesetzt, bei unkontrollierten Stürzen mit dem Kopf gegen den Fels zu prallen. Günstigerweise schützt ein moderner Kletterhelm eben auch in diesem Fall. Zudem haben die Helmhersteller einiges dafür getan, dass es heute nicht mehr schwer fällt, auch unter südlicher Sonne einen Helm beim Klettern zu tragen.
Immer komfortabler bei maximaler Sicherheit – so könnte man die Entwicklungen der Hersteller seit unserem letzten Helmtest überschreiben. Acht seitdem neu erschienene oder weiterentwickelte Helme haben wir hier getestet. Einige Hersteller sind deswegen hier nicht vertreten. Deren Spitzenmodelle sind aber weiterhin topaktuell (siehe auch unser Helmtest 2017). Der neueste Helm von Mammut, der Crag Sender, stand zum Redaktionschluss noch nicht zur Verfügung. Wir werden ihn zu einem späteren Zeitpunkt unter die Lupe nehmen.
Was muss ein Kletterhelm können?
Maximal 10 kN an Kraft darf auf den Kopf einwirken, wenn ein fünf Kilo schwerer Brocken aus zwei Metern Höhe auf den Helm fällt. Das schreibt die Norm EN 12492 für Bergsteigerhelme vor. Aus größerer Höhe genügt natürlich schon ein kleinerer Stein (z.B. ein Kilo aus zehn Metern Höhe), um dieselbe Kraft auf den Helm auszuüben. Daneben sieht die Norm noch seitliche Aufprallversuche, einen Durchdringungstest sowie Prüfungen der Festigkeit der Gurte und des Sitzes auf dem Kopf vor. Einen Schritt weiter bei der Dämpfung geht die freiwillige Norm der UIAA. Sie lässt nur eine Kraft von 8 kN zu. Von den hier vorgestellten Modellen sind die Helme von Black Diamond, Grivel, Petzl und Skylotec auch nach dieser Norm zertifiziert. Richtwerte für eine maximal zulässige Beschleunigung bei einem Seitenaufprall gibt es für Bergsteigerhelme im Gegensatz zu Fahrrad- oder Skihelmen noch nicht. Der Duetto von Grivel hat zudem eine Zulassung als Skihelm nach EN 1077/B, und den Meteor bezeichnet Petzl zusätzlich als ersten CE-zertifizierten Skitourenhelm.
Unterschiede in der Helm-Konstruktion
Die meisten modernen Leichthelme sind in Inmolding-Technologie aufgebaut. Dabei wird eine dämpfende Schicht aus Styropor (Expandiertes Polystyrol, EPS) in eine dünne Schale aus Polycarbonat eingespritzt. Bei den Modellen von Black Diamond, Edelrid und Grivel besteht die Schale aus EPP-Schaum (Expandiertes Polypropylen), einem elastischen Material, das die Schlagenergie durch Verformung aufnimmt und anschließend größtenteils wieder seine alte Form annimmt. Darüber liegt beim Vison MIPS und beim Salathe eine partielle Hartschale, die gegen Durchdringen von oben schützt. Grivel verzichtet beim Duetto auf dieses Schalenstück und erreicht die Normvorgaben durch größere Wandstärken beim Schaum. Der Armour von Camp fällt mit seiner Hybridkonstruktion – komplette Hartschale mit dämpfenden Schaumstück innen – aus dem Rahmen und ist nicht direkt mit den anderen Helmen vergleichbar. Er wurde aber der Vollständigkeit halber mit aufgenommen.
Bewertungskriterien im Helmtest: Tragekomfort, Klima und Bedienung
Diese drei Punkte sind die entscheidenden Kriterien zur Bewertung der Helme. Vier Faktoren bestimmen dabei den Tragekomfort: Passform, Gewicht, Polsterung und eine optimale Anpassung. Abgesehen von Personen mit sehr schmalen Köpfen dürften eigentlich alle mit der Passform der Testhelme zurecht kommen. Oben und an der Stirn sind Polsterungen Pflicht. Gute Verstellmöglichkeiten sorgen schließlich dafür, dass sich der Helm möglichst perfekt an die individuelle Kopfform anpassen lässt, kein Gurt auf die Ohren und keine Schnalle auf den Kiefer drückt – und dass bei Bedarf eine Mütze unter dem Helm getragen werden kann. Am Tragekomfort gibt es im Testfeld nichts zu meckern. Keiner der Helme drückt und alle sitzen, je nach Kopfform, gut bis sehr gut auf dem Kopf.
Viele große Ventilationsöffnungen, möglichst rund um das Haupt verteilt, helfen an heißen Tagen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch sollte der Helm nicht komplett anliegen, sondern "Kanäle" besitzen, damit Luft zirkulieren kann. Beim Klimakomfort sind die Unterschiede nicht sehr groß. Nur der Duetto von Grivel und der Camp Armour eignen sich eher eingeschränkt für ganz heiße Tage.
Die Bandsysteme unterscheiden sich da schon deutlicher. Nackenband, seitliche Gurte und der Kinnriemen sollten leicht zu verstellen sein und nicht verrutschen. Ein einfach genommener, separat aufgehängter Kinngurt erleichtert die Einstellung der seitlichen Gurte und das Festzurren unterm Kinn. Ein Drehrad oder Schieberiegel am Nackenband macht die Größenanpassung sehr einfach. Kombiniert man das noch mit einem separat aufgehängten Kinnriemen und Clips, die ein Verrutschen der Seitenbänder verhindern, so ist das wie beim Storm von Camp optimal. Die reinen Gurtsysteme besonders auf Gewicht getrimmter Helme sind da etwas umständlicher zu handeln. Bei Black Diamond und Grivel sind die Seitenbänder mit dem Kinnriemen fest vernäht. Das schränkt die Flexibilität zwar etwas ein, die Helme lassen sich aber dennoch bestens anpassen.
Da wir dieses Mal das Hauptaugenmerk auf Helme zum Sportklettern gelegt haben, wurde auf eine Bewertung der Stirnlampenhalterungen verzichtet. Auf den ersten Blick besonders gut funktionieren die Systeme von Black Diamond, Edelrid und Petzl.
Die Hersteller haben in Sachen Tragekomfort ihre Hausaufgaben gemacht. Alle Helme sind sehr bequem. Wem welcher Helm mehr zusagt, liegt letztlich an der Kopfform. Auch Hitzköpfe können sich bei den meisten Helmen über mangelnde Belüftung nicht beklagen. Volle Punktzahl in allen Belangen erhielt der überarbeitete Meteor von Petzl. Eine Empfehlung erhalten auch der neue Vision MIPS von Black Diamond, der Storm von Camp sowie der neue Salathe von Edelrid.
Austrialpin hat seinem Inmoulding-Modell eine Abspeck-Kur verordnet. Der überarbeitete Helm.ut heißt jetzt Helm.ut light und ist eher für breitere Köpfe ausgelegt. Die seitlichen Bänder sind etwas lang, wodurch der Verschluss unter das Kinn wandert und das Kinnpolster nicht zentral liegt. Die Verstellung des doppelten Kinnriemens ist etwas mühsam. Das Nackenband ist nicht an den Riemen aufgehängt und nicht höhenverstellbar. Klima und Tragekomfort sind prima.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Inmolding
Verstellung: Drehrad
Norm: EN 12492
Größen: (Kopfumfang) Einheitsgröße (54 – 62 cm)
Gewicht: 239 Gramm
Web: www.austrialpin.at
Preis: 69,95 Euro
Fazit: Bequemer, preisgünstiger Helm, der sich beim Klima keine Blöße gibt. Beim Bandsystem ist Luft nach oben.
Black Diamond Vision MIPS (KLETTERN Empfehlung)
Black Diamond baut in den neuen Vision ein sogenanntes MIPS-System ein. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche, dünne, beweglich gelagerte Innenschale. Sie dämpft Rotationskräfte ab, die bei Schlägen aus schrägen Winkeln auftreten können. An Tragekomfort und Lüftung ist nichts auszusetzen. Der Helm lässt sich mittels Schieberiegel sehr gut anpassen. Der Kinnriemen könnte länger sein und die Seitenbänder sitzen etwas knapp am Ohr.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: EPP mit partieller Hartschale
Verstellung: Schieberiegel
Norm: EN 12492, UIAA
Größen: (Kopfumfang) S/M (53 – 59 cm), M/L (58 – 63 cm)
Gewicht: 251 Gramm (Größe S/M)
Web: www.blackdiamondequipment.com
Preis:160,00 Euro
Fazit: Leicht, komfortabel und mit zusätzlichem Schutz durch das MIPS-System. Alles zusammen hat allerdings seinen Preis.
Der Armour ist der einzige Hartschalenhelm im Feld und somit nicht direkt mit den restlichen Leichtgewichten zu vergleichen. Durch sein umlaufendes Kopfband sitzt er sehr fest am Kopf. Die Anpassung des Bandsystems ist etwas fummelig, auch wegen des doppelten Kinnbands. Auch bei der Belüftung kann der Armour nicht mit den anderen Modellen mithalten. Dafür ist er aber äußerst robust und lockt mit einem sehr günstigen Preis.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Hybrid
Verstellung: Drehrad
Norm: EN 12492
Größen: (Kopfumfang) S (50 – 57 cm), L (54 – 62 cm)
Gewicht: 372 Gramm (Größe L)
Web: www.camp.it
Preis: 50 Euro
Fazit: Konstruktionsbedingt relativ schwer, dafür aber sehr robuster und preisgünstiger Helm.
