Weiß, in der Sonne glänzend, erheben sich die steilen Kreidefelsen der Insel Møn (Mön) in der "dänischen Südsee". Hier, nur eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Kopenhagen entfernt, gibt es viel zu entdecken. Die Kreidefelsen von Møn sind ein absolutes Muss bei einem Besuch dieser Region, die auch als Geburtsstätte Dänemarks gilt. Außerdem bietet mir die Gegend um die Kreidefelsen jede Menge Möglichkeiten für einen Aktivurlaub. Am Fuß der Felsen beispielsweise, kann man bei niedrigem Wasserstand am Strand Fossilien sammeln, im Sommer bietet sich auch die Möglichkeit hier zu schnorcheln oder auch Kanufahren, denn die Ostsee ist meist recht ruhig an dieser Stelle und auch ungeübte können hier das aktive Erlebnis einer Bootsfahrt mit Aussicht genießen.
Dänemark ist auf Kreide gebaut und die Kreide kann man nirgendwo besser sehen als hier an diesem Ort, an dem sich auch das Geocenter Mǿns Klint befindet. Ich mache mich auf, die Kalksteinwand von unten zu betrachten und muss dazu erst einmal die längste Treppe Dänemarks mit 528 Stufen hinab gehen um einen Blick nach oben werfen zu können. Die Kalksteinwand ist 128 Meter hoch und damit höher als die bekannten Kreidefelsen von Rügen, die nicht weit entfernt an der Ostsee emporragen. Der Weg zurück nach oben ist dann zwar ein bisschen anstrengend, aber für geübte Wanderer kein Problem.

Und Wandern kann man hier rund um die Klippen von Møn auch ausgedehnt – durch Wälder und am Meer entlang mit Blick auf die dänische Südsee. Genauso gut lässt sich die Gegend mit einem Fahrrad erkunden, das man sich direkt vor Ort leihen kann. Dazu gibt es gut ausgeschilderte Radwege und eine App, die man sich herunterladen kann. Wie gut, dass die Gegend nicht so überlaufen ist, denn gerade in Corona-Zeiten bildet der Süden Dänemarks eine ausgezeichnete Möglichkeit entspannt Urlaub zu machen, mit geringem Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren.
Doch nicht nur am Tag sind die Klippen von Møn und ihre Umgebung ein lohnendes Ziel für einen aktiven Urlaub in der Natur, auch nachts gibt es hier einiges zu erleben. Denn die Gegend ist einer der wenigen Orte in Dänemark an dem man den Nachthimmel bei völliger Dunkelheit beobachten kann, frei von praktisch jeder Lichtverschmutzung. Ein kosmischer Blick auf einen wirklich beeindruckende Nacht- und Sternenhimmel lässt den Betrachter eintauchen in die Unendlichkeit des Universums.
Stevns Klint: Weiße Klippen und Meer

Nicht weniger spektakulär sind die etwas weiter entfernten "Stevns Klint" auf der Insel Seeland auf der auch die Hauptstadt Kopenhagen liegt. Bei gutem Wetter kann man von den Møn-Klippen zu den Stevns-Klippen hinüberschauen. Die 15 km lange und bis zu 41 m hohe Steilküste wurde im Jahr 2014 in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen. Die Kreidefelsen von Stevns Klint sind nicht nur ein Paradies für Wanderer und Radfahrer, auch Fossiliensammler und Besucher, die sich für die Erdgeschichte interessieren, kommen hier auf ihre Kosten: 65 Millionen Jahre Erdgeschichte, die durch das Meer freigelegt wurden, stehen hier zur Schau, gekrönt durch eine kleine Kirche an der Spitze: die Hojerup-Kirche aus dem 12. Jahrhundert, in der man sich auch trauen lassen kann.
Um noch einmal einen Blick von Oben zu erhaschen, wandere ich das kurzes Stück von nur einem Kilometer über die Felder auf dem "Stevns Klingt Trampesti"-Wanderpfad von den Klippen zum markanten Leuchtturm, der schon seit über 200 Jahren an dieser Stelle steht. 27 Meter hoch ist der frei begehbare Leuchtturm, von dem man eine herrliche Aussicht über die Gegend und die Klippen hat. Direkt neben dem hohen Leuchtturm befindet sich die Leuchtturmwärter-Wohnung, die den ursprünglichen Leuchtturm beinhaltet. So befinden sich an diesem Ort eigentlich zwei Signaltürme von denen der hohe Leuchtturm tatsächlich auch noch in Betrieb ist und im Dunkeln leuchtet.
Die Stevns Klippen sind außerdem ein beliebtes Ziel von Zugvögeln und so ist es für Hobby-Ornithologen eine wahre Freude gerade im ausgehen Sommer und beginnenden Herbst Wanderfalken und Kraniche auf dem Weg nach Süden oder Norden zu beobachten.
Magische Momente – Sonnenaufgang an den Dodekalitten

Von der kleinen Insel Bogø, die mir mit ihren lieblichen Ferienhäusern als Aufenthaltsort und Basislager dient, begebe ich mich am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang auf die große Insel Lolland um dort einem besonderen Moment an einem mystischen Ort beizuwohnen: Auf einem Feld direkt am Meer, unweit des kleinen Hafenortes Kragenæs, stehen zwölf aus Granit gehauene Steinfiguren in einem Halbkreis von 40 Meter Durchmesser mitten in den sogenannten "Lolländer Alpen". Jede Steinfigur ist 25 bis 45 Tonnen schwer und 7 Meter bis 9 Meter hoch. Mystisch, fast Furchterregend aber doch in gewisser Weise erhaben und ruhig, stehen diese so genannten Dodekalitten an ihrem Platz. Mitten im Naturschutzgebiet von Lolland haben der Bildhauer Thomas Kadziola und der Komponist Wayne Siegel ein beeindruckendes Kunstwerk mit Aussicht über das "Smalandhavet" (wie das Meer an dieser Stelle genannt wird) und das Hünengrab Glentehoj geschaffen. In diesem Moment geht die Sonne auf und beleuchtet den Ort in einem unwirklichen Licht, indem es die Steinfiguren wie lange schwarze Schatten erscheinen lässt. Siegels mystische Musik untermalt die Stimmung an diesem sonnigen Spätsommermorgen in besonderer Weise und lässt mich als Betrachter ob seiner Schönheit erschauern. Für solch ein Erlebnis steht man doch gerne auf!

Wandern auf Dänemarks freundlichster Wanderroute
Voll Energie und Tatendrang beschließe ich am nächsten Tag eine Spätsommer-Wanderung zu unternehmen. Der Strand nach dem Ort Ulvshale unweit der Stadt Stege (die ich später noch besuche) bildet den idealen Ausgangspunkt für die Wanderroute "Camønoen", die auch als "freundlichster Wanderweg des Königreichs" bezeichnet wird. Der dänische Fernwanderweg ist insgesamt 175 km lang. Der barrierefreie Weg führt über die Inseln Mǿn, Bogø und Nyord durch eine besonders schön gezeichnete Natur entlang einer atemberaubenden Küste, vorbei an malerischen Städtchen links und rechts des Weges. Mir reichen heute 7 Kilometer, um einen Eindruck von der Schönheit dieser gut ausgeschilderten Wanderroute zu erhalten. Ginge ich diesen Weg weiter, würde ich auch wieder an den Klippen von Mǿn vorbeikommen. Nicht selten wird der Camǿno auch als "der Jakobsweg Dänemarks" bezeichnet, weil der Weg durch die herrlichen Küstenlandschaften Dänemarks zu einer Selbstfindung führen kann – ganz im Sinne einer Rückkehr zur Natur! Daher auch die absichtlich gewählte Namensverwandtschaft zwischen dem Camino in Spanien und dem Camonǿ in Dänemark.
Pomle Nakke – Wald trifft Sand und Meer
Noch einmal wechsle ich die Insel und begebe mich nach Falster, genauer gesagt an einen seltsamen Ort mitten im Wald der sich Pomle Nakke nennt und tatsächlich ein eindrucksvolles Naturerlebnis bietet, das sich hervorragend für mich erwandern lässt. Hier treffen Sandklippen direkt auf das Meer und bilden eine skurrile Symbiose aus Stein Holz und Sand. Fünf Kilometer kann ich hier durch Wälder entlang der Küste wandern und mich an diesem Naturschauspiel erfreuen, bevor ich an dem wohl eindrucksvoll Gasthaus mitten im Wald direkt an den Klippen einkehre.

Kultur und Entspannung in Stege
Nach so viel Natur zieht es mich hin zu etwas Kultur, die ich in der mittelalterlichen Stadt Stege auf der Insel Mǿn (Mön) entdecke. Die Hauptstadt der Insel mit ihren rund 3800 Einwohnern ist zwar klein, hat aber eine Menge Kultur und Sehenswürdigkeiten zu bieten. Sei es die romanische St. Hans-Kirche aus dem zwölften Jahrhundert, oder auch malerische Hafen, der zur einen Seite am offenen Meer, zum anderen dem Stege Nor, einem Brackwassersee liegt. Ursprung der Stadt war die vom dänischen König Waldemar dem ersten errichtete Burg Stegehus. Heute ist von der ehemaligen Stadtbefestigung nur noch das Mühlentor am nördlichen Ausgang der Stadt erhalten. Bei meinem Bummel durch die malerische Einkaufsstraße gelange ich nach kurzer Zeit zu dem skurril anmutenden Thorsvang Sammlermuseum, in dem sich nicht nur zahlreiche Kuriositäten sondern auch eine Fülle an Gebrauchsgegenständen der Bevölkerung aus der Region finden. Das erinnert mich an die kleinen, vor fast allen Häusern befindlichen Kästen der Gegend mit einer dänischen Flagge, in denen die Bewohner ihre meist noch sehr guten, aber gebrauchten Haushaltsgegenstände zu geringen Preisen veräußern. Aller Orts bei meiner Durchkreuzung der Inseln treffe ich auf jene Kästchen in denen sich der interessierte Käufer einfach einen Gegenstand aus sucht und das Geld vertrauenswürdig in die dort befindliche Kassenbox gibt. Ein Paradies für Sammler und Antiquitätenjäger stelle ich schmunzelnd fest und scheine einer Eigenart der hiesigen Bevölkerung ausgemacht zu haben.
Tatsächlich treffe ich unweit des Thorsvang-Museums auf eine kleine aber sehr gut bestückte Sammlung von historischen Motorrädern. Und direkt daneben befindet sich ein Handwerksladen in dem Webkunst praktiziert wird. Hier treffe ich auf Gitte Nordstrǿm, die in dem kleinen Laden eine Webschule betreibt. Das war immer ihr Lebenstraum eine solche Webschule und einen Laden für Webkunst zu eröffnen, erzählt sie. 2006 war es dann endlich soweit, zusammen mit ihrer Freundin Katja eröffnete sie den Laden mit zu etwa zehn Webstühlen und die Nachfrage nach dem Erlernen dieser traditionellen Handwerkskunst auf der Insel ist groß. Nicht nur ältere, sondern vor allem auch jüngere Frauen aber keine Männer, sind begeisterte Schüler, erzählt Gitte und ich kann mich direkt selbst davon überzeugen als ich zwei Schülerinnen im Laden antreffe, die sich eifrig mit dem weben eines Teppichs beschäftigen. Doch das weben ist nicht die Hauptarbeit, das Knüpfen der Fäden und damit die Vorbereitung des Webstuhls die Katja im Obergeschoss des kleinen Hauses vornimmt, ist die zeitaufwendigste und komplizierteste Arbeit des gesamten Web-Prozesses. Hier werden Tücher, Teppiche und verschiedene Stoffe, Produkte in liebevoller Handarbeit hergestellt und an die Bevölkerung aber auch an Touristen verkauft. Gitte freut sich dass ihr Laden so einen Zuspruch findet gerade in schwierigen Zeiten, wie es derzeit der Fall ist, kommt ihr die neu entstandene Begeisterung für das Weberhandwerk entgegen.

Aktiv rund um den Maribo-See
Noch einmal zieht es mich in die Natur – noch einmal begebe ich mich nach Lolland und in den Naturpark Maribo, unweit der gleichnamigen und malerischen Kleinstadt. Dort treffe ich auf Uffe Nielsen, der als Naturguide und Vogelwart über das teilweise im Privatbesitz befindliche Naturreservat wacht und sich hier auskennt wie in seinem Wohnzimmer. Mit ihm gehe ich auf Vogelbeobachtung rund um den 9 Hektar umfassenden See, der sich auch in einer Wander- oder Fahrradtour erkunden lässt. Schon nach kurzer Zeit entdecke ich mit Uffe einen Seeadler der ganz nah an uns heran kommt, sehe Graureiher weiße Reiher und unzählige Entenarten die wohl nur der Naturguide auseinanderhalten kann. Wieder einmal findet sich hier ein Paradies für Hobby-Ornithologen, aber auch für naturbegeisterte Wandervögel, die zur Abwechslung mal ein Binnengewässer erkunden möchten. Das geht sogar nicht nur rund um den See sondern auch auf ihm selbst mit einem Kajak oder mit dem Ausflugsboot Anemone, das in den Sommermonaten verschiedene Stellen des Sees anfährt.

Maribo selbst ist ein kleiner Ort aus dem Jahr 1.416, der aus dem Kloster des Brigitteordens entstanden ist. Sehenswert ist hier vor allem der über mächtige Dom, der in keinem Verhältnis zu der kleinen Stadt steht und daher pompös anmutet. Der Orden war nach der Reformation verschwunden, das Kloster wurde im 17. Jahrhundert abgerissen. Heute hat sich eine kleine Abordnung der Brigitten wieder in Maribo angesiedelt und ein kleines Kloster im Ort gegründet. Beim einem Spaziergang durch den Ort stelle ich wieder jenes Phänomen fest, dass im Süden Dänemarks zu den lokalen Eigenschaften zugehört scheint. Mehr als fünf Trödelläden mit Haushaltswaren und antikem Schnickschnack lachen mich in der Haupteinkaufsstraße an. Dennoch lohnt sich ein Besuch des kleinen Ortes wenn man nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Natur etwas Abwechslung und Städtisches sucht.

So kommt ihr in die Region
Die Inseln der dänsichen Südsee erreicht man entweder über die deutsche Insel Fehmarn mit der Fähre, dem Fehmarnbelt, oder man fliegt von zahlreichen deutschen Städten direkt in einer Stunde nach Kopenhagen und fährt mit einem Mietwagen etwa eineinhalb Stunden südlich auf die Inseln in Dänemarks Süden. Flüge lassen sich beispielsweise Mitte November zwischen München und Kopenhagen für günstige 60 Euro finden.
Übernachtungen an der dänischen Südsee
Es lohnt sich, in der Region ein Haus zu mieten um unkompliziert und flexibel zu sein. Auch Camping ist an vielen Orten möglich.
Aktivitäten vor Ort
- Geopark Mǿns Klint: im Science-Center lernt man bei über 20 Aktivitäten spielend etwas über Dänemarks wilde Vergangenheit.
- Dodekalitten: Diese Steinfiguren sind ein Kunstwerk, das sich im Landschaftsschutzgebiet auf Lolland bestaunen lässt.
- Pomle Nakke: Neben schönen Wanderungen kann man sich an diesem Ort beim Küstenangeln eine Meerforelle angeln.
- Das Freilichtmuseum in Maribo: eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert bietet das Freilichtmuseum, bei welchem man alte Fachwerkhäuser entdecken und das Landleben früherer Tage hautnah nacherleben kann.
- Weitere Aktivitäten finden sich auf der offziellen Website von VisitDenmark (visitdenmark.de).
Restaurant-Tipp
Hervorragend speisen, mit Blick auf die Bucht von Stege, lässt es sich in der Hotel Residens Møen (Langelinie 44, 4780 Stege).
Ein echter Geheimtipp ist das Pomle Nakke (Pomle Nakke Traktørsted) direkt auf der Klippe mit Blick auf das Meer.
Beste Zeit
Dänemarks Südküste ist vielfältig und abwechslungsreich zu fast jeder Jahreszeit und hat sowohl dem aktiven Naturliebhaber wie auch dem kulturell oder geologisch interessierten Reisenden eine Fülle an Erlebnissen zu bieten – auch wenn der Urlaub dort nicht gerade günstig ist.