In diesem Artikel:
Geierwally (7) + Große Südverschneidung (5+) + DAV-Weg (6) + Götterverschneidung (6+) + Pfundstein-Schmidt-Riss (6+) + Bogenverschneidung (7-) + Emil-Gessner-Ged.-Weg (5+) + Jubiläumsriss (7-) + Dornenriss (5) + Klosterwand (6+)
Die 10 besten Routen der Pfalz
Was gehört zu einem gelungenen Klettertag? Schöne Landschaft, toller Fels, eine tolle Linie, ein bisschen Herausforderung und schöne Bewegungen. Eine kleine Prise Abenteuer. Zufriedenheit am Ausstieg. Weitblick vom Gipfel. Und natürlich nette Kletterpartner.
Bis auf Letzteres liefern wir hier alles! Aus den unzähligen Kletterrouten der Pfalz haben wir die zehn besten herausgesucht. Vom Schwierigkeitsgrad 5 bis 7 ist alles dabei, und ihr könnt euch drauf verlassen: Diese Routen machen Spaß! Das gilt fürs Klettern in der Pfalz ganz allgemein.
Nur die netten Kletterpartner, die müsst ihr schon selbst mitbringen.

Location: Luger Geiersteine, zwischen Lug und Völkertsweiler
Facts: Erstbegeher Nicho Mailänder 1981, 10 Ringe
Impressionen: Großes Kino in der ersten Seillänge: Wer hier hochklettern möchte, sollte eine große Portion Fußtechnik mit einer ebenso großen Portion Vertrauen und einer Prise Kantengeschick verrühren – eigentlich sollte man den Reibungskletterkuchen sogar schon fertiggebacken und zum Einsatz parat haben, um in der Geierwally heil den Einstieg hinter sich zu lassen. Die Kletterei entwickelt sich dann genüsslich von technisch-luftig zu athletisch-kräftig, gekrönt von überhängender Kletterei an den typisch Pfälzer Wabengriffen, bevor man hochbefriedigt zum Stand gelangt. Nach diesem Vergnügen folgt die zweite Länge: luftig zum Gipfel.
Weitere Top-Routen am Fels: Luger-Tor-Weg (7-), Sonnenweg (7)

Location: Backelstein, östlich über dem Hauensteiner Freibad
Facts: Erstbegeher Elmar & Hugo Hasselwander 1961
Impressionen: Das Freikletter-Testpiece der 60er-Jahre bietet fast 50 Meter Kletterei vom Feinsten. Große Camelots oder Hexentrics gab es 1961 noch nicht. Hugo klemmte mit seinem Körper im breiten Riss und bot Elmar, dem Vorsteiger, als lebendiger Klemmkeil die einzige Sicherung. Die Kollegen glaubten Elmar erst einmal nicht. Danach kletterte er kurzerhand mit den dicken Bergschuhen die Route vor den Augen der Ungläubigen noch mal free solo. Heute sichert der Genießer den Riss komfortabel mit den kleinen bis dicken Klemmapparaten und Sanduhrschlingen ab.
Weitere Top-Routen am Fels: Rote Wand (7), Strich (7-), Direkte Herbstroute (6+)

Location: Bruchweiler Geierstein, nordöstlich von Bruchweiler
Facts: Erstbegeher Hans Laub 1960 (5/A1), 9 Ringe, kann mit langen Schlingen auch in einer Seillänge geklettert werden.
Impressionen: Hier spielt die Pfalz ihre interessantesten Herausforderungen aus. Wer Reibungskletterei am Sandstein nicht gewohnt ist, bekommt hier ein prachtexemplarisches Lehrstück unter die Sohlen. Beim Durchqueren der Gufel und anschließendem Ausstieg um die Ecke kann man schon mal ein leichtes Herzklopfen verspüren: ob aus Angst oder Genuss, hängt wohl vom Typ und vom Niveau ab. Ganz kalt wird diese Passage aber niemanden lassen. Nach einer so fordernden ersten Seillänge ist man fast dankbar, dass in der zweiten Länge zwar noch Ausdauer, aber nicht mehr ganz so kreative Fertigkeiten gefragt sind.
Weitere Top-Routen am Fels: Schnapsweg (6-), Niemandsland (6+), Schartenweg (5), Mittelturmweg (4), Superlative (8)

Location: Fladensteine, Bundenthaler Turm, am Sportplatz von Bundenthal
Facts: Erstbegeher Gebhard Pfersdorf 1951 (6-/A1), 7 Ringe, Friend 3,5 vor dem ersten Ring ratsam.
Impressionen: Wie in der Pfalz üblich, bekommt man auch in der Götterverschneidung den oberen sechsten Grad nicht geschenkt. Mit etwas Risstechnik und geschickter Fußpositionierung kann man kraftsparend loslegen, im oberen Teil hilft neben Beweglichkeit auch ein gerüttelt Maß Athletik weiter. Anspruchsvoll, abwechslungsreich und mit triumphalem Finale: Eine Route wie von den Göttern geschickt – das muss man selbst als Atheist zugeben.
Weitere Top-Routen am Fels: Südriss (6), Hans guck in die Luft (7)

Location: Asselstein, oberhalb der Klettererhütte bei Annweiler
Facts: Erstbegeher Philipp Pfundstein und Karl Schmidt 1923 (6/A0), 3 Ringe
Impressionen: Eine Begehung gereicht auch heute noch zu Ruhm und Ehre und fordert eine solide Risstechnik, vor allem für Exemplare der breiteren Sorte. Rudolf Christmann seilte 1920 nach seiner Erstbegehung des linken Risses, des Rolfkamins, den er zusammen mit Pfundstein kletterte, über den beeindruckenden rechten Nordriss ab und gab zu Protokoll: "Nach gewonnenem Einblick halte ich es nicht für redlich, dass jemand sein Leben daran wagt”. Drei Jahre später gelang Pfundstein und Schmidt eine Begehung. Heute sichert man den lange Zeit als Nonplusultra geltenden Riss mit allerhand Material, auch mit den ganz großen Cams, zusätzlich ab.
Weitere Top-Routen am Fels: Fritz-Mann-Kamin (5+), Rolfkamin (6+), Südostkante (7)

Location: Drei Felsen, westlich von Rinnthal
Facts: Erstbegeher Hans Laub 1960 (6-/A1), 4 Ringe, am besten über Noumoos (6+, 2 Ringe) einsteigen.
Impressionen: Vom Band weg geht es zur Sache. Delikate Wandkletterei an offenen Löchern, die dankenswerterweise immer plattiger wird, führt zu passablem Ruhegelände. Nach einer Verschnaufpause wartet dann die unscheinbare Crux zu Beginn des Bogens, wo plötzlich sowohl Griffe als auch Tritte zusammenschrumpfen und die Positionierung des Körpers zur Herausforderung werden lassen. Dies gemeistert, darf man zur Belohnung die immer besser und griffiger werdende Schuppe im Bogen heraushangeln – ein Fest!
Weitere Top-Routen am Fels: Falkenverschneidung (6), Lineal (7-), Westverschneidung (4+), Das Geheimnis der Erfinder (8+)

Location: Rappenwand, im Glastal bei Erfweiler
Facts: Erstbegeher Fred Frey 1941, 4 Ringe plus Keile und Cams in allen Größen
Impressionen: Pfalzneulingen auf der Suche nach leichten Routen wird beim Anblick der ersten Meter dieser genialen Route vielleicht etwas der Schreck in die Glieder fahren. Aber keine Sorge, der kaminartige Riss lässt sich gut absichern, und ist – ob ganz innen geschrubbt oder gestemmt oder weiter außen elegant gespreizt – auch gut klettern. Bis zum Stand hat man dann mit ein paar Piazzügen schon einen Großteil an Rissklettertechniken abgehakt. Der Rest zum Gipfel ist dann, egal ob direkt oder über rechts, deutlich leichter.
Weitere Top-Routen am Fels: nicht direkt an der Rappenwand, sondern am benachbarten Kumbtfels: Kumbtverschneidung (4-), Kumbtplatte (6+)

Location: Nonnenfels, über dem Bärenbrunner Hof am Ende des gleichnamigen Tals
Facts: Erstbegeher Hans Laub 1960 (6-/A1), frei: Richard Mühe 1978 abschnittsweise; 6 Ringe, Friend 2,5 vor dem ersten Ring, mittlere und große Keile in der Schlüsselstelle.
Impressionen: Absoluter Oberklassiker, der geeignet ist, das Ego starker Sportkletterer zurechtzustutzen. Wer hier ohne solide Riss-Klemmtechnik einsteigt, wird statt dem unteren siebten Grad eine Stelle im unteren neunten Grad zu klettern haben. Ist man hingegen mit Risstechnik ausgestattet, darf man sich auf ein harmonisches Crescendo freuen: Nach einem anregend-friedlichen Einstieg mit guten Placements verjüngt sich der Jubiläumsriss nach und nach, um schließlich in der majestätischen Headwall der Nonne zu einem interessanten Fingerriss zusammenzulaufen. Eine wahre Kingline der Pfalz.
Weitere Top-Routen am Fels: Lutzverschneidung (6+), Mekka (10-/10)

Location: Hochstein, südlich von Dahn
Facts: Erstbegeher Hans Laub 1959
Impressionen: Zu recht mit die beliebteste Route der Pfalz im fünften Grad und ideal, um das Legen von Sicherungen zu erlernen. Das Problem: Bei Hochbetrieb an Wochenenden wird die Route regelrecht belagert und leider auch häufig mit Topropes blockiert. Wenn man dann aber mal dran ist, wird man mit Genuss pur belohnt. Nach ein paar kräftigen Zügen am Einstieg folgt elegantes Klemmen und Spreizen bis zum Abseilring in der Gufel.
Weitere Top-Routen am Fels: PK-Kante (5+), Eichenriss (6-), Solaris (6+), Graue Wand (4+)

Location: Klosterfels, über dem Bärenbrunner Hof am Ende des gleichnamigen Tals
Facts: Erstbegeher Rudi Scheiber (5/A1) 1939, direkter Einstieg Hans Laub (5/A0) 1951, direkter Ausstieg Karl Mühe (5/A1) 1952, 10 Ringe
Impressionen: Mit direktem Ein- und Ausstieg eine großartige Linie durch eine gewaltige Wand. Die Passagen zwischen den zahlreichen Ringen können mit Keilen gut abgesichert werden. Im ersten Teil der Route wartet knifflige Wandkletterei. Ein Querung leitet nach links in eine Verschneidung, an deren Ende ein Abschlußdach noch mal richtig Power fordert. Mehr Abwechslung in einer Route geht kaum, und als Belohnung für die Mühen gibt‘s am Bärenbrunner Hof ein kühles Bier.
Weitere Top-Routen am Fels: Hungerweg (6+)