Eva Karlsson: Houdini ist in Schweden der "Hausgott" der Kletterer, die sich in kniffligen Situationen wünschen, sie könnten sich daraus wie der berühmte Entfesselungskünstler befreien. In den 1980er Jahren gab es eine Gruppe von Frauen, die gemeinsam kletterten und mit denen ich ab und zu Ski gefahren bin. Damals schwitzte man in voluminösen Midlayern entweder furchtbar, oder sie verstopften den Rucksack. So kam Lotta Giornofelice die Idee, auf wichtige Muskelgruppen zugeschnittene Stretch-Unterwäsche zu entwerfen. Das sprach sich herum, und 1993 gründete sie die Firma Houdini.
Warum nicht! Die Menschheit hat sich in eine schwierige Lage manövriert, aus der wir uns befreien müssen, um wieder im Einklang mit der Natur zu leben. Einen Ausweg vom linearen zum zirkulären Wirtschaften zu finden ist ein Escape Act. Den Pfad vom degenerativen zum regenerativen Wirtschaften einzuschlagen ist ein weiterer. Unser größter Escape Act wird sein, negative Effekte komplett zu vermeiden und eine positive Wirkung zu entfalten.
Wir denken nicht in knallharten Wettbewerbskategorien, sondern in kreativen Kooperationen. Mit anderen Unternehmen wollen wir verstärkt unsere Ideen, unser Wissen und unsere Technologien austauschen. Ebenso wollen wir unsere Werte mit unseren Kunden teilen, damit sie diese weitertragen. Es geht uns nicht um Profitmaximierung, sondern um maximale Wertschöpfung für alle – auch die Natur. "Reconnect to nature" ist Sinn und Zweck unseres Unternehmens.
88 Prozent unserer Sommerkollektion wird zirkulär sein. Bis 2030 wollen wir den Kreis schließen und nur noch recycelte oder organische Materialien verwenden, die wiederverwertbar oder biologisch abbaubar sind. Unsere Geschäftsmodelle gestalten wir ebenfalls zirkulär. Ob Reparaturservice, Secondhand, Miete oder Abo: Wir möchten, dass unsere Produkte möglichst lang halten und genutzt werden. Auch Open-Source-Innovation und der Dialog mit unserer Community sind wichtig.

"Schönes Design, aber ist das auch funktional?" Diese Frage hörte Eva Karlsson anfangs oft. Heute ist die Marke Houdini für ihre vielseitig einsetzbaren Produkte und ihren kooperativen Unternehmensstil bekannt. Als Eva 2001 einstieg, hatte sie nur drei Kollegen, darunter Gründerin Lotta Giornofelice. Bis vor Kurzem führte Eva als CEO 50 Mitarbeitende, seit Februar lenkt sie als Marketing-Chefin Houdinis nachhaltige Zukunft.
Wir alle – auch ich – sind regelrecht in Konsumkultur mariniert. Wir besitzen zu viel. Daher haben wir zu einer Challenge aufgerufen, einen Sommer mit nur zehn Kleidungsstücken auszukommen. Das kam so gut an, dass wir jetzt in den nordischen Ländern ein Abo anbieten: Für eine monatliche Gebühr können sich Kunden aus unserem Sortiment eine bestimmte Anzahl an Produkten ausleihen und je nach Saison wechseln.
Mit dieser Frage haben wir uns intensiv beschäftigt. Für die Wadi-Serie im Hosenbereich arbeiten wir intensiv an einer Elastan-freien Materialalternative. Bei der Power-Serie haben uns Langlebigkeit und zirkuläre Nutzung überzeugt: Der Power Houdi wird im Schnitt zehn Jahre und 1287 Mal getragen. Meiner ist sogar schon 18 Jahre alt. Im Gegensatz dazu wird ein Kleidungsstück in einigen westlichen Ländern nur zehn Mal angezogen, bevor es im Abfall landet.
Deswegen haben wir das Material sukzessive optimiert: Polartec Power Stretch Pro verliert kaum noch Fasern. Ein nahezu mikroplastikfreies und zudem recycelbares Fleece setzen wir mit Polartec Power Air Active in der Aero-Serie ein, die wir im Sommer herausbringen. Die luftigen Filamentfasern werden in kleinen Taschen im Gewebe eingeschlossen.
Ja, aber die Bedeutung, das Leben zu nähren, reflektieren leider die wenigsten Unternehmen. In ihrem "Business" sind sie wortwörtlich nur "busy" und zerstören dabei die Umwelt. Wir brauchen dringend eine Rückbesinnung zur Natur.
Noch mehr Infos und Houdini-Produkte auf houdinisportswear.com/de