Felssperrungen drohen im Donautal & Franken

Klettergebiete
Felssperrungen drohen im Donautal & Franken

Inhalt von
Zuletzt aktualisiert am 04.05.2021
Felsen im Donautal droht Sperrung
Foto: IG Klettern Donautal

In diesem Artikel:

Im Donautal und im Frankenjura drohen derzeit Felssperrungen. Im Frankenjura ist aktuell ein Massiv betroffen, im Donautal geht es um das gesamte Klettergebiet. Dabei handelt es sich durchweg um das Übliche: Aus Unwissenheit oder Unvermögen halten sich einige Kletterer nicht an die Regeln. Diese Regeln (siehe unten) umschreiben das Selbstverständliche: Kein Feuer, kein Müll, keine Belästigung von Anwohnern oder Natur.

Was viele Kletterer anscheinend nicht wissen: Es ist leider keine Selbstverständlichkeit, dass wir an deutschen Felsen klettern dürfen. Es gibt keinerlei Wegerecht am Fels. Die Erlaubnis zu klettern wurde meist unter schwierigen Verhandlungen mit Naturschützern und Gemeinden ausgehandelt. Im Frankenjura wurde zum Beispiel mit dem Zonierungskonzept ein guter Kompromiss gefunden, in der Nordeifel hingegen endeten die Verhandlungen aus Klettersicht im Desaster: Rund 70 Prozent des Klettergebiets in Nordrheinwestfalen sind seit 1997 dauerhaft gesperrt, weil Kletterer angeblich die Natur zerstören (für das Klettern an den restlichen 30 Prozent muss man bezahlen). Auch auf der Schwäbischen Alb und im Donautal wurde hart gerungen, um einen Teil der Felsen fürs Klettern zu erhalten. Für alle diese ausgehandelten Kompromisse gilt: Sie werden durch das Fehlverhalten von Kletterern gefährdet. Denn Naturschutzbehörden und Gemeinden sitzen am längeren Hebel; unterstützt werden sie von Jägern und Anwohnern, die sich von den Aktivitäten der Kletterer gestört fühlen. Viele Felsen liegen auch komplett auf Privatgrund; der Zugang zum Klettern hängt also vollständig vom Wohlwollen der Grundbesitzer ab.

Was sind die Hintergründe?

Aufgrund der geschlossenen Kletterhallen sind derzeit deutlich mehr Menschen an den Felsen zum Klettern als üblich. Und leider treten nun vermehrt Konflikte mit Anwohnern und Naturschützern auf: weil sich Anwohner durch wild parkende Kletterer-Autos belästigt fühlen, weil selbst in ökologisch heiklen Gebieten unbekümmert Felsköpfe betreten werden und weil einige Kletterer es nicht schaffen, keine Spuren zu hinterlassen. Fairerweise muss man feststellen, dass nicht allein Kletterer sich danebenbenehmen. Auch unbedarfte Wanderer, die wild grillen und eine Feuerstelle samt Alu-Grillschale hinterlassen, verschärfen die Situation. Um so wichtiger ist, dass wir Kletterer Verantwortung für die Klettergebiete übernehmen – selbst dann, wenn wir zu Besuch sind – und auch den Müll anderer mitnehmen.

Im Donautal hat der lokale Ranger 2021 (bis April) schon so viele Verstöße gegen die Regeln festgestellt, wie sonst nicht in drei Jahren zusammenkommen. Deshalb ist die Stimmung im "Däle", wie es von den Locals genannt wird, höchst angespannt und daher ist es für den Erhalt des Donautals als Klettergebiet von entscheidender Bedeutung, dass sich alle dort an die Regeln halten.

Der Vorstand der IG Klettern Donautal, der aktive Kletterer Thomas Herrmann, erklärt dazu: "Den Wanderern kann man nicht verbieten, zu wandern. Den Kletterern hingegen kann man das Klettern verbieten – das ist das Problem." Deshalb appelliert er dringlich an alle, sich an die Regeln zu halten. Und plädiert dafür, alle Unwissenden für das Risiko von Felssperrungen zu sensibilisieren. Schließlich gibt es Videos von irgendwelchen Rockstars, die laut Musik am Fels hören, derbe rumschreien und nachts noch bei hellster Beleuchtung bouldern gehen. In den USA oder der Schweiz mögen diese Verhalten toleriert werden – in Deutschland erregen bei Rangern und Naturschützern indes schon zwischen Bäumen gespannte Hängematten Aufsehen. (Unten erläutern wir, was an der Hängematte schlimm ist)

Zitat IG-Klettern Donautal
KLETTERN

Problem im Frankenjura

Im Frankenjura gibt es aktuell Stress am Moritzer Turm: Hier sind Kletterer nicht dem im Führer beschriebenen Zustieg gefolgt (der zugegebenermaßen ungewohnt nah an einem Wohnhaus vorbeiführt), sondern sind über die Wiese gegangen und haben diese Wiese auch als (Hunde-)Spielplatz und Picknickplatz genutzt. Die Wiese wird allerdings bewirtschaftet, das heißt im Klartext: plattgetretenes Gras verursacht dem Anlieger einen wirtschaftlichen Schaden. Diesem Anlieger gehört übrigens das gesamte Gelände inklusive des Moritzer Turms. Bislang war er dem Klettern gegenüber aufgeschlossen, nun ist er latent verärgert. Als Konsequenz hat die IG Klettern Frankenjura das Klettern am Moritzer Turm auf maximal zwei Seilschaften eingeschränkt. Nicht nur hier sind wir Kletterer auf kooperative Grundbesitzer angewiesen, wenn wir an ihren Felsen klettern wollen.

