Mein Vater Fredy war noch nie so richtig begeistert davon, weil er schlicht und einfach Angst um mich hatte. Und die hält bis heute an. "Junge, mach’ du lieber erstmal eine Ausbildung", hat er gesagt. Eine Lehre zum Polymechaniker habe ich dann gemacht. Eigentlich am Anfang mehr für ihn. Mir war aber schon immer klar, dass die Berge mein Leben bestimmen werden. Eigentlich könnte man meinen, dass je mehr Wände ich bezwungen habe, desto entspannter alle zuhause sind. Das Gegenteil ist der Fall. Meine Frau Denise, die Tochter eines Bergführers ist, als auch meine Eltern werden immer nervöser, wenn sie wissen, dass ich nun gleich in eine Wand einsteige.
Es liegt daran, dass in den vergangenen Jahren so viel passiert ist. Bestimmt die Hälfte meiner Freunde haben am Berg ihr Leben gelassen. David Lama und Hansjörg Auer kamen unter eine Lawine, Corrado Pesce wurde von Eisbrocken erschlagen.
Natürlich habe ich Angst. Jedoch nur vor und nach einer Tour. Wenn ich in die Wand einsteige, spüre ich hingegen nichts von der Angst. Ich weiß, dass ich mich perfekt vorbereitet habe. Ich weiß, dass ich die Wand bezwingen kann. Und zwar mit meinen Mitteln, meinem Stil, meinem Speed. Ich habe mich noch nie in Gefahr gebracht.
Bei einem Free Solo ist das physisch für mich total unproblematisch. Wirklich. Die klettertechnische Schwierigkeit liegt dann deutlich unter dem, was ich eigentlich leisten kann. Psychisch anstrengend ist das hingegen schon. Vor allem der Torre Trieste in den Dolomiten hat mich wirklich geschlaucht. Tatsächlich habe ich Monate gebraucht, um diese mentale Anstrengung zu verarbeiten.
Krasse Touren, an denen viele schon gescheitert sind, sich die Zähne ausgebissen haben. Stehen die Chancen aber höher, dass ich abstürze, als dass ich nach Hause komme, dann bin ich raus. Sofort. Auch wenn ich schon in der Wand bin.
Das hängt davon ab, ob ich als Bergführer oder als Bergsteiger unterwegs bin. Bin ich mit Klienten im Gebirge, beträgt meine Risikobereitschaft null Komma null. Wenn ich Free Solo unterwegs bin, dann gehe ich voll ans Limit.
Hat der Hans das so geschrieben? Ich glaube, da muss ich nochmal mit ihm reden (lacht). Also, der klassische Genießer bin ich jetzt eher weniger. Dafür sind meine Erwartungen an mich selbst viel zu hoch. Wo er hingegen Recht hat, ist die Tatsache, dass ich kein Asket bin. Ich gönne mir gerne mal ein Schnitzel und ein Bier und ordne nicht das ganze Leben den sportlichen Zielen unter. Am Ende muss es immer noch Spaß machen.
Fünf Rekorde stehen noch, bis auf den Eiger. Denn hat sich Ueli Steck zurückerobert.
Vielleicht verspüre ich eines Tages das Gefühl, diesen Rekord knacken zu müssen. Das kann jederzeit passieren.
Dann komme ich nicht mehr nach Hause. Mein Beruf als Bergführer und Profiathlet – dessen bin ich mir bewusst – ist mit Gefahren verbunden, auf die ich nur beschränkt Einfluss nehmen kann. Deswegen bereite ich mich ja auf eine Tour oder Expedition auch immer seriös vor ...

Die Nordwände von Matterhorn, Grandes Jorasses, Große Zinne, Piz Badile und Petit Dru: Keiner hat sie so schnell geklettert wie der 40-jährige Extrembergsteiger Dani Arnold.
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