Die Vorbereitung für den Megamarsch
Naiv! Das trifft meine Vorbereitung für den Megamarsch in Stuttgart am besten. Ich wandere viel über den Sommer, dazu ein wenig Basketball-Training und ich versuche Rolltreppen und Aufzüge zu meiden. Dann sollten die 100 Kilometer irgendwie hinhauen, am Ende macht es eh der Wille und die ein oder andere Nacht habe ich auch schon mal durchgemacht. Den größten Bock bei der Planung habe ich allerdings direkt bei der Anmeldung geschossen. Entgegen den mehrfachen Hinweisen des Veranstalters habe ich mich für den Marsch alleine angemeldet. Hier jetzt auch von mir: Macht das nicht alleine!
Die Strecke zum Nachverfolgen gibt's hier.
Die Woche vor dem Start war meine Gefühlslage sehr schwankend. An einem Tag dachte ich: "Ach komm Kerle, du bist fit, das schaffst du". An anderen Tagen dachte ich, dass ich nicht mal die Hälfte schaffe. Als meine Gruppe dann am Samstag, dem 9. September um 12:20 Uhr startete, war ich nervös bis in die Zehenspitzen.
T-24 Stunden
Vom Mercedes-Museum in Bad Cannstatt, am Neckarstadion vorbei, mussten wir stets genaustens auf unsere Wander-App schauen oder die Kreidepfeile auf dem Boden finden, abgesperrt war nichts. Die ersten Kilometer waren die einzig schönen auf der endlosen Strecke. Wir marschierten, bei herrlichem Wetter, an der Wilhelma (Stuttgarter Zoo) vorbei, durch den Killesbergpark, Richtung Botnang. Ich hatte ein fantastisches Tempo drauf (über 6 km/h) und weder die 30 Grad, die auf uns herunterknallten, noch die bis dato erklommen Höhenmeter machten sich bemerkbar. Bei der ersten von vier Verpflegungsstationen (VPS) bei Kilometer 20, war ich auf meinem absoluten Hoch. Leider bin ich genauso schnell gefallen, wie ich es erreicht hatte. Es sollte von nun fast alles schiefgehen, was schiefgehen konnte. Versuchen wir den ganzen Verfall chronologisch aufzuarbeiten.

Bis Kilometer 30 lief alles wie am Schnürrchen.
Die Strecke verlief Richtung Süden, nach weiteren einsamen zehn Kilometern zweifelte ich über meinen Zieleinlauf. Ein Teilnehmer nach dem anderen überholte mich und ich merkte, dass mein "Sprint" zu Beginn, zu viele Pfefferkörner verbraucht hat. Die Sonne ging allmählich unter und mein Körper schrie nach einer Pause. Rücken, Hüfte, Oberschenkel, Kniekehlen und vor allem der rechte Mittelfuß gaben Alarmmeldungen ab.
Das war noch nicht mal die Hälfte, wie soll ich noch ein Marathon und ein Halbmarathon packen??? Gegen 23 Uhr erreichte ich die VPS (Km 45) und fiel, wie ein abgesägter Baum zu Boden, dabei dachte ich zum ersten Mal ans Aufgeben. Doch mit einem innerlichen Rocky-Schrei stand ich auf, füllte mein Wasser nach, schnappte mir eine eingelegte Gurke und motivierte mich für die nächste Etappe. Jetzt abbrechen, kannst du nicht machen!
Dieser verdammte Fuß
Die Nacht begann, bis VPS 3 in Bergheim sind es 17 Kilometer. An dieser Stelle muss ich kurz aber herzlich Bernie danken, den ich auf der Strecke kennengelernt habe. Ebenfalls ein Ersti, der sich den Megamarsch alleine angetan hat, zusammen pushten wir uns Schritt für Schritt. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft!
Leider wurden die Schmerzen in meinem rechten Mittelfuß fast unerträglich. Dank Bernie und dem Fuß wurde ich immerhin nicht müde – wir wollen ja nicht nur schwarzmalen. Wie ein Zombie torkelte ich neben Bernie, bei dem sich die Blasen am Fuß langsam sammelten. Inzwischen sind wir (mal wieder) in irgendeinem Wald gelandet, laut GPS sollten wir schon bei Kilometer 60 sein. Gleich haben wir es geschafft. Doch nach weiteren Kilometern kommt der nächste Dämpfer. Unsere Stirnlampen erhaschen erst jetzt das 60 km Schild. Wie kann das sein? Nochmal zwei Kilometer?! Der Fuß, das Hirn, der Magen, mein Körper betont nochmal, ich möge doch bitte in ein Taxi steigen!
VPS 3! Wir schmeißen uns auf den Boden, ziehen unsere Schuhe aus und lassen die Monster an die Frische Luft. Um uns herum sammeln sich weitere arme Seelen, wie in einem Lazarett. Neben uns hängt ein Schild "Sammelstelle Abbrecher". Na, wenn das kein Zeichen ist. Drei eingelegte Gurken, jede Menge, himmlische Cola später, wollen wir das Ende noch nicht einsehen. Also wird weiter gehumpelt!
Es ergibt sich doch nochmal ein kurzes Hoch. Da wir Richtung Esslingen laufen, sind wir auf Höhe des Neckars. Flache gerade Strecke, gemixt mit dem Zuckerschub der Cola, sorgen für immerhin fünf angenehme Kilometer. Bevor es um knapp drei Uhr morgens zum anstrengendsten Part der Strecke kommt, muss Bernie leider die Segel streichen und steigt beim Bahnhof Esslingen mit fünf Blasen in die S-Bahn.

In der Nacht ging es gefühlt nur bergauf.
Während Bernie sich schon bald in seinem wohligen Bett wiederfindet, muss ich die nächsten 13 Kilometer bergauf marschieren. Yippie! Der Fuß wird von Schritt zu Schritt schlimmer, jede Bank auf dem Weg wird als kurze Verschnaufpause genutzt. Mir reicht’s, ich schnappe mir mein Tape und wickle den ganzen Knöchel ein. Ich passiere die Kilometermarke 75. Ein Lächeln ist nicht drin, stattdessen fluche ich in einer Tour.
Es geht weiter bergauf, schon wieder befinde ich mich in einem Wald. Um mich herum pure Dunkelheit passend dazu gibt meine Stirnlampe den Geist auf. Meine Powerbank ist kaputt, mir bleiben nur noch 10% Handyakku. Ich spüre, wie mich der gesamte Wald beobachtet, bewege ich mich, raschelt es links und rechts. Bleibe ich stehen, verstummt alles. Ich will nur noch aus diesem Wald raus, aber der Weg hört nicht auf. Abbrechen würde ich, aber hier kann mich niemand herausholen. Einzige Option weiterlaufen. Es ergibt sich ein Rennen gegen die Zeit. Ich darf nicht stehen bleiben, ich muss aus diesem Wald raus, nur noch 5% Akku.
Humpeln bis ins Ziel
Mein Wille zahlt sich aus, endlich Licht am Ende des Horizonts, dabei auch Kilometer 80 eingetütet. In weiter Ferne sehe ich schon das Ziel, das Mercedes-Museum. Von jetzt an geht es nur noch bergab, eine VPS kommt noch und dann entspannt am Neckar entlang. Einziger Haken, der Fuß. Es fühlt sich an, als würde ich über ein Feld aus losen Legosteinen laufen. Mit riesigen Augenrändern schaffe ich es zur letzten VPS (Km 85). Nur noch 15 Kilometer. Ein Engel mit einem Deuters Rucksack sieht, was für ein Häufchen Elend ich bin und zückt zwei 1200 Ibus. Ich spüle sie mit einer Cola runter und mach mich auf zum Ziel. Waren das wirklich IBUs? Die Schmerzen am Fuß nehmen nicht ab. Es hilft alles nichts, ich muss weiter. Kilometer 90. So langsam realisiere ich, dass ich den Megamarsch tatsächlich schaffen werde. Es brechen die Dämme, ist es der Schlafmangel oder der Stolz über die eigene Leistung? Keine Ahnung, aber so geheult habe ich zuletzt als Mufasa starb. Kilometer 95, ich habe mich wieder ein bisschen gefangen. Ich genieße fast schon die letzten Schikanen der Route, nochmal links, nochmal rechts. Dieser Weg ist mir sehr gut bekannt, wir laufen wieder am Wasen vorbei und am Neckarstadion – Zielgerade!
Sonntag 10:30 Uhr, da ist es endlich, das prachtvolle Mercedes-Museum. Vor knapp 22 Stunden sind hier über 1200 Teilnehmer gestartet. Ich bin als einer von 600 ins Ziel gekommen, mit ein bisschen Pipi im Auge.

Nach 22 Stunden physisch und psychisch am Ende.
Als Fazit lässt sich sagen, macht das auf gar keinen Fall alleine! Nehmt echte Schmerzmittel mit! Esst an den VPS so viele Gurken wie möglich! Packt eine funktionierende Powerbank ein und versucht vielleicht erstmal 50 Kilometer in 12 Stunden. Ich mache das (vermutlich) nie wieder!
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