Professor Bloch, was passiert, wenn wir eine medizinische Maske tragen und uns anstrengen?
Eine Maske beschränkt die Luftzufuhr und erhöht den Atemwiderstand. Bei einer Anstrengung entsteht dann mit leichter Verzögerung ein erhöhter Atemanreiz durch den daraus resultierenden etwas erhöhten Kohlendioxidspiegel im Blut. Das empfinden wir subjektiv als sehr unangenehm, da es zu einer erhöhten Atemfrequenz führt. Objektiv lassen sich allerdings kaum Auswirkungen feststellen: Blutgaswerte und auch Sauerstoffaufnahme werden durch die Maske kaum beeinflusst. Die physiologischen Parameter bleiben weitgehend normal.
Auch wenn ich nach einer kurzen Anstrengung in Schnappatmung verfalle und das Gefühl habe, ich muss dringend die Maske lupfen, um genug Luft zu bekommen?
Ja, auch dann. Das Anheben der Maske ist eigentlich nicht nötig: Der Körper kompensiert das auch ohne zusätzliche Luftzufuhr, es dauert vielleicht ein bisschen länger als sonst. Wenn man auf die Straßenbahn gerannt ist, sollte man natürlich besonders im vollen Abteil die Maske eher nicht anheben. Das ist aber wie gesagt eher ein gefühltes Problem.
Das heißt, wir bekommen ausreichend Sauerstoff?
Die Sauerstoffsättigung im Blut von gesunden Probanden veränderte sich bei den Untersuchungen zum Maskentragen kaum. Die Veränderungen waren so geringfügig, sie waren kaum messbar. Diese minimalen Unterschiede werden dann relevant, wenn Menschen cardio-pulmonale Probleme haben, also Herzkreislauf- oder Atemprobleme, und zum Beispiel von vorneherein einen zu niedrigen Sauerstoffpartialdruck haben. Dann kann es natürlich kritisch werden. Für gesunde Menschen ist das aber völlig unproblematisch.
Es fühlt sich also krasser an, als es ist?
Die Probanden mit Maske haben eine Anstrengung auf einer Skala von 1 bis 10 im Schnitt bis zu zwei Punkte intensiver eingeschätzt, ohne dass die physiologischen Parameter sich stark verändert hätten. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Sensoren für das Kohlendioxidlevel im Atem sehr sensibel sind, was ja auch sinnvoll ist. Deshalb empfinden wir die Situation als deutlich gravierender, als sie eigentlich ist. Der Körper von gesunden Menschen kann diese Belastung problemlos kompensieren. Das ist letztlich natürlich auch eine Gewöhnungssache.
Kann Sport mit Maske vielleicht sogar einen Trainingseffekt bedeuten?
Es gibt ja beim Schwimmtraining bereits den Trend, mit erhöhtem Atemwiderstand zu trainieren, um die Atemmuskulatur zu stärken. Dazu würde ich allerdings keine Aussage machen wollen, ob das nun etwas bringt oder nicht. Das ist derzeit reine Spekulation.
Das heißt aber zumindest, dass meine Kletterleistung durch die Maske nicht leiden wird?
Erst im absoluten Hochleistungsbereich wird das Maskentragen einen Einfluss auf die Leistung zeigen. Unklar bleibt dabei natürlich, welchen Einfluss das subjektiv empfundene Unbehagen auf die eigene Leistung hat.
Was sollte man beachten beim Sport mit Maske?
Auch unter der Maske sollte man nicht durch den Mund, sondern durch die Nase atmen. Dabei wird die Luft gefiltert und auch minimal mit Stickstoffmonoxid angereichert. Dieses entspannt die Bronchialgefäße und erleichtert dadurch die Atmung.
Danke!

Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Jahrgang 1959, habilitierte 2004 und ist seither Professor für Molekulare und zelluläre Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln. Ein Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit ist die medizinische und zellbiologische Anpassung von Geweben und Organen auf körperliche Belastung. Seine Hobbys sind Laufen und Weine, er besitzt eine eigene Weinlinie.