Tough Mudder 2024: Bist du bereit für das Abenteuer?

Matsch-Hindernislauf
Tough Mudder Germany: Bist du bereit?

Zuletzt aktualisiert am 02.02.2025

Zwei wie Pech und Schwefel

"Hast du noch irgendwo eine saubere Stelle?", frage ich Tobi. Ah, da oben am Ärmel. Mit dem letzten, einigermaßen sauberen Stück von Tobis Shirt wische ich die Linse der GoPro frei. Der restliche Tobi ist voll mit Schlamm, die Ellenbogen und Knie übersät mit Schürfwunden. Bei mir blieb nicht ein einziger sauberer Fleck am Shirt übrig. Nach acht Metern durch Schlamm unter Stacheldraht kriechend, auch kein Wunder! Und das war erst Hindernis Nummer drei, beim letztjährigen Tough Mudder in der Eifel ...

"Als Tough Mudder gelobe ich, dass Teamwork und Teamgeist Vorrang vor Streckenzeit haben." Mit diesem Versprechen eröffnet der Moderator unsere Startwelle. Rund 3.000 Verrückte stehen heute am Start, bereit, sich dem kreativen Hindernisparcours zu stellen. Der Adventure-Run ist kein Wettkampf gegeneinander – im Gegenteil: Allein ist es nahezu unmöglich, die Herausforderungen zu meistern. Eiskalte Wasserbecken, Stromschläge und jede Menge Schlamm erwarten uns. Klingt nach einem Event, das Kollege Tobi und ich nicht verpassen dürfen!

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Kriechen, Schlamm und Stacheldraht

Ursprünglich als Trainingsstrecke für Soldaten konzipiert, lässt sich im Nachhinein sagen: An mir ist ein passabler Kadett verloren gegangen. Bestes Beispiel dafür ist das bereits erwähnte dritte Hindernis des Eifel-Parcours, unweit des malerischen Schlosses Wachendorf. "Kiss of Mud" – der "Kuss des Schlamms" – macht sofort klar, was auf den restlichen 14 Kilometern noch auf uns zukommt. Acht Meter kriechen wir unter Stacheldraht durch zähen Matsch. Der Schweiß läuft über die aufgeschürften Gelenke. Anders als bei den echten Soldaten ist hier jedoch viel Gelächter im Spiel. "Was machen wir hier eigentlich?", rufe ich Tobi zu. Der Teilnehmer neben uns hat keine Lust zu kriechen und rollt dafür unter dem Stacheldraht entlang. "Naja so könnten wir es auch probieren!"

Danach sprinten wir von einem Hindernis zum Nächsten – jedes ein kleines Puzzlestück, das die späteren Herausforderungen aufbaut. Nach fünf Kilometern erreichen wir den "Everest", eine Halfpipe, die wir hochsprinten müssen. Ich nehme Anlauf, renne los, springe ab und greife nach der oberen Kante. Rettende Hände ziehen mich nach oben – Feuerwehrleute aus einem Kölner Vorort, die selbst als Teilnehmer dabei sind. Der Tough Mudder ist für sie ein Mix aus Teamausflug und Einsatzübung. So oder so ist das Event ist ein Gruppenhit: Wir sehen Holländer in Röcken, mehrere Sportmannschaften in bunten Outfits, Junggesellenabschiede und weitere Verrückte in Kostümen. Nachdem wir für ein paar Teilnehmer "Sherpas" gespielt haben, machen wir uns auf zur nächsten Challenge. Die Temperaturen bleiben dabei auf Everest Niveau!

Tough Mudder, Philip Geiger, Tobias Wirth
Sportograf

Wir folgen lauten Schreien, bis wir eine drei Meter hohe Rutsche mit einer tiefen Wassergrube erblicken – "Arctic Enema". Neben der Grube steht ein Helfer, der eine Kiste voller Eiswürfel nach der anderen hineinwirft. Neben ihm ein Haufen leerer Kisten, der fast so hoch ist wie die Rutsche selbst. Die Wassertemperatur beträgt ein paar Grad über null, die Außentemperatur etwas über zehn Grad – keine ideale Kombination! Mit lautem Gebrüll tauchen wir ein. Wie Sirenen locken auch wir die nächsten Opfer des Arctic Enema an. Bibbernd versuchen wir weiterzulaufen, immerhin sind wir jetzt vorübergehend schlammfrei.

