Boulder-Etiquette
Do's & Dont's: Bouldern in der Halle

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Neu beim Bouldern oder Klettern? Willkommen im Club! Hier gibt's die wichtigsten Do's and Dont's fürs Klettern und Bouldern, damit ihr durchstarten könnt!

Bouldern in der Halle - Tipps
Foto: Ralph Stöhr

Kletter-Anfänger? Boulder-Anfängerin? Herzlichen Glückwunsch, du bist im coolsten Sport der Welt gelandet! Für den Einstieg haben wir hier die wichtigsten Tipps rund ums Bouldern und Klettern in gebotener Kürze aufgelistet. Diese Tipps ersetzen keinen Kurs und keine Sicherungseinweisung, sondern beziehen sich hauptsächlich auf Tipps zum besseren und gesünderen Klettern und das nicht so offensichtliche Hintergrundwissen. Viel Vergnügen!

Unsere Highlights

Do: Vor dem Bouldern Aufwärmen

Der Aufwärmprozess sollte mindestens 10 Minuten dauern. Erst gilt es, allgemein den Körper auf Touren zu bringen. Fahre mit dem Fahrrad zur Boulderhalle oder mache einige Minuten Hampelmänner. Klatsche dabei ruhig fest in die Hände, dann gelangt das Blut direkt in die Finger, die ebenfalls aufgewärmt werden müssen, weil sie unserer wichtigstes Werkzeug beim Klettern sind. Bewege danach die wichtigsten Gelenke durch: Mit Ausfallschritt und Beinkreisen die Hüfte, mit Knie-Kreisen und Squats die Knie, mit Arm-Rotationen die Schultern und bewege auch die Finger einige Minuten, indem du die Hände kräftig öffnest und schließt. Beginne deine ersten Klettermeter mit sehr, sehr leichten Bewegungen und mache zu Anfang häufiger Pausen, damit der Körper richtig "hochfahren" kann.

Dont: Mit dreckigen Schuhen klettern

Am Fels ist dies besonders wichtig, aber auch in der Halle hilft es: je sauberer die Schuhsohlen der Kletterschuhe sind, desto mehr Reibung haben sie am Tritt. Und umso besser wird dein Halt an der Wand. Gewöhne dir an, immer deine Schuhe sauberzuwischen, bevor du einsteigst (geht prima am gegenüberliegenden Hosenbein). Damit sorgst du für optimale Reibung deiner Sohlen und schonst Wände oder den Fels.

Do: Allein bouldern

Klar, mit Freunden oder festen Kletterpartnern macht Bouldern viel Spaß. Aber auch allein gibt es Vorteile: Du kannst gezielt aussuchen, welche Probleme du versuchst und welche nicht. Außerdem kommt man allein viel schneller mit anderen in Kontakt und lernt auch von (noch) fremden Boulderern. Natürlich muss man nicht immer allein losziehen, aber anstatt allein auf dem Sofa zu liegen, bietet allein Bouldern viel Spaß- und Verbesserungspotenzial.

Do: Nach den Regeln spielen

Vor allem, wenn in deiner Halle viel los ist – aufpassen ist wichtig. Gerate nicht in die Landezone von anderen Boulderern. Vergewissere dich, ob noch andere auf einen Boulder warten und frage nach, ob du mitspielen kannst. Kinder müssen beaufsichtigt werden, solange sie die Gefahren und Regeln beim Bouldern nicht selbst einschätzen können.

Dont: Zu hart trainieren

Am Anfang will man natürlich schnell besser werden und trainiert deshalb schnell zu viel: Denn schließlich werden unsere Arme und Finger nicht während des Trainings stärker, sondern in der Pause danach. Deshalb ist es gerade am Anfang superwichtig, der Regeneration Zeit zu geben, denn hier passieren die Anpassungen (a.k.a. Gains!).

Do: Bürsten

In stark besuchten Hallen sind die Griffe schnell völlig mit Chalk verkleistert. Wenn jeder während und nach seinen Versuchen die Griffe bürstet (ja, für die anderen!), haben alle etwas davon und die Griffe behalten länger ihren Grip.

Do: Suche dir Herausforderungen

Man muss nicht ständig Vollgas fahren, im Gegenteil, oft macht es auch Freude, mittelschwere Moves mit etwas mehr Geschmeidigkeit flüssiger zu klettern oder zu wiederholen. Wenn du besser werden willst, ist es allerdings klug, immer mal wieder eine Herausforderung anzunehmen, bei der du richtig kämpfen musst. Das kann ein neuer Schwierigkeitsgrad sein oder eine Kletterei, die dir nicht so liegt. Bastle daran, bis sie dir gelingt. Projektieren (=so lange probieren, bis es klappt) ist die beste Methode, um sich beim Klettern oder Bouldern zu verbessern!

Dont: Angst vor dem Versagen haben

Manchmal meiden wir das Risiko, bei einem Versuch zu scheitern. Vielleicht haben wir Angst zu stürzen, oder keine Lust auf das Gefühl, etwas nicht zu können. Manchmal wollen wir auch nicht von anderen für unsere Erfolglosigkeit belächelt werden, besonders wenn die Umstehenden besser sind. Doch keine Sorge: Die anderen Kletterer und Boulderinnen wissen genau, dass Fallen dazu gehört! Niemand wird lachen, wenn du einen Boulder nicht schaffst. Im Gegenteil, wer schon länger klettert, weiß, dass eben das unverzagte Probieren (siehe oben) zum Klettern dazu gehört. Mach' dir also keinen Kopf und probiere es einfach.

Do: Risiko minimieren

Ob du selbst bei einem Zug nicht sicher bist, ob die Landung safe ist oder ob du bei anderen riskante Manöver siehst: Im Zweifel gilt es, einen Gang runterzuschalten. Oder, wenn es um andere geht, darauf hinzuweisen, dass die Aktion riskant sein könnte. Jemand darauf aufmerksam zu machen, falls er sich im Sturzbereich befindet, sollte selbstverständlich sein.

Do: Positive Vibrations

Wenn dein Erfolgsjubel so laut ist, dass eh alle Bescheid wissen, dann rechne vielleicht nicht mit Glückwünschen. Aber generell gilt, dass wohlwollendes Anfeuern oder auch ein High-Five nach dem geschafften Boulder gut für die Stimmung und damit gut für die Motivation sind. Sich für andere mitfreuen hilft dabei, selbst ebenfalls in die "Performance"-Zone zu kommen.

Dont: Boulder blockieren

Klaro, manchmal braucht man mehrere Versuche. Doch gerade Einsteiger trauen sich anfangs nicht, wild projektierende Kletterer zu fragen, ob sie auch mal an die Wand dürfen. Lade andere ein, auch ihre Versuche zu machen, das verhilft dir zu der vermutlich dringend benötigten Pause. Vorfahrt hat normalerweise, wer zuerst einsteigt. Nachgeben sollte im Zweifel die stärkere Person (sie hat mehr Kraft, um einen erneuten Versuch zu machen).

Dont: Ungefragt Tipps geben

Natürlich ist es super, wenn man bei einem Boulder den Trick oder die richtige Methode herausgefunden hat. Doch wenn man fremde Boulderer ungefragt mit der eigenen Erkenntnis beglückt, bleibt für diese meist nur die Enttäuschung, selbst um ein spannendes Rätsel gebracht worden zu sein... und das auch noch von einem Besserwisser, der dringend loswerden musste, dass er es schon geschafft hat. Kompromiss: "Übrigens, ich hätte da einen Tipp, falls du möchtest."

Dont: Falschen Respekt haben

Ob der nächste Schwierigkeitsgrad oder überhängende Boulder: Die meisten von uns sind von gewissen Bouldern oder Routen eingeschüchtert und trauen sich nicht ran. Dabei lässt sich hier am meisten lernen! Also justiere deine Erwartungshaltung und schau einfach mal, wie weit du kommst!

Dont: Forget the Fun

Beim Bouldern gilt, je mehr man sich anstrengt, desto höher die Chance auf Erfolg. Für schwere Züge muss man wirklich alles mobilisieren und die Zähne zusammenbeißen. Trotzdem: verbissen klettern bringt auch nichts. Topboulderer wissen, dass sie im Kopf frei sein müssen und die beste Leistung bringen, wenn sie Spaß haben. Nimm es nicht zu schwer, wenn du mal keinen guten Tag hast – früher oder später wird mal einer kommen, das sollte dir aber nicht die Laune verderben. Also: Try hard and have fun!

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