Via-Ferrata-Fans können sich im Tiroler Ötztal über eine neue Herausforderung freuen: Der elfte Klettersteig des Gebiets leitet durch die eindrucksvolle Nordseite des Hochoetzer Rosskopfs (2399 m) auf den Gipfel, mit einem Schwierigkeitsgrad von maximal B/C eignet er sich auch für sportliche Anfänger. Vom Start/Ziel an der Acherkogelbahn-Bergstation braucht man etwa 2,5 Stunden für das vertikale Abenteuer.
Details zum Klettersteig Rosskopf – Hochötz
Berg: Rosskopf (2399 m)
Kletterzeit/Gesamtzeit:1:00 Std. / 2:15 Std.
Schwierigkeit: B/C
Absicherung: Gut
Steighöhe/Gesamthöhe: 210 Hm / 350 Hm
Ausrichtung: Nord
Zustiegszeit: 0:45 Min.
Abstiegszeit: 0:30 Min.
Beste Jahreszeit: Juni bis September
Charakter: Der Rosskopf-Klettersteig liegt im Skigebiet Hochötz und führt über die Nordseite der sogenannten Rossköpfe. Die Route verläuft entlang eines rund 300 Meter langen, mit Stahlseil gesicherten Weges. Meist folgt man einem gestuften Grat mit wenigen steileren Passagen hinauf zum Gipfelkreuz. Auch, wenn der Steig technisch eher einfach gehalten ist, lohnt sich der Ausflug, um die schöne Aussicht ins Inntal zu genießen.
Ausrüstung: Helm, Klettergurt mit Klettersteigset, Handschuhe, feste Bergschuhe
Wichtige Hinweise zur Tour
Um sicher zu sein, werden sowohl Trittsicherheit als auch Schwindelfreiheit empfohlen. Da der Steig an der Nordseite des Rosskopfs verläuft, kann der Fels – besonders in der Vorsaison – feucht oder stellenweise vereist sein. Zudem gibt es immer wieder lose Steine! Aus diesem Grund gilt: Bei Regen, Schnee, Gewitter oder Vereisung sollte der Klettersteig nicht begangen werden.
Auch wichtig zu wissen: die letzte Talfahrt der Seilbahn gegen 16:30 Uhr ist. Daher sollte ausreichend Zeit für Zustieg, Klettersteig und Abstieg eingeplant werden, um die Bahn rechtzeitig zu erreichen.
Der Rosskopf-Klettersteig in Hochötz ist ideal für alle, die einen moderaten, aber aussichtsreichen Steig mit Gipfel suchen, ohne sich dabei auf extremes, technisches Klettern einstellen zu müssen. Dank der Auffahrt mit der Acherkogelbahn, der beeindruckenden Panoramasicht ins Ötztal und der mittleren Schwierigkeit ist der Steig besonders attraktiv für sportlich aktive Bergfreunde mit etwas Erfahrung.
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Antworten auf die wichtigsten Klettersteigfragen
Grundsätzlich sollte man frei von Höhenangst sein. Damit ist nicht der Respekt vor der Tiefe oder leichter Schwindel gemeint, sondern eine echte Akrophobie. Zweitens sollte man halbwegs trainiert sein, denn eine Umkehr auf dem Klettersteig ist oft zumindest problematisch. Bist du dir diesbezüglich unsicher, solltest du die erste Tour auf jeden Fall mit einem Bergführer unternehmen. Um ins Klettersteiggehen reinzuschnuppern, bietet sich ein sehr einfacher Steig an; Tipp: Alpspitz-Ferrata in der Zugspitz-Region.
Prinzipiell schon, doch erschweren nasser Fels und nasse Drahtseile eine Begehung: Vor allem abgetretene Felsen werden bei Nässe rutschig. Das erfordert sauberes Setzen der Füße, mehr Konzentration und höheren Krafteinsatz beim Festhalten. Außerdem nimmt bei Regen die Steinschlaggefahr zu. Brecht daher besser nur bei guter, stabiler Wetterlage auf!
Normalerweise reicht ein Sitzgurt völlig aus, mit ihm kann man sich freier bewegen und ihn auch zum Klettern einsetzen. Kinder und Klettersteiggeher mit schweren Rucksack (über acht Kilo) sollten jedoch besser zusätzlich einen Brustgurt tragen. Er wird mittels Spezialknoten mit dem Sitzgurt verbunden und verhindert, wie der Kombigurt, dass man bei einem Sturz durch das Rucksackgewicht hinten überkippt und aus dem Sitzgurt rutscht.
Versierte, trittsichere Outdoorer können genauso gut auch einen leichten Wanderschuh, Bergstiefel oder guten Multifunktionsschuh tragen. Einfacher und sicherer gelingt das Steigen auf Eisenwegen jedoch mit Klettersteigstiefeln. Sie erlauben mit ihrer festen, dünnen Sohle präzises Setzen der Füße und Nutzung auch kleiner Felsleisten als Tritt. Im Gegensatz zur Sohle ist der Schaft zwar hoch, aber weich. Dadurch schützt er die Knöchel vor Stößen und Schürfwunden, bietet aber gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit im Gelenk und damit viel Freiraum beim Setzen der Füße.
Gewitter, Regen, Steinschlag sowie Nebel und dadurch erschwerte Orientierung sind die häufigsten Gefahren. Geh deswegen nur bei stabiler Wetterlage los, nimm eine Karte und GPS-Gerät mit, und trage dabei stets einen Helm!
Sportliche Kinder ab etwa zehn Jahren können unter Anleitung eines erfahrenen Erwachsenen einen leichten Klettersteig in Angriff nehmen. Zum Einstieg eignet sich bspw. das Ettaler Manndl bei Oberammergau oder der Klettersteiglehrpfad "Gelbe Wand" bei Hohenschwangau oder der Colodri in Arco am Gardasee.
Neben normaler Wanderausrüstung – und am besten knöchelhohen Wanderstiefeln mit fester und griffiger Sohle – brauchen die Kids eine spezielle Klettersteigausrüstung, bestehend aus Komplettgurt – keinesfalls nur Sitzgurt – Kinderklettterhelm und ein Kinderklettersteigset mit Bandfalldämpfer. Im Falle eines Falles dämpft dieser textile Aufreißdämpfer den Sturz ab.
Achtung beim Kauf: Bei älteren Klettersteigsets kann es passieren, dass der Bandfalldämpfer bei leichten Personen nur wenig oder gar nicht aufreißt und diese beim Sturz somit hohen Beschleunigungskräften ausgesetzt sind. Die Schwelle, bei der ein Bandfalldämpfer auslöst, wurde 2017 angepasst. Bei der neu eingeführten Klettersteignorm gilt bei 40 Kilo Anwendergewicht ein maximaler Fangstoßwert von 3,5 kN. Man sollte also beim Kauf darauf achten, dass das Klettersteigset der neuen Norm EN 958:2017 entspricht. Kinder und leichtgewichtige Personen unter 40 Kilo sollten zudem von oben nachgesichert werden, zum Beispiel mit dem Edelrid Via Ferrata Belay Kit II - Nachsicherungsset (ca. 100 Euro)
Die Schall-Skala gibt die Schwierigkeit von Klettersteigen von A bis F an. Leichte Klettersteige sind meist mit A/B gekennzeichnet - wobei es sich bei A um einfache, gesicherte Steige handelt mit meist nicht sehr steilem Gelände mit guten Griffen und Tritten. Einzelne Stellen können ausgesetzt sein. Bei B geht es dann über in steileres Gelände, auch ausgesetzt, kleine Tritte im Gelände vorhanden. Sicherungen wie Leitern, Ketten, Seile, Trittstifte installiert. Gute Kondition und etwas Kraft in den Armen nötig.
C: SCHWIERIG
Teils sehr steiles Gelände. Oft ausgesetzt, kraftraubend. Kaum künstliche Tritte am Stahlseil, überhängende Leitern, Klammern/Stifte weit auseinander. Klettersteigausrüstung ist dringend zu empfehlen.
D: SEHR SCHWIERIG
Längere Passagen senkrecht, überhängend und ausgesetzt. Hohe Anforderung an Klettertechnik, Kraft und Psyche. Klettersteigausrüstung obligatorisch. Kletterstellen (bis II) ohne Sicherung möglich.
E: EXTREM SCHWIERIG
Das Gelände ist extrem herausfordernd, meist stark überhängend. Sehr kleine Tritte, teils Reibungskletterei, oft liegt die Hauptlast auf den Armen.
F: EXPERTENNIVEAU
Maximale Kraft und ausgefeilte Kletter und Bewegungstechnik obligatorisch. Nur für sehr starke, erfahrene Kletterer empfohlen
Auf die Packliste für Klettersteig-Touren gehören auf alle Fälle diese fünf Dinge:
- Klettergurt
- Klettersteigset (mit 2 Karabinern / Bandfalldämpfer)
- Kletterhelm
- robuste Handschuhe
- Berg- oder Wanderschuhe
Außerdem empfehlenswert (je nach Klettersteigtour): eine Rastschlinge zum Ausruhen, sprich eine Bandschlinge mit 80-120cm Länge + Schraubkarabiner, Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set, Wetterschutz, Isolierung (leichte Daunenjacke oder Weste), Handy, Biwaksack, genügend Trinkwasser/Getränke, Snack (Riegel o.ä.), Topo, GPS für Zu- und Abstieg.