Obwohl sie meist winzig sind, bergen Zecken für Menschen einiges an Risiko, denn sie können eine Reihe von Krankheiten übertragen. Die für den Menschen gefährlichsten darunter: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose (auch Lyme-Borreliose genannt). Gegen FSME kann man sich impfen lassen, gegen Borreliose nicht. Die beste Taktik besteht in der Prävention: sich gar nicht erst beißen lassen ist definitiv die beste Variante.
Zecken lauern nicht überall gleichermaßen. Besonders im Süden der Republik wie in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sind sie sehr verbreitet und angriffslustig. Doch auch in Italien, Frankreich und Österreich treten die kleinen Sauger immer häufiger auf. Karten über das Verbreitungsgebiet finden sich im Internet bspw. auch unter zecken-radar.de. Besonders wohl fühlen sich Zecken in der Nähe von Bächen und Wäldern, aber wie bereits erwähnt auch in kniehohem Gras, Sträuchern und Büschen. Dort warten sie auf einen Wirt, den die Zecken über Wärme und Geruch wittern und an den sich die Zecken dann anhängen. Dass Zecken sich von Bäumen fallen lassen, ist hingegen ein Gerücht.
Zeckenbissen vorbeugen – 7 Tipps
Zeckenbisse vermeiden: kein Problem für zivilisierte Menschen, die sich vornehmlich in geschlossenen Räumen aufhalten. Die Menschen allerdings, die es raus, auf Berge, ins Grüne, fernab der Wege zieht – die müssen auf sich aufpassen. Mit diesen Tipps könnt ihr euch vor den kleinen Blutsaugern vorab und auf Tour besser schützen ...
Temperatur checken
Zecken (Ixodida) lieben feuchtwarmes Wetter. Was aber nicht heißt, dass sie gleich das Zeitliche segnen, wenn es abkühlt. Bei Frost verfallen sie nur in eine Art Starre und überwintern unter Laub- und Schneedecken. Schau vor der Tour auf das Thermometer: Oberhalb von 6°C werden Zecken bereits aktiv, und deine Alarmglocken sollten läuten!
Hochrisikogebiete kennen und mit Vorsicht betreten
Büsche, Farne und Grashalme in hohen Wiesen: Hier fühlen sich die fiesen kleinen Spinnentiere wohl. Wer sich in ihrem Terrain bewegt, lädt sie zum Surfen ein – diese Zeckengebiete (wenn es geht) meiden! – Außerdem sollte man vor der Tour aktuelle FSME-Karten (die Gebiete mit hoher Infektionsgefahr zeigen) konsultieren. Besonders hoch ist das Risiko nach wie vor im Südosten Deutschlands, v.a. in Bayern und Baden-Württemberg. Mehr dazu: zecken.de/de/fsme/fsmerisikogebiete-europa
Auf Tour die richtige Kleidung tragen
Wer lange Hosen und ein langärmeliges Hemd oder eine Softshelljacke trägt, bietet den Blutsaugern weniger Angriffsfläche. Was auch hilft: Hosenbeine in die Socken stecken oder Schuhe mit einem hohen Schaft tragen, vor allem, wenn man die Hose mittels Gummiring daran fixiert. Günstig sind helle Farbtöne, hier entdeckt man die schwarzen Tiere am ehesten. Dunkle Outfits geben den Zecken dagegen eine optimale Tarnung. Auf hellem Stoff erkennt man die nur 2,5 bis 5 Millimeter großen Tierchen viel schneller.
Getragene Kleidung nicht mit reinnehmen
Nicht immer finden Zecken sofort den Weg in die Haut. Aber Zecken wandern gerne so lange in Shirt und Hose umher, bis sich die Chance auf eine Mahlzeit ergibt. Man sollte daher auf Tour getragene Kleidungsstücke eher draußen vor dem Zelt/Schlafzimmer lassen. Denn wer teilt sich seinen Schlafplatz schon gerne mit einer Zecke aus dem Unterholz? - Außerdem sollte man sich am Abend gründlich absuchen. Zecken setzen sich gern an geschützten Stellen mit dünner Haut wie den Achsel- und Schambereich, den Kniekehlen oder am Haaransatz fest.
Den Störenfried schnell wieder los werden
Hausmittelchen wie Öl, Klebstoff, Nagellack, Alkohol o.ä. töten die Zecke zwar, führen aber dazu, dass sie im Todeskampf noch mehr Krankheitserreger in den Körper absondert. Um den Blutsauger wieder zu entfernen, eignen sich Zeckenzangen oder Zeckenkarten am besten. Letztere sind im praktischen Kreditkartenformat zu haben und hebeln die Zecke einfach aus der Haut. Unser Tipp: Nymphia Zeckenentferner (ca. 7 Euro), mit dem man auch Mini-Zecken sauber entfernen kann.
Empfehlenswerte Mittel gegen Zecken
Nackte Hautpartien schützt man mit Abwehrsprays. "Zecken-Stopp" von Anti-Brumm (Wirkstoff: Icaridin/Citriodiol) und "S-quitofree" von DM (Wirkstoff: PMD) schnitten z.B. bei Stiftung Warentest mit "sehr gut" ab. Wer es benutzt, sollte das Präparat 15 bis 20 Zentimeter von der Haut entfernt langsam und gleichmäßig aufsprühen. Sprays und Lotionen mit dem Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) wehren Zecken am effektivsten ab. Es gibt sie in Konzentrationen von zirka 10 bis 50 Prozent. Je höher der DEET-Anteil, desto länger – nicht besser – wirkt das Mittel. Bei Kindern sollte der nicht ganz unumstrittene Inhaltsstoff vorsichtshalber nur in einer zehnprozentigen Lösung angewendet werden. Eine gute, meist verträglichere Alternative sind etwa Produkte mit dem Wirkstoff Bayrepel. Sie sollen sich bereits für Kinder ab zwei Jahren eignen.
Impfung gegen übertragbare Krankheiten
Ein Zeckenbiss kann FSME (Frühsommer-Melingoenzephalitis) und Borreliose auslösen. Beobachte daher nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle. Bildet sich ein roter Kreis um den Zeckenbiss oder treten grippeähnliche Symptome auf, solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine Impfung gegen FSME ist möglich, und empfiehlt sich vor allem für Menschen, die in einem Hochrisikogebiet wohnen. Gegen die (Lyme-)Borreliose gibt es hingegen noch keine Impfung. Um so wichtiger sind eine schnelle Diagnose und eine fachgerechte Behandlung mit Antibiotika! Bei später auftretenden oder chronischen Symptomen können mehrwöchige Antibiotika-Infusionen notwendig werden.
Borreliose – die wichtigsten Infos
Borreliose muss nicht ausbrechen und kann denkbar harmlos verlaufen. Allerdings kann sie auch ernsthafte Gelenkschäden, Lähmungen, Hautveränderungen und Hirnschäden verursachen, und dies auch lange nach dem Zeckenstich. Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa. Weil die Krankheit nur im Frühstadium gut zu behandeln ist, ist Wachsamkeit angebracht. Borreliose ist in der nördlichen Hemisphäre (Nordamerika, Europa und Asien) verbreitet.
Wie übertragen Zecken die Lyme-Borreliose?
- Nicht jede Zecke im europäischen Raum enthält Borrelien, also die Bakterien, die Borreliose auslösen.
- Laut Robert-Koch-Institut befinden sich die Borrelien-Erreger in der nüchternen Zecke im Darm. Nach Beginn des Saugaktes wandern die Borrelien in die Speicheldrüsen, von wo sie mit dem Zeckenspeichel auf die gestochene Person übertragen werden. Die Zecke muss daher eine längere Zeit (zumindest mehrere Stunden) gesaugt haben, damit Borrelien übertragen werden können.
- Deshalb gilt: Je schneller die Zecke entfernt wird, desto unwahrscheinlicher ist, dass der Erreger übertragen wurde.
- Eine Infektion zeigt sich oft – aber nicht notwendigerweise – in einer lokalen Entzündung um den Zeckenbiss. Dieser rote Fleck schmerzt meist nicht.
- Eine spontane Ausheilung ist in jedem Stadium der Borreliose möglich. Ein Großteil der Infektionen verlaufen völlig beschwerdefrei.
- Borreliose kann man in frühen Stadien mit Antibiotikum behandeln, in späteren Stadien lässt die Wirksamkeit der Therapie nach. Von prophylaktischer Antibiotika-Gabe wird abgeraten.

Verbreitungsgebiet von Borreliose.
FSME – Verbreitung und Infos
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und teilweise mit einer Meningoenzephalitis, der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, einhergeht.
Die wichtigsten Fakten zur FSME im Überblick:
- Verbreitet ist der Virus vor allem bei Zecken in Baden-Württemberg, in Bayern, im südlichen Hessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Darüber hinaus sind einzelne Kreise in weiteren Bundesländern betroffen.
- Laut Robert-Koch-Institut befinden sich FSME-Endemiegebiete in Mitteleuropa in Österreich, in der Schweiz, in Polen, in Tschechien und in der Slowakei, in Nordeuropa in den baltischen Ländern, Süd- und Mittelschweden, an der Südküste Norwegens und Finnlands und in Teilen Dänemarks und im europäischen Teil Russlands sowie in Südosteuropa in Ungarn, Kroatien, Slowenien und Albanien. Niedrige FSME-Inzidenzen bzw. Einzelfälle wurden in Frankreich (Elsass), Italien (Trentino), England und den Niederlanden beschrieben.
- Es gibt keine Medikamente gegen FSME, nur die Symptome der Krankheit können behandelt werden. Daher wird in den Verbreitungsgebieten zur Impfung geraten.