Die wichtigsten Regeln (und warum)

Kein Feuer Nicht erst seit den letzten Dürresommern herrscht in Deutschland Waldbrandgefahr.

Kein Müll Dazu gehören auch Nuss- und Bananenschalen, Apfelreste, Tapestreifen, Zigarettenkippen und alles andere, was man selbst nicht gern im eigenen Garten herumliegen hätte.

Kein Lärm Ob menschliche Anwohner oder tierische, wir sollten niemanden mit unserer Anwesenheit stören.

Korrekt parken Zugeparkte Einfahrten, Bauern, die nicht mehr auf ihr Feld kommen und unfallprovozierendes Parken stellen Kletterer in ein schlechtes Licht.

Kein Klettern an gesperrten Felsen Lokale Sperrungen dienen dem Schutz bedrohter Arten, ebenso das Betretungsverbot der Felsköpfe.

Auf den Wegen bleiben Abkürzungen und Trampelpfade beeinträchtigen Flora und Fauna, was auf Privatgrund und in Naturschutzgebieten nicht so gut ankommt.

Informiert euch Ob ihr ortskundig seid oder nicht, ist dem Ranger, der euch auf dem Felskopf oder am gesperrten Fels sieht, herzlich egal.

Keine Spuren Ob Tickmarks oder schlimmeres, versetzt euch kurz in die Lage des Grundbesitzers oder Anliegers. Hinterlasst nichts!

Wir werden immer mehr

Corona hat das Problem verschärft, doch es war schon vorher da: Wir Kletterer und Kletterinnen werden immer mehr. Die Felsen hingegen sind in Deutschland nicht übermäßig viele und werden auch nicht mehr. Dessen müssen wir uns bewusst sein: Es ist nicht nur an dem einen Tag, an dem wir einen Fels aufsuchen, dass der Anwohner nebenan oder die Natur um den Fels herum mit Besuch rechnen muss, sondern ständig. Entsprechend führt auch vermeintlich harmloses Verhalten (dem Hund das Stöckchen in die Wiese werfen, mit Kindern ein Tipi oder Moosbett bauen) im Zweifel zu dramatischen Folgen. Behaltet dies im Hinterkopf und helft mit, unsere Felsen fürs Klettern zu erhalten!

Was ist an der Hängematte so schlimm?

Warum sind Hängematte und Picknickdecke ein Problem?

Das Problem liegt nicht darin, dass einmal eine Familie am Fels eine Picknickdecke ausbreitet und nutzt. Doch wenn viele Menschen immer wieder mit Picknickdecken am Fels lagern, hat dies Auswirkungen auf den Boden. Des weiteren dürfen wir die Felsen zum Klettern nutzen, aber in Naturschutzgebieten und ökologisch sensiblen Gegenden (wo Felsen meist stehen), darf nicht "gelagert" werden. Sowohl Decke als auch Hängematte gehen aber in diese Richtung. Deshalb reagieren Ranger und Naturschützer diesen beiden bequemen Erfindungen gegenüber recht allergisch. Also lieber verzichten!

Das verrottet doch?

Ob Apfelrest, Pistazienschalen oder sonstige organische Abfälle: Ja, sie verrotten. Aber erst nach viel Zeit und mithilfe von Bakterien, die sie langsam zersetzen. Das heißt im Klartext, die Pistazienschalen (oder Bananenschalen oder Käsereste) liegen erst einmal noch ein Jahr rum, bevor sie beginnen, zu zerfallen... was nicht immer ein schöner Anblick ist und Ungeziefer anzieht. Deshalb ist es immer besser, eine kleine Mülltüte dabei zu haben, und seinen Müll (und vielleicht noch den der anderen) einfach wieder mitzunehmen.

Die Musik stört doch niemanden?

Abgesehen davon, dass der Schall oft vom Fels reflektiert wird und entsprechend weit gehört werden kann, stören sich daran sowohl Wildtiere der Umgebung als auch Anwohner. Deshalb sind Geschrei und Musik am Fels keine gute Idee.

Kinder müssen doch spielen!

Klar. Schwierig wird es allerdings, wenn für das Tipi nicht nur herumliegende Äste genommen werden, sondern dafür weitere Zweige abgeschnitten werden, und wenn das Bett aus Moos entsteht, weil umliegende Felsen vom Moos befreit werden. Dies führt in der Nähe von Kletterfelsen dann dazu, dass die Naturschützer und Waldbesitzer die Kletterer aufs Korn nehmen, weil die umliegende Flora und Fauna beschädigt wird.

Mehr: