Kaunertal 2010: Die Sonne brennt, doch die Berge hier oben in 3000 Meter Höhe sind tief verschneit. Perfekt für den großen Tourenskitest der Magazine outdoor, planetSNOW und klettern. 30 Tourenski müssen in diesem Ski-Test zeigen, was sie können.
Kaunertal 2010: Die Sonne brennt, doch die Berge hier oben in 3000 Meter Höhe sind tief verschneit. Perfekt für den großen Tourenskitest der Magazine outdoor, planetSNOW und klettern. 30 Tourenski müssen in diesem Ski-Test zeigen, was sie können.
Der jährliche Tourenskitest findet an einem einzigartigen Ort statt: der mächtige Glockturm, die atemberaubende Flanke der Weißsee-Spitze, der wuchtige Gepatschgletscher – das Kaunertal ist ein Paradies für Tourengeher – und ein perfektes Testareal für unseren Ski-Test zugleich.
Speziell rund um das Gletscherskigebiet komprimiert sich auf engstem Raum alles, was das Tourengehen so reizvoll macht. Schmale Steilrinnen, breite Firn- und Pulverhänge, eisige Querpassagen und Anstiege. Andi Reischelt ist sich sicher: "Auf unserer Testrunde spürt man ganz genau, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Skier liegen und für welchen Tourengehertyp sie sich eignen."
Tourenski-Test: Typencheck & Übersichtstabelle hier
Den Rest stellen die Leichtmodelle. Der Dynafit Broad Peak gehört zum Beispiel zur Liga der leichten Ski im Test. Er wiegt nur 2300 Gramm. Dadurch spart man bei alpinen Gipfelunternehmungen, langen Durchquerungen und Mehrtagestouren eine Menge Kraft. Dazu ist er vergleichsweise schmal, wenig tailliert und spurt daher sauber, vor allem bei Hangquerungen ein großer Vorteil. Das Erstaunliche ist jedoch: Der Dynafit Broad Peak lässt sich auch vergleichsweise gut bergab fahren – auch wenn es sich immer noch um rhythmische Kurzschwünge bei langsamem Tempo handelt. Selbst der Kantengriff in steilen Couloirs überzeugt beim Ski-Test.
Ein Novum, denn bisher galt eher die Regel: Leichtski – im Aufstieg hui, in der Abfahrt pfui!
Und der Dynafit ist kein Einzelfall: Auch der Blizzard Expedition und der Atomic Descender brechen mit dieser Grundregel und begeistern besonders Fitnessorientierte Pistentourer und Gipfelstürmer. Nur im Bruchharsch treiben die schmalen Speedtourer dem Fahrer den Schweiß auf die Stirn, wie unser Ski-Test zeigt.
Wichtig: Das Potenzial der Leichtski lässt sich nur ausschöpfen, wenn die komplette Ausrüstung unter der Maxime der Minimalisierung steht. Sprich: Leichte Bindungen und Schuhe sollten unter dem Weight-Watchers-Aspekt mit einbezogen sein. »Und es lohnt sich, denn bis zu drei Kilo kann man durch die richtige Materialwahl einsparen«, bestätigt Ski-Tester Michi Knab.
Denn eines ist klar: So sehr das Skitourengehen gerade im Trend liegt, so unterschiedliche Vorstellungen gibt es vom Spaß im Gelände. Während der eine gerne ausgedehnte Skidurchquerungen unternimmt, betrachtet ein anderer das Tourengehen eher als Fitnesstraining und stürmt entlang der Pisten nach oben. Wieder andere sehen Anstiege nur als Pflichtübung, um sich mit Freude in die Abfahrt stürzen zu können.
Zudem wird der Sport immer facettenreicher. Variantenfahrer beispielsweise möchten ihr Material jetzt sowohl bei der flotten Pistenhatz als auch auf kleinen Skitouren nutzen. Für diesen Einsatzbereich haben Head, Kästle und Nordica entsprechende Skimodelle neu im Programm. Sie gehören in unserem Ski-Test zur abfahrtsorientierten Fraktion.
Allround-Tourenski sind breiter geworden und liegen nun bei rund 80 Millimetern unter der Bindung. Die größere Auflagefläche bringt deutlich mehr Auftrieb und lässt die Ski nicht nur geschmeidig durch den Neuschnee schweben, sondern auch länger über Winddeckel oder Bruchharsch gleiten, ohne gleich einzubrechen. Zu den Top-Allroundern dieser Saison zählt zum Beispiel der K2 Backup – Nachfolger des legendären K2 Shuksan, der sich damals als einer der ersten Ski im Oversized-Format präsentierte. Aber auch der Fischer Tour X-Calibur und der Hagan Dragon beweisen ihre Ausgewogenheit während der Testfahrten.
Wieviel Know-how mittlerweile in den neuen Tourenskimodellen steckt, zeigt der neue Scott Xplorair eindrucksvoll. Das aufwendige Carbon-Deckblatt sorgt für fein abgestimmte Steifigkeitsverhältnisse und beschert dem Scott einen überzeugenden Kantengriff. Ein Ski für sportliche Tourengeher, die die Herausforderung in den Steilrinnen der Alpen suchen. Noch mehr Fahrkomfort, aber auch etwas weniger Sportlichkeit bietet der Dynafit Seven Summits. Ein zeitloser Klassiker, der mit seinem Konzept aus gutem Auftrieb und geringem Gewicht seit drei Jahren Testsiege einheimst. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Der seelenverwandte Blizzard Free Cross hält munter dagegen. »Nur 2450 Gramm schwer und dann so erstklassige Fahreigenschaften. Kein Wunder, dass angesichts solcher Modelle das Skitourensegment so boomt«, fasst es der Tourenski-Tester Michi Knab zusammen.
Dieser Boom wird auch dadurch beflügelt, dass immer mehr Frauen den Tourenspaß auf zwei Brettern entdecken. Entsprechend wundert es nicht, wenn der ein oder andere Skihersteller mittlerweile spezielle Lady-Tourenski anbietet. Die meisten Lady-Modelle besitzen einen etwas weicheren Flex als ihre Unisex-Pendants und reagieren damit auf das in der Regel geringere Gewicht der weiblichen Tourengeher. Das Konzept geht auf – zumindest bei dem Black Diamond Syncra. »Dieser Lady-Tourer ist ein echter Traum, damit werden auch schwere Schneebedingungen zum Kinderspiel. Ein perfekter Allounder«, erklärt die erfahrene Tourenskitesterin Beate Hitzler begeistert.
Der Einstieg in das Reich des ungetrübten Abfahrtsvergnügens beginnt bei etwa 87 Millimetern unter Bindung. Hier trumpfen zwei Modelle ganz groß auf: der Atomic Aspect und der K2 Wayback. Das Erstaunliche: Beide sind bekennende Rocker. Sprich: Etwa auf halbem Weg von der Bindung zur Skispitze biegt sich der Ski nach oben. Sinn des ausgefallenen Konzepts: Der Ski soll früher aufschwimmen und auch leichter drehen – und es funktioniert: »Das sind echte Spaßski, die im Sulz und Neuschnee kaum Kraft kosten«, berichtet Tourenskitester Christian Knab. Dazu sind beide Modelle um die 3000 Gramm leicht und geben sich selbst in harten Verhältnissen keine Blöße.
Eines ist zumindest gewiss, die Modelle werden immer breiter. Bei 88 Millimetern ist im diesjährigen Tourenskitest jedenfalls noch lange nicht Schluß. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Völkl Nanuq (94 mm breit) oder einem Scott Powdair mit satten 100 Millimetern? Kein Problem, solange der Fokus der Skitour in der Abfahrt liegt. Mit überzeugender Laufruhe und atemberaubendem Speed pflügen die beiden Fatties derart durchs Gelände, dass der Powder hinter dem Fahrer meterhoch in die Luft fliegt.
Beim Anstieg ist jedoch eine gewisse Leidensfähigkeit gefragt. Dafür sorgt nicht allein der relativ schwere und breite Ski – es ist das Gesamtpaket aus breitem Ski, einem teppichgroßen Steigfell, solider Bindung und steifem Tourenboot, das den Anstieg schweißtreibend macht. Doch waschechte Freerider wissen: Der Lohn für die Mühen im Anstieg wird sofort in bar ausgezahlt – in der Währung Powder-Abfahrtsmeter.
Für welchen Tourenskityp Sie sich auch interessieren, alle Testmodelle und ihren Fahrcharakter finden Sie in der Media-Show und den einzelnen Testberichten ausführlich und präzise dargestellt.
Dazu gibt es im großen Skitouren-Special jede Menge Tipps zur richtigen Bindungs-, Steigfell und Tourenbootwahl, sowie eine ausführliche Safety- und Equipment-Beratung. Denn nur ein stimmiges Gesamtpaket sorgt für gute Laune auf der Skitour.
Damit Sie Ihren ganz persönlichen Traumski finden, sind in den Testberichten der 30 getesteten Modelle vier Tourencharaktere aufgelistet. Je höher die Prozentzahl dort ist, desto besser ist der Ski für diesen Tourengehertyp geeignet. Machen Sie also den Typencheck:
Aufstiegstourer: Sie lieben lange Anstiege, alpine Unternehmungen und Durchschreitungen. Ihr Tourenski ist daher leicht, wendig und recht schmal.
Allroundtourer: Sie gehen Skitouren zum Genuss und zur Entspannung. Ihr Traumski soll Sie sowohl im Anstieg als auch in der Abfahrt unterstützen – besonders wenn die Schneeverhältnisse einmal nicht ganz optimal sind.
Abfahrtstourer: Eine lange Abfahrt und weite Powderhänge bringen Sie auf Touren, Anstiege sind Pflicht, aber nicht Ihr Faible. Sie suchen daher einen breiten Tourer mit viel Auftrieb.
Freeride-Tourer: Epische Abfahrten durch die Welt der Alpenriesen oder lange Abfahrten und kurze Zustiege, gerne auch mit Liftunterstützung, so genießen Sie die Tage abseits der Pisten. Ihr Traumski besitzt daher ein ausgeprägtes Abfahrtspotenzial. Das Skigewicht ist für Sie hingegen zweitrangig.