Camp Storm (KLETTERN Empfehlung)
Camp hat seinen bewährten Storm leich überarbeitet. Er sitzt fest am Kopf und trägt sich komfortabel. Von der Form passt er auf so ziemlich alle Köpfe und bietet auch bei großen Köpfen noch genügend Raum für eine Mütze darunter. Die Anpassung gelingt perfekt. Der Verschluss des separat aufgehängten Kinnriemens liegt auf der Seite und drückt nicht. Top: Clips verhindern ein Verrutschen der Seitenbänder.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Inmolding
Verstellung: Drehrad
Norm: EN 12492
Größen: (Kopfumfang) S (48 – 56 cm), L (54 – 62 cm)
Gewicht: 259 Gramm (Größe L)
Web: www.camp.it
Preis: 80 Euro
Fazit: Der Storm ist bestens anpassbar, bietet eine universelle Passform bei gutem Klima und sehr gutem Tragekomfort.
Edelrid Salathe (KLETTERN Empfehlung)
Der zweitleichteste Helm im Feld setzt auf eine geschäumte Schale aus EPP (Expanded Polypropylene) mit einer partiellen Hartschale aus ABS-Kunststoff, die den Schutz gegen Durchdringen bietet. Die großen Öffnungen liefern viel frische Luft, auch an heißen Tagen. Der Salathe lässt sich gut anpassen und sitzt für einen Helm mit Riemensystem sehr fest am Kopf. Die Einstellung ist etwas mühsam und die seitlichen Riemen sitzen knapp am Ohr.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: EPP mit partieller Hartschale
Verstellung: Riemen
Norm: EN 12492
Größen: (Kopfumfang) Size 1 (50 – 58 cm), Size 2 (52 – 62 cm)
Gewicht: 215 Gramm (Größe Size 2)
Web: www.edelrid.de
Preis: 89,95 Euro
Fazit: Geringes Gewicht, eine sehr gute Belüftung und ein ebensolcher Tragekomfort zeichnen den Salathe aus.
Mit überraschendem Design und komplett aus EPP-Schaum (Expanded Polypropylene) gefertigt kommt der Duetto und erfüllt nebenbei auch noch eine Norm für Skihelme. Um allem gerecht zu werden, fällt die Helmschale sehr dickwandig aus. Was aber wiederum seitlich und hinten einen guten Schutz bietet. Das Tragesystem besteht komplett aus Gurtband und lässt sich relativ gut anpassen. In puncto Klima kein Helm für sehr heiße Tage.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Geschäumt
Verstellung: Riemen
Norm: EN 12492, UIAA, EN 1077/B (Ski)
Größen: (Kopfumfang) Einheitsgröße (53 – 60 cm)
Gewicht: 204 Gramm
Web: www.grivel.com
Preis: 139,00 Euro
Fazit: Extrem leichter Helm mit erstaunlich gutem Tragekomfort und extravagantem Design für nicht allzu große Köpfe.
Petzl Meteor (KLETTERN Empfehlung)
Petzl hat seinen Dauerbrenner erneut überarbeitet. Seitlich und hinten ist der Meteor weiter heruntergezogen für mehr Sicherheit. Tragekomfort und Klima sind über jeden Zweifel erhaben. Praktisch: Ein Magnet im Verschluss erspart langes Suchen und Fummeln. Der verbesserte Schieberiegel zur Anpassung lässt sich jetzt perfekt handhaben. Der Meteor hat zwar ein paar Gramm zugelegt, ist aber jetzt nach CE auch für Skitouren zugelassen.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Inmolding
Verstellung: Schieberiegel
Norm: EN 12492, UIAA, CE Skitouren
Größen: (Kopfumfang) S/M (48 – 58 cm), M/L (53 – 61 cm)
Gewicht: 243 Gramm (Größe M/L)
Web: www.petzl.com
Preis: 79,95 Euro
Fazit: Leicht, luftig und perfekt anzupassen: Die neueste Auflage des Meteor überzeugt auf der ganzen Linie.
Seit April ist der neue Helm von Skylotec im Handel. Zum Test lag uns ein Vorserienmuster vor. Ein Novum ist der Aufbau der Außenschale aus zwei verschiedenen Materialien. Oben auf dem Kopf schützt ein dickerer Einsatz gegen Durchschlag. Der Viso ist gut belüftet und trägt sich äußerst bequem. Das Anpassen des Riemensystems ist etwas fummelig und der doppelte Kinnriemen fällt bei unserem Muster sehr kurz aus.
Tragekomfort:
Klima:
Bedienung:
Konstruktion: Inmolding
Verstellung: Riemen
Norm: EN 12492, UIAA
Größen: (Kopfumfang) Einheitsgröße (54 – 61 cm)
Gewicht: 252 Gramm
Web: www.skylotec.com
Preis: 80,00 Euro
Fazit: Der Viso bietet einen sehr guten Tragekomfort und gute Belüftung. Beim Tragesystem ist noch Luft nach oben.
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