Beim "Pitfall" (Fallgrube) zeigt sich, wer die richtigen Schritte setzt. Ich trete jedoch mehr ins Leere als auf festen Grund – und lande wiederholt im Graben. "So schwankst du sonst nur nach dem Stuttgarter Volksfest!", ruft Tobi lachend. Er nutzt meine Fehltritte als Wegweiser. Aber keine Sorge, niemand bleibt hier sauber!

Nur 20 Meter weiter wartet die "Mud Mile": eine Abfolge von Schlammgruben, getrennt durch steile, rutschige Wände. Wir schubsen, ziehen und werfen uns gegenseitig durch den Matsch. "Das sah nicht gesund aus", meint ein Teilnehmer, nachdem ich mit dem Kopf gegen eine Matschwand knallte. Autsch!

Weiter zur Elektroschock Therapie

"Wer einen Herzschrittmacher trägt oder Metall am Körper hat, sollte dieses Hindernis bitte umgehen", warnt ein Schild am nächsten Abschnitt. Es ist kein Scherz: Vor uns baumeln Drähte, die mit 10.000 Volt geladen sind. Wer zu lange Kontakt hat, bekommt einen heftigen Schlag – wer schnell genug durchkommt, bleibt verschont. Das Zischen der Stromschläge klingt wie bei einem Insektenvernichter, und die Schreie der Getroffenen lassen uns nicht gerade mutiger werden.

Dann sind wir dran. Wir kriechen los. Tobi erwischt einen perfekten Start, ich jedoch nicht. Direkt ein heftiger Schlag in die Nieren ... So müssen sich die Gegner von Mike Tyson gefühlt haben! Ich gebe alles, um da möglichst schnell herauszukommen – einen weiteren Treffer versuche ich zu vermeiden. Aber ich bin nicht schnell genug. Mein Schulterblatt bleibt kurz am Draht hängen, und der nächste Schlag lässt mich zusammenzucken. Ein fataler Fehler: Zack, der dritte Treffer. Mit letzter Kraft schiebe ich mich aus dem Hindernis und falle auf den Boden.

Völlig geschockt liege ich da und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist. Neben mir richtet sich Tobi langsam wieder auf. Sein gelungener Start hat ihm zwar geholfen, doch auch er hat die 10.000 Volt zu spüren bekommen. Ein unvorsichtiger Blick nach hinten bescherte ihm einen Schlag auf die Stirn. Aber keine Sorge – seine Synapsen laufen noch. Die gute Nachricht: Wir haben das Hindernis gemeistert. Die schlechte: Ein weiteres Elektrohindernis wartet noch auf uns.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf machen wir weiter. Baumstämme schleppen? Kein Problem. 10 Meter rücklings an einem Zaun entlang ziehen, durch ein eiskaltes Wasserbecken? Kinderkram!

Tough Mudder, Philip Geiger, Tobias Wirth
Sportograf

Zwischendurch gibt es sogar eine kleine "Pause": Beim Hindernis "Huckepack" trage ich meinen 1,70 Meter großen und 70 Kilogramm leichten Kollegen Tobi ein Stück auf dem Rücken. Danach ist er dran – mit knapp zwei Metern Körpergröße und 95 Kilogramm keine leichte Aufgabe für ihn.

Nach 15 Kilometern und 19 Hindernissen sind wir völlig erschöpft, nass bis auf die Haut und übersät mit Schürfwunden und Schlamm. Wir sehen aus wie Sylvester Stallone in den Rambo-Filmen und fühlen uns auch genauso. Vor uns liegt die Ziellinie – doch zwischen uns und dem Triumph hängen unzählige Stromdrähte im Wind ...

Tough Mudder, Philip Geiger, Tobias Wirth
Sportograf

Eines haben wir inzwischen gelernt: Der Strom zwickt nicht nur, er haut richtig rein. Unsere Strategie: Kopf runter, klein machen und so schnell wie möglich hindurch. Dieses Mal sollte Tobi seinen Kopf wirklich einziehen. Und es läuft großartig: Wir flitzen durch die Drähte wie Slalomfahrer auf der Piste. Doch kurz vor dem Ziel passiert es: Zack! Ein Schlag trifft mich mitten auf die Wirbelsäule. Der Strom durchfährt meinen Körper, und ich lande, mit dem Gesicht voraus im Schlamm – direkt im Ziel. Geschafft!

Als zweiköpfige Armee haben wir den Tough Mudder 2024 überstanden. Zur Belohnung gibt es eine Medaille und ein Bier, ähnlich wie beim Bund!

Na, Lust bekommen? – Alle Infos und Tickets gibt es unter toughmudder.de