- Die Krankheit ist nicht leicht zu erkennen. Die Symptome sind unterschiedlich, und ähneln denen einer Sommergrippe: Fieber, Kopfschmerz, unspezifische, grippale, oder Magen- und Darmbeschwerden
- Der Großteil der Erkrankungen heilt folgenlos aus, bei Erwachsenen mit Meningoenzephalitis können jedoch Folgeschäden zurückbleiben (z.B. Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Hörstörungen, u.a.). Nur sehr wenige Fälle verlaufen tödlich.
Maßnahmen nach dem Biss
Hat die Zecke einmal gebissen, muss die Zecke so schnell wie möglich entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Ob Öl auf die Zecke träufeln, nach rechts oder links drehen oder sonstiger Hokuspokus: Es gibt keinen Trick, um Zecken am leichtesten zu entfernen. Von diesen überlieferten Tricks wird mittlerweile abgeraten; das wichtigste ist die zügige Entfernung, ohne die Zecke zu (zer-)quetschen.
Zecke in der Haut: Zum Arzt oder nicht?
Prinzipiell ist der Stich einer Zecke kein Grund zur Panik. Treten nach dem Zeckenstich aber Krankheitssymptome, wie zum Beispiel Fieber oder Abgeschlagenheit auf, sollte man umgehend einen Arzt bzw. Ärztin aufsuchen. Eine Rötung um die Einstichstelle herum solltest du ebenfalls genau beobachten und bei längerer Dauer oder ringförmiger Ausbreitung ärztlich abklären lassen.
Wissenswertes über Zecken
In hiesigen Breiten ist der gemeine Holzbock die am weitesten verbreitete Zeckenart. Diese Art wird zwischen 2,5 und 4,5 Millimeter groß; Weibchen werden meist größer als die Männchen. Der Zeckenkörper dehnt sich mit dem aufgenommenen Blut und kann bis zu 3 Zentimeter groß werden.

Zecken werden zwei bis fünf Jahre alt und durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien. Im Winter waren sie früher in unseren Breiten nicht aktiv und überlebten ihn häufig nicht. Experten zufolge sind die winzigen Blutsauger aber mittlerweile auch ganzjährig aktiv – Grund dafür sind die immer milder werdenden Temperaturen in den Wintermonaten. Zecken sind bereits auch auf über 1500 Metern Höhe gesichtet worden. Dies wird ebenfalls der Klima-Erwärmung zugeschrieben, denn die Zecke fühlt sich bei gemäßigten bis warmen Temperaturen am wohlsten. Für 2025 erwarten Forschende daher auch wieder einen Anstieg der Krankheitsfälle aufgrund von Zeckenstichen.
- Beißen oder stechen Zecken? – Der biologische Mechanismus mit dem die Zecke bei Tieren und Menschen Blut entnimmt kommt eher einem "Stechen" als einem "Beißen" nahe. Der Begriff Zeckenstich hat sich in den letzten Jahren in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur durchgesetzt.
- Eine Nase haben Zecken nicht – sie riechen stattdessen mit dem "Haller'schen Organ". Dieses sitzt an der Innenseite der vorderen Beine und kann Kohlendioxid (aus dem Atem), Ammoniak (kommt in Urin vor), Butter- und Milchsäure (in Schweiß) und andere Stoffe wahrnehmen. Vermutlich kann es noch weitere physikalische Reize wie Licht und Temperatur feststellen.
- Die Atemorgane der Zecke, die Tracheenöffnungen, befinden sich an der Unterseite der Zecke zwischen dem vorletzten Beinpaar.
- Um sich von der aus dem Ei geschlüpften Larve zur "Nymphe" zu wandeln, muss die Larve erst einmal Blut zu sich nehmen. Danach entwickelt sie sich weiter. Nymphen werden circa 1,5 bis 2 Millimeter groß. Nach einer weiteren Blutmahlzeit häutet sich die Nymphe dann und entwickelt sich weiter zur ausgewachsenen Zecke. Schon als Larve können die Parasiten Krankheitserreger übertragen.
- Vorsicht: Quetscht man den Hinterleib, gibt der Parasit eventuell erst recht gefährliches Sekret ab. Also mit behutsamem, beständigem Kraftaufwand senkrecht ziehen. Die Stelle desinfizieren und beobachten.
- Männer erkranken häufiger an FSME als Frauen, fanden Eckhart Petri und Jiri Beran heraus. Von insgesamt 2.263 Fällen waren bei der fraglichen Untersuchung fast doppelt so viele Männer (1.471) erkrankt wie Frauen (792). Zunächst hatte man angenommen, dass Männer mehr Zeit draußen und damit in zeckenverseuchten Gebieten zubringen. Doch so einfach ist es nicht: dagegen spricht, dass eine andere von Zecken übertragene Erkrankung häufiger Frauen betrifft: die Borreliose. Hier sind die erkrankten Frauen leicht in der Überzahl. Es wird vermutet, dass die Immunabwehr von Männern und Frauen unterschiedlich funktioniert.
Quellen: zecken.de, rki.de, uni-heidelberg.de, netdoktor.de
Beim Verdacht auf eine Infektion sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen. Dieser Artikel dient zